Archive for Mai, 2023

Zehn bunte Vögelein, da waren’s plötzlich nurmehr zwei!

Wissen Sie, was ich am Frühling so liebe? Einerseits zeigt sich die Natur in all ihrer Pracht, andererseits sind in den frühen Morgenstunden unzählige verschiedene Vogelstimmen zu hören. Das steigert die Laune und der neue Tag beginnt gleich schon mit dem gewissen Etwas! Doch – wie lange noch?

Erschreckende Ergebnisse liefert eine Studie von Stanislas Rigal (Université de Montpellier), veröffentlicht am 16. Mai im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“: Die Vogelvielfalt stirbt in dramatischem Ausmaß! Und – kaum zu glauben – der Klimawechsel trägt nicht die Hauptverantwortung dafür! Rigal wertete mit seinen Kollegen die Bestandsentwicklung von 170 Vogelarten von 1980 bis 2016 aus. Nicht nur für Frankreich – auf mehr als 20.000 Probeflächen in 28 europäischen Ländern. Die Zählungen wurden durch viele tausend Hobby-Vogelbeobachter durchgeführt, aber auch Ornitologen (also Hauptberufler) haben sich daran beteiligt. Es handelt sich somit um den bislang grössten Datensatz, der jemals in diesem Bereich ausgewertet wurde. Seit dem Ende des Beobachtungszeitraumes sind weitere sieben Jahre vergangen – die aktuelle Lage ist somit weitaus dramatischer.

Hier nun die harten Fakten: Im Beobachtungszeitraum verlor die EU nicht weniger als 600 Millionen Vögel – im Schnitt 40.000 pro Tag (Schätzungen für Deutschland gehen von rund 16 bis 20 Mio aus)! Eine der bekannteste Vogelarten darunter: Das Rebhuhn! Die vogelkundigen Wissenschafter beobachteten dabei eine tödliche Entwicklung: Die meisten Vögel sterben unter den Acker-, Feld- und Weidenvögel („Agrarvogelarten“ – Kiebitz, Rebhuhn, Feldlerche,…). Damit ist eindeutig erwiesen, dass die Intensivlandwirtschaft dafür verantwortlich zeichnet. Jene Menschen, die in entsprechenden Regionen leben, werden die ehemals bunte Vielfalt des Vogelgezwitschers hin zu wenigen einzelnen bereits bemerkt haben. Die Studie aus Frankreich spricht hierbei von einem Einbruch von ganzen 60, bei Rebhühnern und Kiebitzen gar von 90 %! Bei anderen Vogelarten liegt dies bei zirka 25 %.

Rigal legt anhand der Daten für das Vogelsterben eine Liste der Ursachen vor:

  • Intensivlandwirtschaft (mit dem Einsatz von Pestiziden und Düngemittel)
  • Verstädterung (Zerstörung des bisherigen Lebensraumes)
  • Abholzungen von Wäldern
  • Klimawandel (Temperaturanstieg)

Durch den ständig steigenden Einsatz von Pestiziden sterben die Insekten weg – für die Vögel gibt es keine Nahrung mehr. Dies zeigt sich v.a. in Dänemark und den Benelux-Staaten, aber auch in Deutschland und Österreich. Experten raten deshalb dringend zu einem Richtungswechsel in der Landwirtschaft – hin zu einer Extensivierung, da es für viele Arten (wie etwa dem Rebhuhn) bereits zu spät ist, auch wenn die Intensivlandwirtschaft in den kommenden Jahren leicht sinken würde. Nurmehr 6 % der Vogelarten weisen noch wachsende Populationen auf (Zahl: Birdlife).

„Unsere Ergebnisse quantifizieren damit nicht einfach nur Korrelationen: Sie offenbaren kausale Reaktionen – also Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge – von Vögeln auf Faktoren des globalen Wandels.“

(Studien-Co-Autor Vasilis Dakos)

Bis 2030 sollen 30 % der Land- und Meeresfläche unter Schutz gestellt werden. Darauf einigten sich, wie an dieser Stelle bereits berichtet, die 196 Mitgliedsländer des Weltnaturgipfels im Dezember. Viele Vogel- und Insektenarten wird dies nicht mehr helfen – sie werden aussterben.

Nach Angaben des NABU sind zwischen 1998 und 2009 alleine in Deutschland rund 15 % der Vogelbrutpaare (12,7 Mio) verschwunden (ähnliche Zahlen auch in Österreich). Neben den bereits angesprochenen Agrarvogelarten zählen hierzu leider auch Haussperling, Buch- und Grünfink, Goldammer und viele andere mehr – ja sogar der Star! Die Jungvögel werden von ihren Eltern vornehmlich mit proteinreichen Insekten gefüttert. Fehlt diese Nahrung und der Lebensraum, so werden auch weniger Jungvögel herangezogen.

„ Diese Studie zeigt, wie verheerend die fortschreitende Umwandlung ganzer Landschaften in homogene, intensiv bewirtschaftete Mono-kulturen ist, die für viele Arten – auch für den Menschen – wenig Raum lassen.“

(Guy Pe’er, Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung)

Eine weitere Studie über 63 vornehmlich in Norddeutschland liegenden Naturschutzgebiete zeigte eine Abnahme der Fluginsekten in der Höhe von 76 % innerhalb von 27 Jahren. Risikofaktoren wie die Klimaänderung können für einen Rückgang in dieser Höhe nicht verantwortlich sein. Pestizide werden durch etwa den Wind von den benachbarten Flächen auch in diese Regionen verweht.

