Archive for Juli, 2022

Können Sie es sich leisten?

„Man ist in diesem reichen Deutschland nicht erst dann arm, wenn man unter Brücken schlafen oder Pfandflaschen sammeln muss. Armut beginnt nicht erst dann, wenn Menschen verelenden.“

(Ulrich Schneider, Geschäftsführer des Deutschen Paritätischen Wohl-fahrtsverbandes)

Die Ferien- und Urlaubszeit ist nahezu allerorts angebrochen – viele Kinderlose haben bereits die Vorsaison-Angebote genutzt – nach coronabedingter Streichung der beiden vorhergehenden Sommerurlaube. Wie sieht’s bei Ihnen aus? Wohin verschlägt Sie der Wind? Manche Destinationen fallen auch heuer aus Sicherheitsgründen weg, viele andere sind schlichtweg zu teuer! Die Geiz-Touris zieht es derzeit massenweise nach Mallorca oder in die Türkei – sie war noch nie derart billig wie heuer (bis zu -55 %). Doch auch hier muss erwähnt werden: Sowohl das deutsche als auch das österreichische Außenministerium haben eine partielle Reisewarnung ausgesprochen – sie gilt vornehmlich für die Grenzregionen zu Syrien und dem Irak. Dennoch kann beispielsweise österreichischen Staatsbürgern, die auch über einen türkischen Pass verfügen, kein konsularischer Schutz zukommen. Das deutsche Aus-wärtige Amt warnt zudem, vor möglichen Festnahmen und Einreise-verweigerungen. Der Ausnahmezustand – er wurde 2016 nach dem miss-glückten Putschversuch ausgerufen – ist zwar 2018 beendet worden, doch wurden die unterschiedlichsten Anti-Terror-Regularien erst im vergan-genen Jahr verlängert. Der stellvertretende Fraktionsführer der grössten Oppositionspartei CHP, Özgür Özel, spricht in diesem Zusammenhang von einem „Defacto-Ausnahmezustand“. Wer also entsprechende Warnungen missachtet, ist selbst schuld. Gleiches gilt für Ägypten und selbstverständlich Russland (Teilreisewarnung), den Phillipinen (partielle Reisewarnung für einige Inseln und Segeltörns) – ja sogar für Japan (nach wie vor für das Gebiet rund um Fukushima). Hinzu kommen natürlich auch alle Gebiete, in welchen aufgrund der Trockenheit Wald- und Flächenbrände ausgebrochen sind. Sicherheitshinweise gibt es zudem für beispielsweise Argentinien, der Dominikanischen Republik und Costa Rica (Kriminalität), Australien und den USA (Pandermie). Auch für die Ukraine besteht verständlicherweise eine Reisewarnung – ist aber auch vor dem russischen Einmarsch nicht wirklich eine typische Urlaubsdestination gewesen. Nicht so ganz einfach in diesem Jahr.

Hinzu kommt allerdings alsdann, dass sich offenbar immer weniger einen Urlaub überhaupt leisten können. So war es zumindest im Jahr 2021 – sowohl Deutschland als auch Österreich haben ja inzwischen neue Regierungen bzw. Regierungsmannschaften, wodurch sich das selbst-verständlich zum Guten geändert hat! Wirklich???

Auch ich hatte mal einen dieser Jobs, den niemand anderer haben wollte. Mit dem Netto-Gehalt konnte ich nicht mal meine laufenden Zahlungen begleichen – also hätte ich auch am Samstag ganztags arbeiten müssen. Acht Tage Einschulung – es folgten zwei 13-h-Arbeitstage mit jeweils nur EINER kurzen Rauchpause und meine Aufgabe mittels Kündigung am dritten Tage. Meine Arbeit wurde auf 1 + 3 Mitarbeiter aufgeteilt! Urlaub? Das 13. und 14. Monatsgehalt hätte ich wohl zum Ausgleichen des Kontostandes benötigt! Urlaub auf Balkonien – mehr wäre da nicht drin gewesen. 

Doch heuer – ja heuer wird es nochmals anders werden.

„Das Inflationsmonster wird die Schere zwischen Reisenden und Bleibenden weiter verstärken!“

(Dietmar Bartsch, Fraktionschef der Linkspartei)

Nach seiner Abfrage bei der Europäischen Statistikbehörde Eurostat (gilt also auch für Österreich) haben 22,4 % der Bevölkerung kein Geld, sich zumindest einmal im Jahr eine Woche Urlaub leisten zu können. Vor allem kritisch ist die Lage demnach bei Alleinerziehenden – hier beträgt die Quote gar 42,2 %. Doch auch bei Paaren mit Kindern ist nicht alles eitel Urlaubs-Sonnenschein: Mit einem Kind sind es 18,1 %, bei drei Kindern gar 29,4 %. Bei kinderlosen älteren Paaren liegt die Zahl bei 15,9 %. Im Vergleich dazu die Zahlen von Alleinstehenden: Frauen 31,7 %, Männer 30,3 %. Die Daten beruhen auf der EU-SILC-Befragung aus dem Jahr 2020.

Die Tafeln in Deutschland und Österreich sowie die meisten anderen Sozialeinrichtungen arbeiten am Anschlag. In Deutschland nutzen derzeit rund 2 Mio Menschen das Angebot der Tafeln. Viele Experten befürchten ebenso wie Bartsch, dass sich dies noch verschärfen wird: Durch die Inflation, die hohen Preise für Grundbedürfnisse – spätestens jedoch mit dem Start der Heizperiode. Der Linkspolitiker fordert deshalb beispiels-weise eine Kindergrundsicherung. 

Ein genauerer Blick bei Eurostat legt die bittere Wahrheit auf den Tisch – etwa in dem Bereich „Von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedrohte Bevölkerung“. Während im vergangenen Jahr bei vielen EU-Mitglieds-staaten die Zahlen erfreulicherweise gefallen sind, nahmen sie in vier Staaten im Vergleich zum Jahr 2020 zu: 

.) Deutschland 20,7 % (20,4 % im Jahr davor)

.) Österreich 17,3 % (16,7 %)

.) Dänemark 17,3 % (16,8 %)

.) Italien 25,2 % (24,9 %)

Auf den ersten Blick vielleicht nicht wirklich besorgniserregend. Kritischer wird’s jedoch, wenn dies mit den Einwohnerzahlen quergerechnet wird: So sind 0,3 % in Deutschland gleich mal knapp 250.000 – nahezu die Ein-wohnerzahl von Wiesbaden, in Österreich 26.800 – eine Stadt grösser als Baden bei Wien.

Diese Menschen haben grösste Not damit, ihre Miete überweisen zu können, im Winter die Wohnung zu beheizen bzw. Ihren Kindern die Schulsachen zu kaufen. Wie zum Beispiel jene Mutter, die drei Rech-nungen für Schullandwochen und Ferienbetreuung zugleich erhielt. Gesamtforderung: 800,- €! Da bleibt dann nicht mehr wirklich viel für „die schönste Zeit des Jahres“ über. Dieses „zwar gerne wollen aber nicht können“ ist ganz eindeutig ein Zeichen von Armut, von der v.a. die Kinder betroffen sind. Nicht etwa, da sie zu Schulbeginn im Herbst nichts zu erzählen haben. Viele Sozialexperten fordern deshalb einen Mindestlohn von 12 Euro (im Oktober 2022 zumindest für Deutschland der Fall, in Österreich gibt es nach wie vor keinen gesetzlichen Mindestlohn) und das Aus für die Niedriglohnbeschäftigungsformen, wie etwa der Leiharbeit. In diesen Jobs werden Experten in ihrem erlernten Brotberuf durch eine Leiharbeitsfirma an Unternehmen ausgeliehen. Dort versehen sie dieselbe Arbeit wie ihre fixangestellten Kollegen – allerdings nicht nach dem Tarif für ihren Lehr-Beruf sondern dem der Leiharbeit. 

Neben der Leiharbeit ist auch die Teilzeitarbeit ein grosses Problem. Viele Unternehmen greifen auf diese Möglichkeit zurück, da sie sich dadurch Lohnnebenkosten einsparen können. McDonalds Deutschland etwa beschäftigt nach eigenen Angaben auf der Unternehmensseite rund 55.000 Mitarbeiter. Nur 35 % davon sind vollzeitbeschäftigt – 40 % teilzeit-, 12 % geringfügig und 13 % kurzfristig beschäftigt.  

Viele Arbeitsverträge sind absichtlich knapp über Tarif vereinbart. Damit obliegt es jedem Einzelnen, jährlich das so angenehme Gehaltsgespräch mit dem Chef zu absolvieren. Durch die kalte Progression und die ständige Steigerung der Lebenshaltungskosten schaut dann so manch fleissiger Arbeitnehmer trotz Lohnerhöhung durch die Finger. 

Diese Befragung betreffs der Selbsteinschätzung zu „materiellen Entbeh-rungen“ wird regelmässig durchgeführt. International gesehen bessert sich die Situation geringfügig. Armut während des Berufslebens bedeutet noch weitaus grössere Armut im Alter, da nichts zurückgelegt werden kann. Von der Altersarmut sind rund 16 % der Rentner in Deutschland betroffen – das entspricht zirka 3 Mio (von den Ü80 gar 22,4 %) – 579.095 bezogen im September 2021 eine Grundsicherung. Nach Schätzungen beantragen rund 60 % diese Grundsicherung jedoch gar nicht, obgleich sie bezugsberechtigt wären. In Österreich waren nach Angaben von Statistik Austria im Jahr 2021 232.000 Menschen über 65 Jahren von Armut oder Ausgrenzung betroffen (insgesamt 1,519 Mio)  

Gemeint bei all diesen Überlegungen sind nicht etwa jene, die jedes Jahr ein neues Handy brauchen, einmal die Woche shoppen gehen, immer wieder Konzerte besuchen oder sich mindestens zweimal die Woche das Feierabendbier in der Stammkneipe schmecken lassen! Nein, gemeint sind vielmehr jene Menschen, die selbst nach der akribischsten Rotstiftaktion kein Einsparpotential mehr orten können. Ein zweiter Job? Das ist ein Rechenexempel. Schliesslich genügt bei vielen bereits eine geringfügige Beschäftigung um dadurch in eine andere Steuerklasse zu kommen. Schlussendlich werden nämlich beide Einkommen in einen Topf geworfen und die Lohnsteuer anhand dieses Beitrages berechnet (minus der bereits abgezogenen). So bleibt oftmals vom Zweiteinkommen nicht viel übrig – dann arbeitet man sozusagen nurmehr für Vater Staat und die Sozial-versicherungen. 

Wenn der Urlaub mal ausfällt, weil eine Wohnung gekauft oder ein Haus gebaut wurde? Ein neues Auto? Diese Überlegung sollte man sich auf jeden Fall davor stellen! Während des Studiums beispielsweise arbeitete ich in den Sommerferien und nebenbei. Dafür konnte ich mir ein Motorrad und eine starke HiFi-Anlage leisten. Ein Studienkollege zog es vor, zwei bis drei Wochen lang Amerika zu erforschen. Somit sind also auch solche Umfragen mit etwas Vorsicht zu geniessen: Ist es den Eltern bewusst, dass sich nach einer Woche Bibione die Schulsachen ihrer Kinder nicht mehr ausgehen, sollte das Problem anders angegangen werden. Es ist also eine Frage der Prioritäten, die bei derartigen Umfragen nicht berück-sichtigt werden. 

