Weihnacht‘ wie früher – mmmh lecker!!!

Allerorts in der christlichen Welt wird die Geburt von Jesus Christus gefeiert! Allerorts jedoch komplett anders. Herzlich willkommen zu einem Blog über die lukullischen Weihnachten, wie sie früher einmal waren und teilweise noch sind!

In Österreich wird bereits in der Vorweihnachtszeit geschlemmt und gut getrunken! Auf den unzähligen Weihnachtsmärkten locken die unter-schiedlichsten Düfte: Heisse Maroni und Kartoffeln (Erdäpfel), Kiachln mit Sauerkraut oder Marmelade, Glühwein und Punsch. Am 06. Dezember kommt für die Kleinen der Nikolaus und belohnt brave Kinder traditionell mit Mandarinen, Nüssen und Schokolade. In manchen Bundesländern auch mit dem „Klosama“ – einem Hefeteiggebäck in Form eines Menschen mit Rosinen als Augen. Am 24. Dezember, dem Heiligen Abend, wird nach der Bescherung gegessen. Meist ohne Kinder, da die mit den Geschenken beschäftigt sind. Auch so mancher Vater soll das Mahl verpasst haben, als er mit dem Aufbau der Carrera-Rennstrecke oder der elektrischen Eisenbahn für seinen Sohn beschäftigt war. In den meisten Haushalten allerdings fällt das Essen eher dürftig aus: Frankfurter (Wiener Würstchen) mit Kartoffelsalat. Dies aus zweierlei Gründen: Erstens geht die Familie nach dem Essen noch zur Christmette in die Kirche. Und zudem kommen endlich die leckeren Kekse (Plätzchen) auf den Tisch, die Muttern die letzten Wochen über an die Küche gefesselt haben. Nur im Burgenland verbringt zumeist die Mutter den Tag am Herd: Gansl mit Sauerkraut und Erdäpfeln. Im benachbarten Kärnten serviert man Selch-würsteln ebenfalls mit Sauerkraut und Schwarzbrot. Im westlichsten Bundesland Vorarlberg setzt sich immer mehr das Raclette durch. Am Weihnachtstag werden dann keine Kosten und Mühen gescheut: Meist sitzt die ganze Familie am Tisch. Es gibt Weihnachtsgansl, Karpfen, Rollbraten, … Oftmals mit Rotkraut und Semmel- oder Serviettenknödel, manches mal auch mit Kartoffelknödeln. Am Stephanstag schliesslich, dem 2. Weihnachtsfeiertag, werden häufig Freunde zum Essen einge-laden. Auch hier wird alles aufgetischt, was den Gaumen so richtig jubeln lässt. Erinnert mich meist an den Wettkampf der kochenden Mütter!!!

Ähnlich wird in Deutschland die Küche zu Weihnachten drangsaliert. In der Vorweihnachtszeit werden je nach Region neben den Plätzchen auch Nürnberger Lebkuchen, Aachener Printen, Liegnitzer Bomben und natür-lich der Stollen gebacken. Auch in deutschen Landen erfreuen sich die Weihnachts- oder Christkindles-Märkte grosser Beliebtheit. Anstatt der Kiachln jedoch gibt es oftmals Rostbratwürste mit Sauerkraut oder Schaschlik-Spiesse. Am Heiligabend serviert Muttern entweder einen Eintopf oder ebenfalls Würstchen mit Kartoffelsalat. Dieser wird im Norden mit Mayonnaise, im Süden mit Essig und Öl sowie Brühe zube-reitet. In Niederschlesien entlang der Oder wird zudem der „Breslauer Mehlkloß“ gereicht. Die grosse Ausnahme bildet das Erzgebirge und das Vogtland. Hier freut sich die Familie bereits auf das „Neunerlei“: Ein Menü mit neun Gängen, bestehend aus Bratwurst mit Sauerkraut und Klößen, Gänse- oder Schweinebraten mit Nüssen und Pilzen. Der Tradition entsprechend werden nach dem Essen Münzen unter die Teller gelegt. Am Christtag wird auch im Rest der Bundesrepublik ganz gross aufge-kocht – jedoch regional unterschiedlich. In Altbayern etwa gibt’s den „Weihnachter“ – zumeist einen Schweinebraten, wobei das Tier eigens für Weihnachten gemästet wurde. Seltener kommt die Weihnachtsgans auf den Tisch.