Hinzu kommen jedoch, neben den Pestiziden, auch weitere Faktoren: Durchgehende Ackerflächen (ohne Wiesen oder Windschutzstreifen), erhöhte Düngerzugabe und Mahdfrequenz, Monokulturen und Ent-wässerungen von Feuchtwiesen. Aber auch der Rückgang von Brach-wiesen schränkt den Lebensraum der Vögel enorm ein. So sank zwischen 1994 und 2011 die Brachlandfläche (und somit ein weiterer Lebensraum der Vögel) um rund 90 %: Unbestellte Ackerflächen oder Wiesen, die zur Erholung des Bodens brach liegen oder auch Feuchtwiesen. Dafür explodiert richtiggehend der Mais- und Raps-Anbau. Leider nicht wirklich förderlich für Insekten und Vögel, da hier Unmengen an Pestiziden und Herbiziden eingesetzt werden, die nichts mehr übrig lassen.

Allerdings darf hierbei nicht unerwähnt bleiben, dass viele der Singvögel in der Agrarlandschaft zur Gruppe der Zugvögeln zählen, etwa die Nachtigall oder das Braunkehlchen. Sie werden bei ihrer langen Reise oftmals eingefangen und fallen somit der Jagd zum Opfer (1,2 Mio). Weitere Risiko-Faktoren für unsere gefiederten Freunde:

  • Hauskatzen (bis zu 100 Mio)
  • Glasscheiben (bis zu 115 Mio)
  • Strassenverkehr und Bahn (70 Mio)
  • Windkraftanlagen (100.000)

Auch die Mahdfrequenz ist in der Intensivlandwirtschaft mitverantwortlich für das Aussterben vieler Vogelarten, vornehmlich der Bodenbrüter wie das Braunkehlchen: Sie werden im wahrsten Sinne des Wortes nieder-gewalzt.

„Die Lerche – einen Vogel, der früher so häufig war, haben wir regelrecht aus unserer Lebensgemeinschaft herausgewirtschaftet.“

(Prof. Peter Berthold, ehemaliger Direktor des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Radolfszell)

Die neue Mobilfunktechnologie 5G mit kurzwelligen Strahlen sollte nach einer Untersuchung des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS) keine Rolle spielen. Als Schäden an Bäumen und tote Bienenvölker in der Umgebung von Basisstationen beobachtet wurden, folgten entsprechende Unter-suchungen. Erkenntnis: Die Grenzwerte für den Menschen dürften auch bei Vögeln gelten. Elektromagnetische Strahlung beeinflusst allerdings den Orientierungssinn von Brieftauben.

Im Jahr 2021 wurden von den 259 regelmässig in Deutschland brütenden Vogelarten 43 Prozent auf die rote Artenschutzliste gesetzt. Demnächst beginnen die Verhandlungen über die zukünftige Förderpolitik der EU in der Landwirtschaft. Ob der Biodiversität dabei eine ihr entsprechende Rolle zukommen wird, bleibt abzuwarten. Experten fordern deshalb eine kleinräumige und biologische Landwirtschaft.

Doch kann auch jeder Einzelne Gartenbesitzer zum Überleben der Vögel beitragen:

„Wenn Sie einen lebendigen Garten haben wollen, dann fangen Sie bitte nicht an, Ordnung zu machen. Haben Sie Mut zur Wildnis! Lassen Sie die Brennnesseln einfach stehen, pflanzen Sie einheimische Beeren-sträucher, setzten Sie sich auf einen Stuhl und schauen zu!“

(Hans-Joachim Fünfstück, Landesbund für Vogelschutz)

Filmtipps:

.) Stilles Land – vom Verschwinden der Vögel; Dokumentation von Heiko de Groot

.) Unsere Vogelwelt; Dokumentation von Leander Khil

.) Den Wald aufs Feld holen – Agroforst in Bayern; Dokumentation des BR

Lesetipps:

.) Das leise Sterben; Martin Grassberger; Residenz Verlag 2019

.) Rettet die Vögel; Ursula Kopp; Bassermann 2021

.) Das unsichtbare Netz des Lebens; Martin Grassberger; Residenz Verlag 2021

.) Wanderer zwischen den Welten – Was Vögel in Städten erzählen; Caroline Ring; Berlin Verlag 2022

Links:

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Lasst uns auf die Strasse gehen, bevor wir dort enden!

Der Kapitalismus – viele haben in der Vergangenheit und Gegenwart an ihm verdient, ihn verehrt und ihn als Gottheit in höhere Sphären gehoben! Sie sind jetzt die grossen Strippenzieher im Hintergrund und bestimmen, wohin der Hase läuft! Diejenigen, die nach wie vor gegen ihn anzukämpfen versuchen, dürften seit der Oktoberrevolution im Jahre 1917 in Russland etwas verpasst haben. Denn dort, wo jetzt Hammer und Sichel hochgehalten werden, regiert der Kapitalismus in Reinkultur. Wes-halb sind denn die Rubel der russischen Oligarchen vor der russischen Invasion in der Ukraine im Westen dermassen beliebt gewesen? Weshalb hat Fidel Castro sein Land dem Fremdenverkehr gegenüber öffnen müssen? Für die Ausbeuter, die sich einen Urlaub im Ausland leisten können. Weshalb droht Nordkorea seit Jahren mit der Atombombe, deren Finanzierung ohne die Erdöl-Millionen aus dem Iran gar nicht machbar wäre? Das treue Volk jedoch hungert sich zu Tode. Und die vielen Luxusvillen und -limousinen in China? Jene, die sich nach wie vor gegen den Kapitalismus verschliessen, sind realitätsfremd! Wirklich???