Die Ergebnisse der EU-SILC-Befragung fliessen auch in den jährlichen Armutsbericht der Armutskonferenz in Österreich bzw. jenem des Paritätischen Gesamtverbandes in Deutschland ein. Erschreckende Zahlen wurden dabei im April in Deutschland vorgelegt: Im zweiten Pandemiejahr 2021 erreichte die Armut zwischen Flensburg und Berchtesgaden mit 16,6 % ihren bisherigen Höhepunkt. 13,8 Mio Bundesbürger werden somit als arm bezeichnet, das sind um 600.000 mehr als vor der Pandemie. Besonders auffallend ist lt. Bericht der Anstieg bei den Selbständigen (von 9 auf 13,1 %). Aber auch die Höchststände von 17,9 % bei den Rentnern und 20,8 % bei den Kindern und Jugendlichen sind alarmierend. Geographisch am meisten davon betroffen ist der grösste Ballungsraum Deutschlands – das Ruhrgebiet! Hier lebt jeder Fünfte in Armut. Durch die gestiegenen Lebenshaltungskosten und die Inflation wird sich die Lage noch wesentlich verschlimmern, fürchtet der Paritätische Wohlfahrts-verband.

„Pandemie und Inflation treffen eben nicht alle gleich. Wir haben keinerlei Verständnis dafür, wenn die Bundesregierung wie mit der Gießkanne übers Land zieht, Unterstützung dort leistet, wo sie über-haupt nicht gebraucht wird und Hilfe dort nur völlig unzulänglich gestaltet, wo sie dringend erforderlich wäre!“

(Dr. Ulrich Schneider, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes)

In Österreich sind die Zahlen für das Jahr 2021 ebenfalls erdrückend. Gottlob zumindest in einem Bereich leicht rückläufig: 2,4 % der Bevölkerung (208.000 Menschen) sind „erheblich materiell depriviert“. Hierunter versteht man im Alpenland, dass sie sich wesentliche Güter bzw. Lebensbereiche (Heizung, Waschmaschine, Handy, …) oder uner-wartete Ausgaben von bis zu 1.160,- € nicht leisten können. Im Jahr 2020 waren es noch 0,3 % mehr. Weitere 14,7 % (1,292 Mio Menschen) sind von der Armut gefährdet – ein Anstieg um 0,8 % im Vergleich zu 2020. Als armutsgefährdet gilt zwischen Neusiedler und Bodensee eine Person, die mit weniger als 1.371,- € im Monat das Auslangen finden muss (2 erwachsene Personen 2.057,- €,1 Erwachsener mit einem Kind 1.783,- €). Hiervon besonders betroffen sind Kinder, Frauen in der Pension, Langzeitarbeitslose und Menschen ohne Staatsbürgerschaft.     

Als arm gilt europaweit jemand, der über weniger als 60 % des durch-schnittlichen Einkommens verfügt („Medianeinkommen“). Als Single bedeutet dies umgelegt ein Netto-Einkommen von bis zu 917 Euro, bei Alleinerziehenden mit einem Kind unter sechs Jahren 1.192 bzw. bei einer vierköpfigen Familie je nach Alter der Kinder 1.978 bzw. 2.355 Euro. Der Beginn dieser Todesspirale ist meist die Trennung vom Lebenspartner, Krankheit oder auch der Verlust des Arbeitsplatzes. Vermögenswerte wie Auto, Wohnung, Haus etc. müssen verkauft werden bis schliesslich nichts mehr übrig ist. Trotzdem noch kein Arbeitsplatz in Sicht, denn: Je älter und länger man arbeitslos ist, desto weniger gern erfolgt eine Einstellung bei den Unternehmen. Worst Case: Ein 61-jähriger Arbeiter, dessen Firma dicht macht. Er verfügt möglicherweise über ein bereits abbezahltes Haus, über Erspartes und eine Altersvorsorge. Auch wenn er durchaus weiterarbeiten möchte und hier einige Abstriche im Vergleich zur Quali-fikation machen würde. Schliesslich landet er bei der Mindestsicherung oder in Deutschland bei Hartz IV. Und dabei schliesst sich der Kreis mit dem Urlaub wieder: Zu den Fragen der sog. „Erheblichen materiellen Deprivation“ in der europaweit einheitlich durchgeführten SILC-Umfrage zählt auch eine Woche Urlaub – einmal im Jahr! 

Klar, werden nun einige sagen: Es muss ja nicht unbedingt die Domi-nikanische Republik oder Indonesien sein. Deshalb hier einige Tipps:

– Preisvergleiche über Urlaubsbörsen lohnen sich

– Nebensaison ist wesentlich günstiger als Hauptsaison

– Fliegen Sie wenn möglich von kleineren Flugplätzen ab

– Starten Sie in einem Bundesland, in dem die Sommerferien vielleicht schon vorbei sind (Flüge werden billiger)

– Auto oder v.a. Bahn sind weitaus günstiger und umweltfreundlicher als Flugzeuge

– Zelt oder Wohnmobil anstelle teurer Hotels können auch etwas romantisches haben

– Wenn Hotel, dann Halbpension anstatt All inclusive

– Ökologischer Natururlaub (Aktivprogramm meist inkludiert)

– Busreisen – nicht nur für Senioren

Wenn nun vornehmlich rechtspopulistische Regierungen dieses soziale Netz noch weiter kürzen mit der Rechtfertigung, dass es genügend Arbeit gebe, die Langzeitarbeitslosen nur nicht einer Beschäftigung nachgehen wollen, so wird dadurch einzig und allein noch mehr Armut produziert. Schliesslich können mit dem Gehalt eines Tellerwäschers die zuvor aufgenommenen und für den Lebensunterhalt notwendigen Kredite nicht zurückbezahlt werden („Working Poor“). Die Folge: Privatkonkurs trotz 100 %-iger Beschäftigung. Ist das die Lösung eines Sozialstaates??? 

PS:

Für all jene Politiker, die derzeit populistisch auf die Arbeitslosen los-gehen: Niemand ist gerne arbeitslos. Für etwa 10 % der österreichischen Erwerbstätigen bedeutet Armut soziale Ausgrenzung (Vereinszuge-hörigkeit, Schullandwochen – ja sogar das Feierabend-Bierchen gehören zu jenen Dingen, die man sich plötzlich nicht mehr leisten kann). Bei den Arbeitslosen sind es satte 57, bei mehr als sechs Monaten ohne Job gar 79 %!!!

Lesetipps:

.) Armut; Darren McGarvey; btb Verlag 2021

.) Kein Pausenbrot, keine Kindheit, keine Chance: Wie sich Armut in Deutschland anfühlt und was sich ändern muss; Jeremias Thiel; Piper Paperback 2020

.) Armut heute: Eine Bestandsaufnahme für Deutschland; Eleonora Kohler-Gehrig; W. Kohlhammer GmbH 2019

.) Armut in einem reichen Land – Wie das Problem verharmlost und verdrängt wird; Christoph Butterwegge; Campus 

.) Heart´s Fear: Hartz IV – Geschichten von Armut und Ausgrenzung; Bettina Kenter-Götte; Verlag Neuer Weg 2018

.) Armut in Deutschland: Wer ist arm? Was läuft schief? Wie können wir handeln?; Georg Cremer; C.H.Beck 2017

.) Armut: Ursachen, Formen, Auswege; Philipp Lepenies; C.H.Beck 2017

.) Zwangsgeräumt: Armut und Profit in der Stadt; Matthew Desmond;  Ullstein 2018

.) Wohlstand und Armut der Nationen: Warum die einen reich und die anderen arm sind; David Landes; Pantheon Verlag 2009

Links:

– ec.europa.eu/eurostat/de/home

– www.der-paritaetische.de

– www.armutskonferenz.at

– www.sozialministerium.at

– www.boeckler.de/wsi-tarifarchiv_2275.htm

– www.statistik.at

– www.budgetberatung.at

– www.agenda-austria.at

– www.forschungsnetzwerk.at

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Die krankhafte Sucht nach Gewinnen oder: Der Staat – machtlos wie noch nie!

Warnung:

Dieser Text birgt grosse Gefahren für Menschen mit Rechen-schwächen (Dyskalkulie) und Verschwörungstheoretiker!

Viele erleben in diesen Tagen den Schock ihres Lebens: Die Preise in den Supermärkten und Tankstellen machen jede noch so dicke Geldtasche innerhalb kürzester Zeit schlank und rank. Und das alles ohne Fitness-studio. Der Schwarze Peter ist rasch gefunden: Der Einmarsch Russlands in die Ukraine! Zumindest argumentieren damit die Preistreiber den von ihnen eingeschlagenen Weg. Die Süddeutsche Zeitung bezeichnete es vollkommen treffend als „Gierflation“. Es handelt sich also nicht unbedingt um einen realen, triftigen, sondern zumeist vorgeschobenen Grund. 

Die Wahrheit liegt im Profitwahnsinn der Konzerne, allen voran der Energiekonzerne. Viele andere Unternehmen spüren die gestiegenen Transportkosten und geben sie weiter: Ausbaden müssen es die Konsu-menten. Deshalb soll der heutige Blog etwas Einblick in das Machen-schaften der Preistreiber gewähren und hier in einigen Beispielen die Wahrheit vermitteln. 

.) Sonnenblumenöl

Des Deutschen liebstes Speiseöl nach dem Rapsöl ist deshalb so begehrt, da es stark erhitzt werden kann und dabei wenig spritzt. Trotzdem ist der Sonnenblumenanbau zumindest in Deutschland eine Nische. Während für den Rapsanbau 2021 eine Fläche von 1 Mio ha (2013 waren es noch 1,46 Mio ha) zur Verfügung steht, sind es für den Sonnenblumenanbau gerade mal 38.000. Produziert wurden im vergangenen Jahr 100.000 to Saat – nahezu doppelt so viel wie im Jahr zuvor. Deutschland orientiert sich bei den Grosshandels-Abgabepreisen (FCA) am wichtigsten Grossmarkt, jenem von Saint-Nazaire in Frankreich. Dort liegen die Preisangebote für die Ernte 2022 bei derzeit 860,- € die Tonne. Im Vergleich: Deutschlands Ölmüller verarbeiteten 2020 rund 9 Mio to Raps. Davon stammen ca. 3,5 Mio to aus heimischer Produktion, zusätzliche 6,2 Mio to mussten also importiert werden – das Gros davon aus Frankreich, Ungarn und ja auch der Ukraine.  

In Österreich wurden 2021 51.300 Tonnen Sonnenblumensaaten pro-duziert, darunter jedoch auch gestreiftsamige Sonnenblumen für das Vogelfutter. Das sind ganze 27 % mehr als noch im Jahr 2020. Die Anbaufläche belief sich auf 24.680 Hektar. Am 27. Oktober 2021 erzielte 1 to Sonnenblumenkerne noch einen Grosshandels-Abgabepreis (FCA) von 545 €. Im Mai 2022 belief sich der Abgabepreis für Ölsonnenblumen aus biologischen Anbau auf 715,89 € die Tonne – um rund 115 € weniger als im Februar, als die Hamsterkäufe begonnen haben. Auch hier der Vergleich zum Raps: Auf 28.000 Hektar (rückläufig – 2018 waren es noch 40.500 ha) betrug die Rapsernte im vergangenen Jahr 85.922 Tonnen (Angaben: Statistik Austria). Die Terminnotierung für August 2022 liegt lt. AMA Österreich bei 683,50 pro Tonne. 

Im vergangenen Jahr wurden in der EU rund 10,5 Mio to Sonnenblumen-kerne erzeugt – das Gros davon in Rumänien, Frankreich und Bulgarien. Die heurige Ernte dürfte wesentlich grösser ausfallen, da aufgrund des Preisanstieges die Anbaufläche auf rund 4,7 Mio ha (+200.000 ha) vergrössert wurde – Experten schätzen mit einem Ernteertrag von 11,2 Mio to. Aus Drittländern wurden 2021 450.000 to importiert – davon jedoch nur 60.000 to aus der Ukraine. 300.000 to wurden wieder aus-geführt. Bei Sonnenblumenkernen kann sich also die EU nahezu selbst versorgen. Allerdings wurden 2021 1,27 Mio to Öl aus der Ukraine importiert – 86 % der gesamten Einfuhren. Erwartet wird ein Rückgang der Einfuhren von 1,5 Mio auf 840.000 to. Betrachtet man jedoch den Schrot für die Tierfütterung, so ist die EU stark abhängig von der Ukraine und v.a. Russland. Auch wenn Argentinien stark zulegt. Gute CO2-Bilanz! Ergo: Mit Ausnahme der Tierfütterung ist eine derartige Preissteigerung beim Sonnenblumenöl in keinster Weise zu rechtfertigen!

