Archive for Oktober, 2023

Sahra Wagenknecht – von links aussen zur Überfliegerin???

„Die DDR war das friedfertigste und menschenfreundlichste Gemein-wesen, das sich die Deutschen im Gesamt ihrer bisherigen Geschichte geschaffen haben!“

(Sahra Wagenknecht 1994)

Tatsächlich starker Tobak, was die junge Frau Wagenknecht da vor rund 30 Jahren behauptete! Und dies, obwohl sie einige Jahre zuvor die vor-militärische Ausbildung für Schüler als „extrem belastend“ (eigene Aussage) empfand. Essstörungen – das Regime legte ihr dies als Hunger-streik aus und erteilte ihr ein Studienverbot. Ihr wurde der Posten einer Sekretärin zugewiesen, den sie nach nur drei Monaten kündigte – unvor-stellbar in dem „friedfertigsten und menschenfreundlichsten Gemein-wesen“. 1989 trat sie schliesslich der SED bei und wurde umgepolt. Der Mauerfall war für sie eine Konterrevolution.

Dennoch meinte sie 2008:

„Aber wirkliche Demokratie gibt es im Kapitalismus so wenig wie in der DDR!“

(Sahra Wagenknecht im Interview mit der Süddeutschen Zeitung)

Jetzt mal ohne Sch…: Ich entdeckte mein Interesse für Sahra Wagen-knecht relativ spät! Als sie bei Anne Will von der Reinigungskraft sprach, die nach 20 oder 25 Jahren die Kündigung erhielt und schliesslich einen Job zum Mindestlohn annehmen musste, wie eine Anfängerin ohne ein-schlägiger Berufserfahrung. Zugegeben: Ich kannte ihre Vorgeschichte nicht. Endlich, endlich ist mal jemand da, der meine Meinung teilt und sich getraut, den Mund aufzumachen, dachte ich. Zudem auch durchaus was für die Augen. Etwas schockiert war ich dann später, als sie mit ihren Aussagen so gar nicht mehr dem entsprach, was ich mir unter deutscher Politik vorstelle. Seit der Corona-Krise, v.a. aber dem russischen Angriffskrieg habe ich mich gänzlichst von ihr abgewendet. Das Festhalten an Putin und die Nähe zum russischen Aggressor erscheint mir als viel zu gering – auch wenn sie sich für so manche Aussage ent-schuldigte:

„Allerdings gebe ich zu: Dass Putin tatsächlich so weit gehen würde, wie er es jetzt getan hat, hätte ich nicht für möglich gehalten. In der Einschätzung seiner Person und Berechenbarkeit habe ich mich leider geirrt. Für diesen völkerrechtswidrigen Krieg gebe es keine Recht-fertigung oder Entschuldigung.“

Für all jene nun, die meinen, ich müsse mich objektiv äussern, möchte ich darauf hinweisen, dass dies ein Blog ist. Entspricht in der gedruckten Version wohl einer Kolumne – die ist immer subjektiv! Für all jene also an der Zeit, weiter zu klicken! Sie werden allerdings etwas versäumen!

Die Ankündigung Sahra Wagenknechts, eine eigene Partei gründen zu wollen und der letztwöchige Ausstieg aus der Linkspartei (gemeinsam mit vorerst acht anderen Abgeordneten) lässt die Politikwissenschaftler in der Bundesrepublik jubeln: Endlich tut sich was, nachdem sich die alteingesessenen Parteien in melancholischem Nichtstun aalen: „Schluchz, die Anderen sind dran schuld!“ Schliesslich könnte eine solche neue Partei die grosse Anzahl von Protestwähler auf sich vereinen und damit der populistischen Rechten viele Stimmen kosten, die dadurch auf ihre Stammwählerschaft und alsdann auf unter 10 % zurückfallen würde.

Doch – ist dem wirklich so? Sind die Unterschiede, die es in der heutigen Politik nurmehr marginal gibt, wirklich so gross – zwischen rechts und links?

„Ich bitte Sie: Kommen Sie zu uns.“

(Björn Höcke, Rechtsaussen der AfD, im Februar 2023 auf einer Kund-gebung in Dresden)

Lassen Sie uns gemeinsam etwas intensiver reinschnuppern!

Anlässlich des 40. Jahrestages des Mauerbaus am 13. August 2001 ver-fasste der Bundesparteivorstand der damaligen PDS (heute Linkspartei) einen Beschluss, in dem es heisst, der Mauerbau

„war der in Beton gegossene Nachweis der Unterlegenheit des stalinistisch geprägten Sozialismustyps in der DDR. (…) kein Ideal und kein höherer Zweck kann das mit der Mauer verbundene Unrecht (…) politisch rechtfertigen!“

Diese Erklärung wurde nach heftiger Diskussion mit nur einer Gegen-stimme im Bundesparteivorstand genehmigt – jener von Sahra Wagen-knecht, damals in der „Kommunistischen Plattform“.

Gemeinsam mit Alice Schwarzer veranstaltete Sahra Wagenknecht 2023 in Berlin die Kundgebung „Aufstand für den Frieden“. Dort rief sie zu einem Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine auf und Russland ein Ver-handlungsangebot zu unterbreiten. Das „Manifest für Frieden“ wurde durch viele Linkspolitiker massiv kritisiert – einer der ersten Unter-zeichner allerdings war der Fraktionschef der AfD, Tino Chrupalla. Eine Position also, wie sie auch von rechten Kräften vertreten wird, die nachweislich durch den russischen Präsidenten Putin unterstützt werden. Somit wird der vorhin zitierte Satz von Björn Höcke von „Der Flügel“ der AfD leichter verständlich. Die komplette Verantwortung an diesem russischen Angriffskrieg schob sie „Teilen des politischen Establishments der USA“ zu. Die Ukraine sollte niemals Mitglied der NATO werden.

Schon 2016 gab es Lob von der AfD. Anlass hierfür waren die Übergriffe in Köln in der Silvesternacht, nachden Wagenknecht meinte, dass jener sein Gastrecht verwirkt hat, der dieses missbraucht. Ein Satz, den auch viele andere Politiker damals aussprachen. Doch Alexander Gauland von der AfD jubelte:

„Frau Wagenknecht hat die Situation sehr schön auf den Punkt gebracht!“

Damals stellte sich nahezu die komplette Fraktion der Linkspartei gegen ihre Vorsitzende – nur sechs waren der gleichen Meinung. Wagenknechts neuer Partei allerdings könnte diese Auffassung viele Wählerstimmen bringen – jene von Arbeitslosen und Geringverdienern, die um die staatlichen Zuschüsse, Jobs und die Sozial-Wohnungen fürchten müssen. Stimmen, die bislang die AfD eingesammelt hat, obgleich sie ja so keineswegs eine Sozialpartei ist.

