Archive for April, 2024

Noro – Der Dauerplatz auf der Toilette

Mit dem Frühling beginnt allerorts wieder die Volksfestzeit! Egal ob gross – wie der Augsburger Plärrer, das Münchner Frühlingsfest auf der Theresienwiese oder das Maifest im Wiener Prater – oder klein – wie das Radieschenfest in Hall i.T. oder das Wasserburger Frühlingsfest – Millionen Menschen, ob klein oder gross, strömen in die Festzelte, um den Beginn der warmen Jahreszeit mit grosser Gaudi zu feiern. Und am Montag geht’s dann wieder in die normale Welt zurück! In diesem Jahr allerdings nicht unbedingt bei allen. Beim Stuttgarter Frühlingsfest auf dem Cannstatter Wasen geschah der „Worst Case“ eines jeden Fest-organisators und Gastronomen: Noro! Bis Freitag waren rund 730 Fälle beim Stuttgarter Gesundheitsamt gemeldet – eines der wohl grössten Ausbruchsgeschehen der baden-württembergischen Landeshauptstadt. Viele davon besuchten ein bestimmtes Festzelt auf dem Wasen und infizierten dann Angehörige, Freunde und Arbeitskollegen. Deshalb muss davon ausgegangen werden, dass sich die Zahl der Erkrankten noch weiter erhöhen wird. Bei der Stadt schrillten die Alarmglocken, ein Heer von Experten wurde ausgeschickt, die Sache zu überprüfen. Das Ergebnis: Den Festzeltbetreiber trifft keine Schuld – die hygienischen Vorgaben wurden allesamt eingehalten. Ergo: Der Virus musste von einem oder mehreren Gästen eingebracht worden sein. Es war also keine Infizierung durch Essen oder Getränke, sondern eine sog. „Schmierinfektion“! Übrigens: Im vergangenen Jahr besuchten nicht weniger als 1,4 Mio Menschen dieses Frühlingsfest.

Noro – eine wirklich eklige und nicht zu unterschätzende Gefahr. In der internationalen Auflistung der Erkrankungen, der ICD, wird diese akute Magen-Darm-Infektion unter der Klassifizierung A08.1 geführt (eine spezielle Art der Gastro-Enteritis). Die Infektion geschieht durch Speisen und Getränken, aber auch durch Ansteckung, wenn beispielsweise ein Infizierter einen Gegenstand wie den Haltegriff in der Strassenbahn oder ein Glas berüht (fäkal-orale Infektion). Es kann aber auch auf der Toilette geschehen. Bereits wenige Stunden nach der Ansteckung (sechs bis manchmal 50 Stunden) erscheinen die ersten Symptome. Der Krank-heitsverlauf ist zumeist kurz (ein bis drei, manches Mal auch bis zu fünf Tage), dafür umso heftiger: Bauchschmerzen, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen. Nicht selten gesellen sich auch Kopf- und Gelenkschmerzen sowie leichtes Fieber hinzu. Aufgrund des Flüssigkeitsverlustes besteht gerade für ältere bzw. vorerkrankte Menschen, aber auch für Kinder die grosse Gefahr der Dehydration und einhergehend das Kippen des Elektrolydhaushaltes (Salzhaushalt), das schlimmsten Falles zu einer Bewusstseinsstörung, Krampfanfällen oder gar Nierenversagen und einem Kreislaufkollaps führen kann. Betroffene sollten deshalb viel Mineral-wasser, Kräutertees trinken sowie dünne Brühen, wie zum Beispiel Oma’s Hühnerbrühe, schlürfen bzw. Früchte essen. Bei Schwangeren besteht für das ungeborene Kind direkt keine Gefahr! Allerdings kann der hohe Druck durch Erbrechen und Durchfall ein vorzeitiges Eintreten der Wehen verursachen.