Querverweis zum Raps: Die EU ist mit einer Gesamtmenge von 17 Mio to Raps weltweit führender Rapsproduzent vor Kanada mit 16 und China mit 14 Mio to. Aus der Ukraine importiert die EU mit 3 Mio to rund die Hälfte der Gesamteinfuhren. Kanada gilt als grösstes Exportland. Somit wäre also ein anderer Anbieter gefunden, der in die Presche springen könnte. Raps bleibt damit die wichtigste Ölsaat in Mitteleuropa, da ein Grossteil der Ernte für die Herstellung von Biodiesel verwendet wird.

.) Weizen

Merklich gestiegen sind die Brotpreise. Der Grund für die meisten Revolutionen, wenn sich das Volk das Brot nicht mehr leisten konnte. Dr. Christian Hörger, seines Zeichens Geschäftsführer der deutschen Grossbäckerei Lieken betonte diese Woche, dass Brot teurer werden muss – als Folge des Ukraine-Krieges. Mehl sei um teilweise bis zu 70 %, die Energie- und Personalkosten um rund 30 % teurer geworden. Rund die Hälfte der Öfen werden zudem mit Gas betrieben. Zu Öl und Gas etwas später mehr. Schauen wir uns doch mal das Mehl an und hier im Speziellen den Weizen. Deutschland kann sich in den beiden Bereichen Weichweizen und Gerste durchaus selbst versorgen. So liegt der Selbst-versorgungsgrad bei Weichweizen bei 125, bei Gerste bei 113 %. Tragisch insofern ist der Blick hinter die Kulissen: So wurden im Wirtschaftsjahr 2020/21 43,3 Mio to Getreide geerntet, jedoch nur 8,6 Mio to für die menschliche Ernährung verwendet. Der Rest marschierte zuhauf in die Tierfütterung (58 %) und Biovergasung (9 %) bzw. die Industrie mit 8 % (Stärke und Braugerste etwa). 

Für den Brotweizen sind grosse Mengen an Mineraldünger vonnöten. Hier sind allerdings die Preise eklatant angestiegen. Einerseits aufgrund der gestiegenen Energiepreise und andererseits, da Russland der grösste Stickstoffdünger-Exporteur weltweit ist. Jedoch stellt sich insofern die Frage, weshalb Deutschland im Wirtschaftsjahr 2020/21 nahezu 10 Mio to hochwertigen Qualitätsweizen ausgeführt hat. Somit ist also auch beim Brot ein Preisanstieg bedingt durch Rohstoffknappheit nicht zu recht-fertigen.  

Ähnliche Zahlen auch bei der Gerste. 11 Mio to wurden produziert, 6,7 Mio to (nahezu die komplette Wintergerste) verfüttert. Als Braugerste werden jährlich rund 1,5 Mio to verwendet. 3,6 Mio to wurden in andere EU-Länder oder Drittstaaten ausgeführt. Also ist auch hier genügend vorhanden, das einen derartigen Preisanstieg nicht rechtfertigen würde. Trotzdem wurden 1,3 Mio to Gerste importiert!

Komplett anders sieht es beim Hartweizen, Roggen und Hafer aus. Gleiches gilt zudem für das „Futtergetreide“ Mais. Hier liegen die Selbstversorgungsraten bei 15 % (Hartweizen), 84 % (Roggen) und 71 % (Hafer). Beim Mais werden 4 Mio to selbst erwirtschaftet – der Bedarf liegt jedoch bei rund 7,5 Mio. Wichtigster Exporteur von Mais ist neben Brasilien, den USA und Argentinien die Ukraine. Da jedoch 5,6 bzw. 6 Mio to in den Futtertrögen der Landwirte und v.a. landwirtschaftlichen Fleisch- und Milchindustrie landen, würde dies den Preisanstieg bei Fleisch und Wurst bzw. Milchprodukten erklären. Der Mais für den deutschen Markt stammt zuhauf aus Rumänien, Bulgarien und Ungarn – nur rund 3-500.000 to aus der Ukraine. 

Ähnlich wie zuvor bei den Sonnenblumen, fährt Österreich auch beim Getreide einen anderen Weg. Das Alpenland produzierte im Wirt-schaftsjahr 2021/22 78.297 to Hartweizen (gemahlen in Mühlen 59.726), 951.467 to Weichweizen (gemahlen 572.710), 271.254 to Gerste (verarbeitet in Mischfutterwerken 89.491 to) und 1.099.511 to Mais (verarbeitet 341.570 to). Der Rest landete in Lagern, bei der Industrie oder wurde ausgeführt. Der Verkaufspreis der Mühlen für Haushaltsmehl lag im Mai 2022 bei 613,81 € für die Tonne, im August 2021 bei 505,33 €. Derzeit laufen auf den Äckern die Mähdrescher heiss. Der Preis für Qualitätsweizen liegt aktuell mit 369,50 € die Tonne um etwa 45 € unter dem Niveau der alten Ernte vom 25. Mai 2022 – allerdings um 165 € über dem Niveau vom 07. Juli 2021. Der Mahlweizen ging im Preis zurück. Auch die Futtergerste ist im Preis um rund 90,- € pro Tonne von 354,- € am 30.03.2022 auf 265,- € am 06.07.2022 gesunken. Hartweizen ist ebenfalls um 37 auf 500,- € pro to gesunken.

Der Grund dafür ist international gesehen v.a. der weitaus bessere Ernteertrag in den USA. Zu Buche schlagen wird jedoch die Trockenheit in Europa, wodurch der Ertrag bei Weichweizen von 130,4 Mio to auf 125 Mio sinken wird. Vor allem Frankreich wurde dabei schwer getroffen. Diese Ausfälle können jedoch ohne weiteres durch die besseren Ernten auf den amerikanischen Kontinenten kompensiert werden. 

Nun geht’s an’s Eingemachte! 

.) Erdöl

Am gestrigen Donnerstag Nachmittag lag der aktuelle Rohölpreis bei WTI 94,14 € (US-Rohöl) und bei Brent 101,23 € (Nordsee-Rohöl) – Rohöl-Gesamt bei 101,85 €. Das 52 Wochen-Hoch bei Brent wurde mit 125,55 am 08. März 2022 erreicht, das 52 Wochen-Tief bei Brent mit 63,94 am 20.08.2021. Am 16. Juli 2021 lag WTI bei 71,80 $ pro Barrel und Brent bei 73,67 $ bei einem Dollar-Euro-Wechselkurs von 1,1814:1. Wer möchte und einen Taschenrechner zur Hand hat, kann dies gerne um- bzw. die Teuerungsraten berechnen. Im vorherigen Jahr wurden weltweit 89,88 Mio Barrel Rohöl pro Tag gefördert, derzeit sind es 93 Mio Barrel pro Tag.

Nun aber Tacheles: Die Spritpreisentwicklung an der Tanke. Da in Deutschland durch die Rabatt-Aktion des Bundes eingegriffen wurde, sind die Zahlen aus Österreich realistischer. Der Super-Preis in Österreich lag gestern nachmittag im Handel bei 1,77 €/l – am 21. Juli 2021 erzielte er einen Schlusswert von 1,55 €/l – somit 22 Cent pro Liter (14,19 %) weniger. Bei der Guener Garage Rechte Wienzeile in Wien kostete gestern vor einem Jahr der Liter Super 1,269 € – gestern hingegen 1,988 (Daten: spritvergleich.at) – eine Preissteigerung von 56,66 %). Den Liter Diesel gab es gestern nachmittag im Handel um 1,94 €. Ein Jahr zuvor lag der Schlusspreis bei 1,39 €/l (+39,57 %). Im Vergleich dazu bei der Disk-Tankstelle in der Innsbrucker Pembauerstrasse für 1,244 €/l genau ein Jahr zuvor – gestern für 2,024 €/l (Daten: spritvergleich.at) – eine Preis-steigerung von 65,36 % (Die Handelswerte wurden finanzen.at und finanzen.net entnommen). Somit wird mehr gefördert, gleichzeitig stieg aber der Rohölpreis geringfügig. Was verursachte diese immensen Preis-steigerungen? Der Ukraine-Krieg kann’s nicht sein, schliesslich impor-tierte Österreich vor den Sanktionen nur 7,8 % der gesamten Ölimporte aus Russland. In Deutschland waren es 35 %. 

.) Erdgas

Dieser Punkt ist der wahrscheinlich verständlichste – auch wenn derzeit eigentlich noch genügend Gas vorhanden wäre und eifrigst nach Anbietern gerungen wird, die anstelle Russlands einspringen könnten. Ich sag’s ja nicht gern, doch hatten die Amerikaner recht, als sie meinten, dass sich gerade Deutschland zu sehr an die Russen binden würde. Doch ging es ihnen dabei eher um eigene wirtschaftliche Interessen: Um die Exportzahlen aus dem Fracking anzukurbeln, denn Öl und Gas aus dieser Quelle entpuppen sich als Ladenhüter – aus dem versprochenen Reichtum und den darauf aufbauenden Städten wurden Geisterbaracken auf vergiftetem Boden mit kontaminiertem Grundwasser. Deutschland ist beim Gas zu 90 % auf Importe angewiesen. Dabei kamen bislang 55 % aus Russland, 27 % aus Norwegen und 21 % aus den Niederlanden. Der grösste Aufbereitungs- und Transport-Vertragspartner der russischen Gazprom bzw. ihres Tochterunternehmens in Deutschland, der Gazprom Germania, ist Uniper. Alleine über diesen Konzern wurden von insgesamt 370 Tera-Wattstunden  200 TWh aus Russland abgewickelt. Inzwischen steht der Konzern kurz vor dem Konkurs und musste staatliche Hilfen beantragen. Sie wurden auch diese Woche gewährt, da ansonsten nahezu die gesamte Gasversorgung in Deutschland zusammengebrochen wäre. Daneben handeln nämlich nur noch RWE, EnBW und Wingas mit russischem Gas – allerdings in nicht vergleichbaren Mengen.  Der Gas-preis in Deutschland legte in den letzten 12 Monaten gewaltig zu und liegt derzeit 51,57 % über dem Zwölfmonatsdurchschnitt. Weitere Preisanstiege werden mit Beginn der Heizsaison erwartet. Nun zu den Wahnsinnszahlen: Im Frühjahr 2022 belief sich eine Kilowattstunde Gas in einem Einfamilienhaus auf 13,77 Cent – ein Plus von 95 % im Vergleich zum Vorjahr. Bei einem jährlichen Verbrauch von 16.000 kWh bedeutet dies Kosten von 2.203,- € pro Jahr.   

In Österreich ist die Lage gar noch prekärer: Das Alpenland verbraucht pro Jahr rund 89 TWh. Zehn Prozent kommen aus eigener Produktion, 79 TWH bzw. 80 % hingegen aus Russland. Der Gaspreisindex (ÖGPI) weist im Juli 2022 im Vergleich zum Juli 2021 ein Plus von 311,3 % auf – und dies obgleich er zuletzt um 8,7 % gesunken ist. Die Preise sind von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich, oftmals sind die Gasanbieter auch Tochtergesellschaften der Stromanbieter, bei welchen wiederum die Länder selbst anteilsmässig beteiligt sind. So muss etwa ein Ein-Familienhaus bei einem jährlichen Gasverbrauch von 15.000 kWh mit Kosten von  1.389,71 € beim teuersten Anbieter, der Energie Klagenfurt rechnen. Beim günstigsten, der Energie AG, mit 957,60 € (Zahlen vom 01.07.2022 E-Control).