Als am 27. Januar 2010 der damalige israelische Ministerpräsident Shimon Peres im deutschen Bundestag eine Rede hielt, standen alle Abgeordnete auf um zu applaudieren. Nur Frau Wagenknecht und zwei Abgeordnetinnen der Linkspartei blieben sitzen. Sie meinte hierzu:

„Einem Staatsmann, der selbst für Krieg mitverantwortlich ist, kann ich einen solchen Respekt nicht zollen!“

Eigentlich eine durchaus verständliche Meinung. Doch wäre es wohl besser gewesen, der Sitzung fernzubleiben und dies im Vorfeld zu erklären. Damals freute sich die NPD wohlwollend. Es sollte allerdings nicht vergessen werden, dass Peres anno 1994 den Friedensnobelpreis erhielt.

Ganz allgemein hat sich Sahra Wagenknecht bislang sehr wenig über Wladimir Putin und seine andere Seite ausgelassen: Die militärische Aufrüstung, das Bedrohungspotential Russlands an den Grenzen zum Westen, die Annexion der Halbinsel Krim und die geplante Annexion der Ostukraine, die brutalen militärischen Eingriffe in Tschetschenien, Syrien, Aserbeidschan, … Sein Umgang mit Kritikern, die diktatorische Innen-politik gegenüber des eigenen Volks, die Erpressungen des Westens durch Gas- und Öllieferungen, … Kommt Frau Wagenknecht ihrer sowjetischen Ideologiewurzeln nicht aus? Nein – nicht kommunistisch – Putin wehrt sich stets dagegen, als Kommunist abgetan zu werden. Sahra Wagenknecht ist eine stets aufmotzende Oppositionspolitikerin, die sich jedoch bislang vor der Übernahme von Ressort-Verantwortung gedrückt hat, wenn die Möglichkeit bestand. Bei Rechts spricht man hierbei von Populismus! Wieso nicht auch bei Links???

Bei der Gründung ihres neuen Vereins „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) forderte die Links-Abtrünnige die „Rückkehr der Vernunft in der Politik“. Ob es hier die wirkliche Demokratie geben wird, die Wagenknecht stets einforderte, darf alsdann bezweifelt werden. Schliesslich berichten ehemalige Parteikollegen, dass Wagenknecht stets absolute Gefolgschaft einforderte. Insofern rückt auch die Bezeichnung ihres Vereins ins richtige Licht. Nicht die AfD, nein Bündnis 90/Die Grünen bezeichnet Sahra Wagenknecht zudem als „die gefährlichste Partei im Bundestag“. Experten sprechen ganz allgemein von Wagenknechts „Verwischen der Grenzen zwischen Diktatur und Demokratie“!

Apropos BSW: Gemeinsam mit der neuen Vereinsstrippenzieherin traten auch die Co-Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Linkspartei, Amira Mohamed Ali, Christian Leye, Lukas Schön, Klaus Ernst, Alexander Ulrich, Sevim Dagdelen und Jessica Tatti aus der Linkspartei aus.

Schade eigentlich, könnte doch mit einem ernst zu nehmenden Angebot aus der politischen Mitte wirklich eine Alternative geschaffen und das degenerierte Volksparteien- und Politiksystem durch einem der Zeit entsprechenden wählbaren Inhalt ersetzt werden.

Wie die neue mögliche Alternative vom Wählervolk angenommen wird, zeigt sich wohl bei den Landtagswahlen von Thüringen, Brandenburg und Sachsen im kommenden Jahr. Drei Bundesländer, in welchen die AfD sehr stark vertreten ist.

Lesetipps:

.) Zu jung um wahr zu sein? – Gespräche mit Sahra Wagenknecht; Hans-Dieter Schütt; Dietz 1995

.) Kapital, Crash, Krise – Kein Ausweg in Sicht! Frage an Sahra Wagenknecht; Pierre Curieux; Pahl-Rugenstein 1998

.) Von links bis heute: Sahra Wagenknecht; Das neue Berlin 2019

.) Reichtum ohne Gier – Wie wir uns vor dem Kaspiutalismus retten; Sahra Wagenknecht; Campus 2016

.) Die Selbstgerechten – Mein Gegenprogramm; Sahra Wagenknecht; Campus 2021

.) Wagenknecht – Deutsches Volk & nationaler Sozioalöismus; Hrsg.: Klaus Weber/Wolfgang Veiglhuber; Argument Verlag 2022

No Comments »

Wenn Essen krank macht

Bereits mehrfach habe ich an dieser Stelle über unser Ernährungs-verhalten berichtet. Nahrungsmittel, die zumindest nicht dauerhaft verspeist, solche, die überhaupt gemieden werden sollten und jene, die zwar stets empfohlen werden, aber unter Umständen Inhaltsstoffe ent-halten, die unserem Körper gewaltig zusetzen können: Biologisch (Salmo-nellen, Streptokokken,..) oder chemisch (MOAHs, Pestizide,…). Heute möchte ich (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) einen Überblick verschaffen, was Lebensmittelchemiker tagtäglich in unserer, teils sogar einst sehr gesunden Nahrung entdecken. Wahrlich nichts für empfind-liche Mägen!!!

Gesetze regeln eigentlich, dass Otto Normalverbraucher nichts auf seinem Frühstückstisch vorfindet, das gesundheitsschädlich ist. Eigens dafür wurden in den meisten Fällen Grenzwerte eingeführt, die garan-tieren sollen, dass uns unser Essen nicht krank macht. Rechnet man jedoch die Inhaltsstoffe mit einem solchen Grenzwert pro Produkt zusammen, so wird dieser Tagesgrenzwert meist überschritten, in manchen Fällen gar weit. Hinzu kommt, dass sich so mancher Hersteller nicht wirklich ernsthaft Gedanken darüber macht, was sein Produkt beim Konsumenten anrichten kann. Für ihn stehen betriebswirtschaftlich v.a. zwei Faktoren an erster Stelle:

  1. Einfache und günstige Produktion
  2. Möglichst hohe Gewinnspanne

Zur Erreichung dieser Ziele wird inzwischen häufiger als in früheren Zeiten auf durchaus gefährliche Hilfsmittel zurückgegriffen. Und die haben’s teilweise faustdick hinter den Ohren.