Denn – seit damals die Immobilienblase in den USA platzte und damit die schlimmste Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten auslöste bzw. mit dem Beginn des Ukraine-Krieges – seit damals hat die immer wieder auf-tauchende Fratze einen Namen bekommen: Armut! Nichts also mit den kantigen Gesichtszügen eines Kommunisten. Durch die Finanzkrise und den Krieg in Europa wurde eines klar: Immer mehr schlittert auch der gutsituierte Mittelstand in den Abgrund. Familien mit Auto(s), Haus und etwas auf der hohen Kante werden von einem Tag auf den anderen zu Sozialhilfeempfängern. Den Spekulanten jedoch entlockt dies gerade mal ein müdes Lächeln. Hier zählt nur Gewinn, Gewinn und Gewinn in einer ständig steigenden Kurve. Denn: Gleichstand bedeutet Stillstand! Die Gier nach immer mehr wird immer grösser. Dabei kann auf das Schicksal Einzelner partout keine Rücksicht genommen werden – Kollateralschaden! Beginnt beim kleinen Fliessbandarbeiter, der wegrationalisiert wird, und endet beim mittleren Manager, der Zahlen nicht mehr erfüllen kann. Und die Banken spielen fleissig mit! Kein Wunder, ist doch damit sehr leicht Geld zu verdienen. Allerdings wird auch immer wieder so mancher Banker dabei erwischt, wie er hohe Beträge in Risiko-Anlagen investiert. Solange dies Rendite abwirft, ist er der Gefeierte, der Star unter den Anlegern, der potente Stier. Doch wenn auch hier die Blase platzt, ist der vorher Hoch-gelobte plötzlich der Buhmann, der Loser, der sich ständig bückende Bär! Doch mir stellt sich eine ganz andere Frage: Wie kann man Geld, das einem zur Verwahrung übertragen wird, in riskante Geschäfte investieren?! In einem der Öffentlichkeit bekannt gewordenen Fall wurde in Frankfurt ein hochrangiger Banker von seinem Arbeitgeber gekündigt, da er sich geweigert hatte, solche Risiko-Geschäfte zu genehmigen. In mehreren Städten in Deutschland und Österreich wurde gar mit Steuergeldern spekuliert!

Die Occupy-Bewegung hat das erkannt und zum ersten grossen Protest aufgerufen. Mit „Occupy Wall Street“ wurde am 15. Oktober 2011 der weltweit grösste Protest in der Geschichte der Menschheit ausgelöst. Was anfänglich gegen die Banker und Spekulanten gerichtet war, setzte sich in Spanien fort und löste den Arabischen Frühling aus! Es war das erste wirkliche Aufbegehren „normaler Menschen“: Vom Studenten über den Lehrer bis hin zum Kleinunternehmer – ein buntes Sammelsurium aus allen Bevölkerungsschichten. Doch gebracht hat es leider rein gar nichts. Weder in den USA noch in den nordafrikanischen Staaten bzw. Ländern des Nahen Ostens! Nach wie vor wird spekuliert und gewettet, die alten Machthaber sind durch neue abgelöst worden, die zumeist nicht besser sind als ihre Vorgänger. Jetzt in der „Gierflation“ der Konzerne wird vielen bewusst: Die Menschen damals hatten vollkommen recht, doch wurden ihre Rufe nicht oder zu wenig gehört.

Und die Wetten laufen weiter und weiter! Moralische Grenzen? Negativ! Sogar auf das Ableben von Prominenten wird gewettet! Dies meinte ein ehemaliger hochrangiger Banker einer eidgenössischen Grossbank!

Bei solchen und ähnlichen Meldungen muss man sich ernsthaft fragen: Soll ich meine mühsam abgezwackten Cents noch länger auf der Bank ruhen lassen? Banken werden zu Wettbüros, ihre Investment-Abteilungen zu Buchmachern. Solange sich dabei die Reichen selbst die finanziellen Wasserköpfe einschlagen, ist dies zwar unmoralisch, jedoch geht es uns Normalos nichts an. Mischen allerdings auch die Banken selbst mit, dann geschehen solche Sachen wie bei den Lehman Brothers, der Hypo Real Estate oder Hypo Alpe Adria – ja auch wie bei Goldman Sachs!

Und die verantwortlichen Banker kassieren trotzdem Provisionen, die zumeist höher ausfallen als ihr ohnedies sehr mageres Jahres-Salär! Bei Erfolg – aber auch Misserfolg! Hier zumindest hat nun die Politik einen Riegel vorgeschoben. Die Provisionen dürfen eine gewisse Grenze nicht überschreiten, zudem müssen die Aufsichtsräte darüber in Kenntnis gesetzt werden! Und: Banker, die einen Bock geschossen haben, dürfen auch strafrechtlich verfolgt werden! Das gilt jedoch nicht für Konzern-manager, die sich derzeit den goldenen Reibach verdienen. Nur sehr langsam setzt sich Justizia in Bewegung und lässt prüfen, ob es bei diesen immens hohen Preissteigerungen zu Preisabsprachen oder gar Wucher – oh Verzeihung: Unverhältnismässigen Preissteigerungen – kam. Apropos Strafrecht: Es gab in längst vergessenen Zeiten mal den Ausdruck der „betrügerischen Krida“. Dies gilt aber selbstverständlich nur für die kleinen, niemals für die grossen Fische. Und apropos: Aufsichts-rat! Offenbar eine recht lustige Runde der unterschiedlichsten Wirt-schaftstiger, die sich über alles unterhalten, nicht jedoch über das, was sie eigentlich beaufsichtigen sollten. Wie sind ansonsten solche Milliardendebakel wie etwa bei der Crédit Suisse zu erklären? Aber – man muss diesen Damen und Herren Hochachtung zukommen lassen. Schliesslich sind sie offenbar dermassen wertvoll, dass sie zumeist in mehreren Aufsichtsräten sitzen. Somit können sie sich nicht wirklich um jede Kleinigkeit, wie beispielsweise die Investmentpraktiken oder Boni ihrer Manager kümmern! In vielen börsennotierten Unternehmen alsdann schlichtweg ein Oxymoron!