Dabei ist der Noro-Virus gar nicht mal so selten. Nach Angaben des Robert-Koch-Institutes ist er für rund 50 % der Magen-Darm-Erkrankungen bei Erwachsenen verantwortlich, bei Kindern für 30 %. Er ist hochinfektiös, es reichen bereits zwischen 10 bis 100 Viruspartikel! So geschehen die meisten Infektionen von Mensch zu Mensch, also durch direkte oder indirekte Berührung (wie Türklinken oder Treppengeländer). An Oberflächen (ausser bei Kupfer – das tötet viele Krankheitserreger ab) bleibt der Virus mehr als 12 Stunden lang infektiös. In Speisen oder Getränken übersteht er auch mehrere Minuten lang Temperaturen von 60 Grad und kommt zudem in gekühlten Speisen vor (Achtung vor Eis-würfeln und Leitungswasser in südlicheren Ländern). Schlechte Nach-richten für alle Austern-Fans: Im Gewebe der Muscheln können sich die Viren besonders lange halten.

Vorbeugen kann man einer Infektion durch gute Hygiene, wie etwa dem richtigen (!) Händewaschen. Das sollten wir jedoch bereits in der Grippe- und Coronazeit kennengelernt haben. Erhöhte Vorsicht allerdings besteht bei Händetrocknern. Sie verteilen die Viren im ganzen Raum, wenn die Hände nicht ordentlich gewaschen wurden („Tröpfcheninfektion“). Zudem sollten im Bad Toilette, Wasserhähne und Waschbecken bei Verdacht gut desinfiziert werden. Besteck, Gläser und Teller dürfen nicht gemeinsam genutzt werden. Speisen sollten gekocht oder längere Zeit hinweg bei über 60 Grad Celsius erwärmt werden. Aber auch natürlich kann man sich vor einer Infektion schützen: Durch Zitronen, Orangen oder Granatäpfeln! Das Citrat der Zitronensäure koppelt sich an die Viren an und verhindert dadurch wiederum das Anheften derselben an die Körperzellen, in welchen die Vermehrung erfolgt. Allerdings ist dies kein umfassender Schutz – den gibt es nicht!

In Deutschland besteht bereits bei Verdacht auf eine Noroerkrankung aufgrund des Infektionsschutzgesetzes ISG Meldepflicht! Mit Medika-menten können lediglich die Symptome behandelt werden – in schweren Fällen auch durch eine Elektrolyd-Infusion. Erkrankte sollten sich unmittelbar nach Hause zurückziehen, Kinder dürfen nicht mehr Gemein-schaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Schulen besuchen. Eine Immunisierung gegen die Noro-Viren gibt es nicht, auch eine über-standene Erkrankung schützt nicht vor einer weiteren. Es bilden sich nämlich stets verändernde Subtypen des Virus.

Passen Sie gut auf sich auf!

Links:

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Vulkane – Die Zerstörungsgewalt des Planeten

Am 19. März wurde die Halbinsel Reykjanes auf Island durch den Ausbruch eines Vulkans bei Grindavik erschüttert. Während sich ein rund 3-5 m hoher Lavastrom in Richtung der Stadt Grindavik ergoss und alles zunichte machte, das sich ihm in den Weg stellte, öffnete sich aufgrund der Eruption auf der anderen Seite eine rund drei Kilometer lange Erd-spalte. Es war der bereits vierte Ausbruch des Vulkans innerhalb von nur drei Monaten – 18. Dezember, 14. Januar, 8. Februar!

Am 17. April brach der Vulkan Ruang im Sangihe-Archipel nördlich von Sulawesi im Nordosten Indonesiens aus. Asche- und Gesteinswolken wurden bis zu 11 Kilometer in die Atmosphäre geschleudert. Die Behörden befürchteten einen Tsunami, wenn Teile des Vulkans ins Meer stürzen würden. Küstenbereiche wurden evakuiert!

Lassen Sie uns heute diese imposante, zumeist jedoch tödliche Laune der Natur etwas genauer unter die Lupe nehmen!

Mit der Detonationsgewalt von mehr als 1000 Hiroshima-Atombomben brach am Morgen des 18. Mai 1980 der Vulkan Mount St. Helens im US-Bundesstaat Washington aus. Der Berg war einst 2.950 m hoch – durch den Ausbruch verlor er ganze 400 m seiner Höhe – das Gestein und die Felsmassen wurden richtiggehend weggesprengt. Sie verteilten sich in den umliegenden 25 km. Rund 400 km2 Wald verbrannten – dieses Gebiet wurde durch die Behörden unter Naturschutz gestellt, damit die natürliche Regeneration besser beobachtet werden kann.