Vorweg – zum besseren Verständnis – noch die Definition von Verun-reinigung und Schadstoffen. Verunreinigt ist ein Nahrungsmittel, wenn es Substanzen enthält, die entweder beim Heranwachsen der Pflanze durch die Umwelt aufgesogen werden (etwa Dioxin) oder während der Pro-duktion in das Lebensmittel gelangen (etwa Benzpyren). Schadstoffe oder Rückstände hingegen werden gezielt von Produzenten eingesetzt – aus welchem Grund auch immer (beispelsweise Hormone oder Unkrautver-nichtungsmittel).

Hier nun zu unserem Schreckensalphabet!

.) Acrylamid

Acrylamid entsteht beim Backen, Braten und Frittieren. Bekannt wurde die Substanz vornehmlich durch Chips, Pommes Frittes und auch Speku-latius-Keksen. Dabei reagiert das Eiweiss Asparagin mit Zucker – das Produkt wird dadurch braun. Acrylamid schädigt Gene und Nerven – im Tierversuch führte es zu Krebs. Politik und Produzenten haben teils darauf bereits reagiert – so dürfen etwa Chips und Pommes nicht mehr zu heiß frittiert werden. Besonders viel Acrylamid entsteht so etwa bei Temperaturen ab 175 Grad. Allerdings hängt dies auch davon ab, wieviel Wasser und wie lange der Grundstoff enthält. Wird nur kurz frittiert, bleibt Wasser im Endprodukt. Andererseits wurden Heissluftfritteusen auf den Markt gebracht. Als Anhänger schöner, kross frittierten, selbst-gemachten Pommes: Ouch!!! Denn: Je heller, umso besser! Übrigens: Verwenden Sie beim Backen kein Hirschhornsalz, da dies die Bildung von Acrylamid forciert. Und nun zur Hiobsbotschaft: Acrylamid ensteht auch beim Rösten. Etwa bei Getreide, Müsli oder auch Kaffeebohnen! Für Acrylamid gibt es keine Grenzwerte, dafür aber Signalwerte, die nicht überschritten werden dürfen. Deshalb sollten entsprechende Produkte nur ab und zu gegessen oder ungeröstet konsumiert werden!

.) Arzneimittel und Hormone

Wenn Tiere krank werden, so gilt natürliches dasselbe wie beim Menschen: Medikamente, bis es wieder gesund ist. Allerdings miss-brauchen viele Landwirte dies. Sie geben Antibiotika, Anabolika und Psychopharmaka präventiv an alle (sogar die wenigen Antibiotika, die in der Humanmedizin noch gegen resistente Erreger eingesetzt werden). Daneben werden Masthilfen und Hormone verabreicht, damit das Tier schneller schlachtreif wird, mehr Milch gibt oder Eier legt. An dieser Stelle habe ich bereits über den Antibiotika- und Hormonmissbrauch berichtet. Deshalb kurz: Alle möglichen Krankheiten beim Menschen bis hin zu tödlichen Infektionen können die Folge dieses Missbrauchs sein. Kaufen Sie deshalb Fleisch und tierische Produkte am besten direkt beim Land-wirt Ihres Vertrauens, da immer wieder auch Metzgereien in Tierimport-Skandale verwickelt sind. Auch in der Gastronomie, die sich vornehmlich in Deutschland stramm gegen die Kennzeichnungspflicht stellt (angeblich aufgrund der Bürokratie – tatsächlich aber geht es v.a. um die Verwendung von ausländischem Billigfleisch, wie Mastkälbern), könnte sehr viel durch eine sorgfältige Auswahl der Konsumenten viel erreicht werden.

.) Benzpyren

Dieser polyzyklisch-aromatische Kohlenwasserstoff entsteht beim unvoll-ständigem Verbrennen organischer Stoffe – etwa durch den Fahrzeug-motor, Heizanlagen oder auch dem Rauchen. Au Backe – auch beim Räuchern und Grillen, wenn etwa der Fleischsaft in die Holzkohle tropft. Benzpyren ist etwa bei Rauchern verantwortlich für die Bildung von Lungenkrebs. Deshalb sollte das Einatmen dieser Rauchinhaltsstoffe gemieden werden. Heizanlagen sollten richtig gefüllt und gut gewartet werden, damit beim Abbrand möglichst wenig Qualm entsteht. Holz-kohlegriller sind schädlicher als ihre Gas- oder Elektro-Kollegen. Ansonsten gilt: Grillgut darf erst dann auf den Rost gelegt werden, wenn die Holzkohle eine weisse Asche-Schicht bildet. Besondere Vorsicht ist bei Smokern geboten! Schwarze Stellen auf Fleisch oder anderem Grillgut sollte stets grosszügig abgeschnitten, Fleisch besser in Alu-Folie gegart werden.

.) Nitrit

Die Äcker werden durch die Landwirte entweder durch Gülle und Mist oder direkt mit Stickstoff gedüngt. Die Pflanzen benötigen diesen zum Wachsen. Sie speichern ihn als Nitrat – beim Verzehr eher harmlos. Nitrat wird bei Sonneneinstrahlung nach und nach abgebaut – Freilandgemüse ist somit gesünder als jenes aus dem Glashaus. Wird aber Gemüse zu lange warmgehalten oder gar aufgewärmt, so wandeln Bakterien das Nitrat in das gefährliche Nitrit um. Die Mähr vom aufgewärmten Spinat oder den Bohnen stimmt also tatsächlich. Nitrit verbindet sich mit Aminen, den Abbauprodukten von Eiweissen – es entstehen Nitrosamine. Sie beeinflussen den Transport des Sauerstoffs im Blut, das besonders für Kleinkinder sehr gefährlich werden kann. In Tierversuchen führten sie zudem zu Krebs.