Möchten Sie als Kleinsparer nun gegen solche Vorgehensweisen protes-tieren und einen Bankenwechsel durchführen, so haben Sie sich in den Finger geschnitten. Konsumentenschützer betonen immer wieder, dass dies beim ersten Anlauf funktioniert hätte. Und das obwohl die Geld-institute sich Selbstregulierungsmassnahmen auferlegt haben, die aber allen Anscheins gescheitert sind. Deshalb hat vor einigen Jahren Brüssel eingegriffen. Eine Richtlinie sieht vor, dass sich hierum die neue Bank zu kümmern hat. Binnen 15 Tage (im Inland) muss ein solcher Wechsel vonstatten gehen. Zudem wird Kostentransparenz angestrebt, sodass jeder im Vorfeld genau über den Dschungel an Gebühren bescheid weiss.

In diesen Tagen jedoch geht ständig wieder das Volk auf die Strasse – logisch, können sich doch viele trotz Vollzeit-Arbeit das Leben mit der bereits erwähnten Gierflation, der Inflation und der ständig steigenden Kreditzinsen nicht mehr leisten. Damit stehen viele von Ihnen vor dem tatsächlichen Aus. Da ändert auch eine Lohnanpassung unter der Inflationsrate nichts mehr.

Aus Occupy wurde das Bündnis „Blockupy“. Seither stecken ganz andere Kaliber dahinter. Wollten sich damals Gewerkschaften, NGOs und auch Parteien noch nicht federführend den Protesten anschliessen, um nicht in den Dunstkreis linksradikaler Dauerprotestler zu gelangen, so haben sich schon vor Jahren 90 Organisationen (von Ver.di über Die Linkspartei bis hin zu Anti-Globalisierungs- und Tierschutzvereinigungen) zusammen-geschlossen und zum Protest aufgerufen. Täglich werden es mehr! Den Beginn machte damals eine Protestaktion von 20.000 Menschen im Bankenviertel Frankfurts. Ähnliche Proteste finden auch heute noch regelmässig statt. Sie werden ergänzt durch die Streikaktionen der Gewerkschaften. Übrigens: Damals reagierte das Frankfurter Rathaus ebenso wie die Kollegen in New York zuvor: Hektisch. Die Innenstadt wurde hermetisch abgesperrt, Kundgebungen verboten und Verhaftungen durchgeführt bzw. Platzverweise erteilt. Damit wurde die Mainmetropole weltweit zur Lachnummer, da die Abschlusskundgebung friedlich verlief. Klar – auch das Gegenteil hätte wohl der Fall sein können.

Man sollte meinen, dass die Verantwortlichen, gegen die sich diese Proteste richten, dazu gelernt hätten – doch gleicht es Don Quichotes Kampf gegen die Windmühlen. Frankfurt, ein Aushängeschild für den Kapitalismus? Für die Banken allemal! Dort und auch in den anderen Hochhäusern der Konzernzentralen sitzen jene, die mitverantwortlich sind für die derzeitige Situation: Immer mehr Rendite, immer mehr Macht! Während den Menschen nicht nur in den Krisenländern sondern auch hierzulande das Wasser bis zum Halse steht, bedienen sich v.a. die Energiekonzerne aus dem Staatssäckel wie kein anderer. Beispiel? Als die Strompreisbremse bekannt wurde, erhöhten noch viele Anbieter rasch die Preise, damit sie möglichst weit über der Grenze der Preisbremse zum Stehen kamen. Sie erhalten nämlich einen nicht unwesentlichen Teil davon aus der Steuergeldkasse.

Ein Mittel dagegen: Gewinnabschöpfung! Viele der geld- und machthungrigen CEOs dürften wohl gefehlt haben, als in der Schule die Begriffe „Moral“ und „Ethik“ besprochen wurden. Zurück zu den Hoch-risiko-Geschäften der Banken: Nach europäischem Gesetz sollen nun die riskanten Investment-Geschäfte in einem eigenen Tochterunternehmen der Banken geführt werden. Geht das den Bach runter, sollte davon nicht gleich das gesamte Geldinstitut betroffen sein.

