Vulkane – Die Zerstörungsgewalt des Planeten

Am 19. März wurde die Halbinsel Reykjanes auf Island durch den Ausbruch eines Vulkans bei Grindavik erschüttert. Während sich ein rund 3-5 m hoher Lavastrom in Richtung der Stadt Grindavik ergoss und alles zunichte machte, das sich ihm in den Weg stellte, öffnete sich aufgrund der Eruption auf der anderen Seite eine rund drei Kilometer lange Erd-spalte. Es war der bereits vierte Ausbruch des Vulkans innerhalb von nur drei Monaten – 18. Dezember, 14. Januar, 8. Februar!

Am 17. April brach der Vulkan Ruang im Sangihe-Archipel nördlich von Sulawesi im Nordosten Indonesiens aus. Asche- und Gesteinswolken wurden bis zu 11 Kilometer in die Atmosphäre geschleudert. Die Behörden befürchteten einen Tsunami, wenn Teile des Vulkans ins Meer stürzen würden. Küstenbereiche wurden evakuiert!

Lassen Sie uns heute diese imposante, zumeist jedoch tödliche Laune der Natur etwas genauer unter die Lupe nehmen!

Mit der Detonationsgewalt von mehr als 1000 Hiroshima-Atombomben brach am Morgen des 18. Mai 1980 der Vulkan Mount St. Helens im US-Bundesstaat Washington aus. Der Berg war einst 2.950 m hoch – durch den Ausbruch verlor er ganze 400 m seiner Höhe – das Gestein und die Felsmassen wurden richtiggehend weggesprengt. Sie verteilten sich in den umliegenden 25 km. Rund 400 km2 Wald verbrannten – dieses Gebiet wurde durch die Behörden unter Naturschutz gestellt, damit die natürliche Regeneration besser beobachtet werden kann.

Nicht nur Geologen sind sich einig: Es war eine der spektakulärsten Naturkatastrophen des 20. Jahrhunderts. 57 Menschen fielen ihr zum Opfer. Daß es nicht mehr waren – Glücksgöttin Fortuna hatte wohl ihre Finger im Spiel. Der Berg stand bereits seit Mitte März 1980 unter Beobachtung, da sich das Ereignis durch kleinere Erdbeben und Eruptionen ankündigte. Dennoch wurde keine Sperrzone eingerichtet, wie es der Geomechaniker Barry Voigt (der Onkel der Schauspielerin Angelina Jolie) damals empfohlen hatte, da sich die Nordseite bedrohlich ausbeulte und dieser Nordhang dadurch instabil wurde. Der Grund hierfür waren wirtschaftliche Interessen des Forstwirtschaftskonzerns Weyerhaeuser. Am 27. März schliesslich kam es zu einer Dampfexplosion. Allerdings konnte niemand vorhersehen, daß der tatsächliche Ausbruch mit einer solch wuchtigen Explosion beginnen würde.

Verantwortlich für diesen Ausbruch ist die Juan-De-Fuca-Platte, die sich mit bis zu 4 cm pro Jahr unter die nordamerikanische Kontinentalplatte schiebt. Alsdann entstehen ungeheure Spannungen in den Platten. Hier-urch wuchs das Kaskadengebirge mit vielen Vulkanen. Einige sind aktiv, andere ruhen. Mount St. Helens ruhte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch dürfte es der Nordwesten der USA noch nicht über-

standen haben. Experten rechnen mit dem Schlimmsten: Ein starkes Erdbeben mit folgendem Tsunami – „The Big One“! Wann dies kommen wird, da lässt sich Mutter Erde freilich nicht in die Karten schauen.

Vulkane sind die direkte Verbindung zum Rand des 6.700 Grad sehr heissen Erdkerns. Die glühende Magma besteht u.a. aus Kieselsäure, Wasser und gelösten Gasen. Dies erklärt den irrsinnigen Druck, der beim Ausbruch Asche und Rauch kilometerweit in die Atmosphäre schiesst. Die flüssige Masse ist in steter Bewegung: Heisses Material steigt auf, kälteres sinkt ab („Mantelkonvektion“). Unter dem Vulkan sammelt sich dieses Magma in einer Kammer an (immerhin noch rund 1.200 Grad heiss). Meist machen ihm kleinere Erdbeben den Weg frei. Mit den damals gesammelten Erfahrungen können Vulkanforscher und Geologen heute nahezu jeden Vulkanausbruch vorhersagen – jedoch nicht auf den Tag genau.

Im Folgenden möchte ich auf die wohl bekanntesten Vulkanausbrüche unseres Planeten eingehen.

