Zu sauber – zu ungesund!
Posted on 09/13/24 by UlstoMein Gott – was würde denn der gute alte „Meister Propper“ dazu sagen, dass er plötzlich arbeitslos wurde und möglicherweise als Strassenkehrer in der Gosse landet?! Mehrere Studien haben – unabhängig voneinander – aufgezeigt, dass aggressive, chemische Reiniger nichts im Haushalt zu suchen haben sollten. Dies hat unterschiedliche Gründe, auf die ich im Folgenden etwas genauer eingehen werde. Fakt aber ist:
„Zu sauber ist ungesund!“
Wir verwenden sie nahezu täglich in unseren eigenen vier Wänden: Reinigungs- und Waschmittel! Es sind unglaubliche Zahlen: Alleine in Deutschland pro Jahr rund 319.000 Tonnen Reinigungs- und Pflegemittel (Allzweck- oder Sanitärreiniger beispielsweise), 173.000 Tonnen Geschirrspülmittel für die Maschine und etwa 139.000 Tonnen Geschirr-spülmittel für die Hand! Material im Wert von 4,8 Milliarden Euro! Haben Sie sich vielleicht schon mal Gedanken darüber gemacht, dass viele dieser Produkte nicht nur starker Tobak für die Kläranlagen sind, sondern auch direkt unsere Gesundheit angreifen? Experten empfehlen deshalb das „Nachhaltige Reinigen“! Das bedeutet, dass beim Kauf der Produkte Wert auf Reiniger gesetzt werden sollte, die zwar eine hygienische Reinigung ermöglichen, aber die Gesundheit und Umwelt nicht angreifen und zudem sparsam verwendet werden können. Besonders empfehlenswert sind Produkte mit dem deutschen Level „Blauer Engel“, dem „Öster-reichischen Umweltzeichen“ oder der europäischen „Euroblume“! Aber auch hier gilt: Die Dosierung richtet sich nach dem Grad der Verschmutzung!
Zu den Einzelheiten:
.) Gesetzlich geregelt ist, dass die Tenside, die in jedem Putz- und Waschmittel enthalten sind, biologisch abbaubar sein müssen, da sie etwa in der Kläranlage ansonsten grossen Schaden anrichten können. Unter einem Tensid versteht man eine Substanz, die die Oberflächen-spannung bzw. Grenzflächenspannung zwischen zwei Phasen in einer Flüssigkeit herabsetzt und dadurch eine Vermengung zweier ansonsten nicht mischbarer Flüssigkeiten ermöglicht (Wasser und Öl etwa). In früheren Zeiten erledigte dies die Seife – inzwischen werden die unterschiedlichsten Stoffe dafür eingesetzt. Tenside, um genauer zu sein „Detergentien“ sind synthetisch-organische Verbindungen als wasch-aktive Substanzen, die beispielsweise in Wasch- und Spülmitteln, aber auch in Haarwaschmitteln enthalten sind. Die „harten Detergentien“ sind in Deutschland seit dem 01. Dezember 1962 verboten (in Österreich ebenfalls mit dem aktuellen §71 ChemG 1996) sowie in der EU durch die Verordnung (EG) Nr. 648/2004 über Detergenzien vom 8. Oktober 2005 strafbar, da sie durch Pilze oder Bakterien nicht abgebaut werden können. Die „weichen“ allerdings können zu rund 80 % abgebaut werden.
Neben diesen Tensiden sind allerdings auch Stickstoff- und Phosphor-Verbindungen sowie Duftstoffe in Reinigungsmittel enthalten, deren Konzentration nur durch die Grenze zum Industriereiniger gesetzlich limitiert sind (und somit nur mit entsprechender Ausbildung verwendet werden dürfen).
.) Phosphor- und Stickstoffverbindungen
Diese führen zu einer Überdüngung (Eutrophierung) der Gewässer. Der nächste Schritt sind grosse Algenteppiche in den als Auffangbecken dienenden Seen oder dem Meer. Bestes Beispiel: Der Bodensee! Durch den flächendeckenden Einsatz von Kläranlagen entlang der Zuleitungs-flüsse wie Rhein oder Bregenzerach konnte das Wasser so von Phosphor bzw. Stickstoff gesäubert werden, sodass nicht mal mehr die Fische genug Algen als Nahrung finden.
.) Duftstoffe
In vielen Duftstoffen können Allergene enthalten sein, die direkt zu gesundheitlichen Prolemen führen können. Bis zu 200 unterschiedliche Stoffe gehören zur Mixtur. Chemikerin Dr. Silvia Pleschka vom Deutschen Allergie- und Asthmabund warnt davor, dass einige davon zu Atemnot, Schwindel, Hautjucken und tränenden Augen führen können. Und Reinigungseffekt – ist nischt! Auch andere „Raumbedufter“ wie Raum-spray sind nicht sinnvoll. Besser gegen Gerüche ist mehrmaliges Stoss-lüften am Tag!
„Einen Haushalt bekommt man nie keimfrei – und das ist auch gar nicht nötig. Man kann viel Chemie einsparen, wenn man das richtige Putzmittel für seinen bestimmten Zweck einsetzt.“
(Bernd Glassl vom dt. Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel)
Was nun kann im normalen Haushalt verwendet werden?
Allzweckreiniger oder spezielle Reinigungsmittel wie Bad- oder Küchen-reiniger bzw. Spülmittel sind durchaus ausreichend. Scheuermilch oder ein saures Reinigungsmittel auf Zitronensäurebasis zählen ebenfalls dazu. Nur in wirklich seltensten Fällen sollten Desinfektionsmittel oder Reiniger mit einem hohen Säure- oder Laugenanteil unter unbedingter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen verwendet werden (Sprühnebel etwa eines Chlormittels gelangt durch Tröpfchen auch in die Lunge!). Vor allem professionelle Reinigungskräfte leiden deshalb vermehrt unter gesundheitlichen Problemen. Alle drei (Säure, Lauge, Desinfektion) sind nur schwer abbaubar und belasten die Kläranlagen sehr stark. So töten sie etwa auch die „guten“ Bakterien ab, die in der biologischen Reinigung des Abwassers eingesetzt werden.
Der Schwamm hat ausgedient – Experten raten zur Mikrofaser, da diese über eine zusätzliche Bürstenfunktion verfügt, die auch mechanisch dem Schmutz an den Kragen geht.
Wie belasten nun die Reiniger die Gesundheit? Studien haben nach-gewiesen, dass in Haushalten, die peinlichst rein gehalten werden, vielfach Allergien auftreten. Dies liegt einerseits in den in den Putzmitteln und Duftstoffen enthaltenen Enymen. Andererseits bekommt das Immunsystem nichts mehr zu tun und schaltet auf Reservebetrieb. Kommt nun ein Schwall von Allergenen wie bei Pollen oder Hausstaub auf den Menschen nieder, reagiert das Immunsystem zu stark! Es kann zu entzündlicher Erkrankungen wie Allergien, Autoimmunitäts- und entzündlichen Darmerkrankungen kommen. Vor allem das kindliche Immunsystem benötigt den Kontakt zu Krankheitserregern wie auch Mikroben, um sich auf derartige störenden Umwelteinflüssen einzu-stellen. So schreiben Graham Rook vom University College London und Sally Bloomfield von der London School of Hygiene and Tropical Medicine, dass eine zu intensive Bodenreinigung nicht förderlich ist (Bodenflächen gelten als weniger mit Mikroben kontaminiert). Hier gelte es, zwischen sinnvoller Sauberkeit und übertriebener Massnahmen abzuwägen. Die beiden Wissenschaftler zogen einen sehr interessanten Vergleich: So unterschieden sich in früheren Zeiten (Höhlenmenschen, Häusern aus Tierdung, Stroh, Holz, Erde, Lehm oder Stein) die darin lebenden Mikroben (wenn überhaupt) dann nur unwesentlich von den Mikro-organismen der natürlichen Umgebung. Das aber hat sich mit dem modernen Hausbau (vornehmlich in der Stadt) geändert. Deshalb sollte man den Kontakt zu den natürlichen Mikroorganismen ausserhalb des Hauses suchen! Ergo: Die penible Reinlichkeit im Haus schützt keines-wegs vor Allergien!
„Panik vor Staub und Keimen ist genauso falsch wie Gleichgültigkeit!“
(Hanne Tügel, Journalistin und Buchautorin)
Hanne Tügel warnt ebenfalls davor: Staub auf Möbeln ist zwar unschön, doch weitaus harmloser als das ungenügend abgespülte Schneidbrett in der Küche. Das kommt mit rohem Fleisch, Fisch oder auch ungeputztem Gemüse in Kontakt! Eine Brutstätte für Krankheitserregern wie etwa den Salmonellen.
Weiters:
- Reinigungsmittel mit quartären Ammoniumverbindungen können Ursache für asthmatische Erkrankungen sein
- Viele Reinigungsmittel enthalten Enzyme, die vom Körper als Allergene wahrgenommen werden
- Das Waschen von Obst und Gemüse vor dem Verzehr ist ebenso wichtig, wie das Händewaschen mit Seife nach dem Toilettengang (um entzündlichen Darminfektionen vorzubeugen)
- Bei der Verwendung von Desinfektionsmitteln können sich Resistenzen bilden, die noch weitaus gefährlicher sein können, als ihre Vorgänger
- Bei zu hohem Säure- oder Laugengehalt kann es zu Verätzungen der Hände, aber auch der Schleimhäute durch das Einatmen der Dämpfe kommen.
Bitte beachten Sie dabei auch die Herstellerangaben: Essig-Essenzen beispielsweise greifen Bade- oder Spültisch-Armaturen an!
Zuletzt möchte ich noch eine sehr interessante Theorie vorstellen:
Als Kind wusste ich, dass der Samstag der grosse Putztag war. Da mussten auch wir Kinder richtig anpacken. Auch eine meiner Lebensgefährtinnen hielt es so – zwar nicht unbedingt am Samstag, aber dennoch alles an einem Tag! Das ist ein grosser psychischer Klotz, der das Saubermachen irgendwann zum Halse raushängen lässt. Das Putzkonzept „Simply Clean“ (Erfinderin: Becky Rapinchuk) entspricht auch meiner Einstellung, wenn ich vor grossen Projekten stehe: Jeden Tag nur soweit ich will, ansonsten lerne ich mir eine Abscheu vor der Arbeit an. In diesem heutigen Content heisst dies: Täglich 10-15 min Putzen – das schafft auch einen freien Samstag für die Familie! Jeden Tag – vor oder nach der Arbeit – etwas Putzen nach einen genauen Plan und das Haus ist super sauber ohne grosse, zumeist gehasste Putztage! Hat man sich erstmal dran gewöhnt, so greift man sogar gerne zum Wischtuch. Im Plan sollte vermerkt werden, was jeden Tag (Betten machen,…), wöchentlich (Staubsaugen,…) oder monatlich (Backofenreinigung,…) gemacht werden sollte. Jeden Tag etwas, gibt am Ende auch ein Ganzes – und um genau das geht es ja!
Übrigens: Zum Putzen verwende ich meine Lieblingsmusik – ein kleines bisschen lauter als Zimmerlautstärke, damit ich mitsingen kann (wenn nicht ausgerechnet in den frühen Morgenstunden!)!
PS: Etwaige in diesem Blog enthaltenen Markennamen wurden nicht finanziell abgegolten und als Product-Placement in den Text eingefügt! Der Autor der Zeilen erhielt keinen müden Cent dafür!
Lesetipps:
.) Sind wir noch ganz sauber?; Hanne Tügel; Edel Books 2019
.) Simply Clean; Becky Rapinchuk; Unimedia 2019
Links:
- www.umweltbundesamt.de
- www.umweltzeichen.at
- www.jacionline.org/article/S0091-6749(21)00811-3/pdf
Asse – eine strahlende Zukunft für Wolfenbüttel
Posted on 09/07/24 by UlstoBereits mehrfach an dieser Stelle habe ich über die Gefahr der Atom-strom-Produktion informiert! Einige Schlagworte zur Wiederholung: Erdbeben, Terrorismus, Kernschmelze, marode Meiler, … – ja und selbst-verständlich auch der Atommüll. Dennoch fordern immer mehr die Rückkehr zum Atomstrom! Mit Ausnahme von letzterem Schlagwort möchte ich mich in diesem heutigen Blog nicht mehr über diese Risken auslassen!
Die meisten unter Ihnen werden sich noch an die umstrittenen Castor-Transporte erinnern. Atommüll, der in den Wiederaufbereitungsanlagen von La Hague/Frankreich bzw. Sellafield/Grossbritannien auf seine Heim-reise wartete, aber auch in Ahaus oder Gorleben zwischengelagert wurde. Insgesamt 1.900 Castor-Behälter mit hoch-radioaktivem Material. Nach wie vor gibt es keine Lösung für ein Endlager, in dem die Problemstoffe ohne Gefahr für Mensch, Tier und Umwelt die weiteren Jahrtausende hin-weg friedlich vor sich hinstrahlen können! Also lagert das Zeug’s noch in Erdlöchern, die grossteils gar nicht dafür vorgesehen sind und zu grossen Problemen führen können: Ehemalige Kohle- oder Salzbergwerke etwa. So beispielsweise auch im marodeb Atommülllager Asse II in Remlingen/Niedersachsen. Die Schachtanlage wurde bereits 1965 durch die Bundes-republik Deutschland um 600.000 D-Mark gekauft um dort die End-lagerung des Mülls zu erforschen! Tatsächlich diente zwischen 1967 und 1978 das ehemalige Kali-Bergwerk als bloße Lagerstätte für Abfälle aus 13 Atomkraftwerken, Versuchsreaktoren, Krankenhäusern und Labora-torien! 1978 stoppte der damalige niedersächsische Ministerpräsident Ernst Albrecht das Treiben unter Tage, da er ein nicht genehmigtes Endlager befürchtete und damit durchaus richtig lag. Zuerst wurden die Fässer mit dem gefährlichen Inhalt hochkant gestapelt, später flach, da angeblich dadurch die Strahlung geringer sein sollte. Der wirkliche Grund: Es passte mehr rein und die Lagerung kam dadurch günstiger! Damals sprach man von einer Strahlung, die nicht stärker als jene eines Fernseher sein sollte. Gegen Ende der Lagerstätte wurden allerdings die Fässer nurmehr abgekippt und Salz daüber verteilt, was durchaus zu Schäden der Fässer führte.