.) Pestizide

Die heutige, industrialisierte Landwirtschaft kommt leider ohne Pestizide nicht mehr aus – resultierend aus den Monokulturen. Rund 800 Gifte sind bekannt – darunter Insektizide (Fressfeinde), Herbizide (Unkraut) und Fungizide (Pilzbefall). Bespritzt wird nahezu alles, bei Bioanbau ist ebenfalls nicht auszuschliessen, dass die Pflanzen durch benachbarte Felder und Äcker aufgrund von Windverfrachtung einiges abbekommen. †Manche dieser Produkte der Chemischen Industrie werden nur sehr langsam abgebaut. Werden diese Pflanzen an Tiere verfüttert, so gelangen die Gifte indirekt in die Nahrungskette (Fleisch, Milch oder Eier), durch Obst und Gemüse hingegen direkt. Je nachdem bewirken diese Gifte auch unterschiedliche Vorgänge im menschlichen Körper (Krebs, Schäden am Immunsystem, der Leber, Niere, den Augen, Muskeln, dem Blutdruck, …). Im Speziellen darauf einzugehen, würde diesen Rahmen sprengen. Vorsicht geboten ist bei ausländischem Gemüse und Obst bzw. Produkten daraus, da hier nach wie vor beispielsweise Verunreinigungen durch DDT (Dichlor-Diphenyl-Trichlorethan) und Lindan (Gamma-Hexachlor-Cyclohexan) entdeckt werden, die seit langer Zeit bei uns verboten sind. Doch auch in heimischen Produkten sind immer wieder Pestizide zu finden – allen voran das Herbizid Glyphosat, das gar den Weg ins Bier oder dem Trinkwasser gefunden hat. Es soll nach EU-Ansicht für weitere Jahre erlaubt werden – einzelne Staaten jedoch stellen sich dagegen, Österreich etwa. Deutschland hat sich hierbei blamiert, hat es sich doch bei der Abstimmung im Oktober der Stimme enthalten – trotz eines Landwirtschafts-Bundesministers vom Bündnis 90/Die Grünen. Die Auswirkungen von Gly auf den menschlichen Körper sind noch nicht umfassend geklärt – eine objektive Meinung insofern sehr schwer zu fassen. Ganz ausschliessen können Sie hingegen Pestzid-Rückstände auch in heimischen Produkten nicht.

.) Schimmelpilze

Schimmel ist besonders gefährlich, da er nicht immer gesehen oder gerochen wird – etwa wenn er im Inneren des Produktes vorkommt. Schimmelpilze bilden Gifte (Myko-†Toxine), die Leber, Nieren und Nervensystem angreifen und zu Krebs (Gen-Veränderung) führen können. Rund 300 dieser Mykotoxine wie beispielsweise Afla- oder Ochratoxine bzw. Patuline sind inzwischen bekannt. Schimmel hinterlässt einen bitteren Geschmack. Nahezu jedes Lebensmittel kann schimmeln. Vor-aussetzung ist ein relativ hoher Wassergehalt (etwa bei Steinobst), aber auch Fett- oder Kohlenhydratanteil. Die Sporen werden durch die Luft auch auf andere Produkte übertragen. Manche dieser Toxine können gar über die Muttermilch auch an den Embryo und Säugling weitergegeben werden (etwa Ochratoxine). Verschimmelter Käse, Marmelade, Obst etc. gehört in den Müll. Bei Brot besteht auch die Möglichkeit, dass sich der Schimmelpilz im Inneren weitergebildet hat, ohne gesehen oder gerochen zu werden – erst beim Essen kann dies bemerkt werden – sicherheits-halber ebenfalls wegwerfen. Problemprodukte wie gemahlene Nüsse sollten Sie im Gefrierschrank lagern, Gemüse oder Obst wie Beeren halten im Gemüsefach des Kühlschranks zumindest etwas länger (etwa drei Tage!). Für alles andere gilt: Trockene Lagerung!

.) Schwermetalle

Quecksilber, Blei, Kadmium und Arsen sind die gefährlichsten Schwermetalle, die in unserer Nahrung vorkommen können. Sie werden durch die unterschiedlichsten Vorgänge freigesetzt und gelangen vor-nehmlich durch die Luft oder Abwässer in den Boden und damit die Pflanzen. Aber auch in Fischen (besonders belastet sind fettige Arten wie Thunfisch oider Heilbutt), da die Ozeane zunehmend mehr verschmutzt werden. Die Schwermetalle lagern sich im Körper an (Leber, Gehirn und Nieren) und führen meist zu einer schleichenden Vergiftung. Auch bei Tieren – weshalb beim Verzehr v.a. von Innereien erhöhte Vorsicht geboten sein sollte. Quecksilber greift das Nervensystem an, Blei beein-flusst die Blutbildung und schädigt vornehmlich Gehirn, Nerven, Nieren und Muskeln. Kadmium schadet den Nieren und den Knochen, aber auch der Nasenschleimhaut. Das hochgiftige Arsen greift den Herz-Kreislauf, den Magen-Darmtrakt, Nerven- und Atemsystem an und führt zu Krebs (v.a. Haut- und Lungenkrebs). Da sich Arsen in Fisch- und Tierinnereien ablagert, ist in der EU das Verfüttern von Fisch- und Tiermehl verboten. Meiden Sie Gemüse oder Obst von Äckern oder Plantagen an Strassen, in der Nähe von Industrie- oder Verbrennungsanlagen. Lassen Sie alte Bleirohre durch neue Nicht-Blei-Rohre ersetzen, verwenden Sie niemals Klärschlamm als Dünger Ihres Gemüsebeetes. Waschen Sie immer Obst und Gemüse gut, entfernen Sie bei letzterem stets die äusseren Blätter. Essen Sie nie mehr als 250 g Wildpilze pro Woche. Verwenden Sie niemals ausländisches Geschirr mit Glasuren (auch hier werden Schwermetalle verwendet).

Nur eine kleine Auswahl – tatsächlich ist die Liste der Gifte in Lebens-mitteln ellenlang. Dseshalb zuletzt eine enorm wichtige Empfehlung:

Kaufen Sie saisonale, regionale und Produkte aus korntrolliert biologischen Anbau möglichst direkt beim Abhof-Verkauf jenes Bauern, dem Sie ihr Vertrauen schenken!

Links:

No Comments »

Hamas – Das Pulverfass Naher Osten ist explodiert

„ Das ist der Tag der größten Schlacht!“

(Mohammed Deif, Kommandeur der Kassam-Brigaden)

Es ist der bislang heftigste Angriff, den die militante, islamistisch-radikale Terrororganisation Hamas am 07. Oktober gegen Israel begann: Die „Operation al-Aqsa-Flut“ als vermeintliche Antwort auf die „Schän-dung der al-Aqsa-Moschee“. Der Kommandeur der Kassam-Brigaden, Mohammed Deiff betonte gegen 06.30 Uhr im Radio, dass innerhalb von nur 20 Minuten über 5000 Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert wurden (nach Angaben aus Israel waren es mehr als 2000). Die Raketen schlugen im ganzen Land ein – am Abend des Angriffstages sprachen medizinische Quellen von 300 Toten und rund 1.590 verletzten Menschen in Israel.

