Gen Z – unterschätzt oder tatsächlich faul?

In diesem heutigen Blog möchte ich gemeinsam mit Ihnen etwas Sozial-forschung betreiben und dabei der Frage nachgehen: Wie sieht die Zukunft aus, was kommt nach uns?

An dieser Stelle habe ich bereits ausführlich über die unterschiedlichen Generationen und deren Unterscheidungskriterien berichtet. Zur Erinnerung:

  • Generation Silent (Weltkriegsgeneration) – *1928-1945
  • Generation Baby-Boomer – *1945-1964
  • Generation X (Gen X) – *1965-1980
  • Generation Y (Gen Y oder Millennials) – *1981-1996
  • Generation Z (Gen Z) – *1997-2009
  • Generation Alpha (Gen α) – *2011-2024
  • Generation Beta (Gen β) – *ab 2025

Jede dieser unterschiedlichen Generationen hat ihre ganz spezifischen Merkmale – zumeist der Zeit geschuldet. Doch ist keine derart umstritten wie die Gen Z! So titelte einst die Frankfurter Rundschau „Laut Studie: Faul und respektlos? Hälfte der Gen Z stimmt sogar zu“! Eine andere Studie, veröffentlicht im Februar 2025, spricht hingegen von „… fleissig, wie lange nicht mehr“! Was denn nun? Bevor ich dem Ganzen auf den Grund gehe – die Schreckensmeldung: Behält der Gründer des Instituts für Generationenforschung, Rüdiger Maas, recht, so sind die nächst folgenden Generationen Alpha und Beta lebensunfähig! Dazu mehr am Ende des Blogs.

Zurück zur Gen Z!

Merkmal der Gen Z ist das Internet und die Mobilität! Aufgewachsen mit Tablets und Smartphones verbringen die Mitglieder dieser „Kohorte“ viel Zeit im Datenhighway. Das verleiht ihnen auch den Namen der „Digital Natives“: Bei Fragen wird gegoogelt, zum Zeitvertreib Videos auf TikTok angesehen, anstelle des persönlichen Gesprächs wird auf WhatsApp gechattet. Alles nicht-linear! Viele übertreiben es dabei und lassen ihr Smartphone nicht mehr aus dem Blick. Das sind die sog. „Smombies“ (eine Wortkombination aus Smartphone und Zombie). Sie verbringen deutlich über fünf Stunden am Tag mit ihrem Smartphone und entgleiten alsdann in eine digitale Parallelwelt. Eine Studie der ZHAW – Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften aus Winterthur zeigte schon 2019 auf, dass 25 % der Kinder im Alter von sechs und sieben Jahren zu diesem Zeitpunkt bereits ein Smartphone besassen – von den 10-12-jährigen gar 92 %. Im Vergleich dazu: Der Schreiber dieser Zeilen wehrte sich gegen diese ständige Ablenkung und schaffte sich erst 2023 ein Smartphone an, da ich es beruflich brauchte. Das ist die Gen X! Inzwischen möchte ich es aber auch nicht mehr missen!

Die Gen Z definiert Arbeit und Leben neu. Viele möchten sich mit ihrer Arbeit identifizieren um dadurch eine neue Lebensqualität zu bekommen. Charakterlich beschrieben wird die Gen Z als Einzelkämpfer und Indivi-dualisten, Maximierung von Erlebnissen und Ablehnung festgelegter Strukturen und Abläufe. Während vorhergehende Generationen in der Work-Life-Balance durchaus zu Work tendierten, ist der Gen Z die Freizeit immens wichtig. Das führt zu Vorurteilen wie „faul“, „nicht motiviert“, „Keine Arbeitsmoral“ etc. Dem widerspricht eine Studie des Deutschen Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung vom Februar 2025. So stieg bis zu diesem Zeitpunkt die Erwerbstätigkeit der Altersgruppe der 20- bis 24-jährigen auf 76 % – ein durchaus überdurchschnittlicher Wert!

Dass die Generation Z viel fordert, aber wenig arbeitet, ist ein verbreitetes Vorurteil. Doch es ist falsch. Die jungen Leute sind fleißig wie lange nicht mehr!“

(IAB-Forschungsbereichsleiter Enzo Weber)

