Migräne – wenn der Schmerz den Kopf zermartert

ACHTUNG:

Diese Text ersetzt für Betroffene auf gar keinen Fall den Besuch beim Arzt Ihres Vertrauens!

Niemand ist gefeit davor – die meisten hatten solche Attacken schon einmal erlebt, rund 14 % der deutschen Frauen und sechs Prozent der Männer leiden regelmässig darunter: Migräneanfälle! Einseitiger Beginn, heftige, ständig wiederkehrende Kopfschmerzattacken, die über mehrere Stunden, aber auch bis zu drei Tage lang andauern können. Oftmals gepaart mit Übelkeit, Erbrechen (vestibuläre Migräne) und Überempfind-lichkeit gegenüber Licht und Geräusche! Zumeist hilft kein Mittel dagegen (ausser Schmerzmittel). Bei eindeutiger Diagnose werden sog. „Triptane“ eingesetzt, die die Gefässe im Gehirn wieder verengen. Sie sind zwar rezeptfrei, benötigen aber die Diagnose eines Arztes (Inhaltsstoffe: Almotriptan, Naratriptan und Sumatriptan). Andere mit den Wirkstoffen Eletriptan, Frovatriptan, Rizatriptan und Zolmitriptan sind rezeptpflichtig. Sie können bei einer medizinischen Vorgeschichte mit Herzinfarkt oder Schlaganfällen zu weiteren Nebenwirkungen führen! Sowohl Schmerz-mittel als auch Triptane dürfen maximal an zehn Tagen im Monat einge-nommen werden!!!

Körperliche Belastung (auch Sport) verschlimmern nur die Symptome. Deshalb sollte man sich Bettruhe in einem kühlen und möglichst abge-dunkelten Raum gönnen. Wer dies nur als Kopfschmerzen abtut, liegt komplett falsch. Migräneanfälle machen das Leben des Betroffenen extrem schwer: Während eines solchen Anfalles kann es zu entzündlichen Vorgängen an den Blutgefässen im Gehirn kommen.

Die Ursachen für solche Migräneattacken sind nach wie vor nicht geklärt. Forscher gehen davon aus, dass das Gehirn von Migränepatienten wesentlich empfindlicher reagiert als jenes von gesunden Menschen. Andere Möglichkeiten sind: Eine zeitlich und örtlich begrenzte Durch-blutungsstörung oder eine vorübergehende Durchlässigkeit von Blutge-fässen im Gehirn, aber auch ein Defizit an Energiereserven in den Mitochondrien. Die Mitochondrien produzieren durch die Verbrennung von Kohlehydraten, Fetten und Eiweisse Energie. Hierfür bedarf es Ubiquinon Q10, Riboflavin (Vitamin B2) und Niacinamid (Vitamin B3). Arbeiten diese nicht zusammen, so verringert sich der mitochondriale Energiestoffwechsel – die Folge ist ein bioenergetisches Defizit in den Nervenzellen. So auch in den schmerzverarbeitenden Gehirnzellen. Soweit die Studienergebnisse aus neurologischen Labors.

Auslösende Faktoren hingegen können innerlich (etwa hormonelle Schwankungen im weiblichen Zyklus) oder äusserlich sein. Die Wissenschaft spricht dabei von „Trigger-Faktoren“ – also keine Ursache, sondern nur der Auslöser. Diese Auslöser können von Betroffenem zu Betroffenem unterschiedlich sein: Stress, Überanstrengung beispiels-weise, daneben möglicherweise auch der Tag-Nacht-Rhythmus am Wochenende – aber auch der Genuss von bestimmten Lebens- und Genussmitteln. Auf letztere möchte ich heute etwas genauer eingehen.

Eines gleich vorweg: Es kommt des Öfteren vor, dass spezielle Speisen, Getränke oder Inhaltsstoffe von Migränepatienten durchaus vertragen werden, allerdings bei Vorliegen anderer, zusätzlicher Faktoren erneut eine Migräne auslösen können. Und: Migränepatienten sind stets Einzelpatienten! Jeder ist anders, jede Diagnose deshalb enorm schwierig, da individuell unterschiedlich! Allgemein zu behaupten, dass Glutamat stets eine Migräne auslösen kann, entbehrt jeglicher wissenschaftlicher Grundlage. Jeder Mensch reagiert anders als sein Gegenüber! Glutamat galt lange Zeit als Auslöser. Ähnlich auch die Schokolade! Hier allerdings entdeckten die Wissenschaftler, dass nicht die Schokolade selbst als viel-mehr der Heisshunger darauf der Auslöser ist. Die nachfolgenden Nahrungs- und Lebensmittel komplett aus der Küche zu verdammen, stellt deshalb keine Lösung des Problems dar!