Schon in den 1960ern drückte schon Wasser in die Stollen des Bergwerks – das wurde jedoch gegenüber der Öffentlichkeit verschwiegen. Erst 1988 erfolgte die Information der Bevölkerung, dass inzwischen der Wasser-einbruch zugenommen habe. Ein Horror – betrachtet man sich die Aus-maße des Lagers: Inzwischen lagern dort in 131 Abbaukammern 126.000 Fässer mit schwach- bis mittelradioaktiven Abfällen (104 to Uran, 81 to Thorium, 29 kg Plutonium), nicht mehr zugelassene Pestizide und Arsen (500 kg).
Immer wieder kam es zu Protesten von Bürgerinitiativen (wie etwa der „Wolfenbütteler Atomausstiegsgruppe (WAAG)“, die dieses Lager nicht haben wollten oder darauf pochten, dass zumindest ein Vier-Kilometer-Abstand eingehalten werden sollte. Berechnungen ergaben, dass bei-spielsweise bei einem Brandereignis im Lager die Werte der radioaktiv kontaminierten Luft ab dieser Entfernung abnehmen würden. Asse II-Mitarbeiter wurden durch die aufgebrachten Demonstranten sogar verbal und handgreiflich attackiert – teilweise mussten Pfarrer als ruhestiftende Vermittler einschreiten, obgleich sie ja selbst zu den Besorgten gehören. Nicht zuletzt aufgrund dieser ständigen Protesten wollte der Betreiber, das Helmholtz-Zentrum München, die Kammern mit Beton fluten und das Lager schliessen. Als 2009 das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) Betreiber der Lagerstätte wurde, keimte zumindest ein Funken Hoffnung auf, dass all die Bedenken nun der Vergangenheit angehören sollten.
Vor ein paar Jahren ist der Worst Case eingetreten – nicht durch Feuer sondern vielmehr durch eintretendes Salzwasser: 2019 waren es in ca. 500 m Tiefe rund 12.000 Liter pro Tag! Über lange Zeit hinweg konnte der Eintritt nicht lokalisiert werden. Das Wasser wurde durch Folien abgefangen und über Rohre in andere Schächte des Bergwerks umge-leitet. Problematischer allerdings sind Wassereintritte in 750 m Tiefe – sie haben unmittelbaren Kontakt mit dem Nuklearmüll. Täglich sind dies rund 20 l! Ein komplettes Absaufen des Lagers konnte nicht ausge-schlossen werden. Dies geschah in dieser Region schon öfters – etwa in Hedwigsburg, wo ein oberirdischer See entstand. Dieses Szenario wäre auf Asse fatal: Ein radioaktiver oberirdischer See, der das komplette Grundwasser verseucht. Das BfS sah als einzige Lösung die Rückholung des Atommülls.
Heutiger Betreiber ist das Bundesamt für Endlagerung (BGE), ein von der Politik beauftragtes Bundesunternehmen, das nur begrenzt entschei-dungsbefugt ist. Mitte 2020 stellte das BGE das Rückholungskonzept vor: Die ober- oder unterirdische Lagerstätte der neu verpackten Fässer sollte bei Asse bleiben, allerdings um 750 m wegverschoben werden.
„Die Entscheidung ist gefallen: Das Zwischenlager kommt auf die Asse! Egal was die Region dazu meint.“
(Jochen Flasbarth, Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit)
Die Rückholung gestaltet sich jedoch als sehr schwierig. Es müsse ein weiterer Schacht in die Tiefe gebohrt werden, damit die Fässer sicher und in grosser Menge geborgen werden können. Dies könne durchaus noch 14 Jahre dauern, heisst es bei der BGE.
Für nahezu ausgeschlossen bezeichnete schon 2012 der frühere Vor-sitzende der Entsorgungskommission des Bundes, Michael Sailer, die Bergung des strahlenden Abfalls:
„Die Rückholung entwickelt sich immer mehr zur ,Mission Impossible‘!“
Er schlug Dichtbarrieren vor den Lagerkammern und eine Auffüllung mit Feststoffen vor.
Der niedersächsische Umweltminister Olaf Lies reagierte auf die Vor-würfe, wonach die Arbeiten zu langsam vonstatten gehen würden, dass pro Jahr 100 Mio € dafür ausgegeben würden.
Aber auch ohne Wasser bleibt keine Zeit mehr. Über ein rund 30 m langes Bohrloch wurden Messfühler und eine Kamera in Kammer 7 eingeführt. Dort konnte man sehen, dass Fässer nur durch den Druck unter Tage bereits kaputt gingen und der gefährliche Inhalt ausgetreten ist, da die Erdschichten in dieser Tiefe arbeiten und sich stets verändern.
Seit etwa 2023 übrigens fliessen rund 13.500 Liter pro Tag ein, die 1997 ausgelegte Auffangfolie auf 658 m ist undicht geworden – das Wasser versickert. Der Wassereintritt auf 725 m stieg von 0,8 auf 3 Kubikmeter (gemessen im April 2024) – 25 m tiefer – in den Lagerkammern – sei noch kein weiterer Wasseranstieg bemerkt worden!
„Die Vorfälle zeigen, dass die Rückholung der radioaktiven Abfälle beschleunigt werden muss.“
(Der niedersächsische Umweltminister Christian Meyer von den Grünen)
Vonseiten der BGR wird betont, dass die bereits installierten und arbeitenden Pumpen auch einen Wassereintritt von 500 Kubikmetern pro Tag verarbeiten könnten. Das aber muss vorher aufgesammelt werden. Sollten noch grössere Mengen einfliessen, müsste das Bergwerk kontrolliert geflutet werden, damit es nicht in sich selbst zusammen-bricht. Dies brächte dann ebenfalls das Grundwasser in Kontakt mit dem radioaktiv verseuchten Wasser.
Nach zwei Szenarien könnte die Suche nach einem Endlager für den deutschen Atommüll noch bis 2046 oder gar 2068 andauern. Bis zu dieser Endlagerung werden die Gesamtkosten (Rückbau der AKWs, Transport und Lagerung der Abfälle) rund 48,8 Milliarden € ausmachen. Das in einen Fonds der AKW-Betreiber 2017 überwiesene Geld für diese Massnahmen beläuft sich jedoch auf nur 24 Milliarden!
Links:
- www.bge.de
- www.endlagersuche-infoplattform.de
Kamelreiten – NEIN DANKE!!!
Posted on 08/31/24 by UlstoBei Tripadvisor heisst es:
„Entspricht den Tierwohl-Richtlinien!“
Ob das tatsächlich so ist – dem werden wir heute auf den Zahn fühlen!!!
Aufmerksam wurde ich auf den Kamelmarkt von Birqash durch den Newsletter der Tierschutz-Lobbyisten von PETA.
In der Werbung der Reiseveranstalter heisst es:
„Die Kaufleute sehen ernst aus, sind in Galabiya (Tuniken) und Turbanen gekleidet und stehen in Gruppen oder sitzen auf Matten um Tabletts mit Teekannen und verhandeln über den Preis, während die Hirten die Bestien in der Schlange halten.“
(Cairo Top Tours)
„Die Bestien“?
Hier die offiziellen Werbebilder.
Tatsächlich kommen die meisten der armen Tiere zu tausenden in Kara-wanen aus dem benachbarten Sudan. Der erste Halt ist der Markt in Daraw nördlich von Assuan. Von dort aus werden die meisten der Tiere mit dem LKW nach Birqash transportiert. Bis nach Kairo sind es 636 Kilometer, Birqash liegt weitere 35 km nordwestlich von Kairo! Dass diese Fahrt keineswegs mit hiesigen Transportvorschriften und -forderungen nach Tierschutzmassnahmen vergleichbar ist, kann sich wohl jeder vor-stellen.
Wie in diesem Video zu sehen, sind die meisten Tiere abgemagert, verdreckt und teils auch verletzt. Von Wassertränken ist weit und breit nichts zu sehen. Bei PETA ist zu lesen:
„… aber der Ägypter hat zu Tieren nicht so ein romantisches und ethisches Verhältnis wie wir es gewohnt sind. Tiere sind Nutztiere und nur solange sie funktionieren erbringen sie auch ihren Nutzen. Esel, Pferde oder Kamele werden geprügelt und das ist völlig selbst-verständlich.“
Und damit endet auch das romantische Abenteuerbild für den Tourismus! Beim grössten Kamelmarkt Ägyptens gehört die Tierquälerei zur Tagesordnung. Fast alle Kamele weisen blutende Wunden auf. Schliesslich sind sie für die Einheimischen keine fühlenden Tiere sondern vielmehr Dinge, die – sofern sie in der Landwirtschaft oder dem Touristenreiten nicht mehr verwendet werden können – beim Schlachter landen. Die Beine der Tiere sind eng zusammengebunden, sodass sie sich kaum bewegen können. Manche werden schreiend vor Schmerz von LKWs oder Pickups über den Platz gezogen, andere immer wieder mit Stöcken brutalst geschlagen. Offenbar denken die Leute, die man nicht mehr als Menschen bezeichnen kann, dies amüsiere die Touristen, die den weiten Weg aus aller Welt bis nach Birqash gekommen sind. Es sind schreckliche Bilder die PETA Asia zusammengetragen hat!
Als ich die folgenden drei Videos erstmals sah, kamen mir die Tränen!
ACHTUNG: Die Aufnahmen enthalten brutale Bilder, die durchaus verstören können!
Doch nicht nur den Kamelen wird ihr Leben zur Hölle gemacht – auch Esel und Pferde werden auf das bestialischste misshandelt:
Dieser Blog beinhaltete ausnahmsweise weniger Text, da ich denke, dass solche erschreckenden Bilder wesentlich mehr aussagen als alle Worte. Gerade aus diesem Grund empfiehlt etwa der Reiseführer Lonely Planet den Markt in Birqash nicht für Touristen.
Was kann man nun gegen diese Grausamkeiten unternehmen?
- Reiten Sie als Ägypten-Urlauber niemals auf Kamelen, Pferden oder Eseln. Nahezu jedes Tier hat unter der Decke oder dem Sattel schwere Wunden, die zumeist entzündet sind oder noch bluten
- Zeigen Sie diese Bilder Bekannten und Verwandten, die eine Reise nach Ägypten planen
- Kaufen Sie keine Produkte aus Kamelhaar – es stammt zuhauf aus schrecklich ausgebeuteten Tieren
- Unterzeichnen Sie die Petition von PETA – ich habe es soeben getan! www.peta.de/aktiv/aegypten-pferdekutschen-petition
Jede einzelne Unterschrift kann Erfolg bringen. Nach der Veröffentlichung der ersten Bilder durch PETA sollen drei Kamelhändler festgenommen worden sein. Der Gouverneur von Gizeh, Ahmed Rashed, liess Über-wachungskameras installieren, versprach ein tierärztliches Team während der Marktzeiten und eine Aufklärung über den richtigen Umgang mit Tieren. Wie die erneuten Bilder aufzeigen, geschah freilich nicht wirklich viel!
Links:
- www.lonelyplanet.com/
- www.cairotoptours.com
- www.tripadvisor.de
- www.peta.de
- www.petaasia.com
Mpox – Ein weiterer Gruß aus der Parallelwelt?
Posted on 08/24/24 by UlstoEs ist in der Tat erstaunlich, wie viele Erkrankungen es inzwischen auf der Welt gibt. Noch weitaus erstaunlicher sind die Übertragungswege: Von Mensch auf Mensch, von Mensch auf Tier und von Tier auf Mensch! CoVid etwa wurde von einer Fledermaus auf den Menschen übertragen, Ebola von Menschenaffen und Fledertieren, die Schweinegrippe von na no net Schweinen, Malaria durch Stechmücken, FSME durch Zecken, Borreliose durch Pferde, … Offenbar gibt es sie tatsächlich: Die Parallelwelt, in der keinerlei Unterschied mehr zwischen Mensch, Tier und Insekt gemacht wird. Muss man sich ernsthaft fragen, vor welchen Tieren ist Mensch denn noch sicher? Ist der gesunde Mensch nurmehr eine Idealvorstellung? Kein Wunder, dass in früheren Zeiten so viele Zweibeiner vor dem Erreichen ihres 35. Lebensjahres starben. Oh mein Gott – schlägt da etwa der Hypochonder in mir durch?
Tatsächlich ist mit solchen sog. „Zoonosen“ nicht zu scherzen. Hierunter werden Viren verstanden, die von Tier auf Mensch und retour übertragen werden können. Den Viren selbst ist der Wirt offenbar vollkommen gleichgültig. Sie können sich anpassen – das macht sie auch so gefähr-lich. Tagtäglich wehrt das menschliche Immunsystem Millionen von Krank-heitserregern ab. Sei es durch die Antikörper, durch Phagozyten wie den Makrophagen (weisse Blutkörperchen), das Talgdrüsensekret der Haut, … Doch mit diesen Zoonosen tut sich der menschliche Körper immer wieder schwer, da sich die Viren verändern, sie mutieren bzw. verändern die genetische Sequenz. Die Erreger durchdringen all diese Schutzschilde und können teilweise ernstzunehmende oder gar schwere Krankheiten auslösen. Oftmals ist die Humanmedizin damit überfordert – eine Epidemie oder gar Pandemie ist die Folge.
Auch der aktuelle Fall ist ein Problem – Mpox, oder auch Affenpocken. Obgleich für den erwachsenen oder heranwachsenden Menschen eigent-lich nicht gefährlich, da der Krankheitsverlauf zumeist mild verläuft, kann die Krankheit für beispielsweise ein Kleinkind lebensbedrohlich werden.