Zurückzuführen ist dies vornehmlich auf die Nebenjobs der Studierenden. Aber auch bei den Nicht-Studierenden lag der Wert der Erwerbstätigkeit bei sehr guten 85,9 %. Bei der weiteren Analyse der Daten wurden daneben keine Unterschiede mehr bei den Jobwechseln oder gewünschten Arbeitszeiten zu früher auffällig. Eine Studie aus Österreich (Ö3-Jugendstudie) besagt, dass es für 80 % der Befragten selbstver-ständlich ist, Vollzeit zu arbeiten. Jene Videos selbsternannter Influencer, die dem Zusammenbruch nahe die 40 h-Woche ablehnen, sind somit Einzelfälle, die es in jeder anderen Generation auch gegeben hat, auf-grund des fehlenden Internets jedoch damals wesentlich weniger Medien-wirksamkeit erlangten. Allerdings sind die Angehörigen der Gen Z der Überzeugung, dass die Arbeit auch in 30 Wochenstunden erledigt werden kann. Damit prallen sie natürlich frontal gegen die Interessen der Arbeit-geber, welche die Wochenarbeitsstunden gerne ausgeweitet wüssten. Und noch etwas: Viele der Studierenden beenden das Studium auch weitaus früher, da sie nach dem Bachelor-Abschluss direkt in die Arbeitswelt eintauchen.

Ein anderes Merkaml der Gen Z ist eine sehr starke Werteorientierung vornehmlich in Richtung soziale Gerechtigkeit, Nachhaltigkeit und unter-nehmerische Verantwortung. So sollen sich Unternehmen und Organisationen sichtbar sozial engagieren. Nicht nur bei jedem Einzelnen, sondern v.a. bei Unternehmen und Organisationen soll ein sinnhaftes Handeln überwiegen.

Weitgehend also durchaus positive Erkenntnisse! Doch gibt es auch eine Kehrseite der Medaille: Angstzustände, Depressionen, Kopfschmerzen und Schlafprobleme! 70 % der 13-17-jährigen gaben im Rahmen einer Studie an, unter Angstzuständen und Despressionen zu leiden. Soweit das Ergebnis eine US-Studie, die im „Journal of Abnormal Psychology“ 2019 veröffentlicht wurde – also noch vor der Corona-Pandemie. Einher damit geht auch der starke Anstieg der Suizid-Rate in diesem Alter! Den Grund hierfür sehen die Wissenschafter in den vielen Katastrophen, Terroranschlägen und bewaffneten Konflikten. Die Lockdowns und Einschränkungen der Corona-Pandemie haben dies noch zusätzlich verschlimmert. Zu ähnlichen Ergebnissen gelangt auch die Ö3-Jugend-studie aus dem Jahr 2025 (28.000 Befragungen): Jeder Vierte gab an in einer schlechten psychischen Verfassung zu sein. Die grössten Befürchtungen für die Zukunft sehen die Z’ler im Terrorismus, den Kriegen und dem Klimawandel, die Gegenwartsängste resultieren aus der CoVID-Krise und dem Ukraine-Krieg. Viele fürchten sich vor dem Verlust der Kontrolle über das eigene Leben.

Wie wichtig allerdings die Gen Z für unsere Gesellschaft ist, zeigen die Bevölkerungsstatistiken auf. So leben in Deutschland nicht weniger als 12,4 Mio, in Österreich 1,5 Mio Menschen, die zwischen 1997 und 2009 geboren wurden.

Zuletzt noch – wie versprochen – zum Generationenforscher Rüdiger Maas! In seinen 2021 veröffentlichten Studien spricht er davon, dass die Abnabelung der Gen α nicht funktioniert. Diese sässen später gar im Hörsaal der Uni oder bei Bewerbungsgesprächen neben ihren Spröss-lingen. Eine Kindheit, voll mit Geschenken und Optimierungen und nicht selten acht (!) Stunden Internet pro Tag! Pädagogen betonen, dass viele der Gen α nur in Zwei-Wort-Sätzen sprächen oder gar sich selbst nicht anziehen können. Die Gen α ist lebensunfähig!

Links:

Lesetipps:

.) Generation Z – Zwischen Selbstverwirklichung, Insta-Einsamkeit und der Hoffnung auf eine bessere Welt; Valentina Vapaux; Gräfe und Unzer 2021

.) Generation Greta; Klaus Hurrelmann/Erik Albrecht; Beltz 2020

.) Generation Z: Wie sie tickt, was sie verändert und warum sie uns alle ansteckt; Christian Scholz; Wiley-VCH 2014

.) Die Generation Z erfolgreich gewinnen, führen und binden; Wolfgang Kring/Klaus Hurrelmann; NWB Verlag 2019

.) Generation Z oder von der Zumutung, älter zu werden;Reinhard Mohr; Fischer-Taschenbuch-Verlag 2004

.) Schluss mit dem Jugend-Bashing – Warum unsere Gesellschaft optimistisch in die Zukunft blicken kann; Pia Meier; Verlag Orgshop 2024

.) Motivationsmodell GenZ – Motivation der Generation Z in der Arbeitswelt, Nikolas Wunderlin; WME know and learn 2021

.) Generation lebensunfähig; Rüdiger Maas; Münchner Verlagsgruppe 2021

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