Zeitgleich drangen Militante aus der Luft, über das Meer und auch durch mögliche Tunnels zu Lande aus der Sperrzone nach Israel ein und richte-ten dort ein Blutbad an bzw. entführten Menschen, etwa von einem Rave-Festivalgelände – völlig gleichgültig ob Israeli oder ausländische Besucher (darunter auch Deutsche und Österreicher). Die Kassam-Brigaden ver-öffentlichten Bilder über gefangene israelische Soldaten. Deif rief gleich-zeitig alle Muslime zu den Waffen auf – konkret dann für Freitag, den 13. Oktober „Massenmobilisierung“. Die Hisbollah gratulierte zum Schlag, beschoss ebenfalls israelische Stellungen auf den Golanhöhen (Scheeba-Farmen), doch in weitaus geringerer Intensität. DER Erzfeind Israels im Nahen Osten, der Iran, begrüsste zwar den Angriff, weist aber die direkte Involvierung in den Konflikt von sich.

„Die heutige Operation der Widerstandsbewegung in Palästina ist ein Wendepunkt in der Fortsetzung des bewaffneten Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten!”

(Nasser Kanaani, Aussenamtssprecher des Irans)

Sein Chef allerdings giesst noch weiter Benzin ins Feuer:

„Dieses Krebsgeschwür wird, so Gott will, durch das palästinensische Volk und die Widerstandskräfte in der gesamten Region endgültig ausgerottet werden!“

(Ajatollah Ali Khamenei, geistliches und politisches Oberhaupt des Iran)

Keine Frage: Da wurde der erste Domino-Stein angestossen, der noch viel Blutzoll einfordern wird. Schon jetzt sind weit über 2.000 Menschen auf beiden Seiten ums Leben gekommen. Inzwischen hat die EU den Geldfluss für die Palästinenser gestoppt, die USA stehen ihrem Waffen-bruder auch mit ihrer Mittelmeerflotte bei, immer mehr Städte, Länder und Staaten (wie auch Indien) erklären sich solidarisch mit Israel, wenn auch nicht mit dessen Regierung. Auch ins Stocken geriet die humanitäre Hilfe – Experten warnen vor einem Kollaps im Gazastreifen.

Der Angriff dürfte gut vorbereitet worden sein. Er fand am israelischen Feiertag „Simchat Tora“, einen Tag nach dem 50. Jahrestag des Jom-Kippur-Krieges, statt. Auch damals wurde Israel überrascht – an dieser Stelle wurde bereits hierüber berichtet. Die israelische Armee war auch heuer nahezu unvorbereitet – sie musste eingestehen, dass die Hamas Ortschaften rund um den Gaza-Streifen eingenommen hatte. Die israelische Regierung reagierte prombt und startete die „Operation Eiserne Schwerter“ – den Krieg gegen die Hamas. Reservisten wurden einberufen, während die Aktivkräfte Luftangriffe im Gazastreifen flogen und nach wie vor fliegen, wobei auch ein Hamas-Anführer getötet wurde. Erste Erfolgsmeldungen gab es bereits am Abend – so konnten mehrere Menschen befreit werden, die durch die Hamas im Kibbuz Be’eri als Geiseln genommen worden waren. Schwere Kämpfe wurden auch von anderen Kibuzzen gemeldet. Wie konnte es so weit kommen???

Während des ersten Palästinenseraufstands („Intifada“) 1987 wurde als defacto einer Abspaltung der ägyptischen Muslimbruderschaft die Hamas unter der Führung des später durch Israel getöteten Scheichs Ahmed Yassin gegründet. „Hamas“ ist die Abkürzung von „Harakat al-Muqawama al-Islamiyya“ (Bewegung des islamischen Widerstands). Im Gründungs-manifest von 1988 wird die Existenz des Staates Israel abgelehnt und als Ziel die Errichtung eines eigenen islamischen Staates auf dem Gebiet Palästinas (vom Mittelmeer bis zum Jordan) angeführt. Als legitimes Mittel wird dabei der bewaffnete Kampf gegen Israel genannt. Übrigens bezog sich die Hamas damals auf die „Protokolle der Weisen von Zion“, einer antisemitischen Verschwörungstheorie, die allerdings bereits im Jahr 1921 als Fälschung entlarvt wurde (auch bei europäischen Rechts-radikalen nach wie vor Bettlektüre). Israel wurde offiziell 1948 gegründet.

Die Hamas teilt sich in einen militärischen („Ezzedin al-Kassam-Brigaden“) und einen politischen Arm. Zweiterer gewann im Jahre 2006 die Parlamentswahlen in den palästinensischen Gebieten mit absoluter Mehrheit. Die vielen Protestwähler warfen der bis dahin regierenden Fatah Korruption vor. Es folgten blutige Auseinandersetzungen des militärischen Arms mit den Anhängern der unterlegenen Fatah-Partei. 2007 übernahm die Hamas die Kontrolle über den Gazastreifen. Die Fatah mit ihren Anhängern wurde in das Westjordanland vertrieben. Die Fatah („Bewegung für die nationale Befreiung Palästinas“) kämpft bereits seit 1964 für einen eigenen Palästinenserstaat. Prominentester Vertreter der Fatah war Jassir Arafat, der 1993 durch die Anerkennung des Existenz-rechtes Israels einen Friedensprozess begann und gleichzeitig dem Terrorismus als „politischem Mittel“ abschwor („Osloer Friedensprozess“). Die Hamas hingegen wird durch die EU, die USA, Kanada, Japan und Israel – aber auch von Ägypten und vielen Historikern, Politologen und Juristen anderer Staaten als Terrororganisation eingestuft. Nicht zuletzt, da sie die Bevölkerung stets als menschlichen Schutzschild verwendet. Raketen werden aus Wohngebieten abgefeuert, die Kommandozentralen befinden sich in Wohnhäusern. Nur die Schweiz und Norwegen bzw. Russland unterhielten bislang Kontakte zur Hamas – der türkische Staatschef Erdogan bezeichnet die Hamas als Freiheitskämpfer. Der eidgenössische Bundesrat lehnte ein Postulat zum Verbot der Hamas und die Klassi-fizierung als „terroristische Organisation im August 2017 ab. Der politische Arm der Hamas errichtete mit Hilfe europäischer Gelder im Gazastreifen Schulen, Kindergärten, Arbeitsvermittlungen (die Arbeits-losigkeit lag 2017 bei 42%!) etc. und genoss dadurch hohes Ansehen in der sehr armen Bevölkerung. Im August 2017 stand allerdings ein Mit-arbeiter der christlichen, humanitären Organisation World Vision in Israel vor Gericht, nicht weniger als 60 % seines Jahresbudgets (bis zu 45 Mio Euro) veruntreut zu haben. Die Gelder waren gedacht für Essenspakete an die Zivilbevölkerung des Gazastreifens und die Errichtung von Glas-häusern für den Anbau von Gemüse und Obst. Tatsächlich – so der israelische Inlands-Geheimdienst Shin Bet – sollen damit die Kampf-einheiten der Hamas versorgt und die Glashäuser als Tarnung für Tunnelgrabungen unterstützt worden sein. Das israelische Gericht bekannte den Büroleiter 2022 für schuldig. Auch ein Mitarbeiter der Organisation „Save the children“ geriet unter Verdacht.