Ausgelöst wird die Krankheit durch das Orthopoxvirus siminae (auch Monkeypox virus MPXV). Nachgewiesen wurde dieser Erreger erstmals bei Affen, inzwischen geht die Wissenschaft aber davon aus, dass es seinen Ursprung bei Nagern und Hörnchen hat. Zwei Typen werden unter-schieden:
.) Der westafrikanische Typ
.) Der Kongobecken-Typ (zentralafrikanische Clade)
In Europa tritt vornehmlich der harmlosere westafrikanische Typ auf. Symptome sind zumeist Fieber, sowie Kopf-, Muskel- und Rücken-schmerzen. Die Lymphknoten schwellen an. Einige Tage später kommt es zu Hautveränderungen, wie Flecken oder Pusteln im Gesicht, den Handflächen, den Fusssohlen und auf den Genitalien. Diese verkrusten und fallen ab. Wenn auch nicht wirklich appetitlich, so hat der Spuk normalerweise nach einigen Wochen (maximal vier Wochen) ein Ende. Soweit zum harmlosen Verlauf. Bei schwerem Krankheitsverlauf kann es zu Geschwülsten, Augeninfektionen mit Sehverlust, Lungenentzündung und Gehirnentzündung kommen. Deshalb sind Kleinkinder, ältere Menschen oder Menschen mit Immunschwächen besonders gefährdet. Die deutsche Ständige Impfkommission empfiehlt alsdann bei einigen Personengruppen die Impfung. Wurde bereits in früheren Jahren gegen Pocken geimpft, so reicht eine Impfdosis, ansonsten werden für die Grundimmunisierung zwei Dosen im Abstand von 28 Tagen benötigt. Zu den Risikogruppen zählen Mitarbeiter des Gesundheitswesens, Ange-hörige einer bereits infizierten Person und Menschen mit ständig wechselnden Geschlechtspartnern.
Die Übertragung von Mensch zu Mensch erfolgt durch Körperflüssig-keiten, Tröpfchen oder Kontakt zu erkrankten Hautstellen bzw. konta-miniertem Material wie Kleidungsstücken, Bettwäsche oder Handtüchern. Das Virus kann hierauf Wochen oder gar einige Monate überleben. Durch den Verzehr von infizierten Tieren ist eine Übertragung auch von Tier auf Mensch möglich. Das Robert Koch-Institut empfiehlt dann eine Isolation von Erkrankten, wenn die Ausschläge nicht etwa durch Bekleidung bedeckt werden bzw. Fieber, Husten und Halsschmerzen auftreten. Zu Erkrankten sollte kein enger Kontakt erfolgen und Oberflächen regel-mässig desinfiziert werden. Ansonsten werden dieselben Hygiene-Massnahmen wie bei der Influenza oder CoVid empfohlen.
Bis in jüngste Vergangenheit trat diese Erkrankung nur auf dem afri-kanischen Kontinent auf, zumeist in der gefährlicheren Kongobecken-Version. Seit Mai 2022 allerdings immer mal wieder auch in Deutschland. So wurde der erste Mpox-Patient am 24. Mai 2022 im Uni-Klinikum Frankfurt aufgenommen. In diesem Jahr wurde dem Robert Koch-Institut 217 Fälle nur aus Hessen gemeldet, ein Grossteil davon aus dem Raum Darmstadt. Nicht etwa ausgelöst von Touristen, die zuvor in davon betroffenen Gebieten ihren Urlaub verbrachten. In Österreich ist noch kein Affenpockenfall bekannt. Die meisten bestätigten Fälle ausserhalb Afrikas melden die USA mit 24403, gefolgt von Brasilien mit 7300. In Deutschland sind es 3590. Der erste Fall mit dem Kongobecken-Virus wurde am 15. August aus Schweden bekannt. Der Patient hatte sich in Afrika angesteckt.
Die Weltgesundheits-Organisation WHO hat seit Mitte August aufgrund der Ausbruchs-Vorkommnisse in Afrika eine „gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite“ (PHEIC) ausgerufen. Dies bedeutet, dass die Länder dazu aufgerufen werden, sich mit Impfstoffen und antiviralen Medikamenten einzudecken und die Bevölkerung zu sensibilisieren.
Links:
- www.rki.de
- www.ages.at/mensch/krankheit/krankheitserreger-von-a-bis-z/mpox-affenpocken
- www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/user_upload/100x210_BMG_Affenpocken_Flyer_ES_bf.pdf
- www.sozialministerium.at/Themen/Gesundheit/Uebertragbare-Krankheiten/Infektionskrankheiten-A-Z/Mpox-(Affenpocken).html
- www.bag.admin.ch/bag/de/home/krankheiten/krankheiten-im-ueberblick/mpox.html
Remigration – schon wieder eine Erfindung aus Österreich?
Posted on 08/17/24 by UlstoSelten zuvor hat ein Begriff aus der Sozial- und Wirtschaftswissenschaft für eine derart kontroversielle Diskussion gesorgt: „Remigration“! Wie bei so vielen anderen auch politisierte das rechte Lager den Ausdruck und vereinnahmte diesen für sich. So wurde aus diesem das „Unwort des Jahres 2023“!
Der Begriff selbst ist schon einige Jahrhunderte alt. 1608 verwendete ihn Andrew Willet von der Church of England in seinen Schriften, 1885 Ernst Ravenstein in einem seiner Publikationen. Doch erst im 20. Jahrhundert wurde er genauer definiert. In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeich-net „Remigration“ die Rückkehr eines Gastarbeiters bzw. eines Migranten in sein Herkunftsland – völlig frei von Emotionen oder politischem Hinter-gedanken. Schliesslich kehren viele Gastarbeiter nach einem zumeist harten Arbeitsleben in ihr Herkunftsland zurück, um dort ihren Ruhe-stand geniessen zu können. Oder im anderen Falle Russland- und Sudetendeutsche oder auch Deutsche aus Siebenbürgen werden in Deutschland remigriert! Auch viele der 3,4 Mio deutschen Auswanderer (2,7 Mio davon im erwerbstätigen Alter) kehren wieder in die Heimat zurück. So kamen schon im 19. Jahrhundert rund 10 % der zuvor in die USA ausgewanderten Deutschen wieder in ihr Heimatland zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es sehr viele Rückkehrer – einer der bekanntesten davon war Herbert Ernst Karl Frahm – Willy Brandt! 1933 emigrierte er über Dänemark nach Norwegen. Von der Nazi-Regierung in Berlin wurde er als staatenlos erklärt! Als das Land von den Deutschen okkupiert wurde, gelangte Brandt in Gefangenschaft. Allerdings trug er zum Zeitpunkt der Festnahme eine norwegische Uniform, zudem kannte niemand das Pseudonym „Willy Brandt“, das er sich erst in seiner Zeit in Norwegen zugelegt hatte. Er wurde wieder freigelassen und flüchtete nach Schweden, 1945 kehrte er nach Deutschland zurück und berichtete als Korrespondent für mehrere skandinavische Zeitungen über die Nürn-berger Kriegsverbrecher-Prozesse. Millionen Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter wurde remigriert. Ja – ich würde sogar auch jene heute Bundesdeutsche als Remigranten bezeichnen, die seinerzeit aus der DDR geflohen oder ausgewandert und nach dem Fall der Mauer wieder zurückgekehrt sind. In der Migrationssoziologie exisiert auch eine Weiterführung: „Remigration der zweiten Generation“.
Ich musste bei der Recherche zu diesem Blog alsdann gar nicht lange suchen und stiess auf den Beitrag „Remigration von Gastarbeitern – Eine Analyse mit nichtparametrischen Schätzverfahren“ von Beatrix Brecht und Paul Michels im Buch „Acta Demographica 1993“ (Physica Verlag 1994). Eine wertefreie Studie, die auf den Zahlen vergangener Jahre aufbaut. Zwanzig Jahre zuvor hatte schon der italienische Soziologe Francesco P. Cerase eine Studie zur Remigration italienischer Auswanderer aus den USA erstellt. Seine auch heute noch gültige Typisierung unterscheidet zwischen einer „Rückkehr aus Konservatismus“ (der Betroffene bewahrt sich seine Identität und Heimatkultur) und „Rückkehr zur Innovation“ (Ideen aus dem anderen Land sollen in der Heimat umgesetzt werden). Oft können auch sog. „Pushfaktoren“ dahinter stecken: Heimweh, gesundheitliche Probleme, Diskriminierung bzw. Rassismus. Oder auch „Pullfaktoren“ wie soziale oder familiäre Bande.
Über 30 Jahre hinweg stellte der Terminus der „Remigration“ kein Problem dar. Dann aber kam es am 25. November des Jahres 2023 zu einem Geheimtreffen in einem Landhaus in der Nähe von Potsdam. Organisiert von einem ehemaligen Zahnarzt aus Düsseldorf, trafen sich dort vornehmlich rechtsextreme Vertreter, aber auch der Sprecher der AfD-Bundestagsabgeordneten Alice Weidel und zwei Politiker der Werteunion der CDU. Hauptredner des Abends war Martin Sellner, der in Österreich als Kopf der „Identitären Bewegung“ unter Beobachtung des Verfassungsschutzes steht. Er stellte dabei sein „Strategiekonzept im Sinne eines Masterplans“ vor. Dessen Kern: Die Remigration von Millionen Menschen aus Deutschland und Österreich! Massenabschiebungen nicht nur von Ausländern, sondern auch von Deutschen und Österreichern, um damit den angeblich durch die Eliten geplanten „Bevölkerungsausstausch“ wieder rückgängig zu machen. Die Teilnehmer an dieser illustren Runde mussten eine „Mindestspende“ von 5.000,- € berappen. Sellners Ideologie: Beide Worte („Bevölkerungsaustausch“ und „Remigration“) müssen in die Mitte der Gesellschaft gebracht werden. Unnütz zu betonen, dass beides gegen das Grundrecht/die Verfassung und die Menschenrechtskonvention der UN verstösst! Schliesslich würde es ja auch Menschen mit Migrationshintergrund treffen, die eine deutsche oder österreichische Staatsbürgerschaft besitzen und sich perfekt in die Gemeinschaft integriert haben!
In früheren Zeiten wurden sie auf eine ferne Insel verbannt oder als vogelfrei zum Abschuss freigegeben, heutzutage ist es gar nicht mal so einfach. So müsste ihnen die Staatsbürgerschaft aberkannt und sie als staatenlos erklärt werden! Nein – das geht gar nicht: Die beiden Staaten würden dann selbst einen Flüchtlingsstrom verursachen! Dazu zwei Zahlen: 2022 lebten nicht weniger als 23,8 Mio Menschen mit Migrationshintergrund zwischen Flensburg und Berchtesgaden, 12,2 Mio allerdings waren deutsche Staatsbürger! Für sie wäre das Wort „Abschiebung“ nicht der richtige Ausdruck – „Vertreibung“ oder das historisch vorbelastete „Deportation“ wären ja dann wohl passender. Wer deutscher oder österreichischer Staatsbürger wird, plant jedoch zumeist auch sein Leben in einem der beiden Ländern zu absolvieren.
Übrigens wurde „Remigration“ bereits vor dem Treffen durch Mitglieder der AfD (etwa MdB Gottfried Curio und MdEP Irmhild Boßdorf), aber auch dem Vorsitzenden der österreichischen FPÖ, Herbert Kickl, verwendet. Die FPÖ forderte im Juni des Jahres gar einen eigenen EU-Remigrations-kommissar. Allerdings distanzierte sich die AfD von diesem November-Treffen – Weidels Sprecher habe nicht gewusst, wer zu der Zusammen-kunft alles geladen war. Dennoch reichte es etwa der französischen Gallionsfigur des Rassemblements National (RN), Marine Le Pen, sich nach dem zusätzlichen SS-Sagers des AfD-Spitzenkandidaten zur EU-Wahl, Wolfgang Krah, von den deutschen Rechtspopulisten zu distanzieren. Interessant dabei ist jedoch, dass auch Herbert Kickl bereits im Jahr 2010 einen ähnlichen Spruch in einem ATV-Interview von sich gab, der jedoch ohne Konsequenzen blieb. Auch verwendete der thüringische Parteichef Björn Höcke 2018 den Terminus eines „grossangelegten Remigrattions-projektes“.
Der Rechtsradikalismus marschiert inzwischen wieder ideel und sprach-lich in die Vergangenheit zurück („Kampfbegriffe“). So wird in diesem Zusammenhang von „Passdeutschen“ und „Biodeutschen“ unterschieden, auch von „Verabschiedungskultur“ ist die Rede. „Remigrationspläne“ übrigens wurden bereits in der Vergangenheit (1940) veröffentlicht. Auch Donald Trump schliesst sich dieser Ausdrucksweise an, nachdem er meinte, dass Migranten „das Blut der USA vergiften“ würden. Martin Sellner übrigens prägte zudem den Begriff der „ethnokulturellen Iden-tität“. Dieser setzt allerdings eine Leitkultur voraus, die nicht näher ausgeführt wird. So ganz nebenbei erwähnt: In der AfD selbst bzw. deren näherem Umfeld sind nicht wenige „Passdeutsche“ vorhanden.
Übrigens zum Schluss meiner heutigen Gedanken noch eine Begriffs-bestimmung: Das lateinische „remigrare“ ist ein aktives Verb. Soll heissen, dass jemand nur selbst zurückkehren oder -wandern kann! Wird er dazu gezwungen, so ist die Remigration im Sinne des lateinischen Ursprungswortes grammatikalisch falsch!
Lesetipps:
.) Acta Demographica 1993; Hrsg.: Heinz Galler/Gerhard Heilig/Gunter Steinmann; Physica Verlag 1994
.) Deutsche Gesellschaftsgeschichte Bd. 4 – Bundesrepublik und DDR 1949–1990; Hrsg.: Hans-Ulrich Wehler; C.H. Beck 2008
.) Vertriebene Eliten. Vertreibung und Verfolgung von Führungsschichten im 20. Jahrhundert; Hrsg.: Günther Schulz; Oldenbourg 2001
.) Exil und Remigration; Hrsg.: Claus-Dieter Krohn; edition text + kritik 1991
.) Remigration und Demokratie in der Bundesrepublik nach 1945. Ordnungsvorstellungen zu Staat und Verwaltung im transatlantischen Transfer; Margrit Seckelmann/Johannes Platz; Transcript 2017
.) Handbook of return migration; Hrsg.: Russell King/Latie Kuschminder; Edward Elgar Publishing 2022
Links:
- www.bib.bund.de
- www.deutsche-im-ausland.org
- correctiv.org
- www.isdglobal.org/
- www.doew.at/
Schweinepest – droht die nächste Pandemie?
Posted on 08/10/24 by UlstoEs sind wahrhaft keine guten Nachrichten, die uns dieser Tage aus Hessen erreichen! Mitte Juni wurde bei Rüsselsheim-Königsstädten im Kreis Groß-Gerau bei einem toten Wildschwein die Afrikanische Schweinepest (ASP) nachgewiesen. Seither werden immer wieder Kadaver gefunden – bislang 345, 79 wurden positiv getestet (Stand: 2. August). Bei der Suche werden sowohl Drohnen als auch Kadaver-Suchhunde ein-gesetzt. Erste Funde werden nun auch aus Pfungstadt-Eschollbrücken und Ober-Ramstadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg gemeldet. ASP breitet sich rasend schnell aus. Inzwischen auch in den dortigen Mast-betrieben. Vor kurzem mussten alle 1.800 Schweine eines Hofes in Trebur getötet werden, da sich einige mit der Seuche infiziert hatten. Bislang sind es insgesamt mehr als 3.300, da weitere sieben Schweine-haltungs-Betriebe ebenfalls davon betroffen sind. Rund um solche Aus-bruchs-Höfe werden Sperrzonen (Sperrzone III) mit strengen Dekonta-minationsmassnahmen eingerichtet.