Konnten vor der Pandemie und dem russischen Aggressionskrieg viele hierzulande mit dem Wort „Krise“ nichts anfangen, so ist dies so manchem inzwischen bewusst geworden, nicht nur jenen, die ihren Job dadurch verloren haben: Wenn Frau oder Mann von einem Tag auf den anderen nicht mehr weiss, wie die Rechnungen bezahlt werden sollen. Auch wenn solche Gusto-Stückerln wie der 55 Zoll Plasma-Bildschirm („Hartz IV-Volksempfänger“) nicht angeschafft wurden oder vielleicht die Erinnerungen an den letzten Urlaub vor fünf Jahren langsam verblassen! Doch sollte Blockupy durchaus unterstützt werden. Denn hier geht es um die Inhalte. Inhalte, die viele bereits aus ihrem Fokus verloren haben oder einfach damit nicht mehr umgehen können. Treffen kann es nämlich jeden von uns. Und dann fährt die grosse Walze einfach drüber – ohne Rücksicht auf Verluste.

Bei einigen Protestmärschen ist die Nervosität der Exekutive durchaus verständlich, mischen sich doch immer wieder gewaltbereite, haupt-berufliche Schlägertrupps von rechts und links (wie etwa der sog. „Schwarze Block“ der Autonomen Antifa) unter die ansonsten friedlichen Demonstranten. Die Organisatoren sollten sich deshalb klar im Vorfeld von diesen distanzieren und bei Problemen die Krawallmacher exponiert stehen lassen.

Auch in vielen anderen EU-Ländern sind dieselben Bilder zu sehen. Zwangsräumungen der Wohnungen, da die Menschen die Mieten oder Kredite nicht mehr bezahlen können, Pfändungen, steigende Privat-konkurse („Schuldenregulierungsverfahren“), …! Blockupy sollte also durchaus ernst genommen werden. Zumindest tun dies inzwischen nicht nur die Verwaltungsrichter.

Angesichts solcher Tatsachen bedarf es keines Kommunismuses oder Marxismuses, um gegen das Establishment aufzubegehren. Schliesslich könnte ich ja der Nächste auf der Liste sein. Und eventuell Erspartes ist schneller weg als man es sich versieht.

Doch zuletzt nochmals zurück zum eigentlichen Übel: Der Tatsache, dass Menschen mit ihrer Pension oder ihrem Lohn nicht leben können, auf öffentliche Zuschüsse angewiesen sind, während Konzerne und Banken vor lauter Überfluss nicht mehr wissen wohin mit der Kohle. So machte Elon Musk die lächerliche Summe von 44 Milliarden Dollar flüssig (ca. die Hälfte davon kam von Banken), um Twitter aufzukaufen und der Welt zu zeigen, wer der wirkliche Boss ist. Oder Investor Warren Buffet vor einigen Jahren mit seiner Übernahme des Ketchup-Giganten Heinz – läppische 23 Milliarden US-Dollar war ihm dies wert. Im selben Jahr übrigens hat er noch weitere 25 Unternehmen übernommen. Im Jahr darauf wurde NV Energy für schlappe 5,6 Milliarden in die Buffet-Familie eingegliedert. Einer der ganz Reichen, der nicht mehr weiss, was er noch zukaufen soll.

Schon seit Jahren übrigens Usus: Weltkonzerne erzielen rote Zahlen – in den USA ein gar dermassen grosses Minus, sodass sie staatlich subventioniert werden. Dadurch müssen sie weitaus weniger Steuern bezahlen. Die Gewinne jedoch werden in den Steuerparadiesen offshore gemacht. Heimische Banken dienen hierfür als „Buchungscenter“. In diesem Zusammenhang fielen auch drei Namen: Ein Möbelhaus aus Schweden, eine Suchmaschine und eine Kaffeehaus-Kette aus den USA. Letztere übrigens betreibt alleine in Grossbritannien unheimlich viele Filialen, die jedoch stets tiefrote Zahlen schreiben. Trotzdem kommen immer mehr Standorte hinzu! Im Vergleich: Diese zweitgrösste Gastro-Kette der Welt erzielt immer wieder nur auf britischen Inseln Umsätze in Milliarden-Höhe!

Andere stecken das Geld, das sie nicht brauchen in riskante Anlagen. Binnen kürzester Zeit kann hier viel Geld gewonnen, aber auch alles wieder verloren werden. Mit dem Wort „Hedging“ – also Risikoab-sicherungstaktiken – hat dies beileibe nichts zu tun. Hedgefonds sind meist an Offshore-Firmenplätzen zu finden. In einem Geflecht von Finanzstrategien und -instrumenten ist es selbst für Fachleute meist schwer, hier durchzublicken. Im Mittelpunkt stehen u.a. Derivate und Leerkäufe. Die Idee zu diesen Fonds hatte anno 1949 Alfred-Winslow Jones. Er verkaufte Aktien leer, um sie wenig später wieder zu einem geringeren Preis zurückzukaufen. Den Gewinn investierte er in sichere, steigende Aktien. Detaillierter möchte ich hier in die Sache gar nicht eintauchen. Wenn dies Privatpersonen mit ihrem eigenen Geld machen, sollte gemäss des Mottos „Selber schuld!“ niemand etwas dagegen haben. Auch wenn sie ihre nicht vorhandenen Rechte bei Verlustgeschäften vor Gericht einklagen wollen!!! Beteiligen sich jedoch Geldverwalter wie Banken, Finanzdienstleister, … daran, so ist dies moralisch mehr als verwerflich. Schliesslich wird hier das Geld der Sparer riskiert, die dies gar nicht beeinspruchen können. Es gilt: Wenn es der Sparer/Anleger wünscht – selbst schuld. Doch wird dabei auch mit dem Ersparten von Mindestrentnern gefeilscht. Und dies ist – nach meinem Rechtsver-ständnis – strafrechtlich auf das Härteste zu verfolgen und abzuurteilen. Denn schlussendlich hat der Sparer auch nichts davon, wenn Gewinne erzielt werden. Sein Geld arbeitet dann zwar (Lieblingssatz meines Bank-Kundenbetreuers) – doch leider nicht für ihn! Und wird er über seine Steuergelder sogar ein zweites Mal zur Kasse gebeten. Und Irgendwo in seinem Penthouse sitzt der Spekulant und verspielt das Geld, das tausende Kleinsparer ihr Leben lang zusammengetragen haben, während eines Augenzwinkerns!