In beiden Ländern sind nach wie vor grosse Industriebereiche vom Erdgas abhängig. Deshalb muss mit weiteren Teuerungen auch in anderen Bereichen gerechnet werden. Ein Umstieg auf alternative Energien wurde in der Vergangenheit sträflichst vernachlässigt. Daneben produzieren unzählige Gas-Kraftwerke Strom. 

Das waren nur vier ausgesuchte Bereiche. Bei drei davon können die teils kräftigen Preisanstiege keineswegs in Verbindung mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine gebracht werden. Hier kassieren einige Wenige auf dem Rücken aller Anderer ganz kräftig ab. Zudem wäre es sinnvoll, sich niemals nur auf einen Lieferanten zu verlassen.  Die Finanzminister Deutschlands und Österreichs kassieren jedoch kräftig mit. Wenn auch nicht über die Verbrauchsteuer (mengenabhängig), als vielmehr über die Mehrwertsteuer, die vom Verkaufspreis abhängig ist. Zudem ist beispielsweise der Bund in Österreich über die ÖBAG (Österreichische Beteiligungs AG) mit 31,5 % am OMV-Konzern beteiligt, dem Platzhirsch in der alpenländischen Tankstellenlandschaft, der zudem wieder an unzähligen Förderungen im Ausland und beteiligt ist und die einzige Raffinerie in Österreich in Schwechat betreibt. Viele Länder sind zudem an den Strom- und Gasanbietern beteiligt. Somit ist es also rentabler, ohne staatliche Rabatte (wie in Deutschland) oder Deckelungen (wie in Slowenien) zu reagieren, da dies ja auch das Mehrwertsteueraufkommen und den Gewinn des Bundes verringern würde – sondern vielmehr ein Bonbon in Form eines Energiekostenzuschusses den Haushalten zukommen zu lassen, der die Teuerungen niemals abfängt, da diese inzwischen alle Bereiche anbelangt. Zudem liegt die Inflation in Österreich bei derzeit 8,7 % (im Mai noch bei 7,7 %) und nun auch noch der Leitzinssatz durch die EZB angehoben wird. im Vergleich. Im Juni lag die Inflation ich Deutschland bei 7,6 % (im Mai bei 7,9 %).

Die Krise ist also hausgemacht – dafür aber sündhaft teuer! Und – das Ende ist noch nicht abzusehen!!!

Links:

– www.finanzen.at

– www.finanzen.net

– www. spritvergleich.at

– www.e-control.at

– www.tanke-guenstig.de

– efi-net.de

– de.statsita.com

– www.statistik.at

– www.proplanta.de

– www.agrarpreise.at

– www.agro-market24.eu

– www.ama.at

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Eine Mär!

Dieser Tage absolvierte ich (unfreiwillig!) einen Selbsttest: In mein Büro hatte sich eine Hornisse verirrt. An sich hört man diese Insekten ja am tiefen Brummen des Flügelschlags – ich jedoch war gerade auf einen Sprung raus. Als ich zurückkam, mich auf meinen Stuhl niederliess und meinen linken Arm auf das schwarze Polster des Bürosessels legte, traf mich plötzlich ein stechender Schmerz. Die Hornisse hatte sich auf der Lehne ausgeruht und mich in ihrem Todeskampf gestochen. Sie überlebte es nicht, ich hingegen hatte offenbar Glück, da ich haarscharf an einer Entzündung mit möglicher Blutvergiftung vorbeimarschierte. Höchstwahr-scheinlich war es nur die Wundsalbe, die dies verhinderte. 

Ich kann nicht leugnen, dass ich etwas in Panik verfiel, da es ja heisst, dass Hornissen aggressiv werden, sobald eine gestochen hat und zu Massen auf den vermeintlichen Aggressor einstechen. Auch wenn ich nicht allergisch gegenüber Insektenstichen bin (musste auch schon mal vier Wespenstiche auf einmal über mich ergehen lassen, da ich in ein Erdnest getreten bin) heisst es doch im Volksmund, dass sieben Hornissenstiche ein Pferd, drei einen Menschen töten!!! Erst nachdem ich mich etwas eingelesen hatte, wusste ich, dass dies alles nur Lügen-geschichten sind und möchte deshalb ein für allemal damit aufräumen. 

Die Hornisse (lat. Vespa crabro) gehört zur Familie der Faltenwespen, insgesamt sind 23 Hornissen-Arten bekannt.  Die Königin kann zwischen 23 bis 35 Milimeter gross werden, die Arbeiterinnen und Drohnen sind ein wenig kleiner. Von den Wespen sind die Hornissen recht einfach zu unterscheiden: 

– Der Abstand der „Ocellen“ (Nebenaugen) zum Kopfhinterrand ist mehr als doppelt so gross wie zu den „Komplexaugen“ (Hauptaugen)

– Der Kopfschild („Clypeus“) ist durchgehend gelb

– Die spezielle Aderung der Vorderflügel (benachbarte Mündung)

– Die rote V-Zeichnung auf der Mittelbrust der bei uns am häufigsten auftretenden Vespa crabro germania

Das Verbreitungsgebiet der Hornisse reicht vom Atlantik im Westen bis nach Korea und Japan im Osten, von Norwegen im Norden bis zur Peloponnes im Süden. Damit bevölkert sie ein weitaus grösseres Gebiet als andere Arten derselben Gattung. In Nordamerika wurde sie durch den Menschen eingeschleppt – hier ist sie vornehmlich im Osten des Kontinents heimisch geworden. Trotzdem galt die Hornisse bis zum Ende der 1970er Jahre als bedroht – sie steht nach wie vor in vielen Regionen unter Artenschutz. In den letzten 30 Jahren jedoch wurden gottlob immer mehr Völker gesichtet. 

Die Vespa crabro ist ein einjähriges Insekt. Nur Königinnen (die weib-lichen Geschlechtstiere) können in Spalten oder selbst ausgenagten Ritzen im toten Holz überwintern, alle anderen sterben spätestens Ende Oktober. Nachdem das körpereigene Glyzerol sie in der kalten Jahreszeit vor dem Erfrieren schützte, verlässt die Königin das Winterquartier (ein Ort mit möglichst geringen Schwankungen im Mikroklima) je nach Witterung meist Mitte April bis Anfang Mai. Sie begibt sich nun auf die Suche nach einem Neststandort (Baumhöhlen, Dachböden, Nistkästen,…). Da die natürlichen Möglichkeiten immer weniger werden, nutzen sie vermehrt die vom Menschen gebotenen. Oft jahrelang verwenden sie dabei den-selben Nestplatz, legen allerdings jedes Mal ein neues Nest an. Hierfür zerkaut das Insekt Holzfasern und formt eine Wabe mit Zellen. In jede dieser Zellen legt sie unmittelbar nach Fertigstellung jeweils ein Ei. Aus diesem schlüpft nach ca. 12 bis 18 Tagen eine Larve. Durch Kratzen an den Zellwänden, das auch für den Menschen mehrere Meter weit hörbar ist, zeigt die Larve, dass sie Hunger hat. Nachdem fünf Larvenstadien absolviert wurden, verpuppt sich diese. Die ersten zwei bis drei Tage verbringt die frisch geschlüpfte Hornissen-Arbeiterin in einer leeren Zelle. Dort ist sie verantwortlich für die richtige Temperatur im Stock, die sie mittels Flügelschlag reguliert. 30 bis 50 Tage nach dem Legen des Eis fliegt sie erstmals aus. Bis das bei den ersten Arbeiterinnen der Fall ist, wird die Brut von der Königin versorgt. Für den Stock sehr gefährlich, da sie zur leichten Beute für Insektenfresser wird. Die Hauptaufgabe der Arbeiterinnen besteht alsdann in der Fütterung der Königin und der Larven. Dazu fangen sie Insekten, wie etwa Wespen oder Spinnen – zeit-weise auch Bienen. Die Arbeiterinnen selbst bevorzugen zuckerhaltige Säfte, wie Frucht-, Pflanzen- oder Baumsäfte – später dann auch jene des Fallobstes. Zudem wird der Nestbau nun von Ihnen übernommen. Dieses kann schon mal bis zu 60 cm lang werden und auf über 1.300 Zellen anwachsen, in Japan sogar auf bis zu 1.900. Wird das Nest zu klein, kann das Hornissenvolk, das bis auf 700 Tiere anwächst, auch umziehen (Filial-bildung). Die Arbeiterinnen überleben zwischen 20 bis 40 Tage. Sie sind Akkordarbeiterinnen im wahrsten Sinne des Wortes, die auch in der Nacht fleissig sind. Apropos Nacht – in diesen Stunden gibt es eine Besonder-heit: Zwischen 20 bis 25 Mal verfallen alle im Stock wie auf ein geheimes Zeichen in eine Art Tiefschlaf. Nach einer halben Minute ist auch dieser dann wieder vorbei.  

Im August/September erfolgt die Produktion der Geschlechtstiere. Dabei werden aus unbefruchteten Eiern Drohnen, aus den befruchteten Königinnen. Der Anfang vom Ende für die alte Königin, die nicht mehr richtig versorgt wird, schliesslich das Nest verlässt und nach einem sehr anstrengenden Leben stirbt. 

Ein Volk kann bis zu 200 Jungköniginnen heranbilden, die sich mit Kohle-hydraten und Eiweissen anfressen und so für den Winter vorbereiten. Noch im Herbst erfolgt die Befruchtung durch die männlichen Drohnen. Dies nimmt die Jungkönigin dann im sog. „Receptaculum seminis“ in das Winterquartier mit. Das jedoch überleben viele Königinnen nicht, da sie entweder Pilzen oder Vögeln zum Opfer fallen. Inzwischen werden Arbeiterinnen-Larven nicht mehr gefüttert oder den anderen Geschlechts-tier-Larven zum Frass vorgeworfen. Sollte ein Stock die Königin verlieren („orphaner Stock“), werden bei einigen Arbeiterinnen für kurze Zeit die Eierstöcke aktiviert, was zuvor durch ausgestossene Pheromone verhindert wurde. Sie legen nun unbefruchtete Eier, aus welchen Drohnen schlüpfen. Der Stock stirbt aufgrund fehlender Arbeiterinnen aus.  

Übrigens gibt es im Hornissennest auch einen Parasiten: Der Hornissen-käfer (Velleius dilatatus) ernährt sich von den Abfällen der Nestbewohner, beseitigt aber auch verendete Hornissen und Larven. Sein Artenkollege, der Quedius brevicornis hingegen kann für das Volk gefährlich werden, da sich dieser über die Brut hermacht. Doch ist er nicht der einzige, der den Nachwuchs gefährdet. Finden die Arbeiterinnen wegen schlechten Wetters keine Insekten, halten sie sich an den Eiern und Larven schadlos. 

