Zölle – Trumps Spiel mit dem Feuer
Die Geschichte der Zölle ist uralt! Schon die Römer kannten sie, dann waren es die Adeligen, Grossgrundbesitzer und Wegelagerer (ausgezeich-nete Kombination!), die den Wegezoll abkassierten. Einige Jahrhunderte später wurde der Zoll berechnet, um Importwaren im Inland teurer zu machen als die heimischen Produkte. Doch ein Grundsatz blieb über all die Jahrhunderte hinweg erhalten: Mit dem Zoll soll immer eine Schatulle gefüllt werden – sei es die Staatskasse, die fürstliche Geldkiste oder der Geldstrumpf so mancher Räuber. Das ist bis heute geblieben! So freut sich auch der US-Präsident Donald Trump über Mehreinnahmen: Im Juni etwa nur durch die Zölle in der Höhe von 27,2 Mrd. Dollar – das führte zu einem Haushaltsüberschuss von 27 Mrd. Dollar (Angaben: US-Finanz-ministerium)! Mr. Trump fühlt sich dadurch bestätigt, berücksichtigt aber nicht, dass in den USA diese Produkte oder die Waren daraus entschei-dend teurer geworden sind. Das heizt wiederum die Inflation an! Es ist also ein Rattenschwanz bzw. eine Kettenreaktion, die der Präsident (mit der Begründung der „Nationalen Sicherheit“) losgetreten hat. Und mit dem Handelsdefizit hat dies nur wenig zu tun – das steigt nämlich noch weiter an! Doch eines nach dem anderen!
.) Zölle
US-Finanzminister Scott Bessent stellt bis Jahresende ganze 300 Mrd. Dollar zusätzlich in Aussicht! Dazu müssten die Zölle aber noch steigen! Sein Herr und Meister reagiert sofort darauf und kündigt zum 01. August weitere, wesentlich höhere Zölle an. Er spricht dabei vom „grossen Geld“! Treffen wird es nahezu alle Handelspartner der USA – nun auch Russland, das ebenso wie Nordkorea, Kuba und Belarus bislang verschont blieb. Trotz Sanktionen führen die USA nach wie vor Waren im Wert von 3,5 Mrd. Dollar aus Russland ein (vor dem Einmarsch in die Ukraine waren es 35 Mrd.). Schwer trifft es China, Brasilien, Kanada, Mexico und die EU, aber auch Japan und Südkorea. Auf Kupferimport und Waren aus Brasilien soll ein Zoll von satten 50 % aufgeschlagen werden. Trumps Begründung: Die dortige Regierung behandelt den ehemaligen Präsidenten und Gesin-nungsgenossen Trumps, Jair Bolsonaro, nicht so, wie es Trump passen würde. Kanada wird mit 35 % Aufschlag belohnt, die EU mit 30 %. Kanada hatte bereits zuvor auf die erste Zollwelle reagiert und Gegenzölle auf US-Waren verhängt bzw. diese aus den Regalen verbannt. Wie wichtig Herrn Trump bestehende Verträge sind, zeigt dieses Beispiel: Die USA sind ebenso Mitglied beim Nordamerikanischen Freihandelsabkommen (NAFTA), wie auch Kanada und Mexiko. Gottlob wurde der Freihandels-vertrag TTIP zwischen den USA und der EU niemals unterschrieben – es wäre umsonst gewesen! Die EU verhandelt nach wie vor mit Washington, doch gab es bislang keine Hinweise darauf, dass diese Verhandlungen von Erfolg gekrönt sind. Dabei sind derartige, höhere Zölle bereits für einige EU-Waren aktiv: 25 % auf Automobile und Autoteile bzw. 50 % auf Stahl und Aluminium – zusätzlich zu den bereits bestehenden 10 %. In Brüssel hat EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Vergel-tungszölle auf US-Waren im Wert von 21 Milliarden Euro vorerst bis zum 01. August ausgesetzt. Sollte Trump an seinen Plänen festhalten, werden Importe im Wert von 72 Milliarden davon betroffen sein: Gegenzölle! Die EU sollte ihr Licht dabei nicht unter den Scheffel stellen: Mit 450 Mio Einwohnern in 27 Ländern ist sie einer der grössten Binnenmärkte der Welt – die Chinesen haben dies bereits vor Jahren begriffen (siehe Neue Seidenstrasse bzw. Containerhafen in Athen)! Weitere und höhere Zölle bremsen nicht nur den Handel, sondern machen die Waren auch empfindlich teurer und gefährden viele Arbeitsplätze. Zudem: Die Verhandlungen, die seit Jahrzehnten über die Welthandelsorganisation (WTO) geführt wurden, werden mit einem Schlag wertlos, da es einem Menschen nicht in den Kram passt!