Die Afrikanische Schweinepest soll nach Auskunft des Deutschen Bundes-agrarministeriums für andere Tierarten und den Menschen nicht gefähr-lich sein, auch wenn kontaminiertes Fleisch verzehrt wird. Dennoch sollten mehrere Hinweise befolgt werden: Einhalten der Kühlkette, Trennung von anderen Lebensmitteln und Zubereitung mit über 70 Grad für mehrere Minuten. Trotzdem sollte davon abgesehen werden, da Produkte von infizierten Schweinen, wie Fleisch, Wurst etc. für eine weitere Verbreitung verantwortlich sein können. Für Schweine verläuft die hochansteckende Virus-Erkrankung zumeist tödlich.
Der Erreger zählt zur Familie der Asfarviridae, Genus Asfivirus, also nur Schweine treffende Viren. Zwischenwirte und damit Überträger können aber auch Zecken sein, wie die Lederzecke. Die Krankheit kann perakut (schnell mit hohem Fieber, Apartheid, Hustanfällen, Blutungen aus Nase und After – das Tier stirbt innerhalb von 48 Stunden), akut (mit viertägigem hohen Fieber, die restlichen Symptome aber treten erst rund eine Woche später auf), subakut bzw. chronisch (geringe Sterblichkeits-rate, dafür Gelenksentzündungen, Aborten oder sehr geschwächte Ferkel) verlaufen. Der Virus ist sehr widerstandsfähig gegenüber Umweltein-flüssen, auch basische Reinigungs- oder Desinfektionsmittel wirken nicht (stabil im ph-Bereich zwischen 3,0 bis 13,4). Bislang wurden noch keine Erfolge durch Impfungen erzielt. Die Seuche tritt immer wieder unver-mittelt auf – so etwa auch im September 2020 im Landkreis Spree-Neisse an der deutsch-polnischen Grenze oder im Landkreis Märkisch-Oderland.
Um die Schweinepest einzudämmen, werden Sperr- und Pufferzonen errichtet – in diesem aktuelle Fall auch mit einer 115 km-langen Elektro-Einzäunung als Wildschweinbarriere. Und hier kommt wieder die Dummheit des Menschen ins Spiel: Der Zaun wurde durchgeschnitten oder Teile davon sowie die Akkus geklaut! In den Sperrzonen II und III etwa ist das Pilzesuchen, Jagen oder Geocaching verboten, Hunde müssen angeleint und nur gekennzeichnete Wege verwendet werden. Die Sperrzone II beispielsweise erstreckt sich über 100.000 ha und somit den Landkreis Groß-Gerau, sowie Teile von Offenbach-Land, Bergstrasse, Darmstadt-Dieburg, den Main-Taunus-Kreis mit Frankfurt am Main sowie im benachbarten Rheinland-Pfalz auch den Rhein-Pfalz-Kreis inklusive der Stadt Ludwigsburg und reicht inzwischen bis zur hessisch/saar-ländischen, auf der anderen Seite bis zur hessisch-bayerischen Landes-grenze. Die Pufferzone (Sperrzone I) als 10 km-breiter Streifen rund um die Sperrzone II, ist gar 150.000 ha gross. Im Gegensatz zur Sperrzone II muss in diesem Streifen sogar vermehrt gejagt werden. Sie umfasst zusätzlich auch den Hochtaunus- sowie den Rheingau-Taunus- und Rhein-Neckar-Kreis – eine Fläche, so gross wie das komplette Saarland.
Eine Verbreitung des Virus erfolgt allerdings nicht nur durch den Kontakt mit infizierten Tieren. Auch Lebensmittel können die Krankheit über-tragen. Deshalb sollen gerade jetzt zur Urlaubszeit Speisereste unbedingt in verschliessbare Müllbehälter gegeben werden. Das gilt vor allem für die Autobahnen in ganz Deutschland.
Vonseiten des Friedrich-Löffler-Institutes wird betont, dass die Schweinepest komplett atypisch verläuft. So meint dessen Präsidentin Christa Kühn, dass einerseits noch nicht die Quelle des Ausbruchs festgestellt werden konnte. Andererseits sei grösste Vorsicht geboten, da wie selten zuvor innerhalb derart kurzer Zeit so viele Hausschwein-bestände infiziert wurden. Hieraus könnte sich rasch eine Endemie, wenn nicht gar Epidemie entwickeln. Hausschweine infizieren sich entweder beim Kontakt mit Wildschweinen, über kontaminierte Stiefel oder über das Futter. Aus dem Baltikum werden auch Fliegen als Überträger vermutet, sodass inzwischen vereinzelt alsdann Moskito-Netze an den Stallfenstern angebracht werden.
Da inzwischen die meisten Zielländer für deutsches Schweinefleisch Zertifikate bei der Einfuhr verlangen, hat dieser erneute Ausbruch auch eine positive Nebenerscheinung: Es werden nurmehr wenige Schweine-Lebend-Transporte durchgeführt!
Sollten Sie tote Wildschweine entdecken, so melden sie den Fundort bitte an die 112! Ansonsten gelten die Bekanntmachungen bzw. Allgemein-verfügungen der betroffenen Landkreise, wie etwa https://www.kreisgg.de/ordnung/verbraucherschutz/afrikanische-schweinepest-im-kreis-gross-gerau ! Halten sich alle an diese Massnahmen, so kann die Viruserkrankung rasch eingedämmt werden.
Links:
Jugendkriminalität – eine harte Nuss!
Posted on 08/03/24 by UlstoDiebstahl und Raub, sexueller Missbrauch und Gewalt, Körperverletzung – ja sogar auch Mord! Ein Auszug aus der Kriminalstatistik? Durchaus – lauter Straftaten, für die ein Erwachsener abgeurteilt und damit bestraft wird. Auch Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren sind „strafmündig“. Für sie gilt in Deutschland das „Jugendstrafrecht“ bzw. in Österreich das „Jugendgerichtsgesetz“, in der Schweiz das „Bundesgesetz über das Jugendstrafrecht“. In beiden Tätergruppen durchaus berechtigt, da ein Zusammenleben in der Gesellschaft ansonsten nicht möglich wäre.
„Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des anderen beginnt.“
(Immanuel Kant)
Doch, wie sieht’s mit den Kleinen aus, jenen Kindern, die jünger als 14 Jahre sind? Sie sind „deliktsunfähig“! Soll heissen, dass sie weder ange-zeigt noch gerichtlich verurteilt werden dürfen – sie gehen also straffrei aus. Völlig gleichgültig, wie schwer das Vergehen war. Allerdings müssen die Eltern für den entstandenen Schaden aufkommen!
Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass nicht auch wir uns als Kinder auf dem Pausenhof gestritten und gebalgt haben. Doch wäre es uns niemals in den Sinn gekommen, etwa Kleinere oder Hilflosere und die sog. „Nerds“ zu erpressen oder zu schlagen, plündernd und/oder zer-störend durch den Ort zu ziehen bzw. ein Messer in die Schule mitzu-nehmen.
Als ich einst mit dem Bus zur Mittagszeit nach Hause fuhr, beobachtete ich, wie der Sohn einer Freundin von mir auf einen jüngeren losgegangen ist. Ich mischte mich ein und sorgte für Ruhe. Nach diesem Vorfall befragt ich ihn, weshalb er das gemacht habe. Er meinte nur lapidar, dass die Älteren ihn dazu beauftragt hätten. Von jenen aber hatte auch er schon Prügel bezogen.
Dass wir es hinter uns haben – die erschreckenden Zahlen aus den je-weiligen Innenministerien (Kriminalstatistiken). In Deutschland gab es 2023 insgesamt mehr als 5,94 Millionen durch die Polizei erfasste Straftaten – eine Steigerung von 5,5 %. Bei tatverdächtigten Kindern bis 13 Jahre kam es zu einem Anstieg von nicht weniger als 12,0 % (auf 104.233), bei Jugendlichen (zwischen 14-17 Jahren) um 9,5 % auf 207.149! In Österreich hat sich die Zahl der Straftaten durch Kinder und unmündige Jugendliche in den letzten zehn Jahren verdoppelt! Und diese Zahlen sind nur offiziell, also angezeigte Fallzahlen („Hellfeld“) – nach Schülerbefragungen muss davon ausgegangen werden, dass Delikte durch Kinder und Jugenliche allgegenwärtig sind („ubiquitär“ – auch im „Dunkelfeld“, also nicht angezeigt). Alsdann berichten Lehrer von der Zunahme der Gewalt. So schrecken die Zahlen einer Befragung der 9. Jahrgangsstufe aus dem Jahr 2019 auf: 22,9 % der Schüler und 12,5 % der Schülerinnen gaben an, Straf-Delikte begangen zu haben – dabei ist das Fahren mit den Öffis ohne Fahrschein bzw. der illegale Dateien-Download noch gar nicht eingerechnet.
Als für den Anstieg verantwortliche Risikofaktoren wird in Österreich vor allem die Folge der Corona-Massnahmen ins Kalkül gefasst: „Mangel an sozialen Kontakten“, „Belastungen in der Familie“ und „beengte räumliche Verhältnisse“. Die psychischen Belastungen würden noch nachwirken. Ah ja – dies lassen wir ganz einfach so stehen (auch Erwachsene hatten unter diesen Massnahmen zu leiden)!
Wie nun kann gegen Kinder- und Jugendkriminelle vorgegangen werden? Schliesslich verbaut ein Richter mit einem harten Urteilsspruch ein komplettes Leben.
„Es braucht einen gesamteinheitlichen Ansatz, wenn es darum geht, Jugendkriminalität zu bekämpfen. Es handelt sich dabei um einen sensiblen Bereich in der Strafjustiz aber auch in der Polizei. Daher gilt es, an vielen Schrauben zu drehen und Maßnahmen zu setzen, die es derzeit noch nicht gibt.“
(Österreichs Verfassungsministerin Karoline Edtstadler)
Zu diesem Zweck wurde im Alpenland im März dieses Jahres eine eigene „Einsatzgruppe zur Bekämpfung der Jugendkriminalität“ eingesetzt. Durch sie soll eine Zwei-Weg-Taktik beschritten werden:
- Verpflichtung, durchsetzbare Konsequenzen sowie Sanktionen
- Verantwortung der Eltern
So sollen Ersttäter in Begleitung ihrer Eltern im Rahmen einer poli-zeilichen Regelbelehrung auf die strafrechtlichen Konsequenzen hinge-wiesen werden. Doch betont der österreichische Innenminister Gerhard Karner, dass nur gutes Zureden meist nicht hilft. Alsdann wird eine Geldstrafe von 1.000, im Wiederholungsfall von bis zu 4.600,- € ver-hängt. Beachtet man, dass wohl die meisten Kinder- und Jugend-kriminellen aus sozial schwachen Schichten kommen, trifft dies die Eltern wirtschaftlich sehr empfindlich. Daneben sollen in sog. „Fallkonferenzen“ Polizei, Jugendschutzbehörden, Jugendbetreuungseinrichtungen und Schulen auf kurzem Wege vernetzt werden. Anlass für diese Lösung war der sexuelle Missbrauch einer Zwölfjährigen im vorigen Jahr durch mehrere zum Teil deliktsunfähige Minderjährige.
In Deutschland hingegen wird neben den Corona-Massnahmen als Grundursache das Jugendalter als „Zeit der höchsten Aktivität, des Erkundens und Austesten von Grenzen“ für die hohen Fallzahlen verant-wortlich gemacht. So versuchen es die 14- bis 16-jährigen vornehmlich mit Ladendiebstahl, die 18- bis 21-jährigen hingegen mit Körperdelikten. Zudem wird der Anstieg der angezeigten Straftatbeständen zwischen den Jahren 2015 und 2019 durch gestiegene Geflüchtetenzahlen erklärt.
Allerdings muss hierbei berücksichtigt werden, dass nicht die Herkunft des Straftäters entscheidend ist. Es sind vornehmlich die Lebenslagen – auch bei Einheimischen: Soziale Schicht, defizitär, Integrationsprobleme und auch kulturelle Wertvorstellungen! Der Migrationshintergrund wird deshalb zumeist nur bei Dunkelfeldstudien berücksichtigt.
Etwas schwierig wird es bei der Definition der „Mehrfach- und Intensiv-Täter“. In den einen Polizei-Projekten gilt ein Täter dann als Mehrfach-täter, wenn er mindestens zweimal im Berichtsjahr mit ingesamt mindestens fünf Straftaten aktenkundig wurde; in anderen Projekten reichten bereits etwa drei bzw. im Gegensatz dazu zehn Straftaten. Somit ist eine Gegenüberstellung der Intensiv-Täter-Zahlen zumeist nicht möglich. Besonders in dieser Tätergruppe verfolgte bislang Justiz und Polizei die Einbahn-Strategie: Sie stehen am Beginn eines kriminellen Lebens, müssen gezielt behandelt und notwendigerweise auch „sicher verwahrt“ werden („Einmal geklaut, immer geklaut!“). Studien hierzu allerdings haben aufgezeigt, dass gerade dieser Weg nicht zur Resozialisierung beiträgt.
Ein Lösungsweg scheint alsdann sehr schwer zu finden. Auch bei der Zunahme der Delikte durch Kinder- und Jugendbanden. Eines allerdings ist unabdingbar: Verantwortlich für die Erziehung eines Kindes sind dessen Eltern, nicht Lehrer, Lehrlingsbetreuer oder im schlimmsten Falle Polizisten. Darf das Kind/der Jugendliche zuhause stets Grenzen überschreiten ohne mit Konsequenzen rechnen zu müssen, so wird er es auch im öffentlichen Leben probieren. Ob dabei die Senkung des Strafmündigkeitsalters sinnvoll ist???