Hornissen sind friedfertige Tiere und lassen normalerweise den Menschen in Ruhe, ja sie fliehen richtiggehend vor ihm. Sollte dies nicht der Fall sein, pusten Sie das Tier nicht an, da sich dieses in Gefahr fühlt und zustechen könnte. Auch Butter, Konfitüre oder Wurst vom Frühstückstisch auf der Veranda interessiert sie nicht, solange keine Fruchtsäfte auf dem Tisch stehen. Ganz im Gegenteil dazu sind Hornissen sogar Nützlinge, vertilgen sie doch die weitaus aggressiveren Wespen, die sich sehr wohl durch das morgendliche Treiben auf der Terrasse angezogen fühlen. Da sie Hunger haben, sind sie zu dieser Tageszeit auch besonders anhängig. Nachdem die Hornisse hier ihre Wespe, Fliege, Biene,… gefunden hat, fliegt sie in Richtung Nest. Dort wird die Beute zerlegt (interessant ist nur die proteinhaltige Flugmuskulatur aus dem Bruststück) und in das Nest gebracht wird. Ein Volk frisst pro Tag bis zu einem halben Kilo Insekten. Sollten nun die Imker unter Ihnen aufschreien und lautstark die Aus-rottung der Hornissen fordern: Pro Volk und Tag werden ab Juni nur rund 10-15 Bienen erbeutet. Hierfür gibt es jeweils spezialisierte Jäger. Im Vergleich zu rund 1.500 bis 3.000 schlüpfenden Jungbienen pro Stock und Tag Pipifax! Manche Imker stellen sogar in unmittelbarer Nach-barschaft ihrer Bienen-Stöcke Hornissenkästen auf, da diese in der Nacht die für das Bienenvolk weitaus gefährlicheren Wachsmottenfalter ein-fangen. Zudem jagen die Hornissen nicht in unmittelbarer Umgebung ihres Nestes.

Vorsicht für den Menschen ist nur in der unmittelbaren Umgebung ihres Nestes geboten (zwei bis sechs Meter Radius, kann sich erweitern, wenn die Insekten häufig gestört werden). Manche Parfums enthalten Duft-stoffe, die jenem Pheromon ähneln, das die Hornissen bei Gefahr verwenden um ihren Artgenossen die Richtung des Eindringlings zu zeigen. Nicht wirklich förderlich! Der Todesfall eines Menschen nach einem Angriff der Vespa crabro ist nicht bekannt, liegt aber nach Schätzungen bei 500 Stichen und mehr. Geht man davon aus, dass bei Gefahr für das Nest nur rund ein Zehntel der Nestbewohner stechen, so sollte auch der Angriff eines grossen Volkes nicht tödlich sein. Gefähr-licher jedoch sind die asiatischen Vespa orientalis und Vespa affinis. Hier kam es nach 300 Stichen zu einem berichteten Todesfall. Das resultiert aus der Tatsache, dass die Giftdosis nicht dermassen hoch ist wie bei einer Honigbiene, da die Biene ja nur einmal im Leben, die Hornisse jedoch mehrfach zustechen kann. Nach wissenschaftlichen Berechnungen liegt die LD50-Giftmenge, die bei 50 % aller Fälle zum Tode führt bei Honigbienen bei rund 40 Stichen pro Körpergewicht (6 mg Gift/kg Körpergewicht), bei Hornissen hingegen bei 154-180 Stichen pro kg (10 mg Gift/kg Körpergewicht). Nachzulesen ist dies bei Habermann 1974 bzw. Kulike 1986. Die Giftblase einer einzelnen Hornisse enthält rund 0,5 mg Frischgewicht an Gift. Pro Stich werden nur zwischen 10-50 % abgegeben. Der Stachel allerdings ist weitaus grösser und kann somit in tiefere Hautschichten vordringen. Hornissen stechen meist nur dann zu, wenn sich ein Mensch ihrem Nest nähert oder sie gequetscht werden, während Wespen völlig unmotiviert auf den Menschen zufliegen. Ist es aber dennoch geschehen, gelten für Hornissenstiche dieselben Mass-nahmen wie für Wespen- oder Bienenstiche. Ziehen Sie mit einer Pinzette möglichst gerade den Stachel heraus, sollte sich dieser noch an der Einstichstelle befinden. Diese muss desinfiziert und dann gekühlt werden. Die Stichquaddel beläuft sich auf rund 10 cm im Durchmesser. Schlimmer wird’s für Allergiker, da eine lgE-Reaktion ausgelöst werden kann, die für die meisten lebensbedrohlich ist (anaphylaktischer Schock). In meinem Falle dürfte ich den Stachel des Tieres beschädigt haben, wodurch das komplette Gift der Giftblase in die Wunde floss. Eine recht schmerzhafte Geschichte.

Hornissen sind in Deutschland, in manchen Teilen Österreichs und der Schweiz (nicht im Kanton Bern) geschützt, da sie Im Kreislauf der Natur wichtige Funktionen erfüllen: Sie halten das Insektengleichgewicht auf-recht, fliegen auch bei kühlerem oder regnerischem Wetter und in der Nacht (bei bis zu 0,01 Lux – für den Menschen völlige Dunkelheit). Dadurch bestäuben sie auch an Tagen Pflanzen, an welchen Bienen nicht fliegen. Zudem verbauen sie morsches Holz zu Nestern aus „Papier“. Somit dürfen die Insekten auch nicht mit Insektengift bekämpft werden. Sollten Sie ein Nest entdeckt haben, das stört, sollten Sie sich mit der Gemeinde, dem Magistrat oder dem Kreisamt in Verbindung setzen. Ansonsten können Nester ab dem November entfernt werden. Experten empfehlen allerdings, dies erst im darauffolgenden Frühjahr zu erledigen, da Nützlinge, wie die Florfliege derartige Nester zum Überwintern nutzen. In Deutschland werden ausserhalb des Siedlungsraumes künstliche Nester aufgestellt, damit Hornissenvölker vom Wohnraum ferngehalten werden. Lästig kann jedoch der Kot des Volkes werden, da dieser aus der Öffnung auf der Unterseite des Nestes entsorgt wird. Hier kann man sich mit dem Unterstellen eines grösseren Gefässes aushelfen. 

Da die Hornisse für den Menschen eigentlich ungefährlich ist, sollte sie dieser auch nicht bekämpfen sondern vielmehr fördern.

Lesetipps:

.) E. Habermann – Bienen und Wespenstiche aus medizinischer Sicht (Allgemeine Deutsche Imkerzeitung 1974)

.) H. Kulike – Zur Struktur und Funktionsweise des Hymenopterenstachels (Amts- und Mitteilungsblatt des Bundesamtes für Materialprüfung 1986)

.) Schützt die Hornissen. Das Standardwerk zum Schutz der Hornissen und anderer Wespen in Deutschland, Österreich und der Schweiz; Robert Ripberger, Claus-Peter Hutter, Berthold Faust; Weitbrecht 1992

.) Wespen beobachten, bestimmen; Rolf Witt; Naturbuch / Weltbild 1998

.) Bienen, Wespen, Ameisen. Hautflügler Mitteleuropas; Heiko Bellmann; Kosmos 2005

Links:

www.hornissenschutz.de

www.hornissenschutz.ch/

www.vespa-crabro.de

www.wildbienenschutz.de

www.nabu.de

www.artenschutz.ch

www.wespenschutz.ch

www.oenj.at

www.umweltbundesamt.at

dejure.org

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Die Kraft des Waldes – Das Netzwerk der Natur

Gesundheit ist das höchste Gut, das ein Mensch haben kann. Die meisten allerdings kommen erst dann zu dieser Erkenntnis, wenn sie mal nicht mehr gesund sind. Da kann ich mich mit all meinen Sportverletzungen und den daraus resultierenden Krankenhausaufenthalten leider nicht da-von ausnehmen. Bis dahin wird Raubbau am Körper betrieben. Dass es jedoch gar nicht so schwer wäre, etwas dafür zu tun, wissen viele oftmals gar nicht, da sie dort mitschwimmen, was gerade mal empfohlen wird. Wer käme da schon auf dieses heutige Thema, auf das ich zuge-gebenermaßen auch eher zufällig während der Recherche zu einem komplett anderen Thema stiess: Das Waldbaden bzw. die Waldmedizin!

Marc G. Berman wohnt in Chicago. Er ist Assistant Professor am Institut für Psychologie der Universität Chicago. Sein Fachbereich geht in eine Richtung, von der ich selbst bis vor kurzem noch nicht wusste, dass es sie gibt: Die Umweltpsychologie. Untersucht wird in diesem Fachbereich die Interaktion der Psyche und neuronaler Prozesse mit Umweltfaktoren aus der Natur. Klingt etwas kompliziert, ist jedoch ganz einfach. Hier ein Beispiel: Berman analysierte für das Rotman Research Institute an der University of Toronto in Baycrest die Unterschiede in den Gesundheits-daten der Bewohner von Wohngegenden mit einem hohen Anteil von Bäumen zu jenen mit nur wenigen („Regressionsanalysen“). Das Ergebnis ist revolutionierend und zugleich alarmierend: In den grünen Stadtteilen ist das Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Störung wie etwa Diabetes oder Bluthochdruck zu erkranken wesentlich geringer als in jenen Stadtteilen, die dermassen zubetoniert (versiegelt) sind, dass nurmehr wenige Bäume Platz finden. Die Studie war recht mühsam, galt es doch, die Standorte von 530.000 Bäumen mit den Gesundheitsdaten von rund 30.000 Anwohnern abzugleichen. Berman weist allerdings daraufhin, dass die Daten miteinander korrelieren – inwieweit die sauerstoffreichere Luft, der schönere Anblick und die Animation für einen Spaziergang, die Bäume ausüben, das Wohlgefühl des Einzelnen beeinflussen, kann durch diese Studie nicht hingewiesen werden.

Ich behaupte: Bäume machen wirklich gesünder und glücklicher! Und den Beweis werde ich hier im Folgenden antreten! Diesem Phänomen widmet sich u.a. die Waldmedizin.

„Wir stellen fest, dass zehn zusätzliche Bäume in einem Häuserblock das durchschnittliche Gefühl der eigenen gesundheitlichen Verfassung in dem Maße erhöht wie eine Steigerung des Jahres-einkommens um 10.000 Dollar oder der Umzug in eine Wohngegend mit einem 10.000 Dollar höheren Durchschnittseinkommen!“

(Marc G. Berman)

An erster Stelle steht selbstverständlich die Sauerstoffproduktion. Die Photosynthese, also die Umwandlung von Kohlendioxid und Wasser zu Sauerstoff und Zucker unter Einfluss der Sonneneinstrahlung findet in den Blättern und Nadeln der Bäume statt. Je grüner ein Wald ist, desto mehr des für diesen Vorgang so wichtigen Chlorophylls findet sich dort, desto mehr kann auch Sauerstoff produziert werden. Sauerstoff nun ist für beinahe alle Vorgänge im menschlichen Körper notwendig. Je höher dessen Gehalt in der Atemluft ist, desto besser laufen auch diese Prozesse ab. Eine Wohltat für Asthmatiker oder Menschen, die an COPD leiden! 

Der Wald beruhigt aber auch das Herz, den Blutdruck und entspannt die Muskeln. Zu dieser Erkenntnis gelangten Forscher der Nippon Medical School of Tokio. Sie wiesen nach, dass das Herz während eines Aufent-haltes im Wald deutlich ruhiger schlägt, der Blutdruck gesenkt wird und der Muskelapparat so richtig relaxen kann. Dies alles nur dadurch, dass das Stresshormon Cortisol runtergefahren wird. Gleiches stellten auch südkoreanische Forscher fest. Sie schickten zwei Probanden-Gruppen zum Spazierengehen. Die eine in den Wald, die andere in die Stadt. Während die Stadtgeher danach keinerlei Veränderungen aufwiesen, hatten die Waldgeher einen niedrigeren Blutdruck, eine grössere Lungen-kapazität sowie eine bessere Elastizität der Blutgefässe.

„Ein lichter Mischwald ist, wie der Name schon sagt, meist etwas heller und lässt Tiere und Pflanzen und damit auch Menschen mehr Raum zu Atmen und Entfalten als ein düsterer, dichter Laubwald!“

(Renate Cervinka, Universität Wien)

Doch das ist noch lange nicht alles: Blutuntersuchungen ergaben, dass sich die Anzahl der Killerzellen (spezielle weisse Blutkörperchen) bei einem Spaziergang durch den Wald erhöhen – um bis zu 50 %. Ihre Aufgabe ist es, Eindringlinge jeglicher Art unschädlich zu machen. Damit gleicht also der Gang durch den Wald einem „öko-psychosomatischen Kuraufenthalt“ für das Immunsystem des Menschen, so Prof. Hilarion Petzold, Begründer der Psychotherapieverfahren der Integrativen Therapie. Der Körper kann die unterschiedlichsten bioaktiven Substanzen wieder aufnehmen, die ihm immer mehr entzogen werden („Nature Defizit Syndrom“).