Koffein, Rotwein oder auch bestimmte Eiweisse in Milchprodukten bzw. bestimmte Bestandteile in Früchten – die Liste ist enorm lang. Dabei – wie soeben anhand der Schokolade aufgezeigt – muss auch das Nahrungs- oder Genussmittel selbst gar nicht der Triggerfaktor sein. So kann es durchaus vorkommen, dass der Koffeinentzug am Wochenende aus-schlaggebend ist, wenn man es gewohnt ist, im Büro öfter mal zur Tasse oder dem Automatenbecher zu greifen. Man höre und staune: Auch Speiseeis findet sich auf der Liste! Allerdings nicht unbedingt als Selbst-auslöser, sondern weil der Trigeminusnerv (der fünfte Hirnnerv) einen Kälteschock erleidet! Auch können Konservierungsmittel in Speisen, wie etwa Nitrate in der Wurst, Attacken auslösen.

Durchaus möglich ist, dass Veränderungen im Hirnstoffwechsel einer Migräneattacke vorausgehen. So kann plötzlich auftretender Heisshunger oder auch ein starkes Verlangen nach etwas durchaus ein Anzeichen für die nur etwas später auftretende Kopfschmerzattacke sein. Deshalb, so betonen die Experten, sollten Mahlzeiten regelmässig am Tag einge-nommen werden.

Auch können Allergene nicht ganz ausgeschlossen werden. So zeigte eine britische Studie auf, dass bei 43 % der Teilnehmer dieser Studie die Häufigkeit einer Migräne durch eine Auslassdiät von speziellen Nahrungsmitteln reduziert werden konnte. Mit den herkömmlichen Allergietests (Hauttest etwa) konnten solche „Migräne-Allergene“ jedoch nicht nachgewiesen werden.

Neurologen, aber auch die „Deutsche Migräne- und Kopfschmerz-Gesellschaft (DMKG)“ empfehlen Betroffenen die Führung eines „Schmerz-Tagebuchs“. Darin vermerkt sollten sein: Die Stärke und Häufigkeit der Attacken und die Gewohnheiten bzw. Ernährung. Es kann von der Webseite der DMKG heruntergeladen werden. Hierdurch können die Trigger-Faktoren vom Hausarzt oder anderen Spezialisten ausfindig gemacht und somit die Symptome zwar nicht völlig ausgeschaltet, aber doch vermindert werden. Etwa durch das Meiden spezieller Lebens- oder Genussmittel. Bei der Selbstauswertung dieses Tagesbuches sollte jedoch berücksichtigt werden, dass mehrere Stunden, möglicherweise gar ein ganzer Tag zwischen der Aufnahme des Lebensmittels und den nächsten Attacken liegen können. Kann dabei tatsächlich ein Nahrungsmittel oder seine Inhaltsstoffe in den engeren Kreis genommen werden, so sollte ein Lebensmittelunverträglichkeitstest (IgG4) bzw. Tests zu Histamin-, Lactose- sowie Fruktoseunverträglichkeit durchgeführt werden. Erst wenn die Unzahl an Faktoren auf ein oder zwei reduziert werden kann, ist es sinnvoll, eine Auslassdiät zu beginnen.

Neben dem bereits erwähnten Heisshunger können vor der eigentlichen Kopfschmerz-Attacke aber auch andere neurologische Symptome diese ankündigen („Migräne mit Aura“).

  • Seh-, Sprach- und/oder Gefühlsstörungen (wie Kribbeln in Armen und Beinen)
  • Schwindel und Hörprobleme
  • Wahrnehmungsveränderungen

Diese Anzeichen dauern zwischen fünf bis sechzig Minuten vor der eigentlichen Migräne-Attacke.