Wer nun denken sollte, dass die Schweizer nur das Käse-Fondue im Kopf haben, liegt völlig falsch! Ein traditionelles eidgenössisches Gericht zu Weihnachten ist das “Schüfeli“ mit Sauerkraut oder grünen Bohnen und Kartoffeln. Die flache Schweineschulter ist im benachbarten Südbaden bzw. dem Elsass auch als Schiifele oder Schiifeli bekannt – die meisten anderen sagen „Kasseler“ dazu. Gekocht je nach Geschmack mit „Saucissons“ (Rohwürsten), Speck am Stück, Rippli oder Rinderzunge. Die Weihnachtsgans ist nur in deutsch-stämmigen Familien angesagt – immer beliebter wird jedoch der in der Romandie gebräuchliche Truthahn. Oder der Kapaun mit Senfsauce aus dem Tessin, mit Ravioli in Bouillon als Vorspeise und Panettone als Nachspeise – einem luftigen Kuchen mit kandierten Früchten. Doch ganz ohne Fomdue geht’s nicht: Trendy ist das „Foundue Chinoise“ mit Bouillon und Gemüse. Dabei werden Ravioli in die Bouillon getaucht und mit verschiedenen Saucen verfeinert gegessen. Alles weitere ist sehr regional geprägt: Im Bernerland etwa wird die „Berner Platte“ mit verschiedenem Fleisch, Dörrbohnen, Sauerkraut und Kartoffeln gereicht, im Aargau „Pastetli mit Milken“ (Blätterteig-pasteten mit Kalbsbries). Natürlich gibt es auch in der Schweiz die Kekse – sie heissen „Guetzli“.

In Frankreich ist der 24. Dezember ein ganz normaler Arbeits- und Schultag. Erst mit der Mitternachtsmesse, die schon mal früher beginnen kann, startet auch dort das Weihnachtsfest. Danach kommt hier der Gaumen auf seine Kosten: „Le réveillon“, ein Truthahn gefüllt mit Kastanien oder ein Kapaun mit Pflaumen. Zusätzlich stellt der Ober Austern bzw. die gestopfte Gänseleberpastete („foie gras“), kandierte Maroni, Fisch und Käse auf den Tisch. Ja, richtig gelesen: Die Franzosen essen nicht selten im Restaurant! Getrunken wird dazu natürlich Champagnerm abgerundet mit dem Weihnachtsbaumkuchen („bûche de Noël“). Der Name resultiert aus dem alten Brauch, am Weihnachtstag einen Baumstamm zu verbrennen und die Asche auf den Feldern zu ver-teilen – für eine gute Ernte! Die Bescherung übrigens findet am Weihnachtstag statt, der Stephanstag ist in La Nation kein Feiertag mehr.

Ola – in Spanien geht’s so richtig ab!!! Dort gibt es ganze 21 traditionelle Weihnachtsgerichte – jedes davon ein kulinarischer Hochgenuss. Weihnachten ist auf der Iberischen Halbinsel das schönste Fest des Jahres – doch unterscheidet sich die Köche ganz eklatant nach den Provinzen. Eines haben alle gemeinsam: Fisch! Die Weihnachtszeit beginnt bereits am 08. Dezember, dem Tag der unbefleckten Empfängnis („La Inmaculada Concepción“) und endet mit den Heiligen Drei Königen. In dieser Zeit werden solche Vorspeisen gereicht wie etwa „Ajoblanco“ mit Mandeln und Weintrauben (eine Art Gazpacho mit viiiiel Knoblauch), „Escudella de Nadal“ mit Galets (eine Nudelsuppe mit verschiedenen Fleischsorten, Gemüse und Kichererbsen), die „Andalusischen Chicharrones“ (gebratenes Schweinefleisch mit Salz, Pfeffer Zitrone und Olivenöl), Jamón (Serrano Schinken) etc. Nun zum Fisch und damit der Hauptspeise: Allseits beliebt ist der Seehecht („Merluza“) – im Baskenland in grüner Sauce („Merluza en Salsa Verde“). Daneben gibt es aber auch den Kabeljau („Bacalao“) – in der Pfanne mit verschiedenem Gemüse zubereitet („Bacalao al Ajoarriero“) in Nordspanien, in Zentralspanien den „Besugo“ (eine spezielle Art der Seebrasse), mit Zitrone und Zwiebeln im Ofen gebacken und mit Kartoffeln angerichtet („Besugo al Horno“) usw. Auch Fleischgerichte gehören natürlich dazu, wie der Fleischeintopf „Carna Guisada“, das geschnittene Spanferkel „Cochinillo“ oder „Cordero Asado“ oder der Truthahn-Braten „Pavo al Horno“ bzw. in Katalonien auch das Topffleisch „Carn d’olla“ etc. Dort übrigens werden die Überreste des Weihnachtstages am 2. Feiertag „San Esteban“ als „Canelons“ zubereitet. Das sind grosse Nudelrohre mit Fleisch gefüllt, übergossen mit Béchamelsauce und im Ofen gebacken. Kekse gibt’s in diesem Sinne keine, allerdings †„Turrón“ (Schokolade mit Mandeln oder ohne), „Polvorones“ (einem Pulver, das vor dem Essen fest in den Handflächen gerollt werden muss) und den „Mantecados“ (wie die Polvorones, allerdings mit Butter, Mandeln und weihnachtlichen Gewürzen wie Zimt hergestellt). Sehr beliebt sind auch die kandierten Früchte („Frutas Confitadas“).