Links:
Lesetipps:
.) Kinder im Unrecht. Junge Menschen als Täter und Opfer; Bernd-Dieter Meier; LIT Verlag 2019
.) Handbuch Jugendkriminalität. Interdisziplinäre Perspektiven; Hrsg.: Bernd Dollinger/Henning Schmidt-Semisch; Springer VS 2017
.) Jugendkriminalität und Mehrfachtäterschaft. Dortmunder Beiträge zur Pädagogik; Oliver Fähnrich; Projektverlag 2011
.) Zur Entwicklung der Gewalt in Deutschland. Schwerpunkte: Jugendliche und Flüchtlinge als Täter und Opfer; Christian Pfeiffer/Dirk Baier/Sören Kliem; Institut für Delinquenz und Kriminalprävention, Zürcher Hoch-schule für Angewandte Wissenschaften 2018.
.) Jugendkriminalität in der Lokalpresse – Berichterstattung zwischen Information und Sensation; Stephanie Saleth; AV Akademikerverlag 2012
.) Jugendkriminalität; Bernd Dollinger/Michael Schabdach; Springer 2013
.) Panel-Datenanalyse der Jugendkriminalität in Deutschland; Stefan Hofherr; GRIN Verlag 2010
Unser Adel – Tradition verpflichtet
Posted on 07/27/24 by UlstoEhrlich? Nein, ich bin nicht einer jener, die jede Woche in den Gazetten blättern und alles aufsaugen, was die zumeist Boulevardpresse von sich gibt. Dazu fehlt nicht nur die Zeit, sondern auch das Interesse! Dennoch stellte sich mir diese Woche die Frage. Was wurde eigentlich aus?! Nach-dem viele zuletzt wieder von den Werten sprachen und auf alte Tradi-tionen zurückblicken, möchte ich mir heute selbst mal einen Wunsch erfüllen und auf den Hochadel zurückblicken! Und: Was macht das „Blaue Blut“ heutzutage! Herzlich willkommen also zu einem History-Blog mit direktem Bezug zur Gegenwart! Alle, die sich übergangen fühlen, lade ich herzlich ein, mir eine Mail zu schicken oder auf Facebook unter „Stock macht den Blog“ zu posten! Vielen Dank.
Beginnen möchte ich in Österreich, da es hier eigentlich nur zwei Herr-schaftshäuser gab, die die Geschichte des Landes prägten: Die Baben-berger und die Habsburger.
Die Babenberger waren ein Ableger des Hauses Babenberg aus Bamberg im heutigen Oberfranken. Die Verwandtschaft dürfte wohl mütterlicher-seits bestanden haben. Ihr Stammbaum ist noch heute im Stift Kloster-neuburg zu bewundern. Das Geschlecht herrschte von 976 bis zum Aussterben des Mannstammes 1246 als Markgrafen und Herzöge über Österreich. Der erste Babenberger war vermutlich Luitpold, ein Nach-komme des bayerischen Herzogs Arnulf des Bösen. Luitpold wurde 976 Graf der Ostmark (Ostaricchi), das sich an die Ostgrenze Baierns anschloss. Nachdem er sich ganz besonders in der Niederwerfung des Baiern-Aufstandes hervorgetan hatte, schenkte ihm Kaiser Otto II. das Stück Land, das Luitpold recht rasch durch Gebietsgewinne gegen die Ungarn ausweitete Die nachfolgenden Generationen vergrösserten zumeist mit dem Schwert die Markgrafschaft, waren jedoch stets den Kaisern untertänig, was sich nicht wirklich nachteilig für sie auswirkte. Erst Leopold III. fiel etwas aus der Reihe. Entschied er sich doch im Machtstreit zwischen Heinrich IV. und dessen Sohn Heinrich V. zuerst für den Sohn, dann schwenkte er jedoch zurück und heiratete 1106 die Tochter Heinrichs IV., Agnes. Er kaufte viele Lehen auf, zog verfallene ein oder erbte fleissig. 1125 lehnte er die ihm angebotene Königswürde ab. Anstatt dessen gründete er ein Kloster nach dem anderen. Aufgrund dessen erhielt er den Beinamen „Leopold der Fromme“ und wurde durch Papst Innozenz VIII. heiliggesprochen. Er ist auch heute noch Landespatron von Niederösterreich. Leopold IV. erhielt 1139 von König Konrad III. das Herzogtum Bayern zugesprochen. Es war zuvor dem Welfen Heinrich dem Stolzen entzogen worden. Sein Nachfolger Heinrich Jasomirgott hat Bayern nach seiner Heirat mit der Witwe Heinrichs des Stolzen und der Teilnahme am 2. Kreuzzug wieder zurückgegeben. 1146 wurde Wien zur Hauptstadt (bislang war es Klosterneuburg) und Österreich ein Herzogtum. Jasomirgotts Sohn Leopold V. liess den englischen König Richard Löwenherz bei seiner Rückreise festnehmen, nachdem sich die beiden bei einem der Kreuzzüge zerstritten hatten. Leopold VI. (Der Glorreiche) machte Wien zum Zentrum des Heiligen Römischen Reiches. Sein Sohn Friedrich II. war das schwarze Schaf der Familie. Er legte sich quasi mit jedem an – auch mit seiner Mutter und seiner Schwester. 1236 wurde über ihn die Reichsacht ausgesprochen – er musste Österreich verlassen. Im Kampf gegen die Ungarn blieb Friedrich II. auf dem Schlachtfeld zurück – ohne Nachfolger. Übrigens wurde die Adelsdynastie erstmals Ende des 15. Jahrhunderts in einer Genealogie als „Babenberger“ bezeichnet. Die österreichische Staatsflagge geht auf die Lehensfahne des Geschlechts zurück. Mit den Babenbergern waren die Staufer und die Baden verwandt.
1278 fiel das Erbe der Babenberger an das Haus Habsburg, nachdem sich Böhmen und Ungarn darum gestritten hatten. Die Habsburger waren ein Fürstengeschlecht mit Stammburg in der Gemeinde Habsburg im heutigen schweizerischen Kanton Aargau. Als Stammvater gilt der 973 verstorbene Etichone Guntram der Reiche (nach Acta Murensia) bzw. Guntram, Graf vom Oberrhein (nach einem anderen Stammbaum). Im Jahr 1273 wurde Rudolf I. zum König des Heiligen Römischen Reiches gewählt – der erste Habsburger auf diesem Thron. Im Gegensatz zu den Babenbergern verfolgten die Habsburger eine unheimlich effiziente Heiratspolitik (zurückgehend auf Kaiser Maximilian I.), die sie zum wichtigsten Königsgeschlecht Europas machte. So fielen Königshäuser, Herzogtümer, Grafschaften etc. meist durch Heirat an die Hausmacht der Habsburger („Bella gerant alii, tu felix Austria nube.“ – Kriege führen mögen andere, Du glückliches Österreich heirate). Durch die Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nationen erhielten die Habsburger zusätzliche Gebiete, wie Kärnten und Tirol. 1526/27 folgten Böhmen, Kroatien und Teile Ungarns – Österreich wurde zum Kurfürstentum – damit bekamen sie auch die wichtigste Stimme unter den sieben deutschen Kurfürsten. Inzwischen erhielten die Habsburger zudem den deutschen Königs- sowie den Kaiserthron des Heiligen Römischen Reiches, den sie nahezu ohne Unterbrechung zwischen 1439 bis 1806 inne hatten. Das Geschlecht selbst teilte sich im 16. Jahrhundert in eine spanische Linie (inkl. der Überseeregionen), die jedoch 1700 mit dem Tod Karls II. ausstarb, und der österreichischen Linie, deren Mannstamm mit Karl VI. vierzig Jahre später ebenfalls ausstarb. Auf ihn folgte in Österreich die wohl bekannteste Habsburgerin, Maria Theresia. An ihrer Seite stand Franz I. Stephan aus dem Hause Lothringen. Da eine Frau damals nicht Kaiserin des Römischen Reiches werden konnte, übernahm dies ihr angetrauter Ehemann. 1806 zerfiel das Reich als Folge der Napoleonischen Kriege, der letzte römisch-deutsche Kaiser Franz II. gründete die Doppelmonarchie Österreich-Ungarn und damit das Kaiserreich Österreich. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg musste Kaiser Karl I. auf seinen Anteil an den Staatsgeschäften verzichten – er dankte aber niemals formell ab. Deshalb wurden die Habsburger-Gesetze geschaffen, die jedem Angehörigen der Familie, die nicht auf ihren Titel und Herrschaftsansprüche verzichteten, die Einreise und den Aufenthalt in Österreich untersagen. Karl zog sich mit seiner Familie ins Asyl in die Schweiz zurück. Später wurde er von den Alliierten verbannt. Er verstarb 1922 auf Madeira. Der älteste Sohn des Kaisers, Otto Habsburg-Lothringen, lebte vornehmlich in Bayern. Während des Zweiten Welt-krieges setzte er sich vehement dafür ein, dass Österreich als Opferstaat behandelt werden sollte. Er verhalf vielen Österreichern zur Flucht vor dem Naziregime. 1961 schliesslich verzichtete er auf seine Herrschafts-ansprüche. In weiterer Folge, verdiente sich Otto als Schriftsteller und sass über 20 Jahre lang für die bayerische CSU im Europaparlament. Das jetzige Oberhaupt des Hauses ist seit dem Jahr 2007 Karl Thomas Robert Maria Franziskus Georg Bahnam Habsburg-Lothringen. Karl war enger Mitarbeiter des Salzburgischen Landeshauptmannes Haslauer (ÖVP), sass ebenfalls über drei Jahre hinweg für die ÖVP im Europaparlament und war federführend in der Pan-Europa-Bewegung engagiert. Nach einem Spendenskandal, in den er durch seinen damaligen Generalsekretär indirekt verwickelt war, musste Habsburg-Lothringen auf seine politischen Ambitionen verzichten. Als Medienmanager und Medien-consultant verdient sich Karl Habsburg-Lothringen heute seine Brötchen (Radio 10, SLAM!-TV, SoundTraxx, …). Daneben bekleidet er sehr viele Positionen in den unterschiedlichsten Organisationen. Karl Habsburg-Lothringen durfte aufgrund der Habsburgergesetze lange Jahre nicht in Österreich einreisen. In seinem Reisepass stand: „Gültig für jedes Land der Welt, ausgenommen Österreich!“
In den Jahren 1742-1748 hatte als einziger Nicht-Habsburger zwischen 1439 und dem Ende des Römischen Reiches Karl VII. (Karl Albrecht von Bayern) aus dem Hause Wittelsbach die Kaiserwürde bis zu seinem Tod inne. Das Haus Wittelsbach ist eines der ältesten Herrscher-Geschlechter Deutschlands. Woher die Dynastie stammt, ist nach wie vor nicht geklärt. Eine Theorie geht auf Karl den Grossen zurück, eine andere sieht die Wittelsbacher ebenfalls als Seitenlinie der Luitpoldinger – wie ja auch die Babenberger. Die Familie selbst sieht ihren Ursprung im Grafen Otto I. von Scheyern rund um das Jahr 1000. Ihr Stammsitz war zuerst die Burg Scheyern in Bayern, im Jahr 1124 verlegte Pfalzgraf Otto V. den Sitz in die Burg Wittelsbach bei Aichach. Der erste Herzog des Geschlechts war 1153 Konrad I., Herzog von Meranien. 1180 folgte die Bezeichnung Herzöge von Bayern, nachdem sich Pfalzgraf Otto VI. während der Italienfeldzüge von Friedrich I. Barbarossa verdient gemacht hatte. Nachdem Otto II. König Phillip von Schwaben ermorden liess, wurde dieser geächtet und im Jahr 1209 erschlagen. Seine Söhne teilten das Haus in Nieder- und Oberbayern. Die niederbayerische Linie bestand mit dem Tod Johanns I. bis 1340. Danach beanspruchten auch die Habsburger das Herzogtum. Der Oberbayer Ludwig IV. (Der Bayer) schlug die Österreicher jedoch in der Schlacht von Gammelsdorf, sodass die Hausmacht wieder vereint war. Er wurde 1328 zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, nachdem er die römisch-deutsche Königswürde bereits seit 1314 inne hatte. Nach seinem Tod 1347 regierten seine sechs Söhne gemeinsam, zwei Jahre später wurden die Besitzungen aufgeteilt. Auch in den Generationen danach erhielt jeder männliche Nachkomme immer ein Stück des Wittels-bacher Reiches. 1363 ging Tirol an die Habsburger verloren, 1373 musste Brandenburg abgegeben werden. 1433 folgte die Abtretung der holländischen Grafschaften an Burgund. Das Haus Wittelsbach engagierte sich auch im benachbarten Böhmen. In den Jahren 1619 und 1742 wurden dort jeweils Gegenkönige gestellt. Apropos: Ungarn, Schweden, Dänemark, Norwegen und Griechenland hatten ebenfalls Könige aus der Wittelsbacher-Dynastie – wenn auch manches Mal nur für kurze Zeit. Zweimal hatte zudem der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Wurzeln in Aichach. 1623 wurde Bayern zum Kurfürstentum – erster Kurfürst war Herzog Maximilian I. 1685 starb die Linie Pfalz-Simmern mit dem Tod Karls II. aus. Hier folgte die Linie Pfalz-Neuburg und schliesslich Pfalz-Sulzbach. Sie löste auch die bayerische Linie ab, die unter Maximilian III. Joseph im Jahre 1777 erlosch. 1799 schliesslich folgte Maximilian IV. aus dem Hause Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld-Bischweiler, dem auch Elisabeth „Sissi“ (die Gattin des österreichischen Kaisers Franz-Josephs I.) entstammte.. Er wurde 1806 zum König von Bayern gekrönt. Der wohl bekannteste Spross aus dem Hause Wittelsbach ist Ludwig II., der das Traumschloss Neuschwanstein errichten liess. Das Haus der Wittelsbacher wurde unmittelbar vor Ende des Ersten Weltkrieges während der Novemberrevolution abgesetzt. Ludwig III. beendete damit eine über 738 Jahre dauernde Herrschaft seines Geschlechtes in Bayern. Der König begab sich vorübergehend in’s Exil. Offiziell haben aber weder Ludwig III. noch seine Nachfolger Rupprecht und Albrecht von Bayern jemals auf den Thron verzichtet. Heutiges Oberhaupt des Hauses ist seit 1996 Franz Bonaventura Adalbert Maria, Herzog von Bayern. Er wurde im Oktober 1944 gemeinsam mit seinem Vater Albrecht Prinz von Bayern von der Gestapo verhaftet und nacheinander in die Konzentrationslager Sachsen-hausen, Flossenburg und Dachau verbracht. Nach dem Krieg studierte er an den Universitäten München und Zürich Betriebswirtschaftslehre und übernahm nach dem Tod seines Vaters 1996 die Vorstandschaft über den Wittelsbacher Ausgleichsfonds. Hierzu gehören neben dem grossen Kunstschatz Ludwigs I. auch die Schlösser Hohenschwangau, Berchtes-gaden, Grünau und Sandersdorf. Hinzu kommt das Privatvermögen mit den Schlössern Tegernseer, Wildenwart, Leutstetten und Kaltenberg, sowie Immobilien, Industrieanteile und Land- und Forstwirtschafts Fläche von 12.500 Hektar.