Dennoch dachte die Hamas 2017 an die Abgabe der Verwaltung an den Palästinenser-Präsidenten Mahmoud Abbas (Fatah) aus dem Westjordan-land, da der Gazastreifen unterzugehen drohte. Gemeinsam mit der Fatah sollten Wahlen abgehalten werden – allerdings wurde der militärische Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden davon ausgenommen.

Den finanziellen Background hat die Hamas im schiitischen Iran, der Türkei, aber auch bei dessen Gegnern: Den konservativen sunnitischen Scheichtümern wie Katar. Trotzdem riefen Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zu einem sofortigen Stop der Eskalation auf (ebenso wie China und auch Russland). Der Grossteil der durch die Hamas abgefeuerten Raketen stammt übrigens aus dem Iran, die über den Sudan und Ägypten in den Gaza-Streifen eingeschmuggelt wurden. Aber auch mit ausländischer Hilfe im Eigenbau hergestellte ergänzen das Arsenal.

Nachdem die Hamas immer wieder Granaten und Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert hatte, reagierte Israel im Dezember 2008 und Januar 2009 auf das dortige Geschehen mit einer dreiwöchigen Offensive („Gegossenes Blei“), bei der weit mehr als 1.400 Palästinenser starben, über 5.000 weitere wurden verletzt. Seither gab es immer wieder bewaffnete Zwischenfälle.

Im aktuellen Konflikt wird es wohl nurmehr einen Sieger geben. Beide Seiten lassen keine Zweifel darüber aufkommen, dass sie einer militärischen Lösung gegenüber einer diplomatischen den Vorzug einräumen. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu legte der Zivilbevölkerung des Gazastreifens nahe, diesen über den bislang dauerhaft geöffneten wichtigsten Grenzübergang Rafah nach Ägypten zu verlassen. Der wurde nun allerdings nach mehrfachem Beschuss durch Israel von Ägypten wieder geschlossen. Oder befürchtet Ägypten, dass auch viele Hamas-Kämpfer ins Land kommen würden? Damit sind rund 2,3 Mio Menschen der Auseinandersetzung auf Gedeih‘ und Verderben ausgesetzt. Inzwischen herrscht v.a. in Gaza-Stadt das Chaos und die blanke Angst. Auf ägyptischer Seite stehen humanitäre Hilfskonvois der unterschiedlichsten Organisationen bereit.

Die „Schändung der al-Aqsa-Moschee“ bezieht sich auf den für Muslime und Juden gleichermassen heiligen Tempelberg in Jerusalem. Israel erlangte nach dem Sechs-Tage-Krieg die Herrschaft über diesen Berg. Die Verwaltung wurde der Jerusalemer Waqf-Behörde übergeben. 1984 entzog Israel die zu diesem Gebiet gehörende Klagemauer der Waqf-Behörde und erklärte sie zum staatlichen Eigentum. Muslime hatten über acht Tore Zutritt auf den Tempelberg, der von israelischen Polizisten und der Waqf-Behörde kontrolliert wurde. Immer wieder gab es unzählige Abmachungen, wonach etwa Muslime zum Beten auf den Berg durften, nicht jedoch Juden. Ein Dorn im Auge v.a. der orthodoxen Juden. 2017 wurden zwei israelische Grenzpolizisten von Attentätern erschossen. Sie hatten unter ihrer Bekleidung Waffen und Messer versteckt. Als sie vom Tempelberg zurückkamen, eröffneten sie das Feuer. Pikantes Detail am Rand: Attentäter und Opfer hatten zwar die israelische Staatsbürger-schaft, sie gehörten aber der arabischen Minderheit an. Offenbar bestärkt durch den Wahlerfolg Netanjahus und der Bildung der rechts-nationalen Regierung mit der Ausweitung des Siedlungsbaus auf die Gebiete der Palästinenser, fühlten sich zuletzt immer mehr ultra-orthodoxe Siedler dazu berufen, den Tempelberg wieder in das Staatsgebiet zurückzuholen! So gab es bereits im April schwere Zusammenstösse zwischen moslemischen Gläubigen und der israelischen Polizei. Videos zeigen prügelnde Polizisten, die mit Stöcken auf Menschen einschlagen. Was genau der Hintergrund des Ganzen ist: Hierzu gibt es zwei unter-schiedliche Versionen. Fakt ist, dass die Beschüsse aus dem Libanon und die israelische Antwort hierzu zunahmen. Anfang Oktober drangen offenbar israelische Siedler unter dem Schutz der Polizei in die Innenhöfe der al-Aqsa-Moschee vor und hinterliessen ein verwüstetes Schlachtfeld (so die arabische Version). Das Problem: Welcher der beiden unter-schiedlichen Versionen Glauben geschenkt werden kann – das ist nicht zuletzt einer der wichtigsten Gründe, weshalb die Friedensbemühungen im Nahen Osten seit Jahrzehnten zum Scheitern verurteilt sind. Nun folgt wohl dort die militärische Lösung.

„Bürger Israels, wir sind im Krieg. Und wir werden gewinnen. […] Unser Feind wird einen Preis bezahlen, wie er ihn noch niemals kennengelernt hat.“

(Benjamin Netanjahu, israelischer Premierminister)

Israel wird derzeit von einer Notstandsregierung geführt. Premier Netanjahu lud hierzu auch den Oppositionsführer Jair Lapid ein, der jedoch ablehnte. Er warf der gewählten Regierung völliges Versagen vor und betonte, dass in der Notstandsregierung Extremisten vertreten sind. Viele Staaten haben inzwischen mit der Evakuierung ihrer Bürger aus Israel begonnen. Einige mit Hilfe des Militärs, andere wie Österreich, mit zivilen Airlines! Im Alpenstaat war die dafür vorgesehene C-130 „Hercules“ nicht flugtauglich!