Ist das Leben nicht herrlich???

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Müde bin ich, geh‘ zur Ruh…!

Wenn der Winterschnupfen in den Heuschnupfen übergeht – dann ist es so weit: Frühling! Jawoll – ich freue mich immer auf diese Jahreszeit, wenn die Natur erwacht und sich in den schönsten Farben präsentiert, die Sonne intensiver und die Tage länger werden. Verrückt, was die Hormone mit einem anstellen! Wenn da allerdings nicht die Abgeschlafftheit und Müdigkeit wäre. Frühjahrsmüdigkeit! Was steckt eigentlich dahinter, wie kommt man damit klar und wie kann dagegen angegangen werden?

Normalerweise treten diese bei vielen narkoleptisch-gleichen Anfälle ab Mitte März bis Mitte April auf. Durch den langen und wechselhaften Winter in diesem Jahr hat sich dies aber etwas nach hinten verlagert. Rund 60 % der Frauen und 54 % der Männer sind von diesem Phänomen betroffen. Gekennzeichnet ist die Frühjahrsmüdigkeit durch Mattigkeit und verringerter Leistungsfähigkeit. Daneben kann es zu Kreislauf-problemen, Wetterfühligkeit, Schwindel und niedrigem Blutdruck sowie Kopfschmerzen kommen. Den Betroffenen fehlt der ansonsten durchaus vorhandene Antrieb.

Die Frühjahrsmüdigkeit ist noch nicht wirklich wissenschaftlich erklärbar. Klar ist, dass der Körper in der kalten Zeit des Jahres den Stoffwechsel und die Körpertemperatur auf Sparflamme senkt. In früheren Zeiten wurde die Frühjahrsmüdigkeit deshalb auf den Mangel an Vitaminen in den dunklen und kalten Wintermonaten zurückgeführt. Mediziner und Neuro-, sowie Chronobiologen gehen jedoch inzwischen davon aus, dass der Hormonhaushalt federführend dahintersteckt. Die steigenden Tem-peraturen, v.a. aber die komplett anderen Lichtverhältnisse im Vergleich zum ansonsten normalerweise düsteren Winter, regen die Produktion der Hormone an – vornehmlich des Serotonins. Dieser Botenstoff des Nerven-systems wird vornehmlich im Hypothalamus (eine sehr wichtige Hormon-drüse im Gehirn) aus der Aminosäure L-Tryptophan unter Einbindung einiger Enzyme und Mikronährstoffen als Cofaktoren gebildet. Auch Lunge, Milz und die Darmschleimhaut sind in geringem Ausmass an der Produktion des Serotonins beteiligt. Das Hormon regelt unsere Stimmung, aber auch den Schlaf-Wach-Rhythmus. Der Gegenspieler des Serotonins ist das von der Zirbeldrüse produzierte Schlafhormon Mela-tonin. Hinzu kommt, dass sich bei höheren Temperaturen die Blutgefässe erweitern, der Blutdruck sinkt, der Organismus wird müde.

Der Zustand kann ganz entscheidend durch die Zugabe von Vitamin D verbessert werden. Dieses wird eigentlich durch die Sonneneinstrahlung ausreichend produziert, doch sind die Menschen im Winter meist gut in wärmeschützende Kleidung eingelümmelt, sodass die Wintersonne hier nicht wirklich viel bewirken kann. Doch sollte man besser die kostenlose Sonne tanken, etwa durch viel Bewegung wie Sport oder Arbeit im Freien. 20 Minuten pro Tag im T-Shirt oder der Bluse bei direkter Sonnenein-strahlung dürften ausreichen. Wenn möglich ohne Sonnenbrille, da die Netzhaut des Auges für die Aufnahme des Sonnenlichtes immens wichtig ist. Ganz allgemein helfen vermehrte soziale Kontakte gegen Stimmungs-tiefs: Trommeln Sie öfters ihre Freunde zusammen und unternehmen Sie gemeinsam etwas. Daneben können alle Ratschläge zur Ankurbelung des Kreislaufs umgesetzt werden:

  • Mit bis zu zwei Liter genügend Flüssigkeit trinken (Wasser, Tee oder verdünnter Fruchtsaft)
  • Frisches Obst und Gemüse essen
  • Saunabesuche oder Wechselduschen
  • Zuhause öfters mal Durchlüften, damit der Körper genügend Sauerstoff erhält

Der ansonsten empfehlenswerte Mittagsschlaf hingegen ist grundlegend falsch. Hierdurch wird Serotonin ab- und Melantonin aufgebaut – sie werden noch matter. Ein Power-Nap hingegen wirkt Wunder.

Menschen mit einer Herz-Kreislaufschwäche, niedrigem Blutdruck oder Rheumaleiden aber auch wetterfühlige Patienten sind am meisten von der Frühjahrsmüdigkeit betroffen.