Ganz generell empfehlen die Wissenschafter eine ausgewogene Ernährung mit frischen, vollwertigen Produkten und jeder Menge unge-sättigter Fettsäuren, sowie leichte Ausdauersportarten und gezielte Entspannungstechniken um einer Migräne vorzubeugen.

.) Ungesättigte Fettsäuren! Der erwachsene Mensch sollte von diesen mehrfach ungesättigten Fettsäuren (MUFS), wie etwa Linolensäure, pro Tag 27 g zu sich nehmen! Tatsächlich aber sind es zumeist nur 13 g. Die alpha- und gamma-Linolensäure zählt zu den entzündungshemmenden „guten“ Fettsäuren, während beispielsweise die Arachidonsäure zu den entzündungsfördernden, „bösen“ Fettsäuren zählt. Sie findet sich im Schweine- und Rindfleisch, sowie im Geflügel, aber auch in fettreichen Milchprodukten und im Eigelb.

.) Tryptophan! Dies ist die Vorstufe des Serotonins, eines Gewebs-hormons und Neurotransmitters. Serotonin ist enorm wichtig für den menschlichen Körper: Es beeinflusst den Blutdruck, regt die Darmtätigkeit an, wirkt sich auf die Stimmungslage aus und regelt den Schlaf-Wach-Rhythmus. Bei Migränikern wurde ein sehr niedriger Serotonin-Stand nachgewiesen. Deshalb wird vermutet, dass dem Körper zu wenig Tryptophan zugefügt wurde. Der empfohlene tägliche Bedarf liegt bei 210 mg. Enthalten wäre dies etwa in

50 g Käse (Tilsiter, Edamer. Parmesan, Emmentaler)
50 g getrocknete Erbsen. Mungobohnen, Sojabohnen
70 g Nüssen
70 g Fleisch
100 g Fisch
100 g Haferflocken
200 g Roggen
350 g Vollkornbrot

Auch durch Kaltwasserfische oder der Zufuhr von Kohlehydraten kann der Tryptophan-Spiegel erhöht werden.

.) Amine! Psychoaktive Amine (Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin) sowie die vasoaktiven Amine (Histamin, Tyramin) kommen sowohl in pflanzlichen, als auch tierischen Lebensmitteln vor. Sie wirken als Hormone oder Neurotransmitter und beeinflussen die Gefässdurch-lässigkeit. Während frische Lebensmittel nur wenige Amine enthalten, findet man sie in be- bzw. verarbeiteten Lebensmitteln zuhauf. So etwa auch im Rotwein, Bananen, gegrilltem oder geräuchertem Fleisch, aber auch in der Schokolade und in salzlakengereiftem Käse.

Im Kampf gegen die Migräne durch die Verhinderung des zuvor ange-sprochenen bioenergetischen Defizits kann eine Diät durchaus erfolg-reich sein. Doch ist es dabei umso wichtiger, physiologische Substanzen für die Unterstützung der diätetischen Massnahmen einfliessen zu lassen, die gut verträglich sind und somit keinerlei Nebenwirkungen aufweisen. Das wären die sogenannten mitotropen Substanzen Ubiquinon Q10. Riboflavin und Niacinamid. Allerdings in einer weit über dem Tagesbedarf liegenden Dosierung (150 mg Ubiquinon, 400 mg Riboflavin und 50 mg Niacinamid). Wird diese Diät langfristig bis gar das ganze Leben über eingehalten, so kann so mancher schmerzgeplagter Patient möglicher-weise eine neue Lebensqualität erreichen.

Migräne ist ein Warnzeichen des Körpers! Nehmen Sie dieses auf jeden Fall ernst!

Lesetipps:

.) Unwetter im Kopf – Mein Leben mit Migräne; Sabrina Wolf; Goldmann 2025

.) Migräne – Aktuelle Aspekte eines altbekannten Leidens; Hrsg.: Franz B.M. Ensink/Dieter Soyka; Springer 2012

.) Migräne; Hans-Christoph Diener; Springer 1998

.) Die Migräne; Eduard Flatau; Springer 1912

.) Das andere Migräne-Buch; Eva Schatz; BoD 2015

.) Kopfschmerz und Migräne; Alfons Cornelius; Springer 1914

Links:

Leave a Reply


WP Login