Im Jahre 79 nach Christus brach der Vesuv aus und vernichtete Pompeji – eine bis zu diesem Zeitpunkt blühende Stadt am Golf von Neapel. In den frühen Morgenstunden des 24. August wurde auch hier nach mehreren Erdstössen der Gipfel des Bergs weggesprengt. Die Wolken stiegen rund 20 km weit in den Himmel. Die herunter regnende Asche sowie die Bimssteine begruben die Stadt binnen wenige Stunden unter einer sechs bis sieben Meter hohen Schicht. Viele Einwohner konnten flüchten. Sie kamen einen Tag später wieder in die Stadt zurück – ein fataler Fehler, schliesslich brach die Eruptionssäule zusammen. Als das heisse Gestein auf den Boden aufschlug, erzeugte dies bis zu 400 Grad heisse Druckwellen, die mit rund 300 Stundenkilometern auf Pompeji zurasten. Die Menschen wurden bei lebendigem Leib gegart und schliesslich mit Asche überzogen. Bisher konnten rund 3000 von ihnen aus der inzwischen zu Stein gewordenen Ascheschicht ausgegraben werden. Die Naturkatastrophe wurde aus 25 km Entfernung von dem römischen Schriftsteller Plinius dem Jüngeren beobachtet, der die Ereignisse für die Nachwelt festhielt. Der Niedergang Pompejis gilt als Beginn der modernen Vulkanologie. Ihrer Ansicht nach, ist mit einem erneuten Ausbruch jeder-zeit zu rechnen (Wahrscheinlichkeit liegt bei über 50 %). Das könnte schreckliche Auswirkungen für Neapel haben. Die Millionenstadt liegt am Fuße des Vesuvs.

Knapp 18 Jahrhunderte zuvor explodierte der Vulkan von Santorin. Die griechische Insel, wie sie sich heute präsentiert, kam durch vor allem diesen einen Vulkanausbruch zustande. Im 17. Jahrhundert v. Chr. bildete der Krater dieses mächtigen Vulkans ein Archipel mit einer kleinen Insel in dessen Mitte. Als plötzlich die Erde zu beben begann, flüchteten die Bewohner auf nahegelegene andere Inseln und retteten dadurch ihr Leben. Beim kurz darauf folgenden Ausbruch sollen Asche und Wolken bis auf 40 km in die Atmosphäre geschleudert worden sein, wie Berech-nungen ergaben. Noch heute kann man Asche in den Gletschern Grön-lands nachweisen. Flutwellen erreichten auch die rund 100 km entfernt gelegene Insel Kreta.

Die Insel Krakatau zwischen Sumatra und Bali wurde von insgesamt drei Vulkanen gebildet. 1883 kündigte sich der Ausbruch eines der dreien durch heftige Erdstösse an. Ende August hatte sich dadurch eine Spalte gebildet, in die Meerwasser eindrang. Dies führte zu einer gewaltigen Explosion, die auch im 3.600 km entfernten Australien noch wahrnehm-bar war. Ob nun die drei Vulkane durch die Wucht weggesprengt wurden oder in sich eingebrochen sind, ist auch heute noch nicht ganz klar. Die Flutwellen des folgenden Tsunamis brachten für über 36.000 Menschen auf Bali und Sumatra den Tod. Die Eruptionssäule ragte rund 30 km weit in den Himmel. Die Asche sorgte für eine Verminderung der Sonnenein-strahlung auf der gesamten nördlichen Halbkugel um 25 % – für nicht weniger als 12 Monate. Dadurch ging die durchschnittliche Jahrestem-peratur um zirka ein Grad zurück. Der Krakatau gilt als grösster Vulkan-ausbruch aller Zeiten. Er ist auch heute noch aktiv.

2010 brach auf Island der Eyjafjöll aus. Er befindet sich unter dem Gletscher Eyjafjallajökull, dem mit 78 km2 sechstgrössten Gletscher der Insel. Dieser Vulkan besitzt eine eigene Magmakammer, was dazu führt, dass er sehr aktiv ist. Seit der Besiedelung Islands ist er schon fünfmal ausgebrochen: 920, 1612 (oder 13), 1821, 1823 und schliesslich 2010. Die Lava des Eyjafjöll besteht aus rund 1.200 Grad heissen Dazit und transnationalen Basalten, einem Übergangstyp von Alkali- und Tholeiit-basalt. Deshalb kühlt die Lava auf Basalt ab. Der Ausbruch 2010 selbst kündigte sich ebenfalls bereits am 20. März mit Eruptionen an. Dabei wurde eine riesige Aschewolke ausgestossen. Ihretwegen musste der komplette Flugverkehr Nord- und teilweise auch Mitteleuropas für einige Tage eingestellt werden. Der Ausbruch selbst fand am 13. Mai 2010 statt. Gleichzeitig spuckte auch Katla, ein Vulkan unter dem Gletscher Mýrdalsjökull Lava und Asche. Aus diesem Grund wird ein Zusammen-hang zwischen den beiden vermutet. Auf Island driftet der Mittel-atlantische Rücken über die Wasseroberfläche (etwa zwei cm pro Jahr). Es entsteht ein Grabenbruch.