Nicht nur Geologen sind sich einig: Es war eine der spektakulärsten Naturkatastrophen des 20. Jahrhunderts. 57 Menschen fielen ihr zum Opfer. Daß es nicht mehr waren – Glücksgöttin Fortuna hatte wohl ihre Finger im Spiel. Der Berg stand bereits seit Mitte März 1980 unter Beobachtung, da sich das Ereignis durch kleinere Erdbeben und Eruptionen ankündigte. Dennoch wurde keine Sperrzone eingerichtet, wie es der Geomechaniker Barry Voigt (der Onkel der Schauspielerin Angelina Jolie) damals empfohlen hatte, da sich die Nordseite bedrohlich ausbeulte und dieser Nordhang dadurch instabil wurde. Der Grund hierfür waren wirtschaftliche Interessen des Forstwirtschaftskonzerns Weyerhaeuser. Am 27. März schliesslich kam es zu einer Dampfexplosion. Allerdings konnte niemand vorhersehen, daß der tatsächliche Ausbruch mit einer solch wuchtigen Explosion beginnen würde.

Verantwortlich für diesen Ausbruch ist die Juan-De-Fuca-Platte, die sich mit bis zu 4 cm pro Jahr unter die nordamerikanische Kontinentalplatte schiebt. Alsdann entstehen ungeheure Spannungen in den Platten. Hier-urch wuchs das Kaskadengebirge mit vielen Vulkanen. Einige sind aktiv, andere ruhen. Mount St. Helens ruhte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Doch dürfte es der Nordwesten der USA noch nicht über-

standen haben. Experten rechnen mit dem Schlimmsten: Ein starkes Erdbeben mit folgendem Tsunami – „The Big One“! Wann dies kommen wird, da lässt sich Mutter Erde freilich nicht in die Karten schauen.

Vulkane sind die direkte Verbindung zum Rand des 6.700 Grad sehr heissen Erdkerns. Die glühende Magma besteht u.a. aus Kieselsäure, Wasser und gelösten Gasen. Dies erklärt den irrsinnigen Druck, der beim Ausbruch Asche und Rauch kilometerweit in die Atmosphäre schiesst. Die flüssige Masse ist in steter Bewegung: Heisses Material steigt auf, kälteres sinkt ab („Mantelkonvektion“). Unter dem Vulkan sammelt sich dieses Magma in einer Kammer an (immerhin noch rund 1.200 Grad heiss). Meist machen ihm kleinere Erdbeben den Weg frei. Mit den damals gesammelten Erfahrungen können Vulkanforscher und Geologen heute nahezu jeden Vulkanausbruch vorhersagen – jedoch nicht auf den Tag genau.

Im Folgenden möchte ich auf die wohl bekanntesten Vulkanausbrüche unseres Planeten eingehen.

Im Jahre 79 nach Christus brach der Vesuv aus und vernichtete Pompeji – eine bis zu diesem Zeitpunkt blühende Stadt am Golf von Neapel. In den frühen Morgenstunden des 24. August wurde auch hier nach mehreren Erdstössen der Gipfel des Bergs weggesprengt. Die Wolken stiegen rund 20 km weit in den Himmel. Die herunter regnende Asche sowie die Bimssteine begruben die Stadt binnen wenige Stunden unter einer sechs bis sieben Meter hohen Schicht. Viele Einwohner konnten flüchten. Sie kamen einen Tag später wieder in die Stadt zurück – ein fataler Fehler, schliesslich brach die Eruptionssäule zusammen. Als das heisse Gestein auf den Boden aufschlug, erzeugte dies bis zu 400 Grad heisse Druckwellen, die mit rund 300 Stundenkilometern auf Pompeji zurasten. Die Menschen wurden bei lebendigem Leib gegart und schliesslich mit Asche überzogen. Bisher konnten rund 3000 von ihnen aus der inzwischen zu Stein gewordenen Ascheschicht ausgegraben werden. Die Naturkatastrophe wurde aus 25 km Entfernung von dem römischen Schriftsteller Plinius dem Jüngeren beobachtet, der die Ereignisse für die Nachwelt festhielt. Der Niedergang Pompejis gilt als Beginn der modernen Vulkanologie. Ihrer Ansicht nach, ist mit einem erneuten Ausbruch jeder-zeit zu rechnen (Wahrscheinlichkeit liegt bei über 50 %). Das könnte schreckliche Auswirkungen für Neapel haben. Die Millionenstadt liegt am Fuße des Vesuvs.