.) Handelsüberschuss
Dieses Thema ist weitaus komplexer! Nach Angaben des Bureaus of Economic Analysis (BEA), das direkt dem US-Handelsministerium unter-stellt ist, belief sich der Handelsüberschuss zwischen der EU und den USA im Jahre 2023 auf 235,6 Mrd. Dollar (201,5 Milliarden Euro) – zugunsten der EU! Sogar Österreich hat demnach ein Plus auf der Bilanz stehen (13,1 Mrd. Dollar). Ich wusste gar nicht, dass Tiroler Hüte in den USA so begehrt sind! Ein Ausgeglichen oder Minus verzeichneten nur die EU-Partner Niederlande, Spanien, Polen, Slowenien, Zypern sowie Luxemburg und Malta. Dieser Überschuss ist nach jenem von China direkt an zweiter Stelle zu finden. Das heisst, dass von der EU um diesen Betrag mehr Waren in die USA exportiert werden, als US-Waren den Weg nach Europa finden. Um genau zu sein: Die USA importierten Waren im Wert von 503 Mrd. Euro, die EU Waren aus den USA im Wert von 347 Mrd. Euro. Hinzu kommen noch die Dienstleistungen: Von der EU in die USA 319 Mrd., von den USA in die EU 427 Mrd. Euro. Rechnet man dies nun gegen, so bleiben (sofern ich richtig gerechnet habe!) 48 Mrd. als Handelsbilanz-defizit der USA bei den EU-Staaten übrig. Sicherlich – für Otto Normal-verbraucher eine gewaltige Summe – betrachtet aber auf das Handels-aufkommen gerade mal 3 %! Das liegt nämlich bei rund 1,6 Billionen Euro! Übrigens: Der Handelsüberschuss zwischen Deutschland und den USA ist nicht der grösste innerhalb der EU! Das wird durch Irland mit 86,7 Mrd. getoppt! Die Erklärung: Wegen der niedrigen Steuern in Irland haben viele Konzerne ihren Sitz auf der grünen Insel. Darunter etwa Pharma-unternehmen (Pfizer, Eli Lilly und Johnson & Johnson), aber auch US-Konzerne ihre Europa-Zentralen wie Apple, Google oder Meta.
.) Auswirkungen
Die letzten Monate seit April haben aufgezeigt, dass Zölle nicht nur diese 3 % (Handelsaufkommen) mit Müh‘ und Not verringern, sondern das gesamte Handelskonstrukt zwischen der EU und den USA gefährden. Als Beispiel: Mercedes muss für die in der EU produzierten PKW beim Import in die USA 10 + 25 % Zoll bezahlen. Das Unternehmen produziert jedoch in den USA auch Autos (vor allem SUVs), die weltweit – so auch in die EU – exportiert werden. Dort wird es nun Gegenzölle geben. Man muss kein Betriebswirtschaftler sein um dieses Problem zu lösen: Die bislang exportierten Fahrzeuge werden nun im Zielland selbst oder einem anderen Staat hergestellt, der nicht durch diese Zollspirale betroffen ist. Das allerdings führt zu weniger Handel zwischen der EU und den USA. Harley Davidson hat so etwa bereits während der ersten Amtszeit Trumps reagiert und die Produktion für den Export nach Brasilien ausgelagert. Somit sind US-Arbeitsplätze massivst gefährdet. Anderes Beispiel: Viele US-Autobauer produzieren selbst aus Kostengründen in Mexiko. Durch die Zölle bzw. den Wiederaufbau der inländischen Produktion rechnen die grössten US-Autobauer mit mehreren Milliarden Dollar Verlust! Ein Beispiel aus Europa: Die Antibiotika-Produktion Europas wurde nahezu zur Gänze nach Fernost ausgelagert. Übrig blieb der Standort von Sandoz im Tiroler Kundl. Dort musste mit erheblichen auch öffentlichen Zuwendungen die eher als klein zu bezeichnende Produktion wieder hochgefahren werden. Der italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti hat in diesem Zusammenhang eine Berechnung angestellt. So würden diese 30 % Zoll alleine auf landwirtschaftliche Produkte der Apenninen-Halbinsel die US-Konsumenten und die italienische Landwirtschafts-branche 2,3 Mrd. Euro kosten.
Übrigens zum Schluss noch ein Gedanke: Würde China durch die US-Zölle schwer getroffen, so trifft dies wohl das gesamte Weltwirtschafts-Wachstum!
Factbox:
Erhöhte Zölle gelten ab dem 01. August für 87 Länder, etwas später wohl auch für Russland. Für weitere 102 Staaten gilt dann der Pauschal-Zollsatz von 10 %. Das US-Bundesgericht für internationalen Handel (U.S. Court of International Trade) hat am 28. Mai d.J. geurteilt, dass Präsident Donald Trump seine Befugnisse im Rahmen des International Emergency Economic Powers Act (IEEPA) überschritten habe. Dieses Urteil wurde allerdings am 10. Juni durch das Berufungsgericht (U.S. Court of Appeals for the Federal Circuit) ausgesetzt. Am 31. Juli beginnt das Verfahren in Washington D.C. mit den ersten Anhörungen. Unbetroffen davon sind die Zusatzzölle auf Automobile, Stahl und Aluminium. Diese basieren auf der Section 232 des Trade Expansion Act von 1962.
In der Liste der betroffenen Länder finden sich auch zwei Kuriositäten: Die Heard- und McDonaldinseln, 4000 km südwestlich von Australien. Hier leben gerade mal Seevögel, Robben und Pinguine. Nach Angaben der Weltbank wurden von diesen Inseln jedoch im Jahr 2022 Waren im Wert von 1,4 Mio $ in die USA importiert. Und zum Zweiten: Die Insel Diego Garcia! Sie zählt zu den britischen Überseegebieten. Mit Ausnahme eines gemeinsamen US- und britischen Militärstützpunktes ist die Insel aller-dings unbewohnt: Die Einwohner wurden schon in den 1970er Jahren umgesiedelt!
Links:
- ahk-usa.net
- www.ihk.de
- www.dihk.de/
- bdi.eu/
- www.wko.at
- bpd.de
- www.bundesregierung.de
- www.bea.gov/
- www.cit.uscourts.gov/
- www.cafc.uscourts.gov/home/the-court