Der Eyjafjallajökull gehört zur östlichen Vulkanzone an der Südküste Islands. Es ist dies eine vergleichsweise kleine Vulkanzone, setzt man den „Ring of Fire“ daneben. Bei diesem vulkanischen Inselbogen im Pazifik schiebt sich die schwerere ozeanische Platte unter die kontinentale Platte („Subsumtion“). Dadurch gelangen Meeressedimente in die Tiefe. Bei der folgenden Umwandlung der Mineralien wird Wasser freigesetzt, das in die Kontinentalplatte aufsteigt. Das Wasser setzt den Schmelzpunkt des Gesteins herab – es bildet sich Magma. Rund um die Grenze der pazi-fischen Platte stehen sehr aktive Vulkane – der Ring of Fire.

https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Ring%20of%20Fire

Die in diesem Blog im Detail beschriebenen Vulkane hatten grossteils „Vulkaniansche Ausbrüche“, also heftige explosionsartige Ausbrüche meist von kurzer Dauer. Daneben gibt es noch die „Strombolianischen Ausbrüche“ (Platzen von Gasblasen), „Plinianischen Eruptionen“ (hohe Aschensäule mit starkem Ascheregen – etwa beim Pinatubo auf den Philippinen 1991) oder dem unspektakulären „Hawaiianischen Ausbruch“ (Dauerstrom von Lava – der Kilauea auf Hawaii).

Doch sind es nicht nur der Lavastrom, die heisse Asche oder die Deto-nation, die gefährlich werden können. Auch austretende Gase sind zumeist sehr ernst zu nehmen: Fluor (Laki auf Island 1783/1784), Schwefel-Aerosole (El Chichon in Mexiko 1982) uvam.

Vulkanische Krater bilden sich, wenn das Vulkangebäude während oder nach dessen Ausbruch in sich einstürzt („Caldera“). Die in Europa bekanntesten beiden sind Santorin und der Mt. Somma-Vesuv.

Ausbrüche kündigen sich zumeist Tage vorher durch Erdbeben an, wenn sich das Magma durch die Erdmassen drängt. Die beiden plötzlichen Ausbrüche des Ätnas in den Jahren 2004 und 2006 ohne Vorzeichen sind die grosse Ausnahme! Auch ändern sich die Steigungswinkel an den Flanken des Bergs. Diese Zeichen sollten auf jeden Fall entsprechende Massnahmen wie Evakuierung auslösen, da sich Lavaströme zumeist nicht aufhalten lassen, Ascheregen (Aschewolken und Regenwasser) schwere Steine hageln lassen und pyroklastische Ströme ganze Täler zerstören können. Auch Schlammströme können wie riesige Erdrutsche oder Schlammlawinen ganze Ortschaften und Städte begraben. Sie entstehen, wenn sich starke Regenfälle auf sich noch nicht verfestigte Asche ergiessen.

Filme:

– Feuer und Eis – Expedition zum Mount St. Helens; Terra-X-Doku 2019

– Wilder Planet (Folge 1); Terra-X-Doku 2016

– Faszinierende Erde (Folge 4); ZDF-Doku 2020

– Im Schatten des Supervulkans – droht ein neues Pompeji?; ARTE-Doku 2019

Lesetipps:

.) Eruption – The untold story of Mount St. Helens; Steve Olsen; W. W. Norton & Company 2016

.) Hans-Ulrich Schmincke; Vulkanismus; Wiss. Buchgesellschaft 2000

.) Volcanism; Hans-Ulrich Schmincke; Springer-Verlag 2004

.) Die Vulkanausbrüche am Eyjafjallajökull 2010. Eine Zusammenfassung; Dietmar Schäffer; Rainer 2010

.) Eyjafjallajökull. Ungebändigte Natur; Ari T. Guðmundsson, Ragnar Th. Sigurðsson; Bassermann 2010

.) Lebende Erde Facetten der Geologie Islands; Ari Trausti Guðmundsson; Mál og Menning 2007

.) Iceland. Classic Geology in Iceland 3; T. Thordarson, A. Hoskuldsson; Harpenden 2002

Links:

– www.vulkankultour.de

– www.vulkane.net

– volcano.si.edu

– www.vulkan.li

– www.vulkanausbruch.de

– www.eyjafjalla-eruption.de

– earthice.hi.is

– volcanoes.usgs.gov

– www.ngdc.noaa.gov

– en.vedur.is

– www.ct.ingv.it

– www.phivolcs.dost.gov.ph

– www.sernageomin.cl

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