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Wie wär’s denn mit uns beiden???

Der Monat Mai wird auch gerne als der Wonnemonat, der Monat der Liebenden bezeichnet. Tatsächlich blüht die Natur nach einem zumeist harten Winter richtiggehend auf, die Vögel kommen aus ihren Winter-quartieren zurück, es wird auf Teufel komm heraus gebalzt. Verständlich – das Jahr ist kurz, die Zeit kostbar. Auch bei so manchem Menschen gehen die Hormone durch. Hat nicht zuletzt auch etwas mit der Bekleidung zu tun: Die dicken Winterklamotten werden durch Luftigeres ersetzt, mit dem v.a. Frau auch schon mal sexy Akzente setzen kann.

Doch – wie ist das wirklich mit der Partnerschaft und v.a. dem Werben um einen Partner? Sollte eigentlich eine simple Sache sein, da der einzige Zweck unseres Erdendaseins (auch wenn es so mancher Chef nicht so gerne hört!) – rein evolutionsbiologisch betrachtet – das Zeugen von Nachwuchs zur Arterhaltung und die Weitergabe der Gene an nach-folgende Generationen darstellt. Allerdings steckt in Wirklichkeit ein sehr komplexes Thema mit unheimlich vielen Auswirkungen und Einflüssen dahinter, wobei die natürliche Selektion durchaus von kulturellen Gewohnheiten im Laufe der Zeit verändert wurde. Und wer – nachdem er diese Zeilen gelesen hat – noch behaupten sollte, dass einzig die inneren Werte zählen, dürfte wohl irgendetwas nicht richtig verstanden haben.

Es gibt sie wirklich – die Liebe auf den ersten Blick! Allerdings nicht unbedingt so, wie sie immer verstanden wird: Man hat einen Gleich-gesinnten gefunden, schaut ihm tief in die Augen und „Zzzboing“ hat der Blitz eingeschlagen. Aber sowas von!!! Auch wenn Mann und Frau dermaßen unterschiedlich sind, so haben sie dennoch eines gemeinsam: Ein äusserliches Bild vom Wunschpartner! Wenn auch nicht bewusst, so auf jeden Fall unbewusst, instinktiv sozusagen. Die körperliche Attrak-tivität spielt nämlich in der Partnerwahl die wohl grösste Rolle. Dabei gehen allerdings Frauen eine Spur weiter als Männer. Während der Mann von den primären und in weiterer Folge auch sekundären Geschlechts-merkmalen wie einem grossen Becken, dem Brustumfang und dem Po ausgeht (mit einem „tollen Fahrgestell“ wird das Verhältnis zwischen Hüfte und Becken verstanden, erst dann kommen die endlos langen Beine dazu), denkt Frau vornehmlich an den Nachwuchs. Jener Partner, mit welchem sich Frau die Arterhaltung verspricht, sollte gesund, wider-standsfähig und jugendlich sein (athletischer Körperbau und symme-trische Gesichszüge). Die Frau verspricht sich dadurch die Weitergabe dieser Attribute an die späteren Zöglinge.

Tja und diese Eigenschaften sind zumeist auch verantwortlich für die Vielzahl der Seitensprünge, denn nicht immer ist der Lebenspartner auch der Wunsch-(Er-)Zeuger. Während es beim Mann grossteils um den Jagd-instinkt und Spieltrieb geht, kommen bei der Frau zur Zeit des Eisprungs genau diese Überlegungen hoch: Braungebrannt, sportlich, weisse Zähne und strahlender Blick – das ist auch mit ein Grund, weshalb sehr häufig für solche Liebschaften neben der eigentlichen Lebens-Beziehung die typischen Macho-Typen ausgesucht werden, auch wenn Frau ansonsten gar nicht auf diese spezielle Spezies von Mann abfährt.

Apropos: Haben Sie gewusst, dass statistisch gesehen jedes zehnte Kind in Deutschland ein Kuckuckskind ist, also bei einem Seitensprung gezeugt und dem Lebenspartner untergeschoben wurde? Der Scheinvater hat jedoch in deutschen Landen nach einem Richterspruch des Bundes-gerichtshofes vom 18. April 2008 das Recht, von der Partnerin Auskunft über den leiblichen Vater zu erhalten und kann diesen in weiterer Folge auch zu einem Vaterschaftstest und der Rückzahlung des Unterhaltes zwingen. Das Urteil bezog sich auf einen Fall, bei dem einem Mann drei Kinder untergeschoben wurden, die Frau dann auch zu Ihrem Liebhaber zog, dieser jedoch die Vaterschaft in allen Fällen abstritt. Gleiche Quote in etwa auch für Österreich – doch war dies im Alpenstaat ein Offizial-delikt, also eine Straftat. In früheren Jahren gab es hierfür eine Verjährungsfrist, die drei Jahre nach der Geburt endete (ehedem § 158 AGBG):

„Hat der Mann die Ehelichkeit eines Kindes nicht innerhalb eines Jahres seit der Geburt bestritten, oder ist er gestorben oder ist sein Aufenthalt unbekannt, so kann der Staatsanwalt die Ehelichkeit bestreiten, wenn er dies im öffentlichen Interesse oder im Interesse des Kindes oder seiner Nachkommenschaft für geboten erachtet.“

Heutzutage kann der Nachwuchs selbst einen Antrag auf Prüfung der Vaterschaft stellen (Außerstreitgesetz AußStrG und Allgemeines Bürger-liches Gesetzbuch ABGB). Zum Amüsement hier der Auszug aus dem entsprechenden § 148 Abs. 2(2) ABGB:

„Auf Antrag des Kindes kann der Mann als Vater festgestellt werden, welcher der Mutter innerhalb von nicht mehr als 300 und nicht weniger als 180 Tagen vor der Geburt beigewohnt hat oder mit dessen Samen an der Mutter in diesem Zeitraum eine medizinisch unterstützte Fortpflanzung durchgeführt worden ist, es sei denn, er weist nach, dass das Kind nicht von ihm abstammt. Eine solche Feststellung ist nach Ablauf von zwei Jahren nach dem Tod des Mannes nicht mehr möglich, es sei denn, das Kind weist nach, dass ihm der Beweis nach Abs. 1 aus Gründen auf Seiten des Mannes nicht gelingt.“

Hebammen sind im Alpenland gar dazu verpflichtet, eine mögliche Unter-schiebung anzuzeigen (§ 200 StGB bzw. §6a Abs. 2 Hebammengesetz HebG). In der Schweiz bewegt sich die Zahl der Kuckuckskinder bei rund einem Prozent! Sagt uns dies nun etwas über die Treue der eidge-nössischen Frauen aus oder eher über die Verantwortung, bei einem Seitensprung zu verhüten? Viel zu tun haben hingegen die Briefträger und Milchlieferanten in der sozialen Unterschicht von Liverpool. Hier liegt die Quote bei unglaublichen 32 % – gemessen durch die Vaterschaftstests in jenen Krankenhäusern, die für die Slums zuständig sind, Experten schätzen dies gar auf 53% (in der Oberschicht 1 %)!!! Soweit das Ergebnis einer 2004 im „Journal of Epidemiology and Community Health“ veröffentlichten Studie der Universität John Moores, in deren Rahmen 17 Studien aus den Jahren 1950 bis 2004 durch das Forscherteam unter Mark Bellis ausgewertet wurden.

Durchaus unterschiedlich hingegen sind die einzelnen Ergebnisse anderer Studien. So erstaunt beispielsweise eine Meta-Studie, die nicht weniger als 67 Studien zusammengefasst hat: Zwischen 15 bis 50 % der Vater-schaftstest-Männer zweifeln zurecht. Der Evolutionsbiologe Maarten Larmuseau von der Universität Leuven zeigte mit Hilfe anderer Mitglieder der Belgischen Historischen Gesellschaft (Ahnenforscher) auf, dass in den vergangenen 500 Jahren nur rund 1 % der Kinder einen anderen als den registrierten Vater aufwiesen.

Bitte missverstehen Sie mich jetzt nicht – auch Mann geht selbstver-ständlich fremd! Aufgrund solcher Vaterschaftstests können allerdings offizielle Zahlen präsentiert werden! Dies ist bei einem männlichen Sidestep etwas schwerer. In der Ornithologie spricht man diesbezüglich übrigens von „Brutparasitismus“. Dies trifft auch in der Humanethologie den Nagel auf den Kopf. Im Gesetzeskauderwelsch wird hierfür die Bezeichnung „Personenstandsfälschung“ gewählt. Sie kann nach einer Scheidung auch zur Kürzung oder Streichung des Unterhaltes bei der Frau führen, im Speziellen, wenn Mann sich aufgrund des Kindes beruf-lich eingeschränkt hat. Nicht gerade das beste Licht wirft eine Unter-suchung der University of Michigan auf das Tun v.a. aber Treiben von Herrn und Frau Christ. Bei einer Vergleichsstudie im afrikanischen Volk der Dogons, in welchem Vertreter der Katholiken und Protestanten, aber auch des Islam und der monotheistischen Stammesreligion vertreten sind, schnitten die christlichen Paare bei insgesamt 1.317 Vaterschafts-Tests am schlechtesten ab. Damit aber nun genug mit dem Exkurs zum Thema „Kuckuckskinder“, die nicht unbedingt ein Zeichen der Zeit sondern der fortschrittlichen Entwicklung der Gen-Technik sind.

Fazit: Schönes Aussehen ist also durchaus wichtig für die sexuelle Attraktivität einer Person. Soweit auch das Ergebnis einer Forschungs-arbeit von Fink/Samson von der Universität Göttingen. So bevorzugt Frau bei der Wahl des leiblichen Vaters ihrer künftigen Kinder grosse und bestens mit Testosteron ausgestattete Exemplare dieser (Be-)Gattung. Die Untersuchung, wohin Frau bzw. Mann als erstes beim geschlecht-lichen Gegenüber schaut, ergibt nach dieser Göttinger Studie eigentlich immer dasselbe, bereits erwähnte Ergebnis. Doch hat jede Frau/jeder Mann andere Vorstellungen vom Traumpartner.

Sehr interessante Erkenntnisse brachten hier auch Vergleiche bei Speed-Datings in New York. Innerhalb von Sekunden entscheidet es sich auf-grund der Optik, des Geruchs, der Haptik und Motorik des Gegenübers, ob es zu einer zweiten Chance kommt oder nicht. Während Männer mehrere Frauen gerne wiedersehen würden, ist die Auswahl der Frauen stark eingeschränkt. Alles Nonsens, meinen Eli J. Finkel und Paul W. Eastwick. Sie stellten solche Speed-Datings auf den Kopf: Anstelle der Frauen blieben die Männer sitzen und die Damen wechselten. Bei der anschliessenden Auswertung gab es ähnliche Werte wie bei den klassischen Speed-Datings, jedoch geschlechtlich verdreht. Ergebnis: Der „Wanderer“ trifft eine grössere Auswahl – egal ob Frau oder Mann. Die Untersuchung von Online-Datings jedoch untermauert die erste These: Während männliche User zumeist die Füllhorn-Methode anwenden (nach dem Motto: Die Richtige wird schon dabei sein!), konzentrieren sich weibliche User auf einige wenige.

Und damit sind wir bereits bei einem Phänomen angelangt, das Evolutionstheoretiker als „Sequentielle Schwellenwerttheorie“ bezeichnen. Die Suche nach dem Traumprinzen! Frauen suchen bis zu zehnmal nach der Beantwortung der wichtigsten aller Fragen, ob es denn wirklich den passenden Deckel zum Topf gibt. Wer nach dem zehnten Versuch nichts entsprechendes gefunden hat, bleibt solo. Interessant jedoch ist die Tatsache, dass zumeist der dritte Mann geheiratet wird, Frau aber weitersucht und zumindest die Annäherung an das Idealbild mit dem siebten oder achten Mann findet! Somit ist auch die dermassen hohe Scheidungsrate durchaus erklärbar – die Wahl war einfach ein Irrtum! C’est la vie! Ergo: Die wichtigste Information für den Mann bei einer neuen Partnerin ist somit die Antwort auf die Frage: „Der wievielte bin nun ich?“ Zumindest, wenn er sich eine längere Beziehung erwartet.

Was aber nun bedeutet in der Biologie der Begriff der „elterlichen Investition“? Dies ist jener Aufwand der mit der Produktion der Eizellen und Spermien beginnt und aufgrund der Brut, der Geburt, sowie der anschliessenden Versorgung des Nachwuchses für Frau ungleich höher ist als für Mann. Während eines Grossteils dieser Zeit ist Frau somit weg vom evolutionsbiologischen Marktplatz. Alsdann sucht sie sich normalerweise einen Partner, für den sich dieser Aufwand auch lohnt. Dieser sollte die Familie gut verteidigen und ernähren können. Zudem – und dies stammt ganz eindeutig noch aus der Tierwelt – werden Männchen mit grossem Territorium bevorzugt. So – und da haben wir den Schlamassel. Diese Attribute fallen sehr häufig nicht mit den für einen sexuellen Seitensprung bevorzugten Eigenschaften zusammen. Wie entscheidet sich nun Frau?

Eine weitere gute Frage lautet: „Ist der Mensch in der Liebe ein Wieder-holungstäter?“ Es heisst immer, dass sich Frauen Männer aussuchen, die ihrem Vater gleichen bzw. umgekehrt! Somit werden die bekannten und dermassen geschätzten Eigenschaften über Generationen hinweg über-tragen. Oder aber auch: Bevorzugt Mann immer denselben Frauentyp? Richard Lugner (Die besten Wünsche zur Hochzeit am 01. Juni! Wie lange dauert die Ehe dieses Mal?, Anm. des Schreiberlings), Dieter Bohlen und besonders Boris Becker – bei letzterem konnte man ja beinahe nicht mal die Namen den Frauen zuordnen, da sie sich nahezu wie Zwillinge glichen – na ja zumindest wie Schwestern. Der Sozialpsychologe Manfred Hasse-brauck von der Bergischen Universität Wuppertal hält allerdings ein solches „Beute-Schema“ à la Becker für die Ausnahme. Normalerweise unterscheiden sich die Nachfolger deutlich von den Exen. Dadurch soll die eigene Entwicklung durch den Partner unterstützt werden. Immer dieselbe Beute bedeutet Stillstand in der Persönlichkeitsentwicklung. Somit kann also durchaus eine Richtungsänderung nach dem Scheitern einer Beziehung empfohlen werden. Nach blond brünett, oder gar rot???

Besitzt eine Frau eine gewisse soziale Stellung, so sucht sie meist einen Partner mit zumindest derselben Herkunft, Bildungsgrad bzw. Werte-vorstellung. Dem Mann hingegen ist dies relativ egal. So kommt es durchaus nicht selten vor, dass ein Rechtsanwalt eine Anwaltsgehilfin heiratet oder der Arzt ein tête-à-tête mit der Krankenschwester hat. Umgekehrt hingegen ist dies eher selten.

Auch im Alter unterscheiden sich Frau und Mann. Während Mann bis zum zirka 35. Lebensjahr gleichaltrige Lebenspartnerinnen bevorzugt, kon-zentriert er sich danach auf jüngere Partnerinnen. Jene Frauen, die aufgrund ihrer körperlichen Attraktivität noch einen hohen Grad an Fruchtbarkeit versprechen lassen. Frauen hingegen evaluieren bei Männern das Alter, den gesellschaftlichen und beruflichen Erfolg. Die finanzielle Absicherung! Lugner und Hefner lassen grüssen! Soweit das biologische Grundprinzip. Alles andere haben die soziokulturellen Einflüsse verursacht.

Eine Beziehung sollte sich durch die Unterschiede entwickeln. Die Partner lernen gegenseitig jenen Part des Anderen, den sie selbst nicht unbedingt gut beherrschen, aber durchaus an ihm schätzen. Funktioniert dies nicht, so können die Gegensätze zum Scheitern der Beziehung führen. Wer hierzu Informationen benötigt, ist bei Hans-Georg Birkenfeld und seinem Werk „Aus und vorbei? Noch lange nicht!“ gut aufgehoben.

Viele Psychologen sehen es zudem als erwiesen, dass Beziehungen auf-grund spezieller Lebens- und Liebesthemen funktionieren. Somit werden sehr viele Partnerschaften zum Abnabeln vom Elternhaus begründet – das ist bei beiden Geschlechtern gleich. Ist Mann bzw. Frau dann flügge geworden, verstehen es viele nicht mehr so recht, wofür sie in einer Partnerschaft leben und lösen diese auf.