Das Problem in den westlichen Staaten: Nach dem zunehmenden Anti-semitismus durch die stärker werdenden Rechtspopulisten kommt nun auch der kriegsbedingte Antisemitismus durch islamistische Moslems hinzu. Wut und gar Übergriffe auf Menschen wie Du und Ich, die hier in Europa überhaupt nichts mit den Konflikten im Nahen Osten zu tun haben. Nur, weil sie einer anderen Religionsgemeinschaft zugehören. Deshalb meine grundlegende Einstellung hierzu: Konflikte gehören nicht übertragen! Sie sollen dort ausgetragen werden, wo sie entstanden sind. Ob dies nun Türken und Kurden, Russen und Ukrainer, Inder und Pakistani oder nun Palästinenser und Israeli betrifft. Viele kamen nach Mitteleuropa um mit ihren Familien GEMEINSAM im Frieden zu leben. Soll damit nun auch hier Schluss sein, nachdem die dortigen Konflikte teils schon Millionen Tote gefordert haben und deren Heimat dem Erdboden gleich gemacht wurden???

Lesetipps:

.) Hamas. Der politische Islam in Palästina; Helga Baumgarten; Diederichs 2006

.) Hamas – Der islamische Kampf um Palästina; Joseph Croitoru; C.H. Beck 2007

.) Der politische Islam – Zwischen Muslimbrüdern, Hamas und Hizbollah; Imad Mustafa; Promedia 2013

.) Zwischen Ölzweig und Kalaschnikow – Geschichte und Politik der palästinensischen Linken; Gerrit Hoekmann; Unrast 1999

.) The Palestinian Hamas – Vision, Violence and Coexistence; Shaul Mishal/Avraham Sela; Columbia University Press 2006

.) Hamas and Civil Society in Gaua: Engaging the Islamist Social Sector; Sara Roy; Pronceton 2011

,) Islamic Politics in Palestine; Beverley Milton.Edwards; I.B. Tauris 1996

.) Al-Aqsa oder Tempelberg – Der ewige Kampf um Jerusalems heilige Stätten; Joseph Croitoru; C.H. Beck 2021

.) Die Protokolle der Weisen von Zion – Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung; Wolfgang Benz; C.H. Beck 2007

No Comments »

Rote Haare – Zauberkräfte???

Für Glückspiele jeglicher Art gilt: Überlege Dir Deinen Spieleinsatz ganz genau!

Es geschah einst in lustiger Runde beim Kartenspiel. Nachdem ich die Partie verloren hatte, forderten meine Bekannten als Spieleinsatz: Haare blond färben!!! Spielschulden sind Ehrenschulden, weshalb ich mich am Wochenende an die Arbeit machte. Kein leichtes Unterfangen, schliesslich hatte ich zuvor noch nie meine Haare gefärbt. Und glatt ging es daneben: Heraus kam eine undefinierbare Mischung aus rot, rosa, orange und gelb! Der erste Blick in den Spiegel: Einem lauten Schrei folgte ein Stossgebet gen Himmel: „Herr, lass‘ das nicht wahr sein!“ Mein erster Gedanke: Mir blickt der missglückte Klon von Pumuckl entgegen! Sch…! So konnte ich nicht auf die Menschheit losgelassen werden! Also ran an den Kleider-schrank und eine Mütze gesucht. Gottlob änderte sich die Farbe nach rund einer Woche ins dunkelblonde!

Als ich vergangene Woche einen Artikel über die mögliche „Zauberkraft“ von Rothaarigen las, kamen mir diese damaligen Bilder sofort wieder ins Gedächtnis. Doch – was haben die Mythen über Rothaarige wirklich auf sich? Sie werden überrascht sein!

Eines vorweg: Niemand sollte aufgrund seiner natürlichen Haarfarbe diskriminiert werden! Wie hiess es einst in dem Lied: „Ob blond, ob braun, …!“ Niemand ist für diese Laune der Natur verantwortlich – ausser man legt selbst Hand an. Dann verrät die Haarfarbe einiges über den Charakter eines Menschen. Dies nur zum besseren Verständnis, schliess-lich galten im Mittelalter Frauen mit roten Haaren als gefährlich, als „Hexen“, da sie in engem Kontakt mit dem Teufel stehen sollten! Deshalb landeten viele Rothaarige auf den Scheiterhaufen der Inquisition. Auch galt rot lange Zeit als ein typisches jüdisches Merkmal. Alles Mumpitz – erstunken und erlogen. Dennoch sind Rothaarige etwas anders als schwarz-, braun- oder blondbehaarte Mitmenschen.

Rote Haare werden verursacht durch eine Mutation der Chromosoms 16, dem sog. „Ginger-Chromosom“. Bei mehr als 90 % der Rothaarigen ist dieses Chromosom verändert. Das Protein Melanocortin-1-Rezeptor (MC1R) zeichnet verantwortlich für die Produktion der Farbstoffe, beim Menschen der Pigmente. Die Färbung der Haare bestimmt vornehmlich das Pigment Melanin, das in den Melanozyten spezialisierter Hautzellen hergestellt wird. Im menschlichen Körper kommt es als Eumelanin und als Phäomelanin vor. Wie nun beide gemischt werden – das ergibt die Haarfarbe. Viel Eumelanin braunes oder schwarzes Haar, viel Phäomelanin hingegen blondes und rotes Haar. Rothaarige verfügen alsdann über nur wenig Eumelanin, dagegen viel Phäomelanin („Rutilismus“). Das wiederum hat auch Auswirkungen auf die Augen- und Hautfarbe: Rothaarige haben zumeist eine empfindlichere, hellere Haut als die anderen – und Sommer-sprossen. Dieses Pigment hält zudem länger an als das Eumelanin, wodurch rothaarige Menschen wesentlich später ergrauen. Genetiker kamen zu dem Ergebnis, dass rote Haare meist nur dann vererbt werden, wenn Mutter UND Vater rothaarig oder zumindest blond sind. Doch können vereinzelt auch dunkelhaarige Eltern durchaus ein rothaariges Kind bekommen, wenn etwa in der Familie ein Vorfahre rote Haare hatte („rezessive Vererbung“). Auch Mischlinge sind bekannt: So kann ein Mann zwar einen roten Bart, aber eine komplett andere Haarfarbe besitzen. Der wohl prominenteste Vertreter war Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“!

Apropos Haut! Eumelanin absorbiert rund 50-75 % der UV-Strahlung. Nachdem dieses jedoch bei Rothaarigen nur wenig bzw. gar nicht vor-handen ist, muss zu starkem Sonnenschutz gegriffen werden, damit keine Hautreizung oder gar Sonnenbrand entsteht. Nachgewiesen ist inzwischen, dass vermehrte Sonnenbrände zu Hautkrebs führen. Deshalb sollten Rotschöpfe im Umgang mit der Sonne sehr vorsichtig sein. Zudem deaktiviert Eumelanin auch viele reaktive Radikale, die zu Zellschäden und damit Krebszellen mutieren.