Und schliesslich frohlockt zudem unser Nervensystem. Im Wald werden nahezu alle unsere Sinne aktiviert und sensibilisiert: Sei es aufgrund des Duftes junger Tannennadeln (Terpene), dem Gezwitscher der Vögel oder dem Spiel des Lichtes durch das Blätterdach.

„Ein Stoff, der nach Jasmin riecht, spricht im Gehirn dieselben Rezeptoren an, wie manche Schlaf- und Beruhigungsmittel. Und Sandelholzduft beschleunigt die Zellteilung und verbessert die Wundheilung!“

(Prof. Gustav Dobos, Kliniken Essen-Mitte)

Dies alles fassen die heimischen Walderlebnispfade zusammen. Allerdings kann ein solcher Waldaufenthalt auch intensiviert werden – durch das „Waldbaden“ beispielsweise. Dieser Trend aus Japan (dort auch als „Shinrin Yoku“ bekannt – gibt’s sogar auf Kasse) gewinnt immer mehr Anhänger. Die eigens angelegten Wege des Nationalen Erholungswaldes von Akasawa werden jährlich von bis zu fünf Millionen Menschen beschritten; in Südkorea wurde mit den Forest Bath Parks in der Nähe von Städten und den fünf großen Natural Recreation Forests im Norden des Landes ähnliches geschaffen. Im Ostseebad Heringsdorf auf Usedom befindet sich der erste anerkannte europäische „Kur- und Heilwald“. Der 187 Hektar grosse Forst dient als Vorbild für weitere Projekte in Mecklen-burg-Vorpommern, im Teutoburger Wald und am Berliner Wannsee. 

Beim Waldbaden ist es nicht wichtig, irgendwelche Übungen zu absol-vieren – Waldbaden ist die intime Begegnung mit der Natur; es berührt die Seele des Menschen. Ein einziger Spaziergang kann bereits als Waldbaden bezeichnet werden, sofern ihm alle Achtsamkeit und Aufmerksamkeit gilt. Dennoch sollten Sie sich Zeit hierfür nehmen. Suchen Sie sich mitten im Wald einen Lieblingsplatz. Lassen Sie hier die Natur auf sich wirken, lesen vielleicht ein Buch, machen Yoga-, Qi Gong- oder Atemübungen – was auch immer für Sie am passendsten ist! Entschleunigen Sie! Unbedingtes Muss: Schalten Sie Ihr Handy aus, Sorgen abschütteln und auch alles ansonsten Störende am Waldrand zurücklassen. Nehmen Sie bitte keinen Hund mit. Erklärtes Ziel ist es, sich voll und ganz den Reizen der Natur hinzugeben. Die Arbeits-, Umwelt- und Gesundheitspsychologin Renate Cervinka erklärt dies folgendermaßen: Durch den Wegfall der modernen Mediennutzung (wie etwa des Smartphones) lernt jeder Einzelne loszu-lassen, Stresserlebnisse abzubauen und zu regenerieren. Die Aufmerk-samkeit wird von allen Seiten eingedämmt – der Erholungsfaktor dabei ist enorm. Je häufiger ein solcher Spaziergang gemacht werden kann, desto mehr hat der Körper davon. 

„Ein Aufenthalt im Wald kann die Aufmerksamkeits- und Konzentrationsfähigkeit wieder herstellen und erhöhen sowie die Kreativität fördern!“

(Clemens Arvay, Biologe)

Auch in der Medizin wird vermehrt die Heilwirkung des Waldes erforscht. So meint etwa der Direktor der Klinik für Naturheilkunde und Integrativer Medizin der Kliniken Essen-Mitte, Professor Gustav Dobos, dass der Wald vornehmlich aufgrund der Entspannungsmöglichkeiten eine enorme Wirkung auf die Gesundheit entwickeln kann. Er erklärt sich dies hauptsächlich evolutionstheoretisch: Die Natur bot uns in früheren Zeiten Schutz und Nahrung – sie war unser Lebensraum! Durch die Rückkehr in diesen Lebensraum fühlt sich der Körper heimisch und geborgen. 

Dies erkannte vor bereits 34 Jahren der Gesundheitswissenschaftler Roger Ulrich (Chalmers-Universität in Göteborg). Er untersuchte in einer klinischen Studie die Auswirkungen des blossen Zimmerausblicks auf Patienten eines Krankenhauses. Bei 46 Menschen, die nach einem standardisierten Verfahren an der Gallenblase operiert wurden, konnte durchaus ein Unterschied in der Heilung festgestellt werden. Die Versuchs-Gruppe hatte dabei ein Zimmer mit Blick auf einen benachbarten Wald, die Kontrollgruppe hingegen schaute auf eine Ziegelmauer. Das Ergebnis: Die Versuchsgruppe konnte das Krankenhaus früher verlassen, da die Wunden schneller und besser ausheilten. Auch postoperative Komplikationen traten seltener auf und die Schmerzen waren weitaus geringer. Die Erklärung liegt in der Aktivierung des Para-sympathikus, der die Regeneration und Heilung des Körpers bestimmt! Yoshifumi Miyazaki kam auf dieselbe Erkenntnis: Er wies mit seinem Team nach, dass bereits der Anblick eines Waldes den Cortisolspiegel der Probanden um 13,4 % sinken liess!

Eine andere Studie der britischen Gesundheitswissenschaftlerin Dr. Jo Barton von der University of Essex spricht in diesem Zusammenhang von der Steigerung der Stimmung und des Selbstwertgefühles. Um dies zu erreichen, soll bereits ein kurzer Aufenthalt unter den Bäumen genügen.  Etwas weiter geht sogar eine Untersuchung der medizinischen Universität und der Universität für Bodenkultur aus Wien. In der Studie „Gesund-heitswirkung von Waldlandschaften“ kommen die Experten zum Schluss, dass neben den bisher bereits genannten positiven Auswirkungen auch durchaus gute Erfahrungen bei der Therapie von Suchtkranken, Burnout- und ADHS-Patienten (Hyperaktivitätsstörungen) gesammelt werden konnten. Gewaltbereitschaft und Aggressionen können durch regel-mässige Waldspaziergänge ebenfalls abgebaut werden, betont alsdann ein Bericht des Bundesforschungszentrums für Wald. Die Farben-psychologie weiss, dass die Farbe „Grün“ beruhigend wirkt. Sehr positive Erfahrungen in dieser Richtung macht tagtäglich Axel Schmid, der beruflich viel mit gewaltbereiten Menschen und hier besonders Jugend-lichen zu tun hat. Er meint, dass sich solche Menschen im Wald mehr auf sich selbst fokussieren und ihre Gefühle besser verarbeiten können. Derzeit laufen auch mit Schmerzpatienten entsprechende Unter-suchungen. Studienleiter Professor Qing Li von der Nippon Medical School of Tokio spricht sogar von einer Therapie gegen Depressionen und Ängste.

„Wir fühlen uns weniger gestresst. Wir erholen uns, schlafen besser. Der Wald wirkt entschleunigend, die frische, kühle Luft stärkt und vitalisiert.“

(Angela Schuh, Professorin für Medizinische Klimatologie an der Universität München)

Lassen Sie uns eine ganz spezielle Gruppe der „Gesundmacher“ etwas genauer betrachten: Die Terpene! In vielen Wellness- und Gesundheits-hotels werden inzwischen Zirben-Zimmer angeboten. Gäste berichten, dass sie wesentlich tiefer und somit besser in diesen mit Zirbenholz ausgestatteten Zimmern schlafen und ausgeglichener als üblich ihren Urlaub geniessen konnten. Der Aufenthalt in einem derartigen Zimmer lässt nachweislich das Herz langsamer schlagen, wodurch der Körper weniger zu tun hat. Verantwortlich dafür zeichnet der Duft, der von diesem speziellen Holz ausgeht. Er beinhaltet neben vielem anderen mehr auch die sekundären Pflanzenstoffe der Terpene („Phytonzide“). Ätherische Öle, die in vielen Bäumen, ganz besonders jedoch in der Zirbe enthalten sind. Im Wald sind sie für die Kommunikation der Bäume unter-einander zuständig. So haben Untersuchungen gezeigt, dass sich Bäume, Sträucher und auch Pilze gegenseitig vor dem Angriff von Schädlingen warnen. Eine mehr als wichtige Information, damit das Abwehrsystem der Pflanze hochgefahren werden kann. Rund 2000 derartiger Duftstoff-vokabeln von über 900 Pflanzen sind bereits bekannt – die meisten davon gehören zu den Terpenen. Bei Mensch und Tier wirkt dieser „Heilungs-code der Natur“ ebenfalls: Terpene aktivieren die Produktion von Neurotransmittern und Hormonen (etwa Dehydroepiandrosteron DHEA), aber auch von Killerzellen aus der Gruppe der Leukozyten, die Eindring-linge im wahrsten Sinne des Wortes „abschiessen“! Auch bösartige Zellen, die zu Tumoren führen können. Die gefährlichen Zellen werden mit sog. „Granzymen“ beschossen, die die Zellmembran durchlöchern. Die Proteine „Perforin“  und  „Granulysin“ gelangen auf diesem Wege in die Zelle und vergiften sie, sodass diese abstirbt. Zu diesem Ergebnis gelangte auch Japans bekanntester Wald-Gesundheitsforscher Qing Li: Blutunter-suchungen brachten bei der Verweildauer von einem Tag im Wald 40 % mehr Killerzellen, zwei Tage gar doppelt so viele wie zuvor. Im ersten Fall hielten sie ganze sieben Tage lang an, im zweiten sogar 30 Tage. Die Terpene-Konzentration ist im Sommer nach einem Regen oder bei Nebel besonders hoch – da die Baumkronen die Luft vermehrt zurückhalten – im Wald zudem mehr als am Waldrand. In einem zweiten Test extrahierte Li die beiden gängigsten Terpene Limonene und Pinene aus der Waldluft. Pinene werden vornehmlich im grünen Teil der Fichtennadeln, aber auch im Myrtenstrauch gebildet, Limonene in Zitrusgewächsen, dem Lavendel und bei Fichten, Tannen und Kiefern. Damit reicherte er bei einer unwissenden Versuchsgruppe in der Nacht die Luft im Hotelzimmer an, während die Kontrollgruppe ohne die Zusatzstoffe auskommen musste. Auch hier ergaben Bluttests am nächsten Morgen die Zunahme der Killerzellen bei der Versuchsgruppe. Gemeinsam mit seinem Team kam er nach einer Analyse von Bevölkerungszahlen zu dem Resultat, dass die Krebssterblichkeit in bewaldeten Regionen weitaus geringer ist als in nicht bewaldeten. 

Völlig unabhängig voneinander untermauern auch die Studien der Krebs-forscherin Roslin Thoppil von der US-amerikanischen Vanderbilt-Universität in Nashville sowie des Pharmazieprofessors Anupam Bishayee am Larkin-Institut für Gesundheitswissenschaften in Miami diese Thesen. Umso intensiver forscht deshalb die Onkologie in dieser Richtung, da nicht alle Krebszellen auf eine Chemotherapie reagieren. Zellen sind derart konzipiert, dass sie Giftstoffe nach aussen pumpen. Diese Fähigkeit fehlt jedoch den meisten Krebszellen. Einige wenige jedoch können dies. Sie sind therapieresistent, überstehen die Chemo unbe-schadet und bilden später weitere Krebszellen. Sie könnten möglicher-weise mit Terpenen wirksam dem programmierten Zelltod zugeführt werden..