Was die Wittelsbacher für Bayern, sind die Hohenzollern für Brandenburg-Preussen. Als Stammburg gilt die Burg Hohenzollern südlich von Hechingen/Baden-Württemberg. Erstmals namentlich erwähnt wird das Geschlecht 1061 in einer Chronik des Klosters Reichenau. Im Jahr 1111 erlangten die schwäbischen Hohenzollern den Stand der Grafen. Nach einer Erbteilung 1576 wurden 1623 die Grafen von Hohenzollern-Hechingen und Sigmaringen in den Reichsfürstenstand erhoben. Diese Fürstentümer fielen 1850 an Preussen, nachdem sie im Jahr zuvor im Rahmen einer Revolution aufgegeben werden mussten. Karl von Hohenzollern-Sigmaringen wurde 1866 zum Fürsten von Rumänien ernannt. Dieses Fürstentum entstand aus der Zusammenlegung der Donaufürstentümer Moldau und Walachei. Der letzte Hohenzollern auf dem Thron des Königtums, König Mihai, musste auf Druck der kommu-nistischen Regierung Groza am 30. Dezember 1947 abdanken. Heutiges Familienoberhaupt der schwäbischen Linie ist Karl Friedrich Emich Meinrad Benedikt Fidelis Maria Michael Gerold Prinz von Hohenzollern. Er studierte Betriebswirtschaft im schweizerischen Freiburg. 2010 übernahm seine königliche Hoheit nach dem Tode des Vaters die Geschäfte der Familie. Dazu gehört auch die Prinz von Hohenzollern Capital GmbH & Co. KG und die Unternehmensgruppe Fürst von Hohenzollern, einer der grössten Arbeitgeber im Raum Sigmaringen. Karl war bzw. Ist zudem Beitrags- bzw. Aufsichtsratsmitglied etwa der Gothaer Versicherung bzw. der Commerzbank. Als „Charly“ ist der Fürst von Hohenzollern begeisterter Jazzmusiker.
Die fränkische Linie wurde nach der Heirat Friedrich III. Graf von Zollern mit Sophia von Raabs durch Kaiser Heinrich VI. 1191 mit der Burggraf-schaft Nürnberg belehnt, die zuvor vom österreichischen Adelsgeschlecht von Raabs geführt wurde, deren Mannstamm jedoch ausgestorben war. Aufgrund einer sehr cleveren Erbpolitik konnte das Herrschaftsgebiet rasch ausgebaut werden. Dies jedoch rief die Wittelsbacher auf den Plan, die 1420 die Burggrafenburg zerstörten. Die Hohenzollern zogen nach Ansbach, das Burggrafenamt Nürnberg wurde verkauft. Albrecht von Preussen, der Sohn des Hohenzollern Friedrich V. Markgraf von Ansbach und Sofia Jagiellionka, einer Tochter des polnischen Königs Kasimir IV. Jagiello und Elisabeth von Habsburg, verursachte einige Wirren rund um das Haus Hohenzollern. Einerseits trat er zur Reformation über, anderer-seits weigerte er sich, den Lehnseid an den polnischen König Sigismund abzugeben. Albrecht hatte inzwischen die Grafschaft Ansbach zum Ordensstaat des Deutschen Ordens (Deutschmeister) umgebaut. Als polnische Reitertruppen einfielen, gelang es dem Hochmeister mit Hilfe der Dänen, einem deutschen Söldnerheer und der Drohung, dass das verbündete Russland eingreifen könnte, die Polen zwar nicht zurückzu-schlagen, jedoch trat ein vom Papst arrangierter Waffenstillstand in Kraft. Martin Luther überzeugte schliesslich Albrecht aus dem Ordensstaat ein Fürstentum zu machen und sich dem polnischen König zu unterwerfen. Albrecht leistete den Huldigungseid vor Sigismund. So wurde aus der Grafschaft Ansbach das Herzogtum Preussen. Es fiel 1618 an den brandenburgischen Zweig der Hohenzollern. Erster preussischer König wurde Friedrich III. Sein Nachfolger, Friedrich Wilhelm I., machte aus Preussen eine europäische Grossmacht. 1871 wurde das Deutsche Reich gegründet – die Hohenzollern stellten mit Wilhelm I. nicht nur den ersten, sondern bis 1918 alle deutschen Kaiser (insgesamt 3). Mit der November-revolution und der Ausrufung der Republik endete schliesslich die kaiserliche Herrschaft der Dynastie über Deutschland. Der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. dankte am 28. November 1918 ab, erhoffte sich aber stets, wieder auf den Thron zurückkehren zu können. Er lebte und starb im Exil in den Niederlanden. Heutiges Oberhaupt der preussischen Linie ist Georg Friedrich Ferdinand Prinz von Preußen, der Ururenkel Wilhelms II. Georg ist studierter Betriebswirt (TU Freiberg). Er übernahm nach dem Tode seines Grossvaters Louis Ferdinand von Preussen 1994 die Familiengeschäfte, da sein Vater bereits 1977 verstorben war. Recht interessant übrigens ist noch, dass Louis Ferdinand nur der zweitälteste war. Der Thronfolger wäre eigentlich Wilhelm gewesen, der jedoch 1940 im Frankreich-Feldzug fiel; zudem hatte er eine Bürgerliche geheiratet, was ihn nach dem Hausgesetz von der Thronfolge ausschloss. Hitler selbst verbot deshalb per „Prinzenerlass“ den Einsatz von Angehörigen des Hauses Hohenzollern an der Front. Louis Ferdinand aber arrangierte sich mit dem Widerstand und war als neues Staatsoberhaupt nach dem misslungenen Hitlerattentat Graf von Stauffenbergs in Diskussion. Das Hausgesetz der Hohenzollern aus Preussen schloss viele Nachfolger aus. Sie hätten eine durch den Vater akzeptierte ebenbürtige Adelige ehelichen sollen. Als der Sohn aus der Ehe von Christian Sigismund und einer niederrangigen Gräfin, die aber von seinem Vater als hausgesetz-mässig anerkannt wurde, Friedrich Wilhelm nach dem Tod seines Grossvaters einen Erbschein beantragte, klagte der Sohn dessen Bruders Louis Ferdinand jr., da nur dieser eine hausgesetzmässig ebenbürtige Frau hatte. Der Bundesgerichtshof wies den Fall zurück an das mit der Erbfolge beauftragte Landgericht Hechingen. Dagegen legte jedoch der zweitälteste Sohn Louis Ferdinands eine Beschwerde am Bundesver-fassungsgerichtshof ein, das das Urteil des Bundesgerichtshofes aufhob, da ein Familienvertrag des Adels nicht dem Grundgesetz der Republik Deutschland entspreche. Somit kam das persönliche Testament Louis Friedrichs zum Zuge, das Georg Friedrich begünstigte, der jedoch Pflichtteile abzugeben hatte. Somit untersteht ihm nun ein Teil der Burg Hohenzollern, das komplette Immobilien- und Anlagevermögen, das zum grossen Teil nach der Enteignung durch die DDR vom Grossvater wieder zurückerstritten wurde und die Kunstsammlung des Hauses Preussen.
Ebenfalls aus Franken stammt das wohl älteste deutsche Adelsgeschlecht, gemeinsam mit den Kapetingern, die vornehmlich in Frankreich eine Rolle spielen, obgleich auch sie aus dem fränkischen Raum kommen, und den Reginären aus Belgien: Die Welfen! Auch heute noch wird zwischen den älteren und jüngeren Welfen unterschieden. Die älteren teilen sich zudem in die burgundische Linie (Rudolfinger), aber auch die schwäbische Linie mit Stammburg bei Weingarten/Altdorf. Die älteren Welfen fanden erst-mals im 8. Jahrhundert mit Graf Ruthard Erwähnung. Sie dürften ursprünglich der fränkischen Herrschaftsschicht entstammen. Er erwarb mit dem Segen der kaiserlichen Karolinger das Gebiet an Maas und Mosel. Als Stammvater des Geschlechtes gilt Welf I. Mitte des 8. Jahrhunderts kam in Oberschwaben der Besitz bei Altdorf hinzu. Diese Stammburg wurde später in die Veitsburg nach Ravensburg verlegt. Im Jahr 888 wurden die Welfen vom inzwischen verwandten Kaiserhaus mit dem Königtum Burgund belehnt. Welf I. hatte seine beiden Töchter jeweils mit einem Karolinger verheiratet: Mit Ludwig dem Frommen, dem Sohn Karls des Grossen, und dessen Sohn Ludwig dem Deutschen. Welfs Sohn Konrad übernahm das Königreich Burgund und begründete die burgun-dische Linie, die jedoch bereits 1032 mit Rudolf III. erlosch. Welf II. übernahm die Güter in Oberschwaben. Auch dieser Mannstamm starb im Jahre 1055 mit Welf III., Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona aus. Seine Schwester Kunigunde heiratete mit dem Markgrafen Alberto Azzo II. in die oberitalienische Familie d’Este ein und sicherte zumindest den Fortbestand einer Welfenlinie, die der jüngeren Welfen. Karl der Grosse hatte das Haus der Este, ebenfalls einem fränkischen Geschlecht, mit Grafschaften in der Lombardei belehnt. Aus dieser Linie stammen die Herzoge von Bayern (1070 bis 1180) und die Herzoge von Sachsen (1137 bis 1180) sowie ab 1235 die Herzoge von Braunschweig-Lüneburg. Nach heftigstem Streit mit den Staufern wurde 1120 Judith, Schwester Heinrichs des Stolzen und Welfs VI. mit Friedrich von Staufen, Herzog von Schwaben verheiratet. Aus dieser Ehe ging Friedrich Barbarossa hervor. Unter ihm wechselten auch die Welfen-Stammgüter in Altdorf und Ravensburg in’s Hause der Staufer. Nachdem es zu erneuten Streitig-keiten zwischen dem Kaiser und dem Welfen Heinrich dem Löwen kam, musste dieser zu den Verwandten seiner Frau nach England in’s Exil fliehen. Mathilde war die Schwester Richard Löwenherz, sie stammt aus dem Hause Plantagenet. Zwar erfolgte 15 Jahre später die Versöhnung der beiden, jedoch erhielt Heinrich nur einen Teil seiner vormaligen Güter zurück. Das Verhältnis zwischen Welfen und Staufern blieb auch in den nächstfolgenden Jahren und Generationen angespannt. Einer der Höhe-punkte dieses Streites war zweifelsohne der Kampf um die Kaiserwürde. 1198 wurde Otto IV., der Sohn Heinrichs und Mathildes als Gegenkönig zu Philipp von Schwaben aufgestellt. Der Staufer wurde 1208 ermordet, worauf Papst Innozenz III. ein Jahr später Otto zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches krönte – dem einzigen aus dem Hause der Welten. Ihm setzten 1212 wiederum die Staufer mit Friedrich II. einen Gegenkönig vor, der nach Ottos Tod 1218 Kaiser wurde. 1692 wurde das Teil-fürstentum Calenberg-Göttingen zum Kurfürstentum von Braunschweig-Lüneburg (später Hannover) aufgewertet und beim Wiener Kongress schliesslich 1814 zum Königtum erklärt. Bis 1837 regierten hier die Könige von England, da 1714 der Welfe Georg I. in London das Erbe der Stuarts auf dem Thron angetreten hatte. Bis 1901 hatten die Welfen also auch im Buckingham Palace das Hausrecht. Das Königreich Hannover wurde schliesslich 1866 nach der Niederlage im Deutschen Krieg durch Preussen annektiert. Parallel dazu regierte eine andere Linie der Familie das Fürstentum Braunschweig-Wolfenbüttel, das 1814 zum Herzogtum erhoben wurde. 1884 starb dieser Mannstamm jedoch aus – das Herzog-tum ging an die Linie aus Hannover, die seit der Annexion im Exil in Österreich lebte. Nun aber mischte sich der erste Reichskanzler des Deutschen Reichs, Otto von Bismarck, ein. Bis 1913 regierten deshalb Prinzen aus Preussen und Mecklenburg das kleine Herzogtum. Erst nachdem Prinz Ernst August die einzige Tochter des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II., Viktoria Louise, ehelichte, kamen die Welfen wieder zu ihrem Erbe. Der letzte regierende Herzog der Welfen, Ernst August, musste im Rahmen der Novemberrevolution am 08. November 1918 abdanken und ging wie sein Vater zuvor in’s österreichische Exil auf Schloss Cumberland in Gmunden. Sieben Jahre später kehrte die Welfen-Familie wieder nach Braunschweig zurück. Sie erhielt nurmehr das Schloss Blankenburg und die Domäne Hessen im heutigen Landkreis Harz zugesprochen. Während des Ersten Weltkrieges wurden der deutschen Linie durch das englische Königshaus alle Titel und Erbberechtigungen aberkannt. Im Zweiten Weltkrieg besetzten die Sowjets die Blankenburg, die Familie zog sich auf die Marienburg zurück. Der Urenkel des letzten deutschen Kaisers, Ernst August von Hannover verblieb in Österreich, sein 1983 geborener Sohn, Ernst August (VI.) Erbprinz von Hannover Herzog zu Braunschweig und Lüneburg Königlicher Prinz von Groß-britannien und Irland („der Pippi-Prinz“), ist aktuelles Familienoberhaupt der Welten. Aufgrund der Geschichte seines Geschlechtes versteht nun sicherlich so manch einer die Schlagfertigkeit Ernst Augusts. Er studierte Geschichte und Volkswirtschaft in New York und Florenz und war seither als Investmentbanker tätig. 2004 überschrieb ihm sein Vater die Güter. Ernst August VI. verwaltet die Ländereien in der Domäne Calenberg. Hierzu zählt alsdann das Fürstenhaus Herrenhaus. Sehr viel mehr ist vom vormaligen Vermögen der Welten nicht übrig geblieben. Reichskanzler Bismarck hatte es damals eingezogen, grosse Teile der Freigabe gingen spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg verloren, da sich die Familie in der Rüstungsindustrie des Dritten Reiches eingesetzt hatte und dort auch Zwangsarbeiter arbeiten mussten. Rund um Schloss Marienburg gab es zwischen Vater und Sohn grossen Streit. Der Sohn wollte das Schloss verkaufen, da grosse Sanierungen anstanden. Das Land Niedersachsen wollte es für einen symbolischen Euro aufkaufen und die Sanierungs-kosten von rund 27 Millionen Euro im Rahmen des Denkmalschutzes übernehmen. Ernst August sen. jedoch widerrief daraufhin seine Schenkung von 2004 und forderte diese wegen „grossen Undanks“ zurück. Der Junior verzichtete auf den Verkauf. Das Schloss wurde 2019 in eine Stiftung überführt.