Knapp 18 Jahrhunderte zuvor explodierte der Vulkan von Santorin. Die griechische Insel, wie sie sich heute präsentiert, kam durch vor allem diesen einen Vulkanausbruch zustande. Im 17. Jahrhundert v. Chr. bildete der Krater dieses mächtigen Vulkans ein Archipel mit einer kleinen Insel in dessen Mitte. Als plötzlich die Erde zu beben begann, flüchteten die Bewohner auf nahegelegene andere Inseln und retteten dadurch ihr Leben. Beim kurz darauf folgenden Ausbruch sollen Asche und Wolken bis auf 40 km in die Atmosphäre geschleudert worden sein, wie Berech-nungen ergaben. Noch heute kann man Asche in den Gletschern Grön-lands nachweisen. Flutwellen erreichten auch die rund 100 km entfernt gelegene Insel Kreta.

Die Insel Krakatau zwischen Sumatra und Bali wurde von insgesamt drei Vulkanen gebildet. 1883 kündigte sich der Ausbruch eines der dreien durch heftige Erdstösse an. Ende August hatte sich dadurch eine Spalte gebildet, in die Meerwasser eindrang. Dies führte zu einer gewaltigen Explosion, die auch im 3.600 km entfernten Australien noch wahrnehm-bar war. Ob nun die drei Vulkane durch die Wucht weggesprengt wurden oder in sich eingebrochen sind, ist auch heute noch nicht ganz klar. Die Flutwellen des folgenden Tsunamis brachten für über 36.000 Menschen auf Bali und Sumatra den Tod. Die Eruptionssäule ragte rund 30 km weit in den Himmel. Die Asche sorgte für eine Verminderung der Sonnenein-strahlung auf der gesamten nördlichen Halbkugel um 25 % – für nicht weniger als 12 Monate. Dadurch ging die durchschnittliche Jahrestem-peratur um zirka ein Grad zurück. Der Krakatau gilt als grösster Vulkan-ausbruch aller Zeiten. Er ist auch heute noch aktiv.

2010 brach auf Island der Eyjafjöll aus. Er befindet sich unter dem Gletscher Eyjafjallajökull, dem mit 78 km2 sechstgrössten Gletscher der Insel. Dieser Vulkan besitzt eine eigene Magmakammer, was dazu führt, dass er sehr aktiv ist. Seit der Besiedelung Islands ist er schon fünfmal ausgebrochen: 920, 1612 (oder 13), 1821, 1823 und schliesslich 2010. Die Lava des Eyjafjöll besteht aus rund 1.200 Grad heissen Dazit und transnationalen Basalten, einem Übergangstyp von Alkali- und Tholeiit-basalt. Deshalb kühlt die Lava auf Basalt ab. Der Ausbruch 2010 selbst kündigte sich ebenfalls bereits am 20. März mit Eruptionen an. Dabei wurde eine riesige Aschewolke ausgestossen. Ihretwegen musste der komplette Flugverkehr Nord- und teilweise auch Mitteleuropas für einige Tage eingestellt werden. Der Ausbruch selbst fand am 13. Mai 2010 statt. Gleichzeitig spuckte auch Katla, ein Vulkan unter dem Gletscher Mýrdalsjökull Lava und Asche. Aus diesem Grund wird ein Zusammen-hang zwischen den beiden vermutet. Auf Island driftet der Mittel-atlantische Rücken über die Wasseroberfläche (etwa zwei cm pro Jahr). Es entsteht ein Grabenbruch.

Der Eyjafjallajökull gehört zur östlichen Vulkanzone an der Südküste Islands. Es ist dies eine vergleichsweise kleine Vulkanzone, setzt man den „Ring of Fire“ daneben. Bei diesem vulkanischen Inselbogen im Pazifik schiebt sich die schwerere ozeanische Platte unter die kontinentale Platte („Subsumtion“). Dadurch gelangen Meeressedimente in die Tiefe. Bei der folgenden Umwandlung der Mineralien wird Wasser freigesetzt, das in die Kontinentalplatte aufsteigt. Das Wasser setzt den Schmelzpunkt des Gesteins herab – es bildet sich Magma. Rund um die Grenze der pazi-fischen Platte stehen sehr aktive Vulkane – der Ring of Fire.