Für all jene unter Ihnen, die noch nicht wissen, wie sie eine Beziehung beginnen sollen, sei hier zuletzt noch die Methodik erwähnt, wie sie Ellen Fein und Sherrie Schneider in ihrem Werk „Die Kunst, den Mann für’s Leben zu finden“ (Piper; 2. Auflage 1996) beschreiben: Das erste Treffen findet zwischen Montag bis Donnerstag in einer Bar statt, endet vor Mitternacht und dient dem Abtasten. Gesprächsthemen sind Beruf, Bildung, Einkommen und Hobbies. Überraschend früh findet hier bereits die Abfrage des Kinder-Themas statt. Zum Abschied gibt’s ein Busserl auf die Wange. Das zweite Date wird vom Mann im Restaurant organisiert. Will Frau keine weiteren Treffen mehr, ignoriert sie einfach seine Anrufe. Normalerweise bezahlt der Mann, in Europa ist es aber üblich, dass Frau die Hälfte dazugibt. Fein/Schneider sprechen dabei vom Begriff „Going Dutch“, das eigentlich in den USA sehr selten stattfindet. Nach dem Essen gibt’s dann die ersten Zärtlichkeiten. Bei einer recht hohen Rechnung kann durchaus auch schon nach dem zweiten Treffen die Spielwiese Bett im Mittelpunkt stehen. Das aber ist normalerweise erst nach dem dritten Treffen bzw. allen weiteren der Fall. Der Frau bleibt es also jederzeit überlassen, den Gang der Dinge zu beenden, wenn sie denkt, nicht beim Richtigen gelandet zu sein, der schon mal eine Sünde wert sein könnte. Hierzu ist es ausreichend, wenn Frau drei seiner Anrufe ignoriert. In den USA gilt es durchaus als normal, maximal drei Partner gleichzeitig zu daten. Dies entspricht aber nicht den Vorstellungen auf dem alten Kontinent. Psychologen sprechen hier vom sog. „sexuellen Monopol“. In der amerikanischen Variante wird das erst während der Stufe „The Talk“ besprochen. Welche der beiden Dating-Modalitäten gewählt wird, sollte beim zweiten Treffen abgeklärt werden. Schliesslich ist es nicht jedem der beiden Partner angenehm, wenn der Gegenpart noch mit anderen zur gleichen Zeit sexuell aktiv ist. Entfällt dieser Talk, so gibt es auch keinen „Deal“, also keine Absprache zur Monogamie.

Wie das Ganze dann weitergeht, ist in Europa unterschiedlich. In den USA folgt nach einem Jahr der Verlobungsring (mindestens drei Netto-Monatsgehälter des Mannes – in Texas gar vier!!!). Sollte dies nicht geschehen oder entsprechen, so kann Frau die Beziehung sofort beenden. Das Salz in der Suppe machen übrigens sog. „Booty Calls“ aus; mitternächtliche Anrufe mit dem Ziel des sofortigen Sex.

Vielleicht noch ein kurzer Tipp: Mann sollte nicht stets auf das hören, was Frauen sagen (ausser beim Sex – wenn Frau „Nein“ sagt, heisst dies auch nein!!!). Ansonsten ist auch Grossvater oftmals schwerhörig gewesen, als Grossmutter etwas sagte – aber das ist ein ganz anderes Thema! Beobachten Sie anstelle dessen, wie Frauen zeigen, was sie gerne hätten!

Seh’n Sie – ist alles nicht ganz so einfach!!! Und wer nach wie vor die Möglichkeit des Online-Datings verdammen sollte, dem sei hier eine evolutionstheoretische Überlegung an’s Herz gelegt: In der internetfreien Zeit kam es vornehmlich zur „Nachbarschaftsehe“. Durch das globale Dorf im Internet findet eine durchaus empfehlenswerte genetische Durch-mischung quer über die Kontinente statt. Neue Gene, die evolutions-biologisch ein besseres Überleben des Nachwuchses erwarten lassen. Denn: Der Homo erectus war ebenso nur eine Momentaufnahme der menschlichen Evolution wie der Homo sapiens!

PS:

Die Evolution hat’s erfunden. Normalerweise werden etwas mehr Jungen geboren, da diese risikofreudiger als die Mädchen sind und nicht wenige von Ihnen vorzeitig sterben bevor sie das Erwachsenenalter erreicht haben. Bei der Befruchtung liegt dieser Überschuss bei ca. 30 %. Während Hungersnöten allerdings werden mehr Mädchen geboren. Hierdurch kann sich eine Population schneller von einer Krise erholen (Dr. Fiona Mathews & Kollegen in ihrer Studie, veröffentlicht im Fachmagazin „Proceedings of the Royal Society B“ vom Januar 2012). Die Natur – wer hat sich das alles ausgedacht???

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Die weissen Tauben werden müde…

“Grand Prix Eurovision de la Chanson” – kaum zu glauben, aber so hiess der Eurovision Song Contest einst wirklich – in grauen Vorzeiten! Generationen von Moderatoren sind schon über diesen Zungenbrecher gestolpert (mich eingeschlossen). Da lob‘ ich mir doch das einfache “Song Contest”!!! Doch: Ist dieser Namenswechsel wirklich nur positiv?

Der “Grand Prix…” wurde 1956 gegründet. Teilnahmeberechtigt sind seither alle Mitgliedsstaaten der Europäischen Rundfunkunion EBU, einer Vereinigung von hauptsächlich öffentlich-rechtlichen TV- bzw. Rund-funkanstalten, die ein grenzüberschreitendes Übertragungsnetz für Radio- und Fernsehsendungen errichtet haben. Zu den damaligen Zeiten war die Übertragung via Satellit noch Zukunftsmusik – also mussten die Sendungen von Sender zu Sender mittels Richtfunk weitergeleitet werden. Auch der Mittelmeerraum gehört inzwischen zu dieser Eurovision – jedoch ist bislang nur Israel regelmässig an den Start gegangen (und hat ihn auch viermal gewonnen) – der Libanon (2005) und Tunesien (1977) haben ihren Teilnahme-Antrag kurz zuvor wieder zurückgezogen. Vatikanstadt hat als einziges europäisches Mitglied der EBU noch nie am Wettbewerb teilgenommen – schade eigentlich. Das Fürstentum Liechten-stein übrigens hatte sich eine solche Mitgliedschaft schon mal durch den Kopf bzw. den Medienausschuss des Landes gehen lassen, dann jedoch abgelehnt.

Seit 1996 gibt es vier Fix-Setzungen für das Finale. Dies sind jene Staaten, die den grössten Batzen am Etat der EBU beisteuern: Deutsch-land, Frankreich, Grossbritannien und Spanien – etwas später stiess auch Italien in diese Gruppe vor – also erstmals fünf. Dies wurde deshalb eingerichtet, da der deutsche Beitrag 1996 nach einer internen Jury-Entscheidung nicht an den Start gehen konnte. Man wollte damit die finanzstarken Länder nicht für längere Dauer verlieren, da sie ja auch auf die Idee kommen könnten, ihre Beiträge zu senken!

Soweit so gut zur einen Seite der Medaille! Die andere Seite betrifft die zweite Hälfte des Namens: “…de la Chanson”. Die Sprache der Eurovision war einst französisch. Deshalb auch nicht verwunderlich, dass der Ausdruck “Chanson” verwendet wurde. Interessenshalber habe ich mal gegoogelt und bin auf Wikipedia fündig geworden. Unter Chanson wird ein “im französischen Kulturkreis verwurzeltes, liedhaftes, musikalisches Genre bezeichnet, das durch einen Sänger bzw. eine Sängerin sowie instrumentale Begleitung gekennzeichnet ist!” GRAWUMM – starker Tobak!!!

Haken wir vorerst die instrumentale Begleitung ab: Der EBU fehlt offenbar das Geld um ein Live-Orchester auf die Füsse zu stellen. Irgendwann in grauen Vorzeiten war alles “live” – heutzutage verläuft das Ganze über Halbplayback – somit müssen eigentlich auch nicht mal die Backing Vocals live gesungen werden! Der ehemalige hochangesehene Dirigent (Ausnahme war einst Stefan Raab) steht nicht mehr vor seinen Musikern, sondern legt nurmehr die Karaoke-CD ein!

Zum Liedgut (so benennt man doch das im Kulturkreis verwurzelte…). Mei lieber Schorli – wenn ich da so an die Schockrocker von Lordi aus Finnland denke, die 2006 mit “Hard Rock Hallelujah” gewonnen haben, oder an die Deutschen “Lord of the Lost” 2023 – da wird mir ja Angst und Bange vor einem Urlaub in deutschen oder finnischen Landen, wenn plötzlich beim Waldspaziergang einer dieser Ureinwohner hinter einem Baum hervorspringt…! Und das, obwohl ich bei der Eishockey-WM in Wien die finnischen Fans zu schätzen und lieben lernte!

Andererseits habe ich arge Bedenken zur Ausdruckweise der Deutschen, wenn ich mir Stefan Raabs “Wadde hadde dudde da” aus dem Jahr danach anhöre. Die anglophile Welt beschreibt es als “A kind of mixture of some different German dialects related to the German expression ‚Was hast Du denn da?’” Ich würde eher sagen, dass hier einige der ansonsten so wichtigen Lautverschiebungen voll in die Hose gegangen sind! Ähm – Österreich! Ich kann es mit absoluter Bestimmtheit zurückweisen, dass Alf Poier, der mit seinen Auftritten 2003 und 2005 die Alpenrepublik gleich zweimal vertreten hat, tief mit dem kulturellen Volksgut verwurzelt ist. Ausnahmen bestätigen natürlich immer die Regel (beim Einkaufs-wagerl-Fahren etwa!!!)! In diesem Falle nämlich muss ein Erwachsener daran zweifeln, dass der Zustand der Adoleszenz jemals mit Erfolg abgeschlossen wurde!

Doch sicher – damals hiess der “Grand Prix Eurovision de la Chanson” ja bereits “Song Contest”! Vorbei die Zeiten der Exklusivität – die Veranstaltung versinkt seither immer mehr im Morast des Alltäglichen! Grosse Siegertitel wurden in der Vergangenheit hervorgebracht: Lyss Assia mit “Refrain”, Sandie Shaw mit “Puppet on a string”, Abba mit “Waterloo”, Brotherhood of Man mit “Save your kisses for me” und nicht zuletzt auch Nicole für Deutschland mit “Ein bisschen Frieden” oder Udo Jürgens für Österreich mit “Merci Cherie”. Das sind Gassenhauer, die auch heute noch in den Radiostationen auf und ab gespielt werden. Mal ganz ehrlich: Können Sie mir sagen, wer vor Loreen vor zwei Jahren gewonnen hat? Das ukrainische Kalush Orchestra mit dem Song “Stefania” – ok, vielleicht haben Sie’s noch gewusst, doch 2021? Da sind selbst Menschen sprachlos, die tagtäglich mit Musik zu tun haben!

Mit der Wandlung vom “Grand Prix Eurovision de la Chanson” zum “Eurovision Song Contest” hielt auch die Popmusik Einzug. Dadurch bekam die populäre Musikszene eine weitere Möglichkeit, ihre Fliess-bandarbeit im Lichte der Scheinwerfer auszeichnen zu lassen. Neben den World Music Awards, den MTV-Europe Music Awards, den Brit-, den Swiss-, den German- und den Austrian Music Awards (um nur einige zu nennen), durchaus etwas Exklusives, oder was meinen Sie! Kein Hahn kräht inzwischen mehr nach dem Song Contest! Untermauert wird diese meine These etwa durch die Zuschauerquote bei “Ich will zum ESC” – einer Casting-Show mit fünf Folgen und dem Finale im NDR: 0,37 Mio – WOW! Ein Marktanteil von 1,9 % – bei den 14-49-jährigen gar nur 1,3 %. Dabei waren mit Rea Garvey und Conchita Wurst zwei selbst durchaus erfolgreiche Sänger als Coaches am Start. Oder bei Stefan Raabs “Unser Song für Deutschland” im Jahre 2011. Bei einer Quote von nur 1,8 Mio würde so mancher TV-Sender die Show sofort absetzen! Lena sollte mit aller Macht für die Titelverteidigung zum Heimspiel einlaufen! War es nicht jener Raab, der sich immer wieder über die Vormachtstellung des Duos Ralph Siegel/Bernd Meinunger beim “Grand Prix…” beschwert hat? Nun sagt derselbe Raab, dass es sich gezieme, dass der Sieger/die Siegerin des letzten Jahres den Titel verteidigen soll! Ist ja im Sport auch nicht anders. Und ganz Deutschland nickt – zustimmend! Lena schaffte es (naa no net!) mit dem Titel “Taken by a Stranger” wurde sie in Düsseldorf schliesslich nur Zehnte. Somit gelang eine erfolgreiche Titelverteidigung nur dem Iren Johnny Logan und der Schwedin Loreen! Allerdings beide um Jahre versetzt: Logan 1980 und 1987 bzw. 1992 als Komponist, Loreen 2012 und 2023.

Zurück zu Lena Meyer-Landrut: Die Nachfolgesongs zu “Satellite” liefen alle irgendwie nicht so, wie sie sollten. Tausende Karten für ihre Tour mussten verschenkt werden. Die neue CD “Loyal to myself” (seit vier Jahren wieder ein Lebenszeichen) erscheint am 31. Mai des Jahres – die vorab veröffentlichte erste Single-Auskoppelung des Title-Tracks ist nicht wirklich ein „Killer-Song“. Dafür der Ausschnitt in ihrem Kleidchen im Video dazu umso tiefer.

Oder die Österreicherin Conchita Wurst! 2014 gewann sie den ESC! Obgleich mit Dana International bereits 1998 eine Transgender-Frau den Sieg holte, wollte Europa auch 16 Jahre später wohl erneut ein Zeichen setzen, für einen offenen und vielfältig bunten Kontinent. Dass Conchita auch gut singen kann, hat sie schon als Mann (Thomas “Tom” Neuwirth) damals in der Casting-Show des ORF unter Beweis gestellt. Im Mai 2015 erschien das Debüt-Album “Conchita”, das zwar in Österreich Platin holte, sich auch in anderen Ländern recht gut hielt, in manchen allerdings gar nicht gut ankam. “From Vienna with Love” – ihr zweites Studio-Album – jedoch blieb grossteils unbeachtet. Tja – auch bei den Airplays Inter-national zog Conchita den kürzeren gegenüber den damals Zweit-platzierten: The Common Linnets mit “Calm after the storm”! Sehr interessant: Als ich gerade diesen Absatz abgeschlossen hatte, startete in dem von mir gleichzeitig gehörten Radiosender ausgerechnet dieser Song!

Apropos Zweitplatzierte! Unter diesen finden sich teils grosse Namen: 1968 etwa, als Cliff Richard als Rock’n’Roller zum Teenie-Schwarm wurde und wie zuvor die Beatles für viele Ohnmachtsanfälle bei seinen Konzerten verantwortlich zeichnete. Mit seinem auch heute noch gespielten “Congratulations” musste er sich dem Spanier Massiel mit “La, la,la” geschlagen geben – kennt heutzutage niemand mehr. 1972 erreichten die New Seekers mit “Beg, Steal or borrow” nur den zweiten Platz! Auch heute oftmals noch gespielt. Weniger hingegen der Siegertitel “Après toi” von Vicky Leandros. Katja Epstein brillierte 1980 mit “Theater” – ihr Pech: Die Sternstunde von Johnny Logan mit “What’s another Year”!

Zu einem anderen Problem des ESC: Immer öfter greifen die TV-Anstalten auf Werke internationaler Komponisten und Texter zurück. So stammt etwa der Siegertitel Lenas aus der Feder des Duos Julie Frost (USA) und John Gordon (Dänemark), die nicht mal wussten, dass ihr Titel bei einem solchen Award, der etwa Frau Frost gänzlichst unbekannt war, teilnahm (somit sind wir auch wieder bei der Verwurzelung im Kulturkreis! Oh Verzeihung – es ist ja der Song-Contest!!!. Da muss ich mir ernsthaft die Frage stellen: Gibt es in Deutschland denn niemanden adäquates, der die Zuschauer- und Musik-Fachwelt Europas und des Mittelmeerraumes präsentiert und gesagt werden kann: “Das ist das Beste, was wir haben – und nun messt Euch daran!” (Der olle schnöde Mammon ist hier wohl erneut zu wichtig!!!)