„Dabei geht es nicht darum, dass Patienten etwas leisten, dass sie Sport treiben, sondern sich ihrer selbst bewusst werden, sich spüren. Waldbaden hat mit Achtsamkeit zu tun.“

(Andreas Michalsen, Arzt für Naturheilkunde in Berlin)

Der Biologe Clemens Arvay fordert aufgrund all dieser wissenschaftlich nachgewiesenen Wirkungen von Bäumen auf den Menschen mehr Wald in den Städten. In seinen Büchern ist er zudem davon überzeugt, dass das regelmässige Umarmen von Bäumen gesund hält, da die meisten Terpene über die Borke der Bäume abgegeben werden. In Österreich stehen rund 3,4 Milliarden Bäume – tun Sie sich keinen Zwang. Sollten Sie bei ihrem nächsten Spaziergang durch den Park Bäume umarmende Menschen sehen, so wissen Sie zumindest ab jetzt, dass sie nicht unbedingt auf Freuds Couch gehören! Versuchen Sie es doch ganz einfach selbst! 

Und noch etwas: Zerstäuber, die mit Terpenen angereichert sind, wirken zwar – sie ersetzen aber nicht den Waldspaziergang, da hier ja noch weitaus mehr Stimulanzien auf den Menschen einströmen. Also: Raus in die Natur!!! 

Der Vollständigkeit halber am Ende noch der Warnhinweis: 

Die Komplementärmedizin, wie etwa die Waldmedizin, ist bei Krankheit kein Ersatz der Therapie durch die Schulmedizin. Sie sollte immer nur zusätzlich zur ärztlichen Behandlung eingesetzt werden! 

Factbox:

Waldbaden nach Dr. Qing Li (Professor für Umweltimmunologie)

– Erstelle Dir einen Plan für Deine Wanderungen oder Spaziergänge – Anforderungen je nach Konstitution

– Solltest Du beim Waldbaden müde werden, dann suche Dir einen Platz zum Ausruhen – egal wo, Hauptsache im Wald

– Nimm Dir Zeit – mindestens vier Stunden für rund fünf Kilometer zu Fuss; hast Du nicht so viel Zeit, so sollten es zumindest zwei Stunden und 2,5 km sein

– Suche Dir einen schönen Platz im Wald, geniesse die Stille, die Natur oder lese ein gutes Buch

– Gestalte das Waldbaden so, wie es Dir am besten gefällt, setze entsprechend Deine persönlichen Ziele

– Nach dem Waldbaden kannst Du auch ein warmes Bad zuhause nehmen

– Ein dreitägiges Waldbad einmal im Monat aktiviert Dein Immunsystem und hält für die restliche Zeit an

Filmtipps:

– Therapie unter Tannen; 3Sat

– Ist der Wald Medizin?; NDR

Lesetipps:

.) Forest Bathing: How Trees Can Help You Find Health and Happiness; Qing Li; Viking 2018

.) Waldbaden – das kleine Übungshandbuch für den Wald; Ulli Felber; Schirner Verlag 2018

.) Der Biophilia Effekt – Heilung aus dem Wald; Clemens G. Arvay; edition a 2015

.) Das geheime Leben der Bäume; Peter Wohlleben; Ludwig Verlag 2015

.) Holzwunder. Die Rückkehr der Bäume in unser Leben; Erwin Thoma; Servus Buchverlag 2018

.) Die sanfte Medizin der Bäume; Maximilian Moser/Erwin Thoma; Servus 2018

.) Der Heilungscode der Natur – die verborgenen Kräfte von Pflanzen und Tieren entdecken; Clemens G. Arvay; Riemann 2016

.) Die neuen Naturtherapien. Garten-, Landschafts-, Wald- und tier-gestützte Therapie, Green Care und Green Meditation; H.G. Petzold/B. Ellerbrock/R. Hoemberg; Aisthesis 2016

.) Einfach raus! Wie Sie Kraft aus der Natur schöpfen; Beate und Olaf Hofmann; Patmos Verlag 2016

.) Trickkiste Natur: 40 Naturwunder vor deiner Haustür: entdecken – staunen – ausprobieren; Hrsg.: Bund Naturschutz Bayern; oekom verlag 2016

.) Gebrauchsanweisung für den Wald; Peter Wohlleben; Piper 2017

Links:

– ihrs.ibe.med.uni-muenchen.de

– www.hphpcentral.com

– www.bund-naturschutz.de

– www.eag-fpi.com

– www.healthdesign.org

– psychology.uchicago.edu

– www.arvay.info

– www.psychologie-heute.de

– gesundheitsmanager.aok.de

– www.waldwelt.at

– www.menschundwald.de

– www.waldbaden.org

– www.waldbaden-akademie.com

– www.insel-usedom-wollin.de

– www.kur-und-heilwaelder.de

– bfw.ac.at

– www.landscapeandhealth.at

– www.pan-praxis.de

– www.heilpraxisnet.de

– www.fpi-publikation.de

– www.biokrebs-kongress.de

– www.wildundfrei.net

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Macht macht sexy

Oberbayern glich in diesen Tagen einer Festung. Hermetisch abgeriegelt war v.a. die Umgebung von Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald. Die Mächigsten der Mächtigen – mit Ausnahme der beiden Vertreter Russ-lands und Chinas – gaben sich im beschaulichen Vorhof des Karwendel-gebirges ein Stell-Dich-Ein und berieten über die Zukunft dieser Welt. Joe Biden, Olaf Scholz, Emmanuel Macron, Boris Johnson, Mario Draghi, Justinn Trudeau und Fumio Kishida – und als einzige Frau Ursula von der Leyen.  Allerdings: Die meisten Männer sind mit der Frau Gemahlin ange-reist, die es sich im Wellness-Bereich von Schloss Ellmau gemütlich machten, möglicherweise Koch-Rezepte austauschten, während ihre Ehe-männer die schwerwiegenden Schienen für die Bahnfahrt des Westens gen Osten verlegten. Schlechte Zeiten also für weibliche Fans oder gar Groupies!

Ich habe mir schon des Öfteren die Frage gestellt: Wie machte das der Hugh Hefner eigentlich? Den ganzen Tag im Bademantel und trotzdem die schönsten Frauen der Welt am Pool im Garten. Und das alles mit 90 Jahren! Die Antwort liegt in einem Wort: Macht! Als Herausgeber des US-„Playboys“ hatte er die Möglichkeiten, aus einer zwar hübschen aber gänzlichst unbekannten Frau einen schillernden Star zu machen. Ein Wort genügte und die Fotographen und auch oftmals nachgebesserten Blondinen sind bei ähm Fuss gelaufen! Und dabei hat alles 1953 mit 1.000,- $ begonnen, die er sich von seiner Mutter geborgt hatte. Marilyn Monroe zierte damals das Cover – 50.000 Exemplare wurden gedruckt, 50.000 Exemplare innerhalb kürzester Zeit verkauft! Auf dem Weg nach oben machen viele sehr viel. Manche gar alles! Und – dass das knackige Pool-Bunny mal mit dem einen oder anderen Geschäftspartner auf’s Zimmer verschwinden musste, gehörte für die meisten einfach dazu! Gilt übrigens für die US-amerikanischen Bunnies, nicht für die europäischen, habe ich mir sagen lassen! Sei’s drum.

Nach einer Studie des Evolutionspsychologen David Buss von der Texas University bevorzugen Männer feminine Gesichtszüge, ein Taillen-verhältnis von 1:0,7 und eine um drei Jahre jüngere Partnerin. Männer mit einem Verdienst über 5.000,- €/Monat hingegen ziehen Frauen vor, die mindestens zehn Jahre jünger als sie selbst sind. Die Buss’sche Studie wurde auf 6 Kontinenten und in 37 unterschiedlichen Kulturen durch-geführt. Zum Vergleich: Viele Frauen – v.a. ab 30 hingegen wünschen sich ein „Geführt werden“ ein „Sich fallen lassen können“! Dazu müssen aller-dings die Voraussetzungen vorhanden sein. Ergo:

Ja – Macht macht sexy!

Viele Verkaufstrainer locken Ihre Zuhörer mit den Worten: Erfolg im Beruf bringt auch Erfolg bei Frauen! Und mal ehrlich, werte Geschlechts-genossen: Wer von Ihnen möchte nicht gerne von hübschen Frauen umgarnt werden, für die einen so manch andere beneiden?! Das Ansehen, es geschafft zu haben, was sich andere Männer Tag und Nacht wünschen! Erfolg im Job heisst auch ein rasantes Hinauf auf der Erfolgsleiter. Mehr Leute, die unter einem stehen – also mehr Macht. Und – Macht macht Männer für Frauen attraktiv. 

Das ist einerseits evolutionstheoretisch begründet: Frauen suchen sich nach ihren Ur-Instinkten Lebensgefährten aus, bei welchen sie davon ausgehen können, dass diese nicht nur gut für sie, sondern auch für den Nachwuchs sorgen und diesem das eine oder andere Überlebensgen mit auf den Weg geben können. Darwin spricht in diesem Zusammenhang von „Sexualauslese“: Ausgesucht werden die Pfaus unter den Männern – jene, die am meisten protzen, Kraft und Fruchtbarkeit sowie Gesundheit ausstrahlen. Andererseits ist es natürlich auch die Gewissheit, es zustande gebracht zu haben! Alle anderen Frauen scheiterten beim Erlegen des Sechszehnenders.

„Schau mal – das ist die, die im Präsidentenschlafzimmer im Elysée-Palast ein und aus geht!“

Hinzu kommt unbestreitbar das soziale Ansehen in der Gesellschaft und das Gefühl, alles machen oder kaufen zu können, was Frau will. Das Weibchen sucht alsdann Sicherheit und finanzielle Unabhängigkeit!

Für das mächtige Männchen ist das Ziel klar: Je grösser das Risiko, desto grösser auch der Gewinn! Die hübsche junge Frau ist somit in den meisten Fällen nur ein Spiel und in weiterer Folge schmückendes Beiwerk („Trophäenfrau“), verbunden mit Angebertum: Eine junge Frau an der Seite eines älteren Mannes wird immer assoziiert mit grosser Potenz. Doch – ist das Schloss erstmal aufgesperrt, begibt sich Mann auf die Suche nach einem anderen Bollwerk, das es zu überwinden gilt. Schliess-lich ist es ja der Weg, der interessiert! Nicht das Ziel. Deshalb sind derartige Tête-à-Têtes auch recht rasch wieder vorbei. Allerdings darf auch beim Mann der Ur-Instinkt nicht ganz ausgeschlossen werden. Schliesslich sucht sich der normale Mann eine Mutter seiner Kinder aus, die ebenfalls Gesundheit und Fruchtbarkeit ausstrahlt. Und die mit Mitte 20 den Höhepunkt Ihrer sexuellen Aktivität mit dem Ziel Nachwuchs vorweist. Doch – über diese Thematik habe ich an dieser Stelle schon mal die Füllfeder kreisen lassen.

Da war einst ein französischer Staatspräsident, eher klein von Wuchs, der sich eine der schönsten Frauen der Grande Nation angelte. Der 70-jährige russische Präsident und Möchtegern-Weltbeherrscher, dessen 39-jährige Ex-Geliebte und nunmehrige Lebensgefährtin in der Schweiz darauf wartet, dass er diesen Wahnsinn endlich beendet. Oder jener Spross einer sehr mächtigen US-Politikerfamilie, der eine angeblich sehr intensive Beziehung mit dem Traum der Männerwelt, dem Pin Up-Girl aus Millionen von Spinden auslebte: Marilyn Monroe! OK – J.F. Kennedy war wohl selbst der Schwarm vieler Frauen. Aber – hätte er als Bauer aus Massachusetts Chancen bei Marilyn gehabt? Und Nicolas Sarkozy? Keine Ahnung, was Carla Bruni an dem zuvor bereits zweifach verheirateten Mann und dreifachen Vater fand! Frau Putin übrigens (die ehemalige Stewardess Ljudmila Alexandrowna) ist seit 2015 mit dem 20 Jahre jüngeren Artur Otscheretnij verheiratet.