Sie sehen nun, dass aufgrund der Heiratspolitik nahezu alle Herrschafts-häuser eigentlich verwandt sind. Dies erklärt auch das grosse Auf-kommen bei Hochzeiten oder Trauerfällen. Ob es eine Fortsetzung dieses History-Blogs auf Fürstenebene gibt, entscheide ich, sobald ich mich von der Recherche zu diesem Blog erholt habe!!!
Lesetipps:
.) Die Babenberger. Aufstieg einer Dynastie; Stephan Vajda; Orac Verlag 1986
.) Die Babenberger. Reichsfürsten und Landesherren; Georg Scheibel-reiter; Böhlau Verlag 2010
.) Die Babenberger. Markgrafen und Herzoge von Österreich 976–1246; Karl Lechner; Böhlau 1996
.) Das Haus Habsburg. Die Geschichte einer europäischen Dynastie; Adam Wandruszka; Herder 1989
.) Die Habsburger. Eine Europäische Familiengeschichte; Walter Pohl/Karl Vocelka; Styria 1992
.) Die Welt der Habsburger: Glanz und Tragik eines europäischen Herrscherhauses; Dietmar Pieper/Johannes Saltzwedel; Spiegel-Buch-verlag/DVA, 2010
.) Habsburg. Geschichte eines Imperiums; Pieter M. Judson; C.H. Beck 2017
.) Die Kaiser des Mittelalters. Von Karl dem Großen bis Maximilian I.; Bernd Schneidmüller; C.H.Beck 2012
.) Die Wittelsbacher. Geschichte unserer Familie; Adalbert Prinz von Bayern; Prestel 1980
.) Die Wittelsbacher. Staat und Dynastie in acht Jahrhunderten; Ludwig Holzfurtner; Kohlhammer 2005
.) Die Wittelsbacher – Eine europäische Dynastie-eine deutsche Chronik; Hans F. Neubauer; Moewig 1979
.) Die letzten Wittelsbacher; Herbert Eulenberg; Phaidon 1929
.) Die schwarzen Schafe der Wittelsbacher. Zwischen Thron und Wahn-sinn; Christian Dickinger; Piper 2005
.) Das Haus Hohenzollern 1918–1945; Friedrich Wilhelm Prinz von Preußen; Langen Müller 1985
.) Das Fürstenhaus Hohenzollern; Hubert Krins; Fink, Josef 2013
.) Die Hohenzollern; Wolfgang Neugebauer; Kohlhammer 2003
.) Die Grafen u. Fürsten von Hohenzollern; Maximilian Schmitz-Mancy; Liehner 1895
.) Die Welfen. Von der Reformation bis 1918; Hans-Georg Aschoff, Kohlhammer 2010
.) Die Welfen. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart; Thomas Vogtherr; Beck 2014
.) Staufer und Welfen. Zwei rivalisierende Dynastien im Hochmittelalter; Hrsg.: Werner Hechberger/Florian Schuller; Pustet 2009
Links:
- gedaechtnisdeslandes.at
- www.karlvonhabsburg.at
- www.habsburger.net
- haus-bayern.com
- hohenzollern.com
- www.welfen.de
- welfenbund.de
Wenn ein Haustier gut tut
Posted on 07/20/24 by UlstoAlleine zu sein muss man mögen – vor allem aber können! Viele Menschen – etwa nach einer jahrzehntelangen Partnerschaft – möchten sich nicht mehr an einen neuen Menschen gewöhnen. Andere haben es satt, sich Zeit ihres Lebens nach anderen richten zu müssen. Aber es gibt auch andere: Jene, die gerne wieder eine Beziehung haben würden, sich aber nicht trauen! Wer mit solchen Lebenssituationen nicht umzugehen weiss, verfällt nicht selten in eine Depression! Dann sollten alle Alarm-glocken läuten – auch bei den unmittelbaren Bezugspersonen wie Familie oder Freunde!
Nein – keine Angst: Das wird kein wissenschaftlicher, schwer verdaulicher sozialpsychologischer Blog. Obgleich: Etwas Psychologie ist dabei! Nämlich jene Erkenntnis, dass Tiere solchen Situationen vorbeugen können! Ganz nach dem Motto: Mein bester Freund hat vier Pfoten!!! Und dies gilt nicht nur für einsame Menschen, sondern durchaus auch für Kinder und Familien, in welchen die Katze oder der Hund ein Familien-mitglied und nicht nur ein Haustier ist! Mein bester Freund hiess Chico, eine Mischung aus Deutschem Schäfer- und Berner Sennhund, mit ihm bin ich aufgewachsen!
Die harten wissenschaftlichen Fakten gleich vorweg! Viele wissenschaft-liche Studien, wie auch zuletzt jene der University of Florida bzw die Umfrage aus West Cheshire/UK aus dem Jahr 2015 haben inzwischen klargestellt: Haustiere haben einen positiven Effekt auf die menschliche Gesundheit. Physisch, aber auch psychisch! Daneben feiern immer mehr tiergestützte Therapien Behandlungserfolge, wo alles andere bereits versagt hat.
Zur physischen Gesundheit: Dies betrifft vornehmlich die Besitzer eines Hundes, die zumeist locker die von der WHO empfohlenen Bewegungs-ziele erreichen. Bereits 150 Minuten Bewegung in der Woche erzielen einen positiven gesundheitlichen Effekt. So auch das Ergebnis einer Untersuchung des Kardiovize 2030 Projects, wonach Haustierbesitzer eine höhere körperliche Aktivität aufweisen und sich alsdann gesünder ernähren. Vollkommen egal ob es regnet, schneit oder die Sonne scheint – dieses Familienmitglied kann nicht einfach auf’s Klo gehen um sich zu erleichtern: Er muss drei- bis fünfmal pro Tag raus! Gassi gehen! Das sorgt nicht nur für Bewegung, die Herz-Kreislauf-Problemen, zu hohem Blutdruck oder Cholesterinspiegel, Übergewicht entgegenwirken kann und das Immunsystem stärkt, sondern auch für soziale Kontakte mit anderen Hundebesitzern und Spaziergängern! Wie schaut’s mit einem Aquarium oder Terrarium aus? Die Antwort hierauf überlasse ich Ihnen! Übrigens: Im Sommer sollten Sie entweder selbst den Barfuss-Test auf dem heissen Asphalt machen oder Ihrem Vierbeiner gleich Überzieher für die Pfoten besorgen! Was für Ihre Füsse zu heiß ist, ist es auch für den Hund! Im Winter müssen nach jedem Spaziergang Salzreste von den Pfoten gewaschen werden, da sich ansonsten nicht zuletzt aufgrund des Leckens des Hundes üble Entzündungen entwickeln können! Und: Hunde gehören im Wald und beim Wandern im Gebirge angeleint! Achten Sie gerade bei Zweiterem auch auf die Hinweise zur Muttertierhaltung!
Bei der „mentalen Gesundheit“ (psychischen Gesundheit) geht es weit tiefer! Dies sollten wir getrennt voneinander betrachten – und am Ende zu einem Ganzen zusammenfügen.
.) Emotionale Bindung
Wie zuvor beschrieben, sollte ein Haustier stets (nicht nur im besten Falle!) ein Mitglied der Familie sein! Wissenschaftliche Studien zum Sozialverhalten des Menschen haben schon vor Jahrzehnten nachge-wiesen, dass Gesprächspartner und Freunde immens wichtig sind für die jeweilige Entwicklung jedes Einzelnen. Das soll nicht heissen, dass jeden Abend nach der Arbeit bis in die frühen Morgenstunden im Stammlokal gebechert wird. Allerdings sollte Mann sich einen solchen Gesprächs-abend einmal die Woche durchaus gönnen! Auch Frau sollte den Mädels-abend wöchentlich einplanen! Ein(e) gute(r) Zuhörer(-in) erspart so manchen teuren Psychotherapeuten. Für all jene Menschen, die das nicht (mehr) machen möchten bzw. können oder alleine sind, ist das Haustier ein geduldiger Zuhörer! Das betrifft durchaus auch die Fische oder Leguane! Die Psychoanalyse baut auf dieser Therapie auf: Reden über Probleme, Erlebnisse, Traumata … – es entlastet! Auch wenn der Hund während eines mehrminütigen menschlichen Monologs eigentlich nur auf sein Leckerli wartet. Freunde hören zu – das schafft emotionale Bindung! Bewusst oder unbewusst. Doch Vorsicht: Vergreifen Sie sich mit Ihrem Vierbeiner nicht im Ton: Werden Sie laut, denkt Ihr Freund, dass er einen Fehler gemacht hat! Dieser Schuss geht nach hinten los!
.) Verantwortungsbewusstsein
Jeder, der sich ein Tier zulegt, muss sich um dieses kümmern – es sorgt für einen geregelten Tagesablauf! Auch Tiere haben Bedürfnisse! Werden sie nicht entsprechend gehalten (Meerschweinchen etwa stets zu zweit), so sollte man dies besser anderen Menschen überlassen. Heisst aber keineswegs, dass man sie aussetzt und darauf verlässt, daß dies andere übernehmen! Das betrifft die Würgeschlange gleichermassen wie den Hund, der an der Leine an einem Baum oder Strassenpfahl angebunden wird. Psychologisch gesehen: Jeder, der Verantwortung übernimmt, hat neben dem Gefühl gebraucht zu werden auch ein Ziel und eine Aufgabe! Viele gehen darin auf! Manche allerdings zu sehr, wie immer wieder in den Gazetten zu lesen ist! Eine Vermenschlichung des Haustieres zählt für mich bereits zur Tierquälerei! Wenn etwa der Chihuahua (der Lieblingshund vieler Stars und Sternchen) bekleidet wird wie das Frauchen oder der Pudel nach seinem wöchentlichen Coiffeur-Besuch eher bemit-leidenswert ausschaut!
.) Wohlbefinden
Interaktion mit dem Tier beugt Stress vor (Abbau des Stresshormons Cortisol) und steigert das Wohlbefinden. Eine entsprechende Studie der Ruhr-Universität Bochum zeigt auf, dass Haustiere glücklich machen. So wirkt das Schnurren der Katze bei vielen Menschen als beruhigend und angstlösend. Das gilt selbstverständlich auch am Arbeitsplatz, obgleich die Vorstellung eines Fliessbandarbeiters mit seinem Vogel in der Produktionshalle etwas komisch anmutet – so gilt dies vornehmlich für Büroumgebungen (Bürohund). Allerdings muss zuvor abgeklärt werden, dass der Chef und die Kollegen nichts dagegen haben und die Hygiene-vorschriften eingehalten werden. Keiner Zustimmung übrigens benötigen Assistenzhunde. Auch das Kuscheln mit dem Haustier kann für ein positives Wohlbefinden sorgen und Depressionen vorbeugen. Dabei wird das Glückshormon Oxytocin ausgeschüttet, das ein Gefühl der Geborgenheit und Nähe vermittelt sowie Blutdruck und Puls senkt. Allerdings bewies die Studie aus Bochum auch, daß eine finanzielle Belastung durch das Haustier und damit eine persönliche Einschränkung genau das Gegenteil bewirken kann. Daneben verringern Tiere das Ein-samkeits- und stärken das Sicherheitsgefühl. Interessant auch die Erkenntnis, daß Bewohner von Seniorenheimen, die einen Wellensittich halten, oftmals mehr Besuch der Hausmitbewohner bekommen, als die anderen.
.) Erhalt der kognitiven Fähigkeiten
Dies betrifft neben anderen etwa die Wahrnehmungs-, Lern- und Konzentrationsfähigkeit, ebenso wie die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis und die Kreativität! Tiere können die Konzentration fördern – so das Ergebnis einer EEG-gestützten Untersuchung, die im März dieses Jahres veröffentlicht wurde. So nahmen beim Spielen oder Gassigehen mit dem Therapiehund die Alpha-Wellen zu (entspannte Wachheit), beim Streicheln und Kuscheln hingegen die Beta-Wellen (erhöhte Konzen-tration). Bei allen Probanten war der Stresslevel deutlich niedriger.
.) Tiergestützte Therapien
Einige Tagesschulen sind inzwischen dazu übergegangen, v.a. während der Hausaufgaben Therapiehunde im Klassenzimmer einzusetzen. In so manchen Krankenhäusern oder Pflegeheimen wurden ebenfalls Erfolge damit erzielt. In der Suchtklinik Vielbach in Rheinland-Pfalz dienen Tiere als Motivationskatalysatoren – Patienten, die während der Therapie Kontakt zu Tieren haben, halten länger durch. Und nicht zuletzt: Tiere in der Therapie können den Zugang zu einem Patienten erleichtern. Allerdings müssen solche Therapeuten gut ausgebildet bzw. qualifiziert sein, damit beispielsweise nicht das Tierwohl unter der täglichen Aufgabe leidet!
Das Haustier kann sich durchaus zum Partner und Stütze im Alltag entwickeln. Und genau so sollte es auch sein! Manches Mal ist es ein Partner- oder Kindesersatz – gerade bei älteren Menschen. Allerdings gilt es, vor einer solchen Anschaffung einige Fragen zu klären. Bin ich der Verantwortung gewachsen? Was geschieht mit dem besten Freund im Urlaub oder im Krankenfall? Ist das Tier den ganzen Tag über alleine zuhause etc.!?
Das Haustier muss ins Leben passen!!!