Damit in den Norden – nach Schweden. Dort heisst das Weihnachtsessen „Julmat“ und besteht zumeist aus demJulbord“. Das ist ein Buffet („Smörgåsbord“) mit den unterschiedlichsten Gerichten, bei dem sich jeder nach Geschmack bedienen kann. Es ersetzte Anfang des 20. Jahrhunderts das traditionelle Weihnachtsessen mit Brötchen, Stockfisch (“Lutfisk“) und Reisschleim als Nachspeise. Das Buffet besteht aus kalten und warmen Vorspeisen und Hauptgerichten. Als Vorspeise gilt etwa eingelegter Hering („SpeisInlagd sill“), Heringssalat („Sillsallad“), geräucherter oder gekochter Lachs („Gravad“) und natürlich Stockfisch („Lutfisk“). Die Hauptgerichte sind zumeist die warmen Speisen wie Weih-nachtsschinken („Julskinka“), Fleischbällchen („Köttbullar“), Rippchen von Schwein („ Revbensspjäll“), unterschiedlichste Würste oder ein Auflauf aus Kartoffeln und Anchovis sowie die unterschiedlichsten Kohlsorten. Daneben gehören Eier, Rote Beete, Leberpasteten und etwa auch Käse dazu. Regional gibt es auch dort Unterschiede. Die Nachspeisen sind Reisbrei („Risgrynsgröt“), Käsekuchen („Ostkaka“) oder auch Safranpfann-kuchen („Saffranspannkaka“) etc. Zwischendurch darf natürlich ebenso bei den Schweden genascht werden: Lebkuchen („Pepparkaka“), Safranzöpfe („Saffranssnurror“) oder beispielsweise auch Zuckerstangen („Polkagris“). Getrunken wird dazu ein Weihnachtsbier („Julöl“), Glühwein („Glogg“) oder der hochprozentige †„Snaps“.

Zuletzt noch ein kurzer Blick auf andere Kontinente: In den USA bringt Santa Claus ebenfalls erst am Weihnachtstag die Geschenke. Gegessen wird zumeist Truthahn. Daneben gibt es aber auch Spezialitäten aus dem guten alten Europa, wie dem Baumstammkuchen oder den Punsch. Die Kekse („Cookies“) sehen etwas anders aus als jene aus dem mittel-europäischen Backöfen – sie werden zumeist Nachbarn oder Freunden geschenkt. Aus den USA stammt übrigens die Tradition, einen Teller voller solcher Cookies und ein Glas Milch für Santa Claus auf den Kamin oder Tisch zu stellen. Das machte übrigens eine Freundin von mir. Als ich mit ihrem Sohn langsam voraus zur Kirche ging, leerte sie das Glas Milch auf einen Zug – danach war ihr fürchterlich übel.

Schliesslich zu den ausgeflippten Aussies – nach Australien. In Down Under wird der Weihnachtstag nicht selten mit dem Grill am Strand gefeiert („BBQ“) – dort ist zu dieser Zeit ja Hochsommer. Santa Claus bringt die Geschenke am Morgen des 25sten durch den Kamin. Der 2. Weihnachtstag ist der „Boxing Day“, der Startschuss für den Sommer-urlaub. Gegessen wird ein Sammelsurium aus allen möglichen europäischen Ländern – das meiste jedoch stammt aus Grossbritannien. Zu Heiligabend serviert Muttern einen Putenbraten bzw. Fisch oder sonstige Seefrüchte. Alsdann darf der „Plumpudding“ nicht fehlen, ein gekochter oder gedämpfter Pudding mit Nüssen und Rindernierenfett (heute vermehrt Pflanzenfett), getränkt in Brandy – lecker schmecker! Ich erinnere mich an eine Anekdote: Diesen Plunpudding wollte ein hochehrenvoller Professor des Akademischen Senats an der Universität Innsbruck als Abschluss des Abendessens bei einem Besuch in London verzehren. Der Ober machte ihn darauf aufmerksam, dass dies nicht wirklich eine Nachspeise ist. Dann kam der Teller! …

Nun – ich hoffe, Sie haben unsere kulinarische Rundreise genossen und bei so manchem ist Ihnen das Wasser im Munde zusammengelaufen! Was auch immer Sie davon bevorzugen, denken sie bitte daran, dass die ganze Arbeit nicht nur bei einer Frau anfallen sollte. Arbeitsteilung auch nach dem Essen gehörte für mich schon immer zu Weihnachten dazu. Zudem ist Weihnachten das Fest des Friedens – die Scheidungsquote jedoch ist ebenso wie nach dem gemeinsam verbrachten Sommerurlaub sehr hoch!

Mahlzeit!!!

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