Gerade Politiker verfallen sehr häufig der „Lust des Fleisches“: François Hollande, Silvio Berlusconi, Bill Clinton, Mosche Katzav (ehemaliger Präsident Israels), Dominique Strauss-Kahn (Ex-IWF-Chef), Canaan Banana (Ex-Präsident Zimbabwes). Bei so manch einem muss man den Kopf schütteln: „Liebe Frau – wie Du aussiehst, kannst Du doch jeden haben!“ Wieso ausgerechnet diesen Vorzeige-Beamten (Hollande), oder diesen älteren Herren, dem man sein ausschweifendes Leben sehr wohl ansieht (Strauss-Kahn) oder den Bunga-Bunga-Grosskotz, den niemand mag?

Die Macht wirkt als Aphrodisiakum, sie überstrahlt offensichtlich derartige Defizite des Mannes bei vielen Frauen. Der Experte spricht hierbei von „Kognitiver Verzerrung“ oder „Halo-Effekt“: Von gängigen, bekannten Verhaltensmuster wird auf andere geschlossen! So hinterlässt der Aktenwälzer im Amt mit seinen Birkenstocks einen komplett anderen Eindruck, als der Herr Amtsdirektor im Anzug und Krawatte. Dass Herr Birkenstock vielleicht nach Feierabend Football spielt oder Herr Kultur (Sympathiewerte für korrektes Auftreten) in die dunkle Kammer mit den vielen Ketten und Peitschen geht – das hat beim ersten Anblick wirklich niemand vor Augen! Dieser Halo-Effekt ist nicht zu unterschätzen. So liess der US-Amerikaner Edward Lee Thorndike während des Ersten Weltkrieges Offiziere ihre Soldaten beurteilen. Sie trauten jenen mit einem guten Gesicht und einem durchtrainierten Körper auch guten Schuhputz und Zielgenauigkeit beim Schiessen zu. Ja – sogar das Harmonika-Spielen!!! Auch Lehrer/-innen wird empfohlen, niemals eine Arbeit durchgehend, sondern vielmehr nach Aufgaben zu korrigieren („Quer-korrektur“), damit ein besserer Überblick über die Gesamtleistung entsteht und nicht mit Voreingenommenheit gegenüber des Schülers korrigiert wird.

Die Frage, ob reiche und damit auch mächtige Männer tatsächlich mehr Sex haben als andere, versucht etwa das Max-Planck-Institut mit einem Vergleich zu beantworten: Schimpansen-Männchen an der Elfenbein-küste, die ihr Fleisch mit Schimpansen-Weibchen teilten, hatten nahezu doppelt so viel Sex als jene, die es selbst aßen!

Umgekehrt ist es anders. Ein Mann meidet zumeist eine mächtige Frau, da er dann nur jener ist, der in ihrem Schatten steht und gleichzeitig die Befürchtung haben muss, dass sie ihn jederzeit abserviert. Als Jäger entspricht das in keinster Weise seinem Naturell. Jene, die sich an solche Frauen ranmachen, sind häufig jugendlich und ohne Zukunftsperspektive. Solche, die sich auf die faule Haut legen wollen und trotzdem ab und an in den Zeitungen aufscheinen möchten. Weibliche Macht ist nicht sexy – es ist landläufig ein Zeichen von sozialer Inkompetenz und Egoismus! Schliesslich muss Frau doppelt so hart wie Mann arbeiten um in eine solche Position zu kommen. Deshalb wünscht sich die normale, reiche und erfolgreiche Frau wider Erwarten auch einen älteren Partner. Jemanden, bei dem sie sich geborgen fühlen kann (Ergebnis einer schottischen Studie an 3.770 Teilnehmer/-innen).

Interessant ist es nun, die neuesten Entwicklungen einzubeziehen: Die Ellbogen-Macht wird durch den Gierkampf ersetzt. Die Mächtigen versuchen, sich mit allen möglichen Mitteln an der Macht zu halten – dabei agieren sehr viele wie ein Segel im Wind. Verantwortungs-bewusstsein, Handschlagqualität, klare Linie mit noch klarerem Ziel – das alles macht einen Mächtigen aus. Oder vielmehr – es machte! Aufgrund der unterschiedlichsten Beispiele wissen viele, dass der Weg nach oben verdammt hart ist. Ein Fall nach unten aber bereits durch einen Stupser ausgelöst und zum freien Fall werden kann! Heute noch Herr und Meister, morgen ein Niemand! Also wird alles unternommen, damit sich der Betroffene möglichst lange oben halten kann – ob im Finanzwesen, der Wirtschaft oder auch der Politik! Das wiederum zieht nur solche Frauen an, die zumindest im Kern gleich gepolt sind. Ansonsten zerbröseln die meisten Beziehungen. Frauen spüren hier, dass sie als blosses Mittel zum Zweck eingesetzt werden – das wirkt auf viele unsympathisch! Gleich-gepolten macht es nichts aus – sie verlassen den Mann aber bei der geringsten Erschütterung. Diesen Menschen fehlt die Grösse, für ihr Tun auch tatsächlich selbst verantwortlich zu sein. Ein No-Go für die Aus-strahlung! Es ist schwer, zu einem solchen Menschen Vertrauen aufzu-bauen.

Bei all dem sollte eines nicht vergessen werden: Macht bzw. Erfolg kommt in den meisten Fällen nicht von selbst! Viele Erfolge sind hart erarbeitet. So wird beispielsweise von Fussball-Superstar Cristiano Ronaldo erzählt, dass er sich noch die Fussbälle schnappt und Freistösse übt, während seine Teamkollegen bereits unter der Dusche stehen! Erfolgreiche Männer arbeiten meist auch mehr als der Durchschnitt. Daran scheitern sehr viele Ehen und Beziehungen, da der Mann keine Zeit mehr für seine Partnerin oder die Familie hat! Doch das sagt der Halo-Effekt nicht voraus!

„Männer sind wie ein guter Wein – mit den Jahren werden sie besser!“

Übrigens sind es nicht nur die Mächtigen dieser Erde, sondern auch die Bekannten, die sich gerne mit jungen Frauen schmücken: Michael Douglas, Al Pacino, Heiner Lauterbach, Sky Du Mont, Joschka Fischer und die bereits verstorbenen Johannes Heesters und Heinz Konsalik. Beim Mann sind es die Beschützer-Instinkte oder die Furcht vor gleichalten und ebenbürtigen Partnerinnen. Das Gefühl, es trotz des Alters „noch zu können“, zeichnet jeden Mann vor gleichaltrigen Geschlechtsgenossen aus! Ausserdem bemerken viele in den Midlife Crises, dass sie einiges im Leben verpasst haben. Eine junge Frau reisst sie aus der täglichen Routine, aus der Lethargie heraus. Sie holen all das nach, was sie damals nicht gemacht haben! Männer wie Emmanuel Macron sind da eher die Ausnahme. Schon sehr bald besteht jedoch die Gefahr, dass Mann nicht mehr mithalten kann. Etwas gewagter schon die These, dass es sich um einen Mutterkomplex beim Mann handelt. Er sucht jemanden, der ihn umsorgt, wie es damals in Kindheitstagen die Mutter gemacht hat.

Bei der Frau hingegen gehen die Soziologen und Psychologen vom Vater-Komplex aus! Vor allem Töchter alleinerziehender Mütter suchen sich später den Vaterersatz. Ja, so manch eine sagt sogar zu Ihrem wesentlich älteren Mann „Daddy“ oder „Papa“! In vielen Fällen spielt das äussere Erscheinungsbild des Mannes insofern keine Rolle, als der meist so attraktiv machend zu glaubende SixPack durch Männlichkeit ersetzt wird: Verlebtere Gesichtszüge, graue Haare, … So gelten beispielsweise George Clooney oder Richard Gere nach wie vor als Traummänner für so manche Frau. Sie sind erfahrener, gut situiert und emotional gefestigter! Zudem kostet die junge Frau meist, neben dem bereits erwähnten Ansehen in der Gesellschaft und wirtschaftlicher Versorgung, die Macht über den Mann aus, der (je älter er wird, desto mehr) befürchtet, die junge und attraktive Frau verlieren zu können und sie deshalb herzergreifend umsorgt. Bleiben die unterschiedlichen Interessen und auch Lebensziele!!!

Werte Herren – Der Markt übrigens besticht mit einem hervorragenden Angebot an Ende 20/Anfang 30-jährigen. Junge gut aussehende Frauen, die erst mal versucht haben, ihre Karriere in’s Laufen zu bringen, dann jedoch, wenn sie am Abend nach Hause kommen, bemerken müssen, dass ihnen in ihrem bisherigen Leben etwas fehlt! Hier heisst es zugreifen, denn – glaubt man der Werbung eines Partnervermittlers: Alle elf Minuten verliebt sich ein Pärchen nur bei diesem einen Unternehmen! Nun – wie sich zeigte, ein Irrtum. Deshalb entschied auch der EuGH für ein Widerrufsrecht des Abos geurteilt. 50,6 % der insgesamt 22,69 Mio Singles in Deutschland sind weiblich (Stand: 2019). 42,5 % davon waren Frauen unter 49 Jahren. Viele davon sind zwar voll in die Gesellschaft integriert – sie leiden aber dennoch an Bindungsangst. Oder – gerade bei den Jüngeren – warten auf den Prinzen auf dem weissen Schimmel, der sie in sein Reich nach Phantasia entführt! Derartig hohe Ansprüche können die wenigsten gleichaltrigen Männer erfüllen – ältere hingegen sehr wohl! Früher bestand die einzige Karriere-Möglichkeit einer Frau darin, einen erfolgreichen Mann heiraten zu können – ohne sexistisch-diskriminierend klingen zu wollen, da Frauen erst seit einigen Jahr-zehnten auch beruflich erfolgreich sein dürfen! Im Deutschland von heute besitzen 1,4 Mio alleinstehende Frauen einen Hochschulabschluss und besetzen in den meisten Fällen Führungspositionen. Bei den Männern sind die Managementebenen vornehmlich mit Familienvätern besetzt! Mütter hingegen arbeiten meist Teilzeit!

Abschliessen möchte ich heute mit einem Satz eines grossen Schau-spielers, der perfekt in das Beuteschema so manch junger Frau passt – Jack Nicholson:

„Dass man Liebe mit Geld nicht kaufen kann, glaubt man erst, wenn man genug Geld hat!“

Lesetipps:

.) Macht macht sexy: Entfessle deine Stärke mit dem Excalibur-Prinzip; Carola Orszulik; Metropolitan 2018

.) Das macht Männer sexy / Das macht Frauen sexy; Peter Haass; Heyne 1991

.) Was die Liebe stark macht. Die neue Psychologie der Paarbeziehung; Hans-Werner Bierhoff/Elke Rohmann; Rowohlt TB 2005

.) Lehrbuch Klinische Paar- und Familienpsychologie; Guy Bodenmann; Hogrefe 2016

.) Soziale Interaktion und Kommunikation – Eine Einführung in die Sozialpsychologie; Joseph P. Forgas, Dieter Frey; BeltzPVU 1999

.) Der Halo-Effekt: Wie Manager sich täuschen lassen; Phil Rosenzweig: ; Gabal, Offenbach 2008

Links:

– www.uni-muenster.de

– www.ursachewirkung.com

– www.psychologicum.de

– www.bauer-jelinek.at

– www.mysugardaddy.eu

– dating.seitenvergleich.at/SugarDaddy

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