Lesetipps:
.) Die Wirkung von Haustieren auf das Leben alleinstehender, älterer Menschen; Astrid Mayerhofer; Diss. Universität Wien 2013
.) Tiere als Therapie – Mythos oder Wahrheit? Zur Phänomenologie einer heilenden Beziehung mit dem Schwerpunkt Mensch und Pfer; Andrea Förster; ibidem-Verlag 2005
.) Der Mensch und seine Haustiere. Die Geschichte einer jahrtausendealten Beziehung; Michael Baales/Norbert Benecke; Archäologische Informationen 1997
.) Das Haustier: Vom Nutztier zum Familientier; Maren Möhring; De Gruyter 2014
Links:
www.nature.com/articles/s41598-019-41254-6
academic.oup.com/eurjpc/article/25/1/54/5926083?login=false
journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0298384
www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/08927936.2019.1569907
habri.org/international-hab-survey/
pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38287372/
Ouch – gestochen!!!
Posted on 07/12/24 by UlstoDer Sommer ist in unseren Breiten die wohl schönste Jahreszeit: Baden am See oder Meer, Gemütlichkeit im Biergarten oder auch mit Nachbarn und Freunden beim Grillen den Abend auf der heimischen Terasse geniessen: Was gibt es herrlicheres!!!
Als ich meinen Dienst bei einer Radiostation an der Adria versah, wunderte ich mich am ersten Abend nicht schlecht, daß ein LKW durch Grado fuhr, der ganz gewaltig Dampf abzulassen schien. Am nächsten Morgen wusste ich auch weshalb. Es schien, als hätten die kleinen Blut-sauger geradezu auf mich gewartet und alle Stechmücken der nördlichen Adria zum feierlichen Festtagsmenü geladen haben – ein Flashmob der Stechbiester! Alter Schwede – habe ich ausgesehen! Mein erster Gang führte mich dann auch direkt in der Supermarkt, wo ich mir ein Fläschchen für die Steckdose besorgte. Zu Beginn meines dritten Tages am italienischen Meer weigerte ich mich anfangs noch vor dem Blick in den Spiegel, konnte jedoch dann erfreut aufatmen. Jeder, der dies alles schon mal mitgemacht hat, kann sich in meine Haut versetzen.
Insekten haben durchaus ihre Existenzberechtigung, wenn auch für viele unverständlich. Sie spielen in den meisten Fällen eine wichtige Rolle im Kreislauf des Lebens auf unserem Planeten. Schliesslich sorgen sie dafür, dass wir nicht alle im Bio-Müll untergehen, indem sie die biogenen Abfälle verarbeiten. Das gilt im Speziellen für die Ameisen, aber auch für Mistfliegen oder Borkenkäfer. Deshalb ist ihre Aufgabe dermaßen ernst zu nehmen und das Insektensterben als eklatantes Warnsignal von Mutter Natur zu verstehen. Dennoch denken die meisten bei dem Wort „Insekt“ sofort an die Stechmücken oder Wespen, da viele bereits mehr als negative Erfahrungen mit diesen Biestern haben machen müssen.
Für die Population v.a. der Stechmücke spielt der Winter eine immens wichtige Rolle: Gibt es nur wenige oder gar keine Frosttage mit scharfen Minusgraden, so überleben die meist in Pfützen oder Feuchtgebieten abgelegten Eier – der nächste Sommer verspricht ein Mückensommer zu werden. Aufgrund des Klimawandels müssen wir künftig vermehrt damit rechnen. Ganz vermeiden lässt sich das auch im heimischen Garten kaum – dennoch können im Spätherbst einige Präventivmassnahmen getroffen werden, auf die ich später etwas genauer eingehen werde.
Im Mittelpunkt dieses heutigen Blogs jedoch stehen die Insektenstiche: Wie man erkennt, welches Insekt gerade zugestochen hat, wie man das Geschehene am besten übersteht und in welchen Fällen der Gang zum Arzt ratsam erscheint.
Eines gleich vorweg: Sofern Sie nicht zur Gruppe der Allergiker zählen, sind in den meisten Fällen Stiche harmlos. Allergiker sollten jedoch Orte mit v.a. verstärktem Wespen- oder Bienenaufkommen meiden und stets ihr Alarmpaket (Epi Pen) mit sich führen. Daneben ist es wichtig, daß die Mitmenschen von der Allergie wissen, damit sie entsprechend handeln und notfalls rasche ärztliche Hilfe herbeirufen können. Eine Sensibili-sierung erfolgt mit dem ersten Stich – erst auf den zweiten erfolgt dann die allergische Reaktion. Etwa drei Prozent der Bevölkerung erleiden einen allergischen Schock (Bewusstlosigkeit, Blutdruckabfall, Kreislauf-versagen). Problematisch sind vornehmlich Wespen und Honigbienen, weniger Hornissen, Hummeln oder Ameisen. Nur ganz vereinzelt kommt es bei Stechmücken, Gelsen oder Bremsen zu allergischen Reaktionen.
Allerdings können gerade Wespen auch für Nicht-Allergiker lebens-gefährlich werden. Schliesslich lieben sie ebenso wie wir Menschen Eis, Obst und kühlende Getränke. Sticht eine solche Wespe oder auch eine Biene in den Hals oder wird gar mitgegessen oder geschluckt, so besteht höchste Gefahr für die Atemwege. Kommt es zu einer Schwellung, kann dies durchaus Atemnot oder gar Erstickung bedeuten. Dementsprechend muss raschest möglich gehandelt werden. Erfolgt der Stich in den Arm oder das Bein, so ist dies zwar eine sehr schmerzhafte Erfahrung, jedoch nicht lebensbedrohend. Hierbei sollte bekannt sein, dass bei einem Bienenstich der Stachel in der Haut verbleibt, die Biene reisst sich diesen mitsamt der Giftblase vom Leib und verstirbt danach. Den Stachel sollten Sie deshalb mit einer Pinzette vorsichtig entfernen, damit diese Giftblase nicht zerstört wird und auch das restliche Gift in die Stichwunde fliesst. Anders bei einer Wespe oder Hornisse. Diese ziehen den Stachel wieder heraus und geben somit auch nur einen Teil ihres Giftes ab. Kämpft das Insekt jedoch um sein Leben, heisst es auch hier: Alles oder nichts! Dies bekam ich bei einer Hornisse zu spüren, die es sich auf der Armlehne meines Bürosessels gemütlich gemacht hatte. Ich hatte sie nicht gesehen und sie förmlich erdrückt. Noch Tage danach plagten mich starke Schmerzen im Sticharm.
Übrigens stehen Wespen und Hornissen unter Artenschutz. Wer sie also erschlägt oder chemisch bzw. biologisch vernichtet, macht sich strafbar, was schon recht teuer werden kann. Wespennester dürfen von Laien nur im Winter entfernt werden, da sie ausschliesslich einjährig genutzt werden und die Wespen im Herbst sterben oder im Winter erfrieren. Sie stechen, wenn sie sich in die Enge getrieben fühlen, angepustet oder durch wilde Bewegungen abgewehrt werden! Es hilft eine Sprühflasche mit Wasser. Wird die Wespe angesprüht, geht sie von Regen aus und fliegt in’s Nest zurück.
Stechmücken sind hierzulande meist harmlos. Allerdings sollte nicht übersehen werden, daß sich gerade jene Arten (wie beispielsweise die Tigermücke oder die Asiatische Buschmücke) auch auf Mitteleuropa ausbreiten und Virusinfektionen weitergeben können. In südlicheren Gefilden bzw. Asien ist mit ihnen nicht zu spaßen, da Krankheiten wie Malaria, das Dengue- oder auch das Gelbfieber durch den Stich auf den Menschen übertragen werden.
In den meisten Fällen führt ein Insektenstich zu Rötungen, Jucken, Brennen und auch leichten Schwellungen. Das klingt zumeist bereits nach einigen Stunden, spätestens aber einigen Tagen wieder ab. Wichtig hierbei ist es, die Stelle nicht durch Kratzen zu bearbeiten. Das führt zu Beschädigungen der schützenden Haut wodurch Erreger in den Körper eindringen können. Eine Entzündung ist meist die logische Konsequenz. Klingen diese Symptome jedoch nicht ab und die Schwellung bleibt bestehen oder wird gar grösser, es folgen Unwohlsein oder Fieber, so sollte dringend ein Arzt aufgesucht werden. Der Mediziner spricht hierbei von einem „Lymphödem“ – soll heissen, daß sich an der Einstichstelle zu viel Lymph-Flüssigkeit ansammelt, die nicht mehr abtransportiert werden kann. Wird dies entsprechend medizinisch behandelt, geht auch die Schwellung zumeist wieder rasch zurück. Die Lymph-Flüssigkeit ist eigentlich für den Transport von Wasser, Eiweissen, Fett, Zellen und Bakterien durch unseren Körper verantwortlich. Entsteht ein Stau kommt es zu einer solchen Schwellung. Bei Patienten mit einer angeborenen oder chronischen Lympherkrankung ist deshalb nach einem Stich besondere Vorsicht geboten, da sich das Bindegewebe verhärten kann und sich die Einstichstelle stets entzündet.
Beim Stich einer Stechmücke werden Gifte auf Proteinbasis in die Haut gespritzt. Sie fordern meist das Lymphsystem heraus, da sie nicht abtransportiert werden können. Hier hilft – Sie werden es nicht glauben – Hitze. Eiweisse werden ab ca. 40 Grad Celsius zerstört. Zur Eigenbehand-lung (nicht bei anderen Personen, da Verbrennungs- oder Verbrühungs-gefahr besteht) empfiehlt sich deshalb das Abtupfen der entsprechenden Stelle mit einem Löffel, der zuvor in sehr warmes, nicht aber kochendes Wasser gehalten wurde. Das Jucken bzw. der Schmerz sollte sehr rasch nachlassen, da die Proteine dadurch zerstört werden und das Gift nicht mehr wirkt. Auch ein Kompressionsverband hilft, da er die Flüssigkeit durch den Druck in nicht beschädigte Gefässe weiterleitet, sodass die Schwellung nicht größer werden kann. Tja – und schliesslich Gross-mutters Notfalltipp: Kühlen! Am besten ein kleines Handtuch oder einen Waschlappen aus dem Eisfach auf die Stelle legen – das verschafft in den meisten Fällen Linderung. Auch essigsaure Tonerde wirkt schmerz-lindernd. Das Auflegen einer aufgeschnittenen Zwiebel hilft nur gegen Entzündungen. Das Gift selbst bleibt davon unbeeindruckt.
Erste Hilfe-Massnahmen bei erfolgten Stichen – sofern keine Allergie vorliegt:
– Wespenstich – Stelle kühlen
– Bienenstich – Entfernung des Stachels – Stelle kühlen
– Gelsen oder Bremsenstiche – Stelle kühlen
– Zeckenbiss – die Zecke mit einer stumpfen Pinzette senkrecht zur Biss-stelle entfernen – die Stelle über zehn Tage hinweg beobachten – bildet sich ein roter Wundkreis sollte eine Borreliose-Behandlung durch einen Arzt erfolgen
– Ameisenbiss – Stelle kühlen – hält der Schmerz an sollte ein Arzt aufgesucht werden, der zumeist Kortison verschreibt
– Bettwanzen – mehrere Stellen an einer Körperregion – Auftragen eines Aloe Vera-Gels
Übrigens kann die Reaktion auf einen Stich auch bis zu acht Stunden später auftreten. Setzt ein Gefühl der Beklemmung, ein Kribbeln in den Händen oder Füssen bzw. gar Atembeschwerden, durch beispielsweise eine geschwollene Zunge ein, muss der Notarzt gerufen werden – das kann ansonsten lebensgefährlich werden.
Zuletzt nun noch einige Tipps, wie Sie unter Umständen den Sommer ohne Insektenstich überstehen können:
– Vermeiden Sie Essen oder Abfalleimer im Garten
– Decken Sie Gläser, Dosen oder Flaschen stets ab
– Schliessen Sie den Mund, wenn eine Wespe oder Biene in Ihrer Umgebung ihre Kreise zieht
– Besonders bei Kindern Hände und Gesicht waschen, da oftmals Essens- oder Eisreste auf der Haut verbleiben
– Ziehen Sie keine Blumenhemden oder -blusen an, vermeiden Sie zudem die Farben rot, gelb und blau in Ihrer Bekleidung
– Sammeln Sie Fallobst so rasch als möglich ein
– Verwenden Sie Schuhe
– Benutzen Sie keine Parfüms und stark riechenden Sonnenschutzmittel bzw. Body-Lotions, wesentlich besser sind sog. „Repellents“, wie Diethyl-benzamid, Icaridin, Dimethylphthalat oder Permethrin
– Meiden Sie Insektennester (Wespen- oder Hornissennester müssen von Experten entfernt bzw. umgesiedelt werden)
Übrigens lockt Obst, das schon langsam zu gären beginnt, auch im Haus Insekten an. Sie können aber auch Duftnoten setzen: Wespen können gar nicht mit Nelkenduft, Ameisen mögen keinen Zimt und Motten hassen Zirbenduft!
Im heimischen Garten sollten Sie im Herbst mögliche Brutstätten trocken-legen oder abbauen. Dazu zählen Weiher oder Teiche, aber auch Pfützen oder offene Regentonnen. Allerdings ist Vorsicht geboten, schliesslich nehmen Sie dadurch auch den Nützlingen die Brutstätte weg. Wenn Sie also wissen, welche nützliche Insekten sich bei Ihnen eingemietet haben, sollten Sie sich zuvor erkundigen, wie und wo diese überwintern oder die nächste Generation abgelegt haben. Alle anderen können Sie auch mit biologischen Waffen, wie etwa Räuber, Schmarotzer oder Krankheits-erregern schlagen. Pestizide und Insektizide sollten nicht verwendet werden, da sie auch Nützlinge wie die Honigbiene töten. Und schliesslich können Sie die Voraussetzungen dafür schaffen, dass sich Vögel und Fledermäuse in Ihrem Garten ansiedeln. Vögel bevorzugen die Raupen, Fledermäuse vertilgen pro Tag bis zu 2000 der bei Einbruch der Dunkel-heit aktiv werdenden Stechmücken.
Lesetipps:
.) Warum juckt der Mückenstich?: 99 Fragen, die die Welt bewegen; Dieter Thierbach; Ullstein Taschenbuch 2006
.) Großmutters Gesundheitstipps: Band 19; Autor unbekannt; Rhino 2014
.) Der KOSMOS Insektenführer; Dr. Heiko Bellmann; Franckh Kosmos Verlag 2018