Sollten die Symptome nach vier Wochen jedoch nicht enden wollen, so sollte unbedingt ein Arzt Ihres Vertrauens aufgesucht werden. Schliesslich können viele ernst zu nehmende Krankheiten die etwa eine Schilddrüsenunterfunktion oder eine Depression, aber auch eine Schlafstörung dahinterstecken. Ferner möglicherweise ein Nährstoff-mangel im Energiestoffwechsel, der mit ganz einfachen Methoden bekämpft werden kann: Zu wenig der Mineralstoffe Magnesium, Calcium, Jod, Mangan und Kupfer, aber auch Vitamine B1, B2, B6, B12, C sowie Pantothensäure, Niacin und Biotin können zu Müdigkeit führen. Hier helfen Nahrungsergänzungsmittel – bitte aber auch in diesem Fall zuerst einen Arzt aufsuchen.

Zusätzlich können Sie Ihrem Immunsystem und dem Stoffwechsel einen richtiggehenden „Push durch biologischen Raketenantrieb“ geben – hier wusste sich bereits Grossmuttern mit ihrem Kräuterkästchen zu helfen: Die leider nach wie vor eher verschmähten Brennesseln und der Bärlauch kamen häufig als Tee oder Suppe auf den Tisch. Beim Sammeln des Bärlauchs aber ist Vorsicht geboten, da er recht häufig mit dem Maiglöckchen verwechselt wird, das giftig ist. Der Bärlauch ist an der Blattunterseite matt und besitzt eine hervortretende Mittelrippe. Sein typischer Geruch ist kein alleiniges Erkennungsmerkmal! Das Mai-glöckchen hingegen führt zu Atemnot, Herzrasen und schliesslich zum Herzstillstand. Auch mit dem „Aronstab“ wird Bärlauch häufig verwechselt – er ist zwar nicht giftig, doch sehr scharf und kann somit ein ganzes Gericht ungeniessbar machen.

Alsdann kennt auch die Homöopathie einigen Mittelchen, wie Arsenicum album (hergestellt aus dem hochgiftigen, weissen Arsenik), Phosphorus (der sog. „Lichtträger“ – ebenfalls als elementarer Stoff giftig, jedoch ausserordentlich wichtig für den Körper) oder Causticum Hahnemanni (frisch gebrannter Kalk, verarbeitet mit Kaliumdihydrogensulfat – stark ätzend) – für all jene, die darauf schwören. Die Dosis macht das Gift – alle drei Mittelchen sind stark verdünnt!

Kommen Sie gut durch den verspäteten Frühling und erfreuen Sie sich an der Pracht der Natur!!!

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Schokolade – Die lebensgefährliche Versuchung?

†So sicher wie das Amen im Gebet erschallt jedes Jahr zweimal ein lauter Aufschrei in den Reihen der Verbraucher-/Konsumentenschützer: Zu Ostern und zu Weihnachten! Die Ursache sind nachgewiesene Verun–reinigungen der Schokolade-Osterhasen und -Nikoläuse durch Mineralöl-verbindungen. Ja – es gibt sie und Ja – diese sind gesundheitsschädlich! Doch, was viele nicht wissen: Diese Kontaminationen tauchen inzwischen auch in vielen anderen Nahrungsmitteln auf.

Im Jahre 2010 wurden erstmals Lebensmittel mit einer durch das Kantonale Labor Zürich entwickelten Analysemethode auf Verunreinigung von verpackten Lebensmitteln mit sog. „Mineral Oil Saturated Hydro-carbons“ (MOSH – gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe, rund 75-85 % der Belastungen) und „Mineral Oil Aromatic Hydrocarbons“ (MOAH – aromatische Mineralölkohlenwasserstoffe, zirka 15-25 %) hin untersucht. Unter MOSH und MOAH versteht der Experte Kohlenstoffketten mit meist weniger als 25 Kohlenstoffatomen und niedriger bis mittlerer Viskosität. MOAH besteht zudem aus einem bis vier Ringsystemen, die bis zu 97 % alkyliert sind. Das Analysesystem war bislang deshalb nicht möglich, da es sich um ein einkomplexes Gemisch handelt, das eine Quantifizierung als Summe aller Komponenten verlangt. Die ansonsten verwendete Gas-chromatographie liefert hierfür zu breite Signale („Unresolved Complex Mixture“ UCM bzw. „Chromatographischer Hügel“). Neben dieser Problemstellung kam noch ein ganz entscheidendes, weiteres hinzu: Der Übergang sog. „Polyolefin Oligomeric Saturated Hydrocarbons“ (POSH) aus Polyethylen- bzw. Polypropylen-Folien. Auch dies ist von den MOSHs und MOAHs nur sehr schwer zu trennen. Für eine Analyse muss deshalb eine online-gekoppelte Flüssigchromatographie-Gaschromatographie-Flammenionisationsdetektion („LG-GC-FID“) durchgeführt werden, auf die ich in diesem Text nicht im Detail eingehen möchte.