Die meisten Rothaarigen gibt es mit etwa 13 % in Schottland, gefolgt mit 10 % von Irland und Wales. Hier rühren auch die Begriffe „Ginger Heads“ oder „Redheads“ her. Ansonsten ist Rot als Haarfarbe sehr selten: Nur etwa 1-2 % aller Menschen weltweit besitzen diese Genmutation. Wie aus den Studien von Svante Pääbo et al vom Max-Planck-Institut für evo-lutionäre Anthropologie aus Leipzig vom Oktober 2007 zu erfahren ist, hatten mindestens 1 % der Neandertaler bereits rote Haare. Dies konnte aufgrund der DNA von fossilen Überresten festgestellt werden: Gefunden wurde das Forkhead-Box-Protein P2 (FOXP2), ein Transkriptionsfaktor, der mutiert und dadurch etwa Sprachstörungen auslöst. Diese Studien wurden durch die Erkenntnisse von Carles Lalueza-Fox von der Uni-versität Barcelona bekräftigt. Weshalb nun im Norden mehr Rothaarige als im Süden leben, ist leicht zu erklären: Die Pigmentierung der Haut wird dominant vererbt, damit der Körper besser gegen die Sonneneinstrahlung geschützt ist. Als diese stark pigmentierten Urmenschen nach Norden wanderten, wurde dieser Schutz zum Nachteil, da die intensive Filterung der UV-Strahlen die körpereigene Produktion des Vitamins-D senkt. Das aber hat wichtige Aufgaben im Körper wie beispielsweise für die Stärke der Knochen. Also begann die Chromosomen-Mutation. Die britischen Inseln waren sehr lange isoliert – das erklärt die hohe Prozentzahl an Ginger Heads unter den Kelten , Pikten und Caledonier. Redheads sind alsdann in südlicheren Gefilden sehr selten – in Papua-Neuguinea etwa liegt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung bei rund 0,03 %.

Rotes Haar war im alten Rom heiß begehrt. So sollen gefangenen Frauen aus Gallien und Germanien die Haare abgeschnitten worden sein um den edlen Damen als Perücke herzuhalten. Solche Trends sind auch heute noch in der Modewelt stets wiederkehrend. Nachdem der Film „Lola rennt“ v.a. in Grossbritannien zum Blockbuster wurde, reagierten die Friseure und Coiffeure und boten diese Haarfarbe der Darstellerin Franka Potente (gefärbt, nicht natur) als „Lola Red“ an. Potente übrigens durfte sich über Wochen hinweg während der Dreharbeiten nicht die Haare waschen, damit die Farbe konstant blieb. Apropos rot – die Palette ist recht weit gegriffen: Sie reicht von Rotblond, über Rot-Goldtönen, Orange bis hin zu dunklem Mahagoniebraun.

Rothaarige besitzen weniger Haare als all die anderen: Etwa 90.000 stehen 100.000 (schwarz oder braun) und bis zu 150.000 (blond) gegen-über. Dafür sind die roten jedoch dicker.

Das Schmerzempfinden bei Redheads ist anders. Sie benötigen etwa bei Operationen rund 20 % mehr an Narkosemitteln, da sie schmerz-empfindlicher sind. Soweit das Resultat einer Studie von Edwin Liem et al. von der University of Louisville. Ferner sind v.a. rothaarige Frauen empfindlicher gegenüber Kälte und Hitze (Jeffrey Mogil et al. McGill-University Montreal).

Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde von Martin Rinck an der Universität von Saarbrücken im Jahr 2002 eine Studie zur Wirkunf von roten Haaren beim Betracher angestellt. Darin bewerteten 2.000 Probanden in einer Online-Befragung rothaarige Frauen als emotional stabil, risikobereit und extravertiert. Im Umgang mit anderen (soziale Verträglichkeit) allerdings als relativ unverträglich.

Rund um den roten Haarschopf wurde auch einiges ins Leben gerufen. So gibt es mit „mc1r“ ein eigenes Magazin für rothaarige Leser bzw. mit dem „Tag der Rothaarigen“ in der niederländischen Stadt Breda ein alljähr-liches Treffen, in Mailand am letzten Sonntag im Mai das „Rossitalia“. In England wird am 19. Mai der „Redhead Day“ gefeiert. In der Haupstadt Libyens, Tripolis, färbten sich vor dem Bürgerkrieg viele Einwohner die Haare mit Hilfe von Zinnober rötlich, da im gesamten arabischen Raum rote Haare sehr begehrt sind.

Übrigens besitzen Rothaarige auch in der Literatur eine Sonderstellung. So mussten im Roman „Das Parfum“ von Patrick Süsskind das erste und das letzte Opfer Frauen mit roten Haaren sein. Immer wieder werden von Schriftstellern schurkische Juden mit roten Haaren beschrieben – so etwa auch in „Oliver Twist“ (Dickens) die Figur des Fagins oder in „Der Kaufmann von Venedig“ (Shakespeare) die Person des Shylocks. Zudem wird der Verräter Jesus‘ (Judas) immer wieder mit roten Haaren dargestellt. Unvergessen natürlich die Kinderheldin „Pippi Langstrumpf“ oder auch „Max und Moritz“.

Bekannte Rothaarige waren bzw. sind:

  • Erik der Rote (norwegisch-isländischer Seefahrer)
  • Elisabeth I. (Königin von England)
  • Antonio Vivaldi (italienischer Geiger und Komponist)
  • Mick Hucknall (Sänger der Pop-Band Simply Red)
  • Boris Becker (Ex-Tennisstar)
  • Harry (zweiter Sohn von Prinz Charles und Prinzessin Diana) …

Zuletzt noch eine witzige Herleitung: Im Kölschen Dialekt werden Rothaarige als „Fussköppe“ (Fuchsköpfe) bezeichnet.

Lesetipps:

.) Rotschöpfe; Uwe Ditz; Edition Stemmle 2000

.) Untersuchungen über Zusammenhänge zwischen Rothaarigkeit und Charakter; Fritz Maroske; Universität Greifswald 1937

.) Rotes Haar – Böser Blick. Unser alltäglicher Aberglaube; Axel Stellmann; Agentur des rauhen Hauses 2002

.) The Redhead Encyclopedia; Stephen Douglas; Stonecastle Literary Group 1996

.) Roots of desire: The Myth, Meaning and Sexual Power of Red Hair; Marion Roach; Bloomsbury 2006

.) Red – A history of the redhead; Jackie Colliss Harvey; Black Dog & Leventhal 2015

.) Never let a Ginger SNAP!: Life as a Redhead; Claudia Hagen; Independently Published 2020

Links:

No Comments »

WP Login