https://www.mineralienatlas.de/lexikon/index.php/Ring%20of%20Fire

Die in diesem Blog im Detail beschriebenen Vulkane hatten grossteils „Vulkaniansche Ausbrüche“, also heftige explosionsartige Ausbrüche meist von kurzer Dauer. Daneben gibt es noch die „Strombolianischen Ausbrüche“ (Platzen von Gasblasen), „Plinianischen Eruptionen“ (hohe Aschensäule mit starkem Ascheregen – etwa beim Pinatubo auf den Philippinen 1991) oder dem unspektakulären „Hawaiianischen Ausbruch“ (Dauerstrom von Lava – der Kilauea auf Hawaii).

Doch sind es nicht nur der Lavastrom, die heisse Asche oder die Deto-nation, die gefährlich werden können. Auch austretende Gase sind zumeist sehr ernst zu nehmen: Fluor (Laki auf Island 1783/1784), Schwefel-Aerosole (El Chichon in Mexiko 1982) uvam.

Vulkanische Krater bilden sich, wenn das Vulkangebäude während oder nach dessen Ausbruch in sich einstürzt („Caldera“). Die in Europa bekanntesten beiden sind Santorin und der Mt. Somma-Vesuv.

Ausbrüche kündigen sich zumeist Tage vorher durch Erdbeben an, wenn sich das Magma durch die Erdmassen drängt. Die beiden plötzlichen Ausbrüche des Ätnas in den Jahren 2004 und 2006 ohne Vorzeichen sind die grosse Ausnahme! Auch ändern sich die Steigungswinkel an den Flanken des Bergs. Diese Zeichen sollten auf jeden Fall entsprechende Massnahmen wie Evakuierung auslösen, da sich Lavaströme zumeist nicht aufhalten lassen, Ascheregen (Aschewolken und Regenwasser) schwere Steine hageln lassen und pyroklastische Ströme ganze Täler zerstören können. Auch Schlammströme können wie riesige Erdrutsche oder Schlammlawinen ganze Ortschaften und Städte begraben. Sie entstehen, wenn sich starke Regenfälle auf sich noch nicht verfestigte Asche ergiessen.

Filme:

– Feuer und Eis – Expedition zum Mount St. Helens; Terra-X-Doku 2019

– Wilder Planet (Folge 1); Terra-X-Doku 2016

– Faszinierende Erde (Folge 4); ZDF-Doku 2020

– Im Schatten des Supervulkans – droht ein neues Pompeji?; ARTE-Doku 2019

Lesetipps:

.) Eruption – The untold story of Mount St. Helens; Steve Olsen; W. W. Norton & Company 2016

.) Hans-Ulrich Schmincke; Vulkanismus; Wiss. Buchgesellschaft 2000

.) Volcanism; Hans-Ulrich Schmincke; Springer-Verlag 2004

.) Die Vulkanausbrüche am Eyjafjallajökull 2010. Eine Zusammenfassung; Dietmar Schäffer; Rainer 2010

.) Eyjafjallajökull. Ungebändigte Natur; Ari T. Guðmundsson, Ragnar Th. Sigurðsson; Bassermann 2010

.) Lebende Erde Facetten der Geologie Islands; Ari Trausti Guðmundsson; Mál og Menning 2007

.) Iceland. Classic Geology in Iceland 3; T. Thordarson, A. Hoskuldsson; Harpenden 2002

Links:

– www.vulkankultour.de

– www.vulkane.net

– volcano.si.edu

– www.vulkan.li

– www.vulkanausbruch.de

– www.eyjafjalla-eruption.de

– earthice.hi.is

– volcanoes.usgs.gov

– www.ngdc.noaa.gov

– en.vedur.is

– www.ct.ingv.it

– www.phivolcs.dost.gov.ph

– www.sernageomin.cl

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Jeder Traum ein Abbild des Lebens?

Neulich hatte ich einen gar komischen Traum: Ich war im Studio um einen Song einzusingen. Dabei hatte ich ein schwerwiegendes Problem: Es war nicht meine Tonlage! Deshalb musste ich mehrere Passagen wieder und wieder nachsingen. Kam mir wie eine Ewigkeit vor. Als ich dann das Lied meiner Freundin vorspielen wollte, wachte ich schweissgebadet auf – und