Das Ergebnis 2010 war mehr als ernüchternd: Diese beiden Verbindungen wurden damals vornehmlich in langlebigen und trockenen Lebensmitteln wie Mehl, Griess, Semmelbröseln, Reis, Cerealien und Nudeln, später auch in Olivenöl und v.a. Schokolade nachgewiesen, die irgendwann während der Produktion oder auf dem Weg zum Konsumenten in Recycling-Material oder Naturfaser-Säcken verpackt waren. Also Kartonver-packungen, Lager- und Transportkartons und -säcken, … Die eidge-nössischen Forscher gingen der Sache auf den Grund und konnten einen Zusammenhang zwischen Verpackung und Kontamination herstellen: Verantwortlich dafür scheinen bei den Kartonagen die Zeitungs-druckfarben des Altpapiers in der Recyclingkette bzw. die Klebstoffe. Beide sind zumeist mineralölhaltig. Zu diesem Ergebnis kam auch eine sofort durch das deutsche Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) in Auftrag gegebene Studie: Ein Übergang von Stoffgemischen aus kurz-, mittel- bis langkettigen und akkumulierten aromatischen Kohlenwasserstoffen (MOSH/MOAH) kann durch die unterschiedlichsten Einflussfaktoren – meist jedoch durch Verdampfung – nicht ausgeschlossen werden!

Die Verpackungsindustrie jedenfalls reagierte recht schnell. Die Karto-nagenproduktion wurde verbessert, der Anteil der Frischfaser-Kartonagen stieg ständig. Am 01. Juli 2013 startete zudem der Bundes-verband der Deutschen Süsswarenindustrie (BDSI) eine über drei Jahre andauernde Langzeit-Studie mit dem Ziel der Reduzierung der Kontamination. Im selben Jahr belegte eine Studie der TU Dresden eine deutliche Verbesserung der Kontaminationen durch Kartonverpackungen, zwei Jahre später bestätigten dies zudem die Lebensmittelüberwachung und die Untersuchungen verschiedener Markttester, wie auch Foodwatch. Belastungen waren in der Verpackung kaum mehr wahrnehmbar, da in der Endverpackung der Ware nahezu ausschliesslich Frischfaser-Karton verwendet wurde. Interessante Daten lieferten Untersuchungen, wonach die Ware vor dem Abtransport nahezu unbelastet war, nach dem Transport jedoch Belastungswerte aufwies. Es muss also noch andere Ubertragungswege geben. Eine Möglichkeit besteht in die Verwendung von imprägnierten Jute- und Sisalsäcken. Eine andere in den Transport-kartonagen, die zumeist für den Einmal-Gebrauch nach wie vor aus dem Recyclingkreislauf gewonnen werden.

Nachdem im Gesetzesentwurf zur Mineralölverordnung Grenzwerte definiert wurden, hält sich die Verpackungsindustrie an das sog. „ALARA-Prinzip“ – die Minimierung am technisch Machbaren. Das wären 2 mg/kg MOSH und 0,5 mg/kg MOAH. Hintergrundinfo: Deutsche Zeitungs- und Zeitschriftenverlagshäuser verwenden jährlich rund 70.000 to Mineralöl für den Druck ihrer Medienprodukte. Dies könnte recht einfach durch Pflanzenöle ersetzt werden, betont die Verpackungsindustrie. Das Problem jedoch besteht in der sog. „Wegschlaggeschwindigkeit der Druckfarben“, die zu einer Farbverunreinigung der Druckwalzen führt. Diese müssten mehrmals als bisher gereinigt werden, was gerade bei Grossauflagen mehr als ärgerlich ist. Auch können bestimmte Qualitäts-standards nicht mehr eingehalten werden.

Inzwischen aber wurde alsdann eine zweite Möglichkeit in Erwägung gezogen: Auch Schmierstoffe in der Primärproduktion können zu der-artigen Verunreinigungen führen. So kann bereits während der Ernte oder der Produktion das Produkt in Kontakt mit Schmier-, Hydraulik- oder Schneidöl bzw. Trägerstoffen für Pestizide gekommen sein. Auch Verbrennungsabgase (Benzinmotor, Industrieanlagen, …) oder Reifen- bzw. Bremsabrieb (Feinstaub) kann dafür verantwortlich zeichnen. Ferner müssen Waldbrände etwa beim Soja aus Brasilien oder Palmöl aus Indonesien bzw. den Philippinen mit einberechnet werden.

Zwar gehören diese Kontaminationen nicht in die Lebensmittel, doch gibt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) bzw. auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) Entwarnung: Werden die entsprechenden Produkte nicht massenweise verzehrt, so sollten sich diese Stoffe nicht wirklich gesundheitsschädigend auswirken. Das übliche Problem in Deutschland und Österreich: MOAH und MOSH wurden noch nicht ausreichend toxikologisch bewertet und somit eine mögliche krebserzeugende Wirkung nicht ausreichend nachgewiesen. Deshalb gelten die damit belasteten Lebensmittel als unbedenklich und für den Verkauf freigegeben. Beide Komponenten werden nicht ausge-schieden, sondern reichern sich im Körperfett des Menschen an. Ablagerungen der Stoffe können in der Leber, den Herzklappen und den Lymphknoten zu Fehlfunktionen führen. Damit verlieren Grenzwerte eigentlich ihre Bedeutung: Wird viel und regelmässig von solch konta-minierten Lebensmitteln bzw. unterschiedlichen Produkten verzehrt, die gleichermassen belastet sind, wird auch mehr abgelagert. Da mag der Grenzwert auf 100 g als eher sinnlos erscheinen.

Na? Hätten Sie das erwartet, was da so alles in unseren Lebensmitteln schlummert? Und das ist noch lange nicht alles: Neben den bereits erwähnten Verunreinigungen können auch weitere Mineralöl-raffinationsprodukte („Mineral Oil Refined Products“ MORE) und Poly-alphaolefine (PAO) enthalten sein. Und dies sind nur die chemischen Kontaminationen. Von den biologischen ganz zu schweigen – aber das ist wieder ein ganz anderes Thema!

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