Die Alpenrepublik Österreich hat dasselbe Malheur! Hätte zu Zeiten des “Grand Prixs…” ein ehemaliger Slalom-Experte aus Kitzbühel zumindest noch die europäischen Frauenherzen ganz in weiss mit ebensolchen Pelzstiefeln entzückt, so hätten wohl die Fachleute weghören müssen. So mancher inzwischen nurmehr Vollplayback singende alpenländische Schlagerbarde trifft den Ton nurmehr mit Hilfe der Studiotechnik. Sicherlich gibt es auch hier Ausnahmen wie etwa Andi Borg oder Lolita (oh pardon – das ist ja auch schon wieder einige Jährchen her). Deshalb muss nun das Popmusik-Fliessband her. Und hier lohnt sich doch der Griff in die Vollen, denn wen juckt’s: In Österreich ist man inzwischen an einen Platz im hinteren Drittel des Starterfeldes gewohnt. Also – zur Retorte! Auch bekannt als “Starmania” (das aus vertragsrechtlichen Gründen in “Die grosse Chance” umgetauft wurde). Keine Frage – die meisten hiervon können singen, wurden jedoch aus markttechnischen Gründen nicht zum Sieger gekürt. Diese dürfen beim Song Contest nicht auftreten, erwartet sich doch die Plattenfirma einen supertollen Verkauf der CDs bzw. noch bessere Download-Zahlen durch die Kiddies. Bei einem Platz “unter ferner liefen” will auch der heimische Konsument eigentlich nichts mehr vom Interpreten wissen – er ist out! Also wird auf Platz zwei oder drei oder… zurückgegriffen. Wenn ich mir vorstelle, dass ein Lukas Plöchl in Lederhosen gekleidet einen Mühlviertler Bauernrap in Malmö präsentieren soll – sorry – hier endet mein Musikgeschmack. Oder Alkbottle melden sich lautstark mit „Wir san do net zum Spass“ in gewohnt dreckiger Rockmanier zu Wort – äh Gesang!

Heuer am Start: Für Deutschland der durch auch die ARD-Seher ermittelte Isaak (“Always on the run”), die Österreicherin Kaleen mit “We will Rave” wurde ohne Zuschauerbeteiligung durch den ORF ermittelt, die Schweiz mit Nemo und “The Code” ist ebenso weiter – dieser war aber auch unter Beteiligung der SRF-Zuseher ausgewählt worden! Egal, wer auch immer Deutschland oder Österreich vertreten wird: Ich mache auch heuer wieder einen riesengrossen Bogen um eine Song-Contest-Fete! Lieber hole ich eine Kiste alter MAD-Heftchen aus dem Keller und ziehe mir diese die drei bis vier Stunden lang rein! Mit Musik nämlich, haben in den letzten Jahren sehr viele der Teilnehmer-Nummern nichts mehr zu tun gehabt – Ausnahmen wie Loreen bestätigen die Regel. Und dann will man es sich ja auch mit dem Nachbarn nicht verscherzen, also gehen die Twelve Points an den angrenzenden Staat, auch wenn der Beitrag unter aller Kritik war. Dies betreiben per anno vornehmlich die Staaten des ehemaligen Ostblocks in Perfektion! Obgleich heuer viele fehlen – das wird man wohl merken: Russland und Belarus, Bulgarien, Rumänien, Slowakei, Ungarn (seit 2019), …!

Nach einem kurzen Schnelldurchlauf musste ich zudem feststellen, dass es auch im Jahr 2024 zu einer Freak-Show kommen wird, bei der (unter Bedachtnahme des Kulturkreises) manches Mal durchaus von einer “musikalischen Flatulenz” gesprochen werden kann, obgleich auch hier sehr viel Potenzial vorhanden wäre. Aussergewöhnlich: Schweden liess dieses Jahr mit “Pedestal” von Aiko zu wünschen übrig, auch Irland lieferte mit “Doomsday Blue” von Bambie Thug etwas undefinierbares ab. Grossbritannien – nun – sie haben schon besseres geliefert als Olly Alexander mit “Dizzy”, wie auch Italien mit Angelina Mango und “La noia”! Auch bei Spanien wird bei Nebulossa und “Zorra” der Griff in den Schritt der beiden – sagen wir mal so – eigentümlich gekleideten Tänzer nicht ausreichen. Mir durchaus gefallen haben: Sarah Bonnici mit “Loop” für Malta, Saba mit “Sand” für Dänemark, Eden Golan mit dem Ersatz-Ersatz-Titel (die ersten beiden wurden wegen politischer Andeutungen von der EBU nicht zugelassen) “Hurricane” für Israel, Teya Doran für Serbien mit “Ramonda”. Das grösste musikalische Event Europas, bei dem die Musik immer mehr in den Hintergrund geschoben wird!

Nein, dafür ist mir meine Zeit ganz eindeutig zu schade, denn Lachen kann ich beim Lesen der MAD-Heftchen herzlicher und befreiender!!!

PS: Wünsche trotzdem den Startern (wem auch immer – mir wurscht!!!) alles Gute!!!

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Aus zehn mach eins – NEIN!!!

Es scheint, die allseits bekannte endlose Geschichte zu werden: Die Saat-gut-Verordnung der Europäischen Union! Vorerst letzter Schritt war die Abstimmung im EU-Parlament am 24. April. Dieses lehnte den Entwurf der EU-Kommission abermals ab – insbesondere ging es dabei um die Erleichterung des Patentschutzes und die Lizenzgebühren: Bauern dürfen also auch künftig Saat- und Pflanzengut weitergeben. Ferner wurde der umstrittene Einsatz der „Genschere“ (das gentechnische Verfahren mit Crispr/Cas) abgelehnt. Das hätte in Europa den Markt für gentechnisch veränderte Produkte der Agrarwirtschaft geöffnet. So etwa auch für den aktuellen Patentantrag auf Tomaten, die gegen den „Tomato Brown Rugose Fruit Virus“ („Jordan-Virus“) resistent gemacht werden sollen. Ein durchaus problematischer Fall, da eine solche Resistenz auch durch eine Zufallsänderungen in der normale Züchtung (Mutagenese) erreicht werden könnte, die – sollte der Antrag durchgehen – dann verboten wäre! Kritiker betonen, dass zudem die Folgen der Genschere nicht vorher-sehbar sind. Keine Frage: Aufgrund der Klimaerwärmung und ihrer Folgen benötigt die Landwirtschaft resistentere Pflanzen. Allerdings gab es diese schon, bevor die Industrie in diesem Sektor Einzug hielt. Alte Sorten waren wesentlich besser an das Klima angepasst als die heutigen „neuen“ Sorten mit Ursprung im Züchtungs-Glashaus bzw. Labor. Dazu mehr etwas später.

Ich habe bereits mehrfach über diese versuchte Umkrempelung der euro-päischen Landwirtschaft berichtet. V.a. als der durch Bayer später über-nommene Monsanto-Konzern dermaßen Druck auf die EU ausübte, so-dass die Mitgliedsstaaten um Haaresbreite einer Katastrophe entgangen sind. Dieser wünschte sich nurmehr den alleinigen Einsatz seines Saat-gutes, alles andere (auch bei dem kleinen Schreber-Gärtner) hätte bei Strafen verboten werden sollen. Keine grossen Änderungen zeigten sich auch in dem durch den aus Südtirol stammenden Sprecher des Land-wirtschaftsausschusses, Herbert Dorfmann, am 16. November 2023 vor-gelegten, angeblich überarbeiteten Entwurf der Kommission. Experten (wie die Arche Noah) sprechen im Grossen und Ganzen nur von technischen Klarstellungen und verbesserten Definitionen des Entwurfes, der von der Kommission im Juli desselben Jahres vorgelegt wurde. Einzig die Klarstellung, dass die Saatgut-Gesetze nur für kommerzielle Akteure gelten solle, war eine Weiterentwicklung. Die derzeitigen zehn Richtlinien für die „Erzeugung und das Inverkehrbringen von Saatgut“ stammen aus den 1960er-Jahren. Ausgerichtet auf Monokulturen, Kunstdünger und Pestiziden. Selbstverständlich: Das sollte zeitlich angepasst werden – allerdings nicht mit Knebeln durch die Landwirtschafts- (einer der grössten und wichtigsten in der EU), Agro-Chemie- bzw. Saatgutlobby (Euroseeds). Dabei sind Patentschutz und Lizenzgebühren die ausschlag-gebenden Punkte. Eine Monopolisierung auf einige weniger Hersteller hätte fatale Auswirkungen nicht nur auf die Landwirtschaft, sondern auch den gesamten Lebensmittelbereich. Stellt sich also die durchaus berechtigte Frage: Wieso versucht die EU-Kommission immer wieder auf’s neue, derartige Gesetze durchzubringen und weshalb beschränken sich die damit befassten Ausschüsse nur auf unwesentliche Kleinigkeiten? Besonders dreist: In einer Abstimmung des Landwirtschaftsausschusses am 19. März 2024 hat sich dieser zum Erhalt der Vielfalt und deren Verbreitung durch regionale Produzenten ausgesprochen – das steht somit im krassen Gegensatz zur Saatgut-Verordnung der Kommission!

„Die Agrochemie-Lobby ist eine der stärksten in Brüssel. Ihr Vorgehen ist teilweise sehr aggressiv!“

(Nina Katzemich, LobbyControl)

In vielen Spezialistenkreisen spielt die Sortenvielfalt (Bio-Diversität) eine besonders wichtige Rolle in der Landwirtschaft. So ist beispielsweise eine Streuobstwiese weitaus weniger anfällig gegen zu trockenem oder zu nassem Wetter, aber auch den unterschiedlichsten Angreifern, als eine rein nur auf eine Sorte spezialisierte Plantage. So meint etwa der stell-vertretende Direktor der europäischen Dachorganisation für Bio-Nahrung und Bio-Saatgut (IFOAM), Eric Gall:

„Unser Ernährungssystem muss widerstandsfähig sein. Der Beschluss des Parlaments hat das Potential, genetische Vielfalt zu stärken und könnte ein erster Schritt sein sicherzustellen, dass Züchter und Bauern Zugang zu mehr Sortenvielfalt bekommen.“

Weshalb er dezitiert die Bauern erwähnt: Der abgewehrte Entwurf hätte Bauern auch weiterhin ausgeschlossen. Sie hätten alsdann das durch die Agrarindustrie freigegebene Saatgut auch weiter verwenden müssen und eigenes Saatgut nicht verwenden dürfen. Die vorhin bereits ange-sprochene Arche Noah vergab dem zur Abstimmung vorgelegten Entwurf deshalb eine glatte 5 – Nicht genügend, nach österreichischem Noten-system durchgefallen! Wen es interessieren sollte: Bei 41 Enthaltungen gab es 336 Stimmen für die Position des Parlaments und 238 dagegen. Übrigens: Alle österreichische MdEPs votierten mit „Nein“ – ausser die Neos! Nun liegt der Ball bei den Landwirtschaftsministern.

Bevor ich nun im Einzelnen auf einige wenige „Alte Sorten“ zu sprechen komme, möchte ich in diesem Zusammenhang auf eine Online-Petition der Arche Noah zum Erhalt der alten Sorten hinweisen:

https://mitmachen.arche-noah.at/de/hoch-die-gabeln/

Dass Ihre Unterschrift gut aufgehoben ist, zeigt die Liste der Unter-stützer:

  • Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft AbL e.V. (DE)
  • ARCHE NOAH (AT)
  • ASEED – Action for Solidarity Environment Equality and Diversity (NL)
  • Banya Tanya Foundation (HU)
  • BioForum (BE)
  • Biovrt – u skladu s prirodom (HR)
  • Boerenforum (BE)
  • Bond Beter Leefmilieu (BE)
  • Broederlijk Delen (BE)
  • Budafoki Kosár Közösség (HU)
  • CEEweb for Biodiversity (CEE)
  • Demeter Österreich (AT)
  • DIE UMWELTBERATUNG (AT)
  • Dreschflegel e.V. (DE)
  • Fenntartható Térség Foundation (HU)
  • Föreningen Sesam (SE)
  • Fundación Entretantos (ES)
  • Iniciativa Semínkovna (CZ)
  • Interessengemeinschaft Nachbau (DE)
  • Lebende Samen e.V. Darmstadt (DE)
  • Maadjas (EE)
  • Magház Association (HU)
  • Permakultura (CS) (CZ)
  • ProSpecieRara Deutschland (DE)
  • Red de Semillas „Resembrando e Intercambiando“ (ES)
  • Rete Semi Rurali (IT)
  • RMRM – Réseau Meuse-Rhin-Moselle (Greater Region, Benelux)
  • SEED – Som fir d’Erhalen an d’Entwécklung vun der Diversitéit (LU)
  • Slow Food Österreich (AT)
  • Solidagro (BE)
  • Velt (BE)
  • Vitale Rassen (BE)
  • Voedsel Anders (BE)
  • Voedsel Anders Nederland (NL)

Weshalb ist dieses Zeichen so enorm wichtig? Nach der EU-Wahl ent-scheidet das neu zusammengesetzte EU-Parlament darüber, ob es die zuvor getroffene Entscheidung übernehmen soll. Auch die Deutsche Landwirtschaftliche Gesellschaft fordert eine Landwirtschaft mit Bio-Diversität!

.) Linda

Diese festkochende und aromatische Kartoffelsorte sorgte wohl in der ersten Dekade dieses Jahrtausends für den grössten Wirbel. Erstmals zu-gelassen wurde sie 1974 für die Saatzucht Friedrich Böhm. Markt-technisch spielt sie mit einem einstelligen Marktanteil nicht wirklich eine Rolle – allerdings ist sie im Direktvertrieb ab Hof nicht mehr wegzu-denken. Europlant entzog ihr im Jahr 2004 die Zulassung für die gewerbliche Produktion, da sie angeblich zu wenig resistent gegenüber des Kartoffelkrebses und anderer Krankheiten sei. Das aber wollte sich der Biobauer Karsten Ellenberg nicht bieten lassen und beantragte die Wiederzulassung. Auch in Schottland wurde die Zulassung nach EU-Kriterien beantragt. Das deutsche Bundessortenamt entsprach in Juni 2005 dem Antrag und verlängerte die Auslauffrist bis 2007. Europlant hatte allerdings bereits das komplette Saatgut vernichten lassen. Deshalb zog es vor den Verwaltungsgerichtshof. Bauer Ellenberg hatte Linda hingegen aus Schottland importiert und züchtete sie selbst. Inzwischen hatte sich der Freundeskreis „Rettet die Linda“ gegründet – daraus wurde schliesslich die Kampagne „Solidarität mit Linda“. Im Jahr 2007 wurde die Linda zur Kartoffel des Jahres gekürt. Europlant schwenkte ein und produzierte alsdann wieder Saatgut für diese Kartoffel. 2010 erteilte das Bundessortenamt eine erneute Zulassung, die jedoch nicht mehr gebunden war. Soll heissen, dass die Bauern die Kartoffel anbauen konnten, ohne das Saatgut von Europlant zu beziehen bzw. Lizenz-gebühren dafür bezahlen zu müssen. 2020 lief die Zulassung erneut aus. Verkauft wird sie vornehmlich im deutschen Norden! In der öster-reichischen Sortenliste 2024 ist Linda nicht mehr enthalten, in der deutschen „Beschreibenden Sortenliste 2023“ hingegen nach wie vor.

.) Der Riebelmais

Neben den „Käsknöpfle“ ist der „Riebel“ (oder auch „Stopfer“) die Lieb-lingsspeise der westlichsten Österreicher, der Vorarlberger. Es handelt sich dabei um eine Art Griesbrei, der in der Pfanne aufgebacken und zu Milch oder Kaffee gereicht wird. Mais wird im Vorarlberger Rheintal seit etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts angebaut. Gegen 1800 hatte er den bis zu diesem Zeitpunkt bestimmenden Dinkel in der Bedeutung über-holt. Immer wieder zu Krisenzeiten erlebte der Riebelmais eine Hochblüte – letztmalig in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Sorte hat einen Ertrag von etwa 3.500 kg pro Hektar – das ist rund ein Drittel moderner Arten. Deshalb hatte es sich wirtschaftlich nicht mehr ausge-zahlt, ihn anzubauen. Allerdings traten in den Jahren 2005 bis 2009 mehrere Interessensgruppen für die Wiederentdeckung dieser speziellen Maisart ein und sammelten Saatgut. Inzwischen baut eine Handvoll Bauern die Sorte aus eigenem, handgezogenen Saatgut wieder an – der Riebelmais erfreut sich immer grösser werdender Beliebtheit. Über die Grenzen Vorarlbergs hinaus ist dieser spezielle Mais in Tortilla Chips, Knusper-Müsli und Riebel-Whiskey erhältlich. Auch in der gehobenen Küche findet er Anwendung als Polenta, Knödel, Saucen, Suppen, Füllungen usw. In der benachbarten Schweiz ist „Ribelmais“ der Hauptbestandteil für die vegetarische Fleischalternative Carna Gallo. Die internationale Stiftung „Slow Food“, die sich für Biodiversität und Nach-haltigkeit in über 60 Ländern dieser Erde einsetzt, hat den Riebelmais als eines von 11 österreichischen Produkten ausgewählt, um auf der sog. „Arche des guten Geschmacks“ allen Widerständen zum Trotz nicht wieder in Vergessenheit zu geraten. Der „Vorarlberger Riebelmais“ ist in der österreichischen Sortenliste 2024 enthalten.

.) Roter Butterhäuptl Leitner

Im Jahr 2009 wurden im Rahmen eines EU-Projektes (Leafy vegetables germasplasm, stimulating use) 15 zu den alten Sorten zählende Salat-sorten ausgesucht. Dabei sollte deren Eignung für den Anbau und die Vermarktung bei direktvermarktenden Betrieben überprüft werden. Vier Bio-Gärtner-Betriebe bauten jeweils fünf Sorten an und verkauften diese in weiterer Folge auf den Bauernmärkten. Ganz vorne dabei war der Rote Butterhäuptl Leitner, eine rot durchgefärbte Sorte mit rot-getupften Herzblättern. Sie eignet sich nur für den Frühjahrs- oder Herbstanbau und hat den riesigen Vorteil, dass nicht alle Köpfe gleichzeitig reif werden. Ein grosser Pluspunkt für Selbstversorger. Dieser Salat wurde aus dem Sortiment genommen, da es zu nur einer kleinen Kopfbildung kommt. Dennoch kam der Rote Butterhäuptl Leitner bei den Kunden dermassen gut an, da er einen durch und durch harmonischen Geschmack mit einem sehr milden und leicht bitterem Aroma aufweist. Die Blätter sind leicht ölig und weich. Er ist gut zu lagern. In Österreich als Sorte vertreten, in Deutschland als Roter Butterhäuptl Maribor eben-falls zu bekommen.

.) Der Pastinak

Der Pastinak (oder auch die Pastinake) ist ein zweijähriger Doldenblütler – er wurde 2011/12 in Deutschland zum Gemüse des Jahres gewählt. Doch war er schon im alten Rom gern gesehen. Während der Pestzeit wurde der Saft des Pastinaks auch als Heilmittel verwendet. Die Ritter des Mittelalters schätzten ihn als Vorläufer der Kartoffel, da er reich an Stärke ist. Diese und auch die Karotten verdrängten ihn schliesslich, obwohl er lange Zeit als Grundnahrungsmittel galt. Nur in den USA, Irland, Grossbritannien („Mashed parsnips“), Frankreich, den Niederlanden und den skandinavischen Ländern hielt seine Beliebtheit durchwegs an. Hierzulande wurde der Pastinak durch die ökologische Landwirtschaft wiederentdeckt. Er kann gebacken, als Gemüse, Cremesuppe, püriert oder gerieben als Salat angerichtet werden. Zudem eignet er sich als Würzpflanze – er schmeckt leicht süsslich-würzig, möglicherweise auch herb. Aufgrund seines sehr niedrigen Nitratgehaltes findet er auch in der Babynahrung Anwendung. Andere Einsatzmöglichkeiten wären als Sirup zum Süssen oder als Wein bzw. Bier zum Trinken. Sein Vorteil gegenüber der Karotte ist, dass er mit höherer Feuchtigkeit auskommt und weitaus krankheitsresistenter ist. Die Wurzeln werden zumeist im Winter geerntet. Der Pastinak wirkt appetitanregend und harntreibend und ist reich an Vitamin C, Kalium, Calcium, Eisen und Ballaststoffen. Ich konnte trotz intensiver Suche die Pastinake weder im Sortensortiment Deutschlands noch in Österreich finden – schade!

.) Der Rheinische Krummstiel

Inzwischen hören wir jedes Frühjahr ein lautes Wehklagen der Obst-bauern: Frost! Aufgrund der relativ milden Winter und der bereits hohen Temperaturen im Frühling treiben die Apfelbäume vorzeitig aus! Gibt es dann – wie heuer – mehrere Frostnächte hintereinander, kann dadurch leicht nahezu die komplette Ernte zerstört werden. Mit der alten Sorte Rheinischer Krummstiel ist dies auszuschliessen. Er ist robust, leicht zu pflegen, schmackhaft und wegen seiner späten Blüte frostsicher. Nur an Lagen mit viel Morgentau kann es zu Mehltau kommen. Die Apfelsorte dürfte aus der Umgebung von Köln/Bonn stammen – erstmals Erwähnung fand er 1828 durch Adrian Diel. Den Gaumen überrascht er mit einem aromatisch, süsswein-säuerlichen, sehr saftigen Geschmack. Die Ernte liegt im Oktober, die Genussreife im Dezember, wobei er bis zum Mai lagerbar ist. Im Verkauf ist er nicht so gerne gesehen, da er alle mög-lichen Formen annehmen kann: Fass- oder eiförmig, plattgedrückt oder in Form einer Kugel, einseitig verdickt, … Das Fruchtfleisch ist zuerst noch grünlich-gelb – es wird mit zunehmender Reife fast weiss. Der Baum gibt sich mit nahezu jedem Boden zufrieden – nur leichte bzw. sandige Böden mag er nicht. Im Garten versteht er sich ausgezeichnet mit dem jedoch anfälligeren, dafür aber sehr gut schmeckenden „Cox Orange“ oder dem „Berner Rosenapfel“ – diese drei Sorten befruchten sich zudem gegenseitig.

Nur fünf Beispiele alter Sorten, die gerne wiederentdeckt werden und auch in der gehobenen Küche zusehends Anwendung finden. Sie sind einfach anzubauen, ausgezeichnet im Geschmack und reich an Nähr-stoffen. Trotzdem wurden viele aufgrund der Industrialisierung der Landwirtschaft durch ertragreichere Hybrid-Züchtungen ersetzt oder weil sie nicht den optischen Wünschen der Kunden entsprachen. Für Selbst-versorger ist der Anbau allerdings sehr empfehlenswert, da sie für eine bunte Abwechslung in dem ansonsten sehr eintönigen kulinarischen Ein-heitsbrei sorgen. Ausserdem entsprechen sie weitaus besser dem heimischen Klima, sind samenfest und benötigen keine chemischen Dünger bzw. Schädlingsbekämpfungsmittel. Und der Gesundheit tun sie ausserdem gutes, da sie meist reich an sekundären Pflanzenstoffen sind, die sie eigentlich vor Fressfeinden oder Mikroorganismen wie Pilze schützen sollen. Beim Menschen wirken sie oftmals entzündungs-hemmend und antioxidativ. Dies bedeutet, dass sie freie Radikale abfangen, die für viele Krankheiten (wie Krebs) verantwortlich sein können. Auch der Blutdruck, das Immunsystem, der Stoffwechsel und der Cholesterinspiegel freuen sich über derartige Bestandteile des Mittags-tisches.

Zuletzt noch ein Wort über die Zulassungsmodalitäten von Saatgut. Der Züchter muss im Registrierungsverfahren aufzeigen, dass sich diese Sorte von anderen unterscheidet, beständig und in sich einheitlich ist. Dies kann am Saatgut selbst nicht aufgezeigt werden. Also muss eine Probezüchtung angestellt werden. Hätte die Erstfassung der Kommis-sions-Saatgutverordnung auch das Europaparlament passiert, hätte sich der Züchter jedoch damit strafbar gemacht, da er nicht registriertes Saatgut für die Züchtung verwendete. Ein Teufelskreis! Alsdann hätte sich jeder Kleingärtner und Züchter kriminalisiert.

Es darf nicht soweit kommen, dass Privatgärtner für ein paar Samenkörnchen eine amtliche Zulassung vorzulegen haben.“

(Ilse Aigner (CSU), ehemalige Bundes -Verbraucherministerin)

Experten und auch Selbstversorger betonen deshalb, dass man die Menschen zwischen der Ägäis und dem Atlantik bzw. der Strasse von Gibraltar und der finnischen Stadt Kemijärvi nicht dazu zwingen darf, einheitliches Saatgut zu verwenden, das die Besonderheiten ihres Landes nicht widerspiegelt. Die Bedeutung der vielen Saatgut-Initiativen für die Biodiversität müsse erkannt und festgehalten, der Trend zur Uni-formierung und Abhängigmachung der Konsumenten gestoppt werden. Nicht zuletzt auch ein Grund dafür, mit Patenten auf vornehmlich gen-technisch veränderten Pflanzen und Tieren sehr vorsichtig umzugehen.

Lesetipps:

.) Handbuch des speziellen Gemüsebaus; G. Vogel et al.; Ulmer Verlag 1996

.) Feingemüsebau im Freiland; J. Reinhold et al; VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag 1962

.) Müllers Gemüsebau; H. R. Wehrhahn; H. Killinger Verlagsgesellschaft ca. 1935

.) Das große Lexikon der Früchte und Gemüse. †Herkunft, Inhaltsstoffe, Zubereitung, Wirkung; Lothar Bendel; Anaconda Verlag 2008

.) Warenkunde Obst und Gemüse, Band 2: Gemüse; Günther Liebster; Hädecke 2002

.) Das Gourmet Handbuch; Udo Pini; Könemann 2000

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Noro – Der Dauerplatz auf der Toilette

Mit dem Frühling beginnt allerorts wieder die Volksfestzeit! Egal ob gross – wie der Augsburger Plärrer, das Münchner Frühlingsfest auf der Theresienwiese oder das Maifest im Wiener Prater – oder klein – wie das Radieschenfest in Hall i.T. oder das Wasserburger Frühlingsfest – Millionen Menschen, ob klein oder gross, strömen in die Festzelte, um den Beginn der warmen Jahreszeit mit grosser Gaudi zu feiern. Und am Montag geht’s dann wieder in die normale Welt zurück! In diesem Jahr allerdings nicht unbedingt bei allen. Beim Stuttgarter Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen geschah der „Worst Case“ eines jeden Fest-organisators und Gastronomen: Noro! Bis Freitag waren rund 730 Fälle beim Stuttgarter Gesundheitsamt gemeldet – eines der wohl grössten Ausbruchsgeschehen der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Viele davon besuchten ein bestimmtes Festzelt auf dem Wasen und infizierten dann Angehörige, Freunde und Arbeitskollegen. Deshalb muss davon ausgegangen werden, dass sich die Zahl der Erkrankten noch weiter erhöhen wird. Bei der Stadt schrillten die Alarmglocken, ein Heer von Experten wurde ausgeschickt, die Sache zu überprüfen. Das Ergebnis: Den Festzeltbetreiber trifft keine Schuld – die hygienischen Vorgaben wurden allesamt eingehalten. Ergo: Der Virus musste von einem oder mehreren Gästen eingebracht worden sein. Es war also keine Infizierung durch Essen oder Getränke, sondern eine sog. „Schmierinfektion“! Übrigens: Im vergangenen Jahr besuchten nicht weniger als 1,4 Mio Menschen dieses Frühlingsfest.

Noro – eine wirklich eklige und nicht zu unterschätzende Gefahr. In der internationalen Auflistung der Erkrankungen, der ICD, wird diese akute Magen-Darm-Infektion unter der Klassifizierung A08.1 geführt (eine spezielle Art der Gastro-Enteritis). Die Infektion geschieht durch Speisen und Getränken, aber auch durch Ansteckung, wenn beispielsweise ein Infizierter einen Gegenstand wie den Haltegriff in der Strassenbahn oder ein Glas berüht (fäkal-orale Infektion). Es kann aber auch auf der Toilette geschehen. Bereits wenige Stunden nach der Ansteckung (sechs bis manchmal 50 Stunden) erscheinen die ersten Symptome. Der Krank-heitsverlauf ist zumeist kurz (ein bis drei, manches Mal auch bis zu fünf Tage), dafür umso heftiger: Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen. Nicht selten gesellen sich auch Kopf- und Gelenkschmerzen sowie leichtes Fieber hinzu. Aufgrund des Flüssigkeitsverlustes besteht gerade für ältere bzw. vorerkrankte Menschen, aber auch für Kinder die grosse Gefahr der Dehydration und einhergehend das Kippen des Elektrolydhaushaltes (Salzhaushalt), das schlimmsten Falles zu einer Bewusstseinsstörung, Krampfanfällen oder gar Nierenversagen und einem Kreislaufkollaps führen kann. Betroffene sollten deshalb viel Mineral-wasser, Kräutertees trinken sowie dünne Brühen, wie zum Beispiel Oma’s Hühnerbrühe, schlürfen bzw. Früchte essen. Bei Schwangeren besteht für das ungeborene Kind direkt keine Gefahr! Allerdings kann der hohe Druck durch Erbrechen und Durchfall ein vorzeitiges Eintreten der Wehen verursachen.

Dabei ist der Noro-Virus gar nicht mal so selten. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes ist er für rund 50 % der Magen-Darm-Erkrankungen bei Erwachsenen verantwortlich, bei Kindern für 30 %. Er ist hochinfektiös, es reichen bereits zwischen 10 bis 100 Viruspartikel! So geschehen die meisten Infektionen von Mensch zu Mensch, also durch direkte oder indirekte Berührung (wie Türklinken oder Treppengeländer). An Oberflächen (ausser bei Kupfer – das tötet viele Krankheitserreger ab) bleibt der Virus mehr als 12 Stunden lang infektiös. In Speisen oder Getränken übersteht er auch mehrere Minuten lang Temperaturen von 60 Grad und kommt zudem in gekühlten Speisen vor (Achtung vor Eis-würfeln und Leitungswasser in südlicheren Ländern). Schlechte Nach-richten für alle Austern-Fans: Im Gewebe der Muscheln können sich die Viren besonders lange halten.

Vorbeugen kann man einer Infektion durch gute Hygiene, wie etwa dem richtigen (!) Händewaschen. Das sollten wir jedoch bereits in der Grippe- und Coronazeit kennengelernt haben. Erhöhte Vorsicht allerdings besteht bei Händetrocknern. Sie verteilen die Viren im ganzen Raum, wenn die Hände nicht ordentlich gewaschen wurden („Tröpfcheninfektion“). Zudem sollten im Bad Toilette, Wasserhähne und Waschbecken bei Verdacht gut desinfiziert werden. Besteck, Gläser und Teller dürfen nicht gemeinsam genutzt werden. Speisen sollten gekocht oder längere Zeit hinweg bei über 60 Grad Celsius erwärmt werden. Aber auch natürlich kann man sich vor einer Infektion schützen: Durch Zitronen, Orangen oder Granatäpfeln! Das Citrat der Zitronensäure koppelt sich an die Viren an und verhindert dadurch wiederum das Anheften derselben an die Körperzellen, in welchen die Vermehrung erfolgt. Allerdings ist dies kein umfassender Schutz – den gibt es nicht!

In Deutschland besteht bereits bei Verdacht auf eine Noroerkrankung aufgrund des Infektionsschutzgesetzes ISG Meldepflicht! Mit Medika-menten können lediglich die Symptome behandelt werden – in schweren Fällen auch durch eine Elektrolyd-Infusion. Erkrankte sollten sich unmittelbar nach Hause zurückziehen, Kinder dürfen nicht mehr Gemein-schaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen besuchen. Eine Immunisierung gegen die Noro-Viren gibt es nicht, auch eine über-standene Erkrankung schützt nicht vor einer weiteren. Es bilden sich nämlich stets verändernde Subtypen des Virus.

Passen Sie gut auf sich auf!

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Vulkane – Die Zerstörungsgewalt des Planeten

Am 19. März wurde die Halbinsel Reykjanes auf Island durch den Ausbruch eines Vulkans bei Grindavik erschüttert. Während sich ein rund 3-5 m hoher Lavastrom in Richtung der Stadt Grindavik ergoss und alles zunichte machte, das sich ihm in den Weg stellte, öffnete sich aufgrund der Eruption auf der anderen Seite eine rund drei Kilometer lange Erd-spalte. Es war der bereits vierte Ausbruch des Vulkans innerhalb von nur drei Monaten – 18. Dezember, 14. Januar, 8. Februar!

Am 17. April brach der Vulkan Ruang im Sangihe-Archipel nördlich von Sulawesi im Nordosten Indonesiens aus. Asche- und Gesteinswolken wurden bis zu 11 Kilometer in die Atmosphäre geschleudert. Die Behörden befürchteten einen Tsunami, wenn Teile des Vulkans ins Meer stürzen würden. Küstenbereiche wurden evakuiert!

Lassen Sie uns heute diese imposante, zumeist jedoch tödliche Laune der Natur etwas genauer unter die Lupe nehmen!

Mit der Detonationsgewalt von mehr als 1000 Hiroshima-Atombomben brach am Morgen des 18. Mai 1980 der Vulkan Mount St. Helens im US-Bundesstaat Washington aus. Der Berg war einst 2.950 m hoch – durch den Ausbruch verlor er ganze 400 m seiner Höhe – das Gestein und die Felsmassen wurden richtiggehend weggesprengt. Sie verteilten sich in den umliegenden 25 km. Rund 400 km2 Wald verbrannten – dieses Gebiet wurde durch die Behörden unter Naturschutz gestellt, damit die natürliche Regeneration besser beobachtet werden kann.

Nicht nur Geologen sind sich einig: Es war eine der spektakulärsten Naturkatastrophen des 20. Jahrhunderts. 57 Menschen fielen ihr zum Opfer. Daß es nicht mehr waren – Glücksgöttin Fortuna hatte wohl ihre Finger im Spiel. Der Berg stand bereits seit Mitte März 1980 unter Beobachtung, da sich das Ereignis durch kleinere Erdbeben und Eruptionen ankündigte. Dennoch wurde keine Sperrzone eingerichtet, wie es der Geomechaniker Barry Voigt (der Onkel der Schauspielerin Angelina Jolie) damals empfohlen hatte, da sich die Nordseite bedrohlich ausbeulte und dieser Nordhang dadurch instabil wurde. Der Grund hierfür waren wirtschaftliche Interessen des Forstwirtschaftskonzerns Weyerhaeuser. Am 27. März schliesslich kam es zu einer Dampfexplosion. Allerdings konnte niemand vorhersehen, daß der tatsächliche Ausbruch mit einer solch wuchtigen Explosion beginnen würde.

Verantwortlich für diesen Ausbruch ist die Juan-De-Fuca-Platte, die sich mit bis zu 4 cm pro Jahr unter die nordamerikanische Kontinentalplatte schiebt. Alsdann entstehen ungeheure Spannungen in den Platten. Hier-urch wuchs das Kaskadengebirge mit vielen Vulkanen. Einige sind aktiv, andere ruhen. Mount St. Helens ruhte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch dürfte es der Nordwesten der USA noch nicht über-

standen haben. Experten rechnen mit dem Schlimmsten: Ein starkes Erdbeben mit folgendem Tsunami – „The Big One“! Wann dies kommen wird, da lässt sich Mutter Erde freilich nicht in die Karten schauen.

Vulkane sind die direkte Verbindung zum Rand des 6.700 Grad sehr heissen Erdkerns. Die glühende Magma besteht u.a. aus Kieselsäure, Wasser und gelösten Gasen. Dies erklärt den irrsinnigen Druck, der beim Ausbruch Asche und Rauch kilometerweit in die Atmosphäre schiesst. Die flüssige Masse ist in steter Bewegung: Heisses Material steigt auf, kälteres sinkt ab („Mantelkonvektion“). Unter dem Vulkan sammelt sich dieses Magma in einer Kammer an (immerhin noch rund 1.200 Grad heiss). Meist machen ihm kleinere Erdbeben den Weg frei. Mit den damals gesammelten Erfahrungen können Vulkanforscher und Geologen heute nahezu jeden Vulkanausbruch vorhersagen – jedoch nicht auf den Tag genau.

Im Folgenden möchte ich auf die wohl bekanntesten Vulkanausbrüche unseres Planeten eingehen.

Im Jahre 79 nach Christus brach der Vesuv aus und vernichtete Pompeji – eine bis zu diesem Zeitpunkt blühende Stadt am Golf von Neapel. In den frühen Morgenstunden des 24. August wurde auch hier nach mehreren Erdstössen der Gipfel des Bergs weggesprengt. Die Wolken stiegen rund 20 km weit in den Himmel. Die herunter regnende Asche sowie die Bimssteine begruben die Stadt binnen wenige Stunden unter einer sechs bis sieben Meter hohen Schicht. Viele Einwohner konnten flüchten. Sie kamen einen Tag später wieder in die Stadt zurück – ein fataler Fehler, schliesslich brach die Eruptionssäule zusammen. Als das heisse Gestein auf den Boden aufschlug, erzeugte dies bis zu 400 Grad heisse Druckwellen, die mit rund 300 Stundenkilometern auf Pompeji zurasten. Die Menschen wurden bei lebendigem Leib gegart und schliesslich mit Asche überzogen. Bisher konnten rund 3000 von ihnen aus der inzwischen zu Stein gewordenen Ascheschicht ausgegraben werden. Die Naturkatastrophe wurde aus 25 km Entfernung von dem römischen Schriftsteller Plinius dem Jüngeren beobachtet, der die Ereignisse für die Nachwelt festhielt. Der Niedergang Pompejis gilt als Beginn der modernen Vulkanologie. Ihrer Ansicht nach, ist mit einem erneuten Ausbruch jeder-zeit zu rechnen (Wahrscheinlichkeit liegt bei über 50 %). Das könnte schreckliche Auswirkungen für Neapel haben. Die Millionenstadt liegt am Fuße des Vesuvs.

Knapp 18 Jahrhunderte zuvor explodierte der Vulkan von Santorin. Die griechische Insel, wie sie sich heute präsentiert, kam durch vor allem diesen einen Vulkanausbruch zustande. Im 17. Jahrhundert v. Chr. bildete der Krater dieses mächtigen Vulkans ein Archipel mit einer kleinen Insel in dessen Mitte. Als plötzlich die Erde zu beben begann, flüchteten die Bewohner auf nahegelegene andere Inseln und retteten dadurch ihr Leben. Beim kurz darauf folgenden Ausbruch sollen Asche und Wolken bis auf 40 km in die Atmosphäre geschleudert worden sein, wie Berech-nungen ergaben. Noch heute kann man Asche in den Gletschern Grön-lands nachweisen. Flutwellen erreichten auch die rund 100 km entfernt gelegene Insel Kreta.

Die Insel Krakatau zwischen Sumatra und Bali wurde von insgesamt drei Vulkanen gebildet. 1883 kündigte sich der Ausbruch eines der dreien durch heftige Erdstösse an. Ende August hatte sich dadurch eine Spalte gebildet, in die Meerwasser eindrang. Dies führte zu einer gewaltigen Explosion, die auch im 3.600 km entfernten Australien noch wahrnehm-bar war. Ob nun die drei Vulkane durch die Wucht weggesprengt wurden oder in sich eingebrochen sind, ist auch heute noch nicht ganz klar. Die Flutwellen des folgenden Tsunamis brachten für über 36.000 Menschen auf Bali und Sumatra den Tod. Die Eruptionssäule ragte rund 30 km weit in den Himmel. Die Asche sorgte für eine Verminderung der Sonnenein-strahlung auf der gesamten nördlichen Halbkugel um 25 % – für nicht weniger als 12 Monate. Dadurch ging die durchschnittliche Jahrestem-peratur um zirka ein Grad zurück. Der Krakatau gilt als grösster Vulkan-ausbruch aller Zeiten. Er ist auch heute noch aktiv.

2010 brach auf Island der Eyjafjöll aus. Er befindet sich unter dem Gletscher Eyjafjallajökull, dem mit 78 km2 sechstgrössten Gletscher der Insel. Dieser Vulkan besitzt eine eigene Magmakammer, was dazu führt, dass er sehr aktiv ist. Seit der Besiedelung Islands ist er schon fünfmal ausgebrochen: 920, 1612 (oder 13), 1821, 1823 und schliesslich 2010. Die Lava des Eyjafjöll besteht aus rund 1.200 Grad heissen Dazit und transnationalen Basalten, einem Übergangstyp von Alkali- und Tholeiit-basalt. Deshalb kühlt die Lava auf Basalt ab. Der Ausbruch 2010 selbst kündigte sich ebenfalls bereits am 20. März mit Eruptionen an. Dabei wurde eine riesige Aschewolke ausgestossen. Ihretwegen musste der komplette Flugverkehr Nord- und teilweise auch Mitteleuropas für einige Tage eingestellt werden. Der Ausbruch selbst fand am 13. Mai 2010 statt. Gleichzeitig spuckte auch Katla, ein Vulkan unter dem Gletscher Mýrdalsjökull Lava und Asche. Aus diesem Grund wird ein Zusammen-hang zwischen den beiden vermutet. Auf Island driftet der Mittel-atlantische Rücken über die Wasseroberfläche (etwa zwei cm pro Jahr). Es entsteht ein Grabenbruch.

Der Eyjafjallajökull gehört zur östlichen Vulkanzone an der Südküste Islands. Es ist dies eine vergleichsweise kleine Vulkanzone, setzt man den „Ring of Fire“ daneben. Bei diesem vulkanischen Inselbogen im Pazifik schiebt sich die schwerere ozeanische Platte unter die kontinentale Platte („Subsumtion“). Dadurch gelangen Meeressedimente in die Tiefe. Bei der folgenden Umwandlung der Mineralien wird Wasser freigesetzt, das in die Kontinentalplatte aufsteigt. Das Wasser setzt den Schmelzpunkt des Gesteins herab – es bildet sich Magma. Rund um die Grenze der pazi-fischen Platte stehen sehr aktive Vulkane – der Ring of Fire.

https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Ring%20of%20Fire

Die in diesem Blog im Detail beschriebenen Vulkane hatten grossteils „Vulkaniansche Ausbrüche“, also heftige explosionsartige Ausbrüche meist von kurzer Dauer. Daneben gibt es noch die „Strombolianischen Ausbrüche“ (Platzen von Gasblasen), „Plinianischen Eruptionen“ (hohe Aschensäule mit starkem Ascheregen – etwa beim Pinatubo auf den Philippinen 1991) oder dem unspektakulären „Hawaiianischen Ausbruch“ (Dauerstrom von Lava – der Kilauea auf Hawaii).

Doch sind es nicht nur der Lavastrom, die heisse Asche oder die Deto-nation, die gefährlich werden können. Auch austretende Gase sind zumeist sehr ernst zu nehmen: Fluor (Laki auf Island 1783/1784), Schwefel-Aerosole (El Chichon in Mexiko 1982) uvam.

Vulkanische Krater bilden sich, wenn das Vulkangebäude während oder nach dessen Ausbruch in sich einstürzt („Caldera“). Die in Europa bekanntesten beiden sind Santorin und der Mt. Somma-Vesuv.

Ausbrüche kündigen sich zumeist Tage vorher durch Erdbeben an, wenn sich das Magma durch die Erdmassen drängt. Die beiden plötzlichen Ausbrüche des Ätnas in den Jahren 2004 und 2006 ohne Vorzeichen sind die grosse Ausnahme! Auch ändern sich die Steigungswinkel an den Flanken des Bergs. Diese Zeichen sollten auf jeden Fall entsprechende Massnahmen wie Evakuierung auslösen, da sich Lavaströme zumeist nicht aufhalten lassen, Ascheregen (Aschewolken und Regenwasser) schwere Steine hageln lassen und pyroklastische Ströme ganze Täler zerstören können. Auch Schlammströme können wie riesige Erdrutsche oder Schlammlawinen ganze Ortschaften und Städte begraben. Sie entstehen, wenn sich starke Regenfälle auf sich noch nicht verfestigte Asche ergiessen.

Filme:

– Feuer und Eis – Expedition zum Mount St. Helens; Terra-X-Doku 2019

– Wilder Planet (Folge 1); Terra-X-Doku 2016

– Faszinierende Erde (Folge 4); ZDF-Doku 2020

– Im Schatten des Supervulkans – droht ein neues Pompeji?; ARTE-Doku 2019

Lesetipps:

.) Eruption – The untold story of Mount St. Helens; Steve Olsen; W. W. Norton & Company 2016

.) Hans-Ulrich Schmincke; Vulkanismus; Wiss. Buchgesellschaft 2000

.) Volcanism; Hans-Ulrich Schmincke; Springer-Verlag 2004

.) Die Vulkanausbrüche am Eyjafjallajökull 2010. Eine Zusammenfassung; Dietmar Schäffer; Rainer 2010

.) Eyjafjallajökull. Ungebändigte Natur; Ari T. Guðmundsson, Ragnar Th. Sigurðsson; Bassermann 2010

.) Lebende Erde Facetten der Geologie Islands; Ari Trausti Guðmundsson; Mál og Menning 2007

.) Iceland. Classic Geology in Iceland 3; T. Thordarson, A. Hoskuldsson; Harpenden 2002

Links:

– www.vulkankultour.de

– www.vulkane.net

– volcano.si.edu

– www.vulkan.li

– www.vulkanausbruch.de

– www.eyjafjalla-eruption.de

– earthice.hi.is

– volcanoes.usgs.gov

– www.ngdc.noaa.gov

– en.vedur.is

– www.ct.ingv.it

– www.phivolcs.dost.gov.ph

– www.sernageomin.cl

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Jeder Traum ein Abbild des Lebens?

Neulich hatte ich einen gar komischen Traum: Ich war im Studio um einen Song einzusingen. Dabei hatte ich ein schwerwiegendes Problem: Es war nicht meine Tonlage! Deshalb musste ich mehrere Passagen wieder und wieder nachsingen. Kam mir wie eine Ewigkeit vor. Als ich dann das Lied meiner Freundin vorspielen wollte, wachte ich schweissgebadet auf – und hörte im Radio den Song, dessen Titel ich vorher nicht kannte: „Chasing Pavement“ von Adele! Wow – mehr als grosse Schuhe, die sich mein Gehirn für mich ausgedacht hat – ob nun bewusst oder unbewusst! Der Traum konnte also gar nicht so lange angedauert haben! Wahrscheinlich nahm ich im Unterbewusstsein den Adele-Titel, der im Radio-Wecker lief, wahr und zimmerte mir etwas daraus zurecht! Damit herzlich will-kommen in einer mehr als interessanten Thematik, die nach wie vor sehr umstritten ist: Der Traumdeutung!

Millionen Menschen aller Kulturen dieser Erde glauben seit Jahrhunderten, dass Träume Hinweise auf Ereignisse der Zukunft und auch Lösungswege für deren Probleme geben können. Alsdann hat die Esoterik nicht wirklich viel mit dem Ursprung der Traumdeutung zu tun. Schon im Alten Testament konnte neben anderen Josef den Traum des Pharaos deuten und die Zukunft vorhersagen. Zudem beschäftigten sich die grossen Philosophen der griechischen Antike wie Aristoteles, Platon oder auch Artemidor von Dalis mit der Traumdeutung. Letzterer brachte hierzu gar ein Buch raus, das bis ins Mittelalter als „Bibel der Traumdeutung“ galt. Weitere grosse Namen wie Thomas von Aquin, Rabanus Maurus und Johannes Hartlieb etc. haben sich in die Traumdeutung verirrt! Oftmals gegen die Kirche, dafür jedoch sehr beliebt im Volk. Sigmund Freud (Richtiger Name: Sigismund Schlomo Freud) schliesslich baute seine Theorien darauf auf, dass Träume nicht die Verarbeitung der Tages-erlebnisse sind, sondern ein Tor zum Unbewussten. Sie zeigen versteckte Wünsche, die aufgrund gesellschaftlicher Zwänge nicht geäussert werden dürfen. Der Grundstein der Psychoanalyse! Durch die Reduzierung der kognitiven Hemmung gelangt ein Teil des Unbewussten als Traum ins Bewusstsein. Dabei kommt den symbolischen Botschaften eine besondere Bedeutung zu. Bei Carl Gustav Jung ist es etwas schwieriger: Er meinte, dass das explizite Traumbild umkreist und die begleitenden Traum-symbole ebenfalls analysiert werden sollen. Der Traum ist die innere Wirklichkeit, deren Symbole durch persönliche Assoziationen analysiert werden sollten. In den 1970er Jahren erhielt die Traumdeutung einen neuen Anschub durch die australische Traumforscherin Ann Faraday einen neuen Anschub. Können die verschiedenen Traumbilder aus dem Unbewussten des Menschen tatsächlich wissenschaftlich relevante Lösungsansätze aufweisen? Eine vollkommen wissenschaftliche Erfor-schung wird es wohl nicht geben!

Nun – ganz so falsch lagen sie alle nicht! Schliesslich ist der Schlaf die Ruhephase des Körpers. Physisch werden die Funktionen auf ein Mini-mum heruntergefahren, damit die ganze Kraft in Schwachstellen fokus-siert werden kann. Deshalb ist auch der aus Doktorserien allseits bekannte Spruch „Wenn er die Nacht durchkommt, hat er’s überstanden!“ gar nicht mal so falsch. Psychisch sieht die Lage schon etwas anders aus. Die Neurobiologie hat durch Studien, u.a. durch Zuhilfenahme der Elektroenzephalografie (EEG), nachgewiesen, dass das Gehirn vornehm-lich in der REM-Phase wahre Feuerwerke abschiesst. Kurz zur Erklärung: Bis 2007 galt die Nomenklatur von Allan Rechtschaffen und Anthony Kales aus dem Jahr 1968, jetzt wird wissenschaftlich (American Academy of Sleep Medicine) unterschieden zwischen:

  • Wachliegen
  • REM-Schlaf
  • Leichtschlaf – Stufe 1
  • Leichtschlaf – Stufe 2
  • Tiefschlaf

Betrachten wir uns das etwas genauer:

Die Phase kurz vor dem Einschlafen wird als „Wachliegen“ bezeichnet. Manche Forscher unterscheiden hier nochmals zwischen der Aufmerk-samkeitsphase mit bewusster Wahrnehmung der Umgebung und der Entspannungsphase, wenn die Augen bereits geschlossen werden.

Der Leichte Schlaf Stufe 1 folgt auf das Wachliegen. Die Muskeln entspannen sich, das bewusste Wahrnehmen schwindet.

Der Leichte Schlaf Stufe 2 verbraucht etwa 50 % des Schlafes. Immer wieder zwischen den Schlafphasen wird jegliche Wahrnehmung gehindert.

Die „REM-Phase“ oder auch der „REM-Schlaf“ ist der Traumschlaf. Hier spielen sich Dinge ab, die niemand alleine wahrnimmt: Adrenalin-ausschüttung, erhöhter Blutdruck, Magenaktivität und auch das sog. „Rapid-Eye-Movement“, das Rollen der Augäpfel, das dieser Schalfphase den Namen verlieh. Während Neugeborene nahezu ausschliesslich in dieser Phase schlafen, beschränkt sich die bei Erwachsenen auf rund 104 Minuten pro Nacht – alle 90 Minuten gibt es eine REM-Phase!

Der Tiefschlaf tritt ebenso immer wieder zwischen den Phasen ein – er nimmt alsdann auch einen Grossteil des Gesamtschlafes ein. Hier übrigens sprechen manche Menschen, andere schlafwandeln.

Die Dauer bzw. der Übergang zwischen den Phasen ist von Mensch zu Mensch verschieden. Aufgrund dieser unterschiedlichen Abschnitte wird ein solcher Schlaf auch als „Polyphasischer Schlaf“ bezeichnet. Das Powernapping nach dem Mittagessen bzw. der Mittagsschlaf zählen nicht dazu – sie sind zu kurz auch für Träume.

Zurück zur Traumdeutung:

Träume sind grundsätzlich ein Produkt des Unbewussten. Erlebnisse, Geschichten und ja sogar Gefühle werden während des Traumes im Kopf verarbeitet. Das Unbewusste (Unterbewusstsein) kommuniziert mit dem Bewusstsein! Hierüber sind sich die Wissenschafter einig. Bei der Deutung allerdings gehen die Meinungen weit auseinander: So beschäftigt sich die „Oneiromantie“ mit der Analyse der Probleme und den anschliessenden Lösungsmöglichkeiten. Wer sich in dieser Richtung interessieren sollte, kann gerne eines der vielen Traumdeutungs-Lexika online abrufen oder nachblättern. Doch Vorsicht – zwischen 1 bis 16.500 Traumsymbolen ist alles möglich – oneiromantisch, tiefenpsychologisch oder spirituell.

Folgend nur ein paar Beispiele:

.) Feuer bedeutet Licht, Wärme und Schutz, aber auch Zerstörung

.) Zahnausfall – Verluste im Geschäftsleben, weniger Verdienst

.) Die Zahl 2 steht für Zweisamkeit (Paar), aber auch Gegensätze

.) Hinabgehen der Kellerstiege – Geduld und Ausdauer sind in nächster Zeit im Job und Privatleben gefordert

Sie sehen also – eine allgemeine Regel für solche Erscheinungsbilder gibt es nicht. Wichtig ist der persönliche Bezug dazu. So gibt es etwa auch geschlechterspezifische Unterschiede. Träumt eine Frau von einer Geburt, so kann dies als neue Einstellung zum Leben gesehen werden, bei Männern hingegen als das Ergebnis, die Vollendung ihrer Pläne.

Die psychologische Traumdeutung (empirische Traumdeutung) hingegen ist zumeist die Grundlage für eine Therapie zur Traumabewältigung. In nahezu allen Fällen eines Traumas (Unfall, Krieg, Verlust von Angehörigen, Gewalt in der Familie, …) leiden die Betroffenen unter Albträumen. Die richtige Analyse dieser Träume kann einen wesentlichen Beitrag zur Besserung liefern. Dazu aber müssen die Betroffenen ihre Träume auch noch nachvollziehen können, was am kommenden Morgen sehr schwer ist. Deshalb wird grundsätzlich empfohlen, dass man Träume notiert. Gerade bei Alpträumen wacht man zumeist schweissgebadet auf. Dann ist es wichtig, einen Notizblock zur Hand zu haben, da meist nur der letzte Traum am kommenden Morgen noch in Erinnerung ist.

Diese Art der Traumdeutung muss Experten überlassen werden, da ansonsten alles nur noch mehr verschlimmert werden kann.

Welche Träume werden nun in der Nomenklatur unterschieden?

– REM-Traum

Hierbei handelt es sich um einen intensiven und zumeist langen Traum, der emotional durchlebt wird

– Non-REM-Traum

Diese Träume treten in den beiden Phasen Leichter Schlaf 1 und 2 auf und sind zumeist kurz

– Einschlaftraum

Sehr kurze Träume in der Einschlafphase

– Albtraum

Ein emotional höchst aufreibender REM-Traum, der meist zu einem durch Angst oder Panik verursachten Aufwachen führt.

– Pavor nocturnus

Dieser Traumtypus tritt vornehmlich bei Kindern bis zum siebten Lebens-jahr auf. Es ist ein panikartiges Aufwachen aus dem Tiefschlaf und wird gerne als „Nachtangst“ bezeichnet.

Traumdeutungs-Experten scheinen weitestgehend bei folgenden Traum-typen überfordert zu sein:

.) Posttraumatische Träume

Wie zuvor angedeutet, liegen die Ursachen dieser Träume in schlimmen Wacherlebnissen des Betroffenen, die er im Traum immer wieder erlebt. Deshalb können sie mit der klassischen Traumdeutung auch nicht analy-siert werden.

.) Klarträume (auch luzide Träume)

Auch dieser Traumtypus kann nur schwer gedeutet werden, da der Träumende seinen Traum bewusst erlebt und ihn stets selbst verändern bzw. umgestalten kann. Diese bewusst hinzugefügten Traumbilder können nicht gedeutet werden, wenn das bewusste Umfeld des Betroffenen nicht bekannt ist.

.) Wahrträume

Hierbei bewegen wir uns unter Umständen im Esoterikbereich, da dieser Traumtypus einer Vorhersehung gleich kommt. Dem Träumenden ist voll bewusst, dass dieser Traum, dieses unbeschreibliche Gefühl gerade irgendwo in der realen Welt geschieht bzw. zeitnah geschehen wird. Derartige Träume bedürfen keiner Deutung. Obgleich die Wissenschaft für solche Vorhersehungen keine Erklärung hat, gibt es sie dennoch. Allerdings nur bei einer sehr kleinen Anzahl der Menschheit!

.) Warnträume

Warnträume unterscheiden sich nur sehr gering von normalen Träumen, wirken jedoch zumeist wie Wahrträume. Befragt man Menschen nach einem solchen Warntraum nach ihrem Gefühlszustand, so können sie diesen meist nicht definieren.

.) Wunschträume

Bestimmt eine Vorstellung meinen Alltag (etwa ein Urlaub auf Tahiti) so sehr, dass ich intensiv daran denke, so wird dieser Wunsch auch mein Traumleben beeinflussen. In diesen Träumen kommen Traumbilder vor, die nicht gedeutet werden können, da sie zur Traumkulisse zählen.

Auch bei Kindern ist eine Traumdeutung eher als problematisch anzu-sehen, da sie einen komplett anderen Bezug zu Traumsymbolen haben bzw. ihnen die vollständigen Assoziationen zu den Traumbildern fehlen.

Übrigens können Sie schlechten Träumen vorauswirken:

  • Konsumieren Sie keinen Alkohol oder Drogen bzw. starke Medikamente vor dem Schlafengehen
  • Extreme Müdigkeit führt sehr häufig zu schlechten Träumen
  • Gehen Sie niemals hungrig oder durstig zu Bett
  • Toilettengang vor dem zu Bett-Gehen ist Pflicht
  • Besprechen Sie Tageserlebnisse zuvor mit einer Person ihres Vertrauens
  • Keine emotional aufputschenden Bücher oder Filme am Abend
  • Ein Schlafzimmer an einer stark befahrenen Strasse ist keine wirklich gute Lösung
  • Eine zu kleine Bettdecke führt zum Verrutschen und somit zum Auskühlen des Körpers

Jeder Mensch träumt, doch können sich viele nicht mehr daran erinnern. Pro Nacht sind es zirka vier bis sechs lange Träume und mehrere Kurzträume bzw. Sequenzen. Eine Möglichkeit für ein schlechtes Erinnerungsvermögens ist, dass der Betroffene zu wenig Schlaf, eine andere etwa dass er zu viel Stress im Alltag hat, Alkohol, Essen, …! Dem Erinnerungsvermögen kann allerdings auf die Sprünge geholfen werden: Meditative oder Entspannungsübungen vor dem Schlafengehen, nehmen Sie sich dabei fest vor, sich an die Träume erinnern zu können. Sollte es nicht gleich von Anfang an funktionieren, verlieren Sie nicht den Mut. Wenn es dann aber klappt, schreiben sie alle Traumerlebnisse in ein Traumtagebuch und nehmen Sie sich die Zeit, diese Symbole auszu-werten.

Ich wünsche Ihnen süsse Träume!

Links:

Lesetipps:

.) Träume: Die Wissenschaft enträtselt unser nächtliches Kopfkino; Michael Schredl/Georg Rüschemeyer; Ullstein Buchverlage 2007

.) Deine Träume – Schlüssel zur Selbsterkenntnis; Ann Faraday; FISCHER Taschenbuch 1980

.) Schlaf und Traum; Hans Winterstein; Springer Berlin 1932

.) Schlaftagebuch; Lutz Graumann/Utz Niklas Walter/Fabian Krapf; riva 2019

.) Der Schlaf – Neurophysiologische Aspekte; Hrsg.: U.J. Jovanovic; Springer Berlin 2012

.) Schlafcoaching – Wer wach sein will, muss schlafen; Gerhard Klösch/Brigitte Holzinger; Goldegg Verlag 2013

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Eiszeit – oder doch vielleicht Heisszeit???

Themen, die gegenwärtig die Gemüter erhitzen, gibt es beinahe wie Sand am Meer. Sei es der Angriffskrieg von Russland, mit seinen Auswirkungen auf die Eurozone, sei es der Angriff der Terrorgruppe Hamas auf Israel mit der anschliessenden menschlichen Tragödie im Gaza-Streifen oder sind es die vielen Streiks von Angestellten aller Branchen, die auch etwas vom Kuchen der Investoren abbekommen möchten, wenn Millionen- oder gar Milliardengewinne eingefahren werden.

Doch sind wir uns ehrlich: Jeder zitiert den guten, alten Rudi Carrell mit seinem Song: „Wann wird’s mal richtig wieder Sommer!?“ Also, lassen Sie mich doch etwas über das Wetter plaudern.

Wetterkapriolen sind auch hier in Mitteleuropa leider nichts Neues mehr!!! Doch dieses Jahr 2024 wird wohl alle bisherigen Rekorde purzeln lassen: Neben dem Rekord-Winter von 2006/07 wärmster Winter seit Beginn der Aufzeichnungen, der März lag in vielen Bereichen 3,4 Grad über dem Mittel (wärmster März ever!) und mit 30 Grad am ersten April-Wochen-ende verschiebt sich der Sommer schon weit in den Frühling hinein. Später hingegen sorgen sicherlich wieder schwere Unwetter für ordent-liches Tohuwabohu. Teils muss auch in den Sommermonaten erneut die Heizung angestellt werden. Nicht wenige Menschen werden nun den Vulkanen oder der Feuerrodung der Urwälder die Schuld in die Schuhe schieben – doch ich muss Sie enttäuschen: Beides trägt zwar auch dazu bei – allerdings liegt die Ursache für das Pullover- und Kuschelwetter mitten im Hochsommer bzw. Bikini-Temperaturen zu Ostern weit tiefer! Deshalb werden wir heute mal einen Abstecher in die Klimatologie machen. Unter dieser verstehen wir jene interdisziplinäre Wissenschaft, welche die Fachbereiche Meteorologie, Geographie, Geologie, Ozeano-graphie und Physik vereint. Nur unter Einbindung jeglicher Phänomene aus diesen Teilbereichen kann das Wetter auch verstanden werden. An sehr nassem Wetter sind zumeist Tiefdruckgebiete aus dem Mittelmeer verantwortlich, die Ihre zigtausend Tonnen schwere Last meist über Süd-ost-Europa, manches Mal aber auch über Mitteleuropa loswerden. Kaltes, nasses Wetter hingegen kommt vornehmlich aus dem Nordsee-Bereich mit Einflüssen aus dem Atlantik.

Und schon sind wir beim Golfstrom gelandet. Die Meeresheizung für Nordwest-Europa verliert nämlich langsam an Kraft. Und dies ist das Horrorszenario, das die Klimaforscher aufgrund der Erderwärmung befürchten: “Dann wird’s hier kalt!” (Detlef Quadfasel von der Universität Hamburg in einem Vortrag 2005). Tatsächlich hat sich die Zirkulation des Stromes zwischen 1957 und 2004 um rund 30 % verlangsamt (Harry Bryden vom National Oceanography Centre in Southampton). Diese Meinung untermauert auch eine aktuelle Studie von drei Forschern der Universität Utrecht: Die tief reichende Zirkulation des Atlantiks (der Golf-strom) könnte in den kommenden Jahrzehnten kollabieren! Verantwort-lich dafür, so die drei Forscher aus Utrecht und auch Jahre zuvor Bryden, ist starker Süsswasserzufluss in die nördlichen Meere!

Der Golfstrom entsteht in den Tropen. Er bringt uns warmes, salzhaltiges Wasser aus dem Süden. Dieses kühlt sich auf seinem weiten Weg in Richtung Norden ab, bis die Küste Grönlands und Nordamerikas erreicht ist. Dort sinkt das nunmehr kalte, salzige und somit schwere Wasser ab und fliesst wieder (am Meeresgrund entlang) in Richtung Süden. Hier-durch entsteht im Norden ein Sog, der kontinuierlich immer wieder warmes Wasser aus den Tropen ansaugt. Das ist das Prinzip des Golf-stromes.

Durch die Klima-Erwärmung bringt vermehrter Regen die Flüsse zum Anschwellen und das ewige Eis in der Arktis schmilzt weg. Dadurch kommt kaltes, nicht salzhaltiges Wasser ins Meer. Dieses ist nicht so schwer (da nicht so dicht), sinkt deshalb nicht so leicht ab und bringt den Sog des Stroms gehörig ins Wanken. Soweit die Untersuchungen der Ozeanographen. Hierdurch allerdings versagt auch die Heizung für die britischen Inseln. Kollabiert der Golfstrom, würde dies einen Temperatur-abfall von plötzlich rund vier Grad bedeuten – für ganz Europa. Mutter Natur wirkt somit – so paradox es auch klingen mag – der Erderwärmung entgegen. Klimatologen empfehlen deshalb, SOFORT alle Massnahmen gegen die Erderwärmung zu ergreifen. Und da sind wir beim kleinen Herrn Müller, der kleinen Frau Maier angelangt: Je weniger CO2 (Kohlen-dioxid) erzeugt wird, desto weniger erwärmt sich auch die Erdatmosphäre. Dieses Gas trägt nämlich massgeblich zur Erderwärmung bei. Die Luft wird aufgewärmt (durch etwa die Infrarot-Strahlung der Sonne), die Wärme kann aber nicht mehr abgegeben werden – sie wird gespeichert – es wird wärmer. Um wieviel Grad bis zum Jahr 2100 ist abhängig von der Emission der Treibhausgase – manche Wissenschaftler gehen von 4,7, andere von gar 6,4 Grad aus. Bestes Beispiel ist das Ansteigen des Vegetationsgürtels bzw. der Baumgrenze. Waren gewisse Höhen bisher nur sog. Krüppelhölzern vorbehalten, so siedeln sich vermehrt auch heimische Baumarten rund um diese magische Zone an (in den Alpen liegt die Vegetationsgrenze zwischen 2.400 bis 2.500). Forstwissenschaftler erfassten beispielsweise im Jahr 1986 in einer Studie erstmals alle Pflanzenarten im Wetterstein, einer Gebirgskette der Nördlichen Kalkalpen mit dem höchsten Berg Zugspitze, die im Süden Deutschlands und Westen Österreichs liegt. 2022 fanden sie sich an denselben Stellen erneut ein und kamen zu erstaunlichen Resultaten: Innerhalb dieser 36 Jahre etwa kletterte die Buche von damals 1.390 Höhenmetern auf 1.480! Aber auch Gefässpflanzen und Moose vermehren sich. 1986 zählten die Forscher noch 45 Gefässpflanzen und 18 Moose – 2022 waren es bereits 65 bzw. 25! Ganz oben, direkt an der Felsgrenze anliegend befindet sich der grösste Zirbenwald Deutschlands. Hier wachsen insgesamt 90 Pflanzenarten. Sollte die Baumgrenze weiter ansteigen, könnte die Zirbe durchaus verdrängt werden.

CO2 entsteht vornehmlich bei der vollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Materialien unter ausreichender Sauerstoffzufuhr (unvollständige Verbrennung mit zu wenig Sauerstoff führt zu Kohlenmonoxid CO), der Verfaulung oder durch die Atmung von Organismen. Kohlenstoffdioxid (wie es eigentlich chemisch richtig heisst) kommt in der Luft in einer mittleren Konzentration von 0,038 % vor. Federführend für die CO2-Messung sind die Angaben des Mauna Loa-Observatoriums auf Hawaii. Im laufenden Jahr hat das Observatorium stark gestiegene Daten gemeldet, die v.a. eine durch Menschen hervor-gerufene Ursache haben: Der errechnete Jahresdurchschnitt wird bei etwa 423.6 ± 0.5 Teilen pro Million (ppm) liegen, das entspricht einem Anstieg von etwa 2.84 ppm gegenüber des Vorjahres.

Werden biogene Stoffe verbrannt, so haben diese während des Wachs-tums sehr viel CO2 verarbeitet, sie produzieren beim Verfaulen ebenso viel Gas wie bei deren Verbrennung. Gelangen aber nun auch mineralische Stoffe (wie Erdöl oder Kohle) zur Verbrennung, so hat die Natur keine Kapazitäten in ihrem Kreislauf mehr frei. Damit sollten alle Vorgänge, die auf diese Weise Kohlendioxid freisetzen, vermieden werden. Flugreisen oder Autofahrten etwa! Das kleine österreichische Bundesland Vorarlberg zeigt den Grossen auf, wie es richtig gemacht werden sollte. Der Verkauf von Fortbewegungsmitteln, die durch alter-native Energien gespeist werden (v.a. Strom) nimmt kontinuierlich zu (das Land ist seit 2008 Vorzeigeregion für die Elektromobilität – auch wenn die Zahlen zuletzt eingebrochen sind). Daneben legen Herr und Frau Vorarlberger jedes Jahr hunderte Kilometer auf dem Fahrrad zurück. Das Radwegenetz durchzieht das Land auf rund 1.000 km – das ist ebenso viel wie die “Tour Brandenburg”, Deutschlands längster Radweg. Im letzten Jahr nahmen 10.000 Menschen an der Aktion “Vorarlberg radelt” teil, sie kamen auf 9,6 Mio Kilometer, dadurch konnten 1.692 Tonnen CO2 eingespart werden. In der Aktion WinterRadius erreichten die 2.763 Teilnehmer aus dem Ländle in der kalten Jahreszeit zwischen November und Februar im Durchschnitt noch immerhin 360 Kilometer. Hut ab! Der meiste verbrauchte Strom wird hier durch Wasserkraft oder andere alternative Energieträger (wie etwa der Sonnenkraft über die Photovoltaik) gewonnen. Auch in der Ernährung sollte stets darauf geachtet werden, dass heimische Produkte mit kurzen Anfahrtswegen bevorzugt werden. In früheren Zeiten gab es im Winter auch keine Mangos oder Granatäpfel (doch hierüber habe ich ohnedies schon mal geschrieben!).

Wie sehr das Thema Umwelt- und Klimaschutz zum Verkaufsschlager wird, beweisen auch die Buchveröffentlichungen und Filmpremieren der letzten Jahre, wie etwa “Geostorm”, “The day after tomorrow”, “Don’t look up”, … So brachte auch die österreichische Hellseherin und Sterne-deuterin Rosalinde Haller das Buch “Aufwachen” auf den Markt. Sie sagt neben der Zerstörung der französischen Hauptstadt Paris alsdann einen Tsunami für New York voraus. Die Folge hiervon hat etwa Regisseur Roland Emmerich mit seinem Kassenschlager “2012” in die Kinos gebracht (obwohl hier eine Sonneneruption dahintersteckte).

Mit grosser Freude habe nicht nur ich die Betroffenheit der Politiker zur Kenntnis genommen, als die UNO den Klimabericht 2010 veröffentlichte. V.a. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel preschte damals lautstark vor und hat sich vorort ein Bild etwa in Grönland gemacht. Umso bedauerlicher allerdings ist es, erkennen zu müssen, dass – wie auch alle Weltklimakonferenzen seither stets aufzeigen – global nichts dabei rauskommt. Ralf Bütikofer von den deutschen Grünen formulierte es einmal recht treffend in einem Interview:

“Wir haben nur 10 bis 15 Jahre Zeit – und keine zweite Chance!”

Also: Packen wir’s endlich an!!!



Film-Tipps:

  • The Day after tomorrow
  • Eine unbequeme Wahrheit
  • Before the flood
  • Jane’s Journey – Die Lebensreise der Jane Goodall
  • 11th Hour – 5 vor 12
  • Geostorm

Lesetipps:

.) So retten wir das Klima; Michael Sterner; Komplett-Media GmbH 2022

.) Erste Hilfe für die Erde: Mark Maslin; Franckh-Kosmos 2022

.) 3 Grad mehr; Klaus Wiegandt; Oekom Verlag 2022

.) Denkfehler und Klimakrise – Was helfen kann, die Welt zu retten; Michells Stern; BoD 2024

.) Das Klimabuch von Greta Thunberg; Greta Thunberg; S. Fischer-Verlag 2022

.) Unsere Bäume dewr Hoffnung; Tony Rinaudo; SCM Hänssler 2022

Links:

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Wow – da lohnt sich doch der Top–Spin!!!

Neulich stiess ich beim Ausmisten meines tatsächlich unerschöpflichen Zeitung– und Magazinarchivs auf einen mehr als interessanten Artikel des österreichischen Magazins News Nr. 26/93 mit dem gut gewählten Titel „Smash and Cash“: Die Spitzenverdiener im Tennis! Ich dachte mir, es wäre doch mal durchaus interessant, solche Zahlen mit jenen 31 Jahre später zu vergleichen. Und siehe da – es hat sich gelohnt!

Viele werden bei diesen Namen ein Flashback in jüngere Lebens-abschnitte, vielleicht auch bessere Zeiten durchmachen. Die Zahlen aus dem Jahr 1993 entnehme ich ohne Kontrollcheck dem Magazin, die aktuellen Zahlen resultieren aus meiner Online–Recherche!

Vorweg eine Richtigstellung: Als regelmässiger Gast eines Tennis–Stüberl’s in Innsbruck (nirgendwo gab es ein besseres Tiroler Gröstl!), beobachtete ich auch des öfteren die Nachwuchs–Trainingsstunden. Wie bei allen Sportarten gilt selbstverständlich auch hier: Wer (oder dessen Eltern) nach oben will, umso intensiver und härter wird das Training. Deshalb kurz zum Verständnis: Ich gönne vielen Profi–Sportlern jenen Moment, der eintritt, wenn der Break–Even erreicht ist und der Dollar rollt. Damals! Heutzutage muss ich mir allerdings die Frage stellen, welcher Sportler hunderte Millionen Euro wert ist! Klar – grosse Namen sorgen für volle Stadien und Hallen! Doch konzentriert sich dies leider nach wie vor auf einige wenige Sportarten – viele Profisportler anderer Disziplinen müssen sich Training und Reisen zu den Wettkämpfen selbst finanzieren. Sie sind ohne Sportförderung meist finanziell am Ende!

Nun gut, damit hinein in die Vollen.

Im Jahr 1993 dominierte ein Überflieger die Tennisszene, der wie kaum ein anderer wusste, seine sportliche mit der werbetechnischen Karriere zu verknüpfen: Andre Agassi! Kaum eine Zeitung oder ein Magazin kam ohne ihn auf dem Cover aus. Zurecht, zeigte er doch auf den Center Courts dieser Welt, wo der Bartl den Most herholt. Und finanziell liess er sogar den Blond–/Rotschopf aus Deutschland, Boris Becker, im Regen stehen. Beliebt bei den Kiddies, der Schwiegermutter oder als ausge-flippter Kumpeltyp bei den männlichen Erwachsenen. Agassi fesselte die Massen auf der Tribüne! Das Preisgeld, das er in dieser Zeit verdiente, war beinahe schon nebensächlich! Der Werbeeffekt: Enorm!

Ein kurzer Zwischeneintrag: Ein Wimbledon–Sieger kassierte damals fünf Mio Schilling (in Euro: 363.364,17). Die sog. „Erstrunden–Touristen“ als-dann 80.000 Schilling (5.813,83 Euro). Nur im Grand Slam Cup in München verdiente sich der Sieger 20 Mio öS (1.453.567,68 Euro) so richtig satt, die Erstrundenverlierer erhielten noch immerhin eine Mio! Doch darf dabei nicht ausser Acht gelassen werden, dass München das grosse Saison–Ende einer erschöpfenden Saison war. Im Jahre 1999 zum letzten Mal gespielt.

Zurück zu Agassi – er kassierte beispielsweise durch den Zehn–Jahres–Vertrag mit dem Sportausrüster Nike 20 Mio Dollar, bei einem Gesamt-preisgeld von nicht ganz sechs Mio. In diesem Werbedeal war übrigens die Klausel enthalten, dass sich Agassi nicht die Haare schneiden lassen durfte. Vollkommen egal, wo er auftauchte, ob im Smoking, einem weissen Frack oder der Tennishose: Die Kasse klingelte!

Der Tennis–Experte Peter Feigl erklärte dies in den 1990er †Jahren einst so:

„50 % macht das Preisgeld aus, 40 % die Sponsor–Einnahmen und 10 % die Exhibitions!“

Bei einer solchen war auch ich in der Olympiahalle in Innsbruck zugegen. Boris Becker gegen den Spassvogel der Tennisszene, Yannick Noah. Spitzentennis mit Showelementen – durchaus unterhaltsam. Becker ver-diente ebenso wie Agassi für jeden dieser Showkämpfe rund 250.000 Dollar – im Vergleich dazu der „Skandal–Racket–Halter“ John „Big Mäc“ McEnroe 150.000. Der aber lehnte auch schon mal Angebote von einer halben Million ab – je nach Gutdünken.

Platz zwei dieses Marktwert–Rankings geht an den Deutschen Boris Becker, der bereits im jugendlichen Alter Wimbledon gewann. Als Testi-monial des Online–Riesen AOL wunderte er sich beispielsweise: „Ich bin drin!“ Heute jedoch ist fast nichts mehr vorhanden – beim Insolvenz-verfahren (beantragt durch die Londoner Privatbank Arbuthnot Latham & Co.) hatte er Vermögenswerte verschwiegen – sass er zudem in England ein. Beim Gesamtvermögen führte 1993 die mehrfache Nummer Eins, der Tscheche Ivan Lendl, mit geschätzten 120 Mio Dollar die Rangliste an. Ebenso übrigens mit etwas mehr als 19,1 Mio Dollar auch beim Preisgeld, gefolgt von Stefan Edberg mit 13,3 Mio. Im Vergleich dazu der Österreicher Thomas Muster mit knapp zwei Preisgeld–Millionen.

Apropos Preisgeld: Bei den Damen war Martina Navratilova mit 18,4 Mio die erfolgreichste. Logisch – beherrschte sie doch über 332 Wochen hinweg die WTA–Weltrangliste. Ihr Gesamtvermögen wurde damals auf rund 50 Mio Dollar geschätzt. Auf Platz zwei die Deutsche Steffi Graf mit 10,3 Mio (Gesamtvermögen bis heute: knapp 37,8 Mio), die etwa im TV–Werbeclip die Nudeln mit dem Racket abgoss. Auch hier zum Vergleich: Österreichs Nummer Eins, Judith Wiesner, erhielt gerade mal etwas mehr als 860.000! In der Verdiener–Liste jedoch fand sich in diesem Jahr vor drei Jahrzehnten Gabriella Sabatini an der Spitze ein. Ähnlich wie Agassi war auch die Argentinierin „nur“ auf Rang fünf der ATP–Weltrangliste zu finden, erhielt jedoch vier Prozent des Umsatzes der nach ihr benannten, weltweit meistverkauften Parfümlinie und bewies damit ein „goldenes Händchen“. Wenn mich nicht alles täuscht, befinden sich auch heute noch die Flacons in den Regalen der Parfümerien, obgleich Sabatini schon zu den Tennis–Rentnern (1996 erfolgte ihr Rücktritt) zählt. Ihr Preisgeld belief sich 1993 auf etwas mehr als sechs Mio Dollar.

Wer nun denken sollte, damit hat es sich, liegt falsch! Neben den Preisgeldern ist es gang und gäbe, dass die Stars auch ein Startgeld erhalten. Ein Thema allerdings, über das nicht wirklich viele frei von der Leber weg sprechen, erfolgt doch dessen Auszahlung meist hinter verschlossenen Türen. Doch – was wäre ein Turnier ohne Top Ten–Spieler!? Vor 31 Jahren sollen Agassi und Becker zwischen 3–500.000 Dollar erhalten haben. Bei den Damen bekamen nur die besten fünf derartige Zahlungen.

In die „Fast“-Gegenwart.

Bestbezahlter Spieler des Jahres 2023 war Novak Djokovic mit 44,9 Mio, gefolgt von Carlos Alcara mit 42,2 Mio Dollar (Angaben: statista.de). Bis zum 18. März 2024 spielte Djokovic im Laufe seiner Karriere nicht weniger als rund 181,6 Mio Dollar an Preisgeldern ein, gefolgt von Rafael Nadal (134,7) und Roger Federer (130,6). Im Vergleich dazu der Deutsche Alexander Zverev mit 40 Mio. Allerdings erspielte er sich im aktuellen Jahr bereits 1,466 Mio – das ist nahezu um eine halbe Million mehr als Djokovic! Da die Preisgelder nach wie vor steigen, werden Agassi (31,2 Mio – Platz 11) und Becker (25,1 Mio – Platz 19) sehr rasch aus den Top Twenty rausfallen. Der Österreicher Dominic Thiem erspielte sich in seiner Glanzzeit im Jahr 2019 7,09 Mio Dollar, 2023 waren es nurmehr 750.000! (Angaben: vermoegenmagazin.de)

Beim Gesamtvermögen jedoch führt unangefochten der Schweizer Roger Federer mit 550 Mio Dollar (Preisgelder 130,59), vor Rafael Nadal mit 200 (125 Mio an Preisgeldern) und Novak Djokovic mit 220 Mio (Angaben: tennisleben.de).

Im vergangenen Jahr erhielt der Sieger von Wimbledon 2,35 Mio Britische Pfund (2,967 Mio US-Dollar), der Zweitplatzierte 1,18 Mio Pfund (1,49 Mio US-Dollar).

Bei den Damen gab es eine Überraschung: Mit 2,24 Mio US-Dollar an Preisgeldern (im aktuellen Jahr bis zum 06. März) konnte sich Aryna Sabalenka aus Belarus an die Spitze hieven. Das grösste Vermögen bei den Damen häufte bis heute wohl Serena Williams mit 250 Mio Euro an (davon 95 Mio an Preisgeldern). Im aktuellen Jahr verdiente sie bereits 10 Mio! Doch stop: Da gibt es noch eine Dame, deren Vermögen bis heute im Milliarden-Bereich anzusiedeln ist – und nahezu stündlich werden es mehr: Jessica Pegula, die derzeitige Nr. 3 der ATP-Weltrangliste! Aller-dings ist der Grossteil dieser Summe nicht wirklich durch Tennis erspielt worden. Sie kommt aus dem Unternehmer-Milliardärsfamilie Terrence und Kim Pegula (rund 6,7 Mrd schwer), die u.a. auch Eigentümer der Buffalo Bills (American Football) ist.

Quiet please!

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Eritrea – ein Land in der Todeszone

16. September 2023: Im Römerkastell von Stuttgart läuft eine Veran-staltung des Eritrea–Vereins. Derartige Events sind nicht aussergewöhn-liches! Die Veranstaltung ist angemeldet, deshalb sichern diese auch nur wenige Polizisten ab. Von einer Sekunde auf die andere jedoch kippt das Ganze: Rund 200 Männer tauchen auf, die in einer nicht angemeldeten Demonstration gegen dieses Event protestieren. Es handelt sich dabei um Gegner des Regimes in Eritrea. Sie vermuten, dass regimetreue Mitstreiter an der Veranstaltung teilnehmen. Die Polizisten sind auf das nicht vorbereitet! Sie versuchen, das Römerkastell so gut als möglich abzu-schirmen, doch geht der wütende Mob mit Dachlatten und Brettern auf sie los – es fliegen auch Pflastersteine und Flaschen. 39 Polizisten werden dabei verletzt.

Anfang März fand vor dem Amtsgericht Stuttgart–Bad Cannstatt der Prozess statt. Die Polizei–Mitschnitte zeigen Szenen der Brutalität und Gewalt, wie wir sie aus Reportagen oder Social Media–Clips hauptsächlich aus dem Nahen Osten kennen. Dabei wurden nach intensiven Recherchen und v.a. Auswertungen dieser Polizei–Mitschnitte jene Eritreer abgeurteilt, die diesen Krawall auslösten. So etwa der 29–jährige Hauptangeklagte, der zuerst einen Bauzaun–Betonfuß (!) und später einen mehr als drei Kilogramm schweren Pflasterstein geworfen und damit diese Gewaltaus-schreitungen ausgelöst haben soll: Besonders schwerer Landfriedens-bruch und gefährliche Körperverletzung! Nach dem Absitzen seiner Strafe (drei Jahre und neun Monate), soll er sofort abgeschoben werden. Unwahrscheinlich, da ihm in Eritrea wohl der sofortige Tod droht – Abschiebungsverbot! Die anderen Teilnehmer kamen aus dem Umland von Stuttgart, aber auch aus der Schweiz und Hessen. Einige Wochen zuvor fand in Giessen eine ähnliche Veranstaltung statt, bei der es ebenfalls zu Ausschreitungen gekommen ist.

Was läuft da eigentlich in Eritrea?

Das Land zählt zu den ärmsten Regionen dieser Welt – und ist eine der radikalsten Diktaturen: Keine Opposition, eine Schein–Verfassung, von demokratischen Einrichtungen wie offenen bzw. fairen Wahlen (andere Parteien sind nicht zugelassen) oder Gewaltenteilung keine Spur. Die komplette Macht liegt in den Händen von Isayas Afewerki, dem de facto–Präsidenten. Wahlen finden nur auf regionaler Ebene statt – davon kann man halten, was man will. Im Demokratieindex belegte Eritrea 2023 Rang 152 von 167! Im Menschenrechts–Beobachterbericht der UN vom 28. Mai 2013 wird von willkürlichen Tötungen und Verhaftungen, erzwungenem „Verschwindenlassen“ und dem Nichtvorhandensein von Meinungs–, Religions– und Versammlungsfreiheit gesprochen. Das von den italienischen Faschisten 1936 errichtete KZ Nocra wird auch heute noch genutzt.

Von den 3,8 Mio Einwohnern (Schätzungen liegen bei nahezu dem Doppelten) leben rund 75 % von der Landwirtschaft. Trotzdem müssen Nahrungsmittel importiert werden, da Bauern zum Militärdienst gezwungen werden und immer wieder Dürren das Land heimsuchen. Daneben werden Gold, Silber, Kupfer, Pottasche, Schwefel, Zink und Eisen sowie Marmor abgebaut und in grossem Maße exportiert – wie etwa auch das Salz. Das nominale Bruttoinlandsprodukt liegt bei geschätzten 2 Milliarden US–Dollar, und damit bei nicht mal der Hälfte der Gläubiger–Forderungen in der Causa Signa und René Benko.

Geographisch grenzt Eritrea an den Sudan, Äthiopien, Dschibuti und das Rote Meer.

Die Geschichte des Landes ist sehr bunt: Während das Hochland das Königreich Medri Bahri beinhaltete, war das Tiefland Eritreas über 300 Jahre hinweg Kolonie der Osmanen bzw. Ägypter. Nach dem Überfall der Italiener auf Äthiopien wurde die gesamte Region ab 1936 zur Kolonie Italienisch/Ostafrika, ab 1941 stand es unter britischer Verwaltung. Mit 1952 zählte Eritrea zum Kaiserreich Abessinien, ab 1961 zum äthiopischen Kaiserreich unter Haile Selassie. Es folgte ein dreissig-jähriger Unabhängigkeitskrieg und mit Hilfe zuerst der Eritreischen Befreiungsfront, später der Eritreischen Volksbefreiungsfront schliesslich 1993 die Unabhängigkeit von Äthiopien.

Nachdem 1998 erneut ein Grenzkonflikt zwischen beiden Staaten aufkeimte, startete die UN die Beobachtermission UNMEE, die allerdings 2008 auslief. 2018 wurde ein Friedensvertrag zwischen Äthiopien und Eritrea geschlossen. Bereits 1993 hatte die Eritreische Volksbefreiungs-front das Machtvakuum genutzt und ein Ein–Parteien–System unter dem noch heutigen Machthaber Isaias Afewerki aufgebaut. Er regiert seither autoritär, die männliche und weibliche Bevölkerung wird zum unbe-fristeten Wehrdienst verpflichtet, der allerdings eher einer Zwangsarbeit gleichkommt. Kritiker sprechen deshalb vom „Sklavenstaat“ oder „Nordkorea Afrikas“! Wehrdienstverweigerern drohen bis zu fünf Jahrem Haft oder in Kriegszeiten lebenslänglich bzw. die Todesstrafe – ihren Familien Repressalien. Dieser sog. „Wehrdienst“ ist die Hauptursache für die vielen Flüchtlinge aus Eritrea. Eine Pressefreiheit gibt es nicht – alle Medien sind staatlich kontrolliert und zensiert. Im Presseindex der Reporter ohne Grenzen belegt das Land stets einen der letzten Plätze – 2023 war es Rang 174 von 180. Religiöse Minderheiten werden verfolgt. So berichtet Amnesty International von der Haft Angehöriger staatlich verbotener Minderheitskirchen (wie evangelikale Christen oder Zeugen Jehovas, aber auch Moslems, die den staatlich eingesetzten Mufti nicht anerkennen) in Frachtcontainern – auch bei glühender Hitze. Frauen haben so gut wie kein Sprachrecht – im Gegenteil: So lag etwa die Genitalverstümmelung bei rund 89 %. Diese wurde zwar am 31. Mai 2007 verboten, doch sind keine Verurteilungen oder Strafen bekannt.

Wie in allen anderen totalitären Staaten gibt es allerdings auch positives zu vermelden: Für Kinder zwischen 7 und 13 Jahren besteht Schulpflicht, Personen mit Armutsausweis erhalten kostenlose medizinische Hilfe.

Die Armut jedoch ist eklatant. Viele der Einwohner leben vom Geld, das ihnen durch ihre Angehörigen aus dem Ausland zugeschickt wird. Doch knabbert hier auch der Staat mit: Im Ausland lebende Eritreer, die Hilfsüberweisungen tätigen, müssen zwei Prozent ihres Bruttoein-kommens als „Aufbausteuer“ an den Staat abliefern. Weigern sich diese, erhalten sie keinerlei offizielle Dokumente mehr und im Land lebende Verwandte drohen Repressalien.

Erlauben Sdie mir am Ende noch meine eigene Meinung einzubringen: Die Wut der Regimegegner ist durchaus verständlich, rechtfertigt jedoch in keinster Weise die gewalttätigen Ausschreitungen gegen die Polizei! Nicht verständlich hingegen ist die Tatsache, dass regimetreue Menschen nach Deutschland emigriert sind und somit dort Zuflucht gesucht haben!

Filmtipp:

– Eritrea – Der geheime Sklavenstaat; Doku von Evan Williams 2021

Lesetipps:

.) Friedensräume in Eritrea und Tigray unter Druck. Identitäts-konstruktion, soziale Kohäsion und politische Stabilität; Hrsg.: Abdulkader Saleh, Nicole Hirt, Wolbert G.C. Smidt, Rainer Tetzlaff; Lit 2008

.) Eritrea zwischen Einparteienstaat und Demokratie. Die Bedeutung der Opposition im Demokratisierungsprozess; Aklilu Ghirmai; Tectum 2005

.) Ursachen für den eritreisch-äthiopischen Grenzkonflikt. Eine historisch-politische Analyse; Sascha A. Kienzle; Tönning 2010

.) Eritrea – Aufbruch in die Freiheit; Martin Zimmermann; Verlag Neuer Weg 1991

.) Understanding Eritrea: Inside Africa’s Most Repressive State; Martin Plaut; Oxford University Press 2017

.) The Eritrean Struggle for Independence – Domination, Resistance, Nationalism 1941–1993; Ruth Iyob; Cambridge University Press 1995

.) Biopolitics, militarism, and development: Eritrea in the twenty-first century; Hrsg.: David O’Kane, Tricia Redeker Hepner; Berghahn Books 2009

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Fasten, Almosen geben und beten

Ostern ist nicht mehr gar so fern – in den Supermärkten haben die Schokolade-Osterhasen die Schokolade-Weihnachtsmänner unmittelbar ersetzt – der sportbegeisterte Leser spricht dabei von einem “fliegenden Wechsel”. Doch wie jedes Jahr wundere ich mich, wie die Zeit vor den Festtagen – mit immerhin dem höchsten Feiertag der evangelischen Kirche und dem Hochfest in der katholischen Kirche – begangen wird. Im Fasching/Karneval wird gefeiert bis zum Exzess – am Aschermittwoch wird dann alles auf beinahe null zurückgefahren! Ein Bekannter meinte einst mir gegenüber, dass er keinen Fasching feiere, also müsse er auch nicht fasten! Was spielt sich in diesen 40 Tagen nun wirklich ab?!

Heutzutage kommt oftmals der Eindruck auf, die Fastenzeit sei eine Erfindung von Wellness- und Ernährungsberatern! Der Körper muss entgiftet, gereinigt und wieder auf Vordermann gebracht werden – nach der Zeit der Ausschweifungen hat er es sich auch redlichst verdient! Ähm – na ja – ganz so falsch ist dies nicht! Doch geht der Ansatz der Fasten- oder Passionszeit (Quadragesima) auf den christlichen Glauben zurück. Soweit dürfte jeder noch aus dem Religionsunterricht in das spätere Leben mitgenommen haben. Damit soll an das Fasten Jesu Christi zur Vorbereitung auf seine Bestimmung verwiesen werden. Festgelegt wurde diese Zeit allerdings erst auf dem Konzil von Nicäa 325 n. Chr. (entschei-dend war der erste Sonntag nach dem Jerusalemer Frühlingsvollmond). Seit der Synode von Benevent im Jahre 1091 sind jedoch die Sonntage ausgenommen. Deshalb rückte der Beginn um sechs Werktage vor – der Aschermittwoch war geboren! Hiernach müssen sich dann auch der Karneval, die Fastnacht oder der Fasching richten. Das Ende fällt auf die Osternacht – der nächtlichen Vigil, des Stundengebets vor dem Karfreitag. In dieser Osternacht wurden sehr viele Erwachsene getauft! Freitag und Samstag in der Osterwoche sind nicht Bestandteile der Fastenzeit – sie werden mit dem Osterfasten begangen, das nichts mehr mit der Buße zu tun hat. Eine andere Zählweise endet mit dem Palmsonntag – danach beginnt die heilige Woche, die gesondert betrachtet werden muss. In dieser Zeit sollten weder Fleisch noch Milchprodukte (bis 1486) verzehrt, kein Wein getrunken und keine Tanzveranstaltungen abgehalten werden. Im 20. Jahrhundert jedoch wurde sehr vieles gelockert! Immer mehr an deren Stelle trat der Verzicht auf so manche Gewohnheit oder Annehm-lichkeit im täglichen Leben – Auto, Genussmittel (Süssigkeiten, Nikotin, …), Handy, Internet oder gar der Sex! Die Fastenzeit soll demnach eine Zeit der Entbehrungen darstellen. Das Fleisch war in früheren Zeiten das Essen der Reichen – das normale Volk bekam es höchstens am Sonntag. Der Tanz gehörte zu den Volksfesten hinzu, war also Anlass für Vergnügen und Ausschweifungen – vor allem in den unteren Bevöl-kerungsschichten. Dies hat sich im Wandel der Zeiten geändert! Auch in anderen Religionen sind solche Abschnitte des Entbehrens enthalten – im Islam etwa gleichbedeutend mit dem Ramadan.

Doch zu sehr möchte ich eigentlich gar nicht auf die kirchliche Bedeutung der Fasten- oder Passionszeit eingehen, denn ansonsten würde dies den Umfang des Blogs sprengen. Tatsächlich steckt also der Gedanke des Büssens dahinter. Der gläubige Mensch soll sich seiner Fehler bewusst werden und diese durch Entbehrungen büssen. Doch wie büsst man am besten?

Körperlich zeigt uns dies die Gesundheits- und Lebensmittelindustrie vor. Spezielle Produkte sollen den gewohnten und zumeist ungesunden Ernährungsplan ersetzen und die Rettungsringe verkleinern. Ein Blick in die Bestandteile sehr vieler der Produkte widerlegt allerdings diese These. Diät ist eine gute Massnahme, den Körper wieder auf Vordermann zu bekommen – allerdings hat diese nur mittelbar mit der Fastenzeit zu tun. Busse – ja durchaus, denn die Kalorien, die durch die fettreiche Kost im Winter aufgefuttert wurden, sollen purzeln. Doch sollte hier wirklich mit Vorsicht agiert werden, denn nicht jede Diät ist zielführend und gesund. So lässt etwa eine Nulldiät die Kilos sehr rasch purzeln – Nebenwirkungen sind Mangelerscheinungen und v.a. psychischer Stress. Ist die Diät vorbei, geht auch der Zeiger auf der Waage innerhalb kürzester Zeit wieder in unerwünschte Regionen. Eine solche Nulldiät ist somit eine Selbst-kasteiung und hat nichts mit dem Fasten zu tun. Denn: Die Sonntage sind ausgenommen! Sie gelten sozusagen als “Atempause während des Fastens”! Dies zeigt uns etwa auf, dass man das, was man tut, aus Überzeugung und Freude tun soll. Während der Fastenzeit sollte sich der Mensch mit sich selbst beschäftigen. Hinterfragen, was eigentlich getan wird und wie man es besser machen kann. Damit sind wir beim Kern des Fastens: Genussmittel sind zum Genuss da – nicht als Grundnahrungs-mittel vorgesehen. Essen in Maßen und körperliche Bewegung sind wesentlich besser als grosse, gefüllte Teller und der anschliessende Mittagsschlaf. Dies empfehlen auch die Ernährungsberater: Öfter am Tag eine gesunde Kleinigkeit gegessen als dreimal in die Vollen zu greifen! Der Unterschied zwischen Diät und Fasten liegt also in der bewussten Änderung der Essensgewohnheiten, der Umkehr. Dabei können einem so manche Ansätze aus den unterschiedlichen Kuren durchaus behilflich sein! Buchinger, F.X. Mayr, SchrothKur, Basen-, Molke- oder Lichtfasten – jeder sollte selbst testen, was ihm gut tut.

Neben diesen körperlichen Entbehrungen aber sollte noch wesentlich mehr zum Fasten dazugehören: Weniger Konsum im Allgemeinen! Schalten Sie mal bewusst den Fernseher einmal die Woche nach den Nachrichten ab und nehmen ein gutes Buch zur Hand. Verbringen sie mehr Zeit mit der Familie. Muss jede Strecke mit dem Auto zurückgelegt werden? Zu Fuss gehen oder Radfahren – gerade wenn es in der Grupe geschieht, macht sehr viel Spass. Machen Sie einen Waldspaziergang. Lassen Sie sich davon begeistern, wie schön eigentlich die Natur ist. Seien Sie ausnahmsweise nicht erreichbar! Handy oder Internet machen unsere Zeit immer kurzlebiger – alles muss noch schneller, noch erfolgreicher gehen! Machen Sie eine Pause! Eine Pause von dem, was Sie aus sich gemacht haben! Schalten Sie einfach mal ab!

Erleben Sie dadurch die Gegenwart bewusster! Sollten Sie das nicht aus eigener Kraft können – nein nicht ins Wellnesshotel! Lassen Sie es sich beispielsweise mal im Kloster zeigen, mit wie viel der Mensch eigentlich das Auslangen findet. Sehr viele Ordensgemeinschaften bieten gerade in der Fastenzeit eine solche Einkehrmöglichkeit an (Franziskaner, Bene-diktiner, Zisterzienser, Pallottiner,…). Auch für Nicht-Gläubige durchaus eine Möglichkeit, wieder zu sich selbst zu finden. Zu erkennen, dass der Tag nicht mit dem Aufstehen beginnt, mit Meetings vollgestopft ist und mit dem Zu-Bett-Gehen endet ohne mal eine Minute Zeit für sich selbst gefunden zu haben. Sollte das Kloster doch zu abschreckend für Sie sein: Verplanen Sie für den Rest der Fastenzeit zehn Minuten am Tag für Vogelgezwitscher, Wassergeplätscher, Ausblick geniessen,… Ich bin mir sicher, sie entdecken sehr vieles wieder, das sie völlig vergessen haben (bewusstes Erleben der Naturschönheiten). Ausserdem hilft Ihnen dies, um durchzuatmen, Kraft zu schöpfen, den eigenen Rhythmus wiederzu-finden. Und: Geniessen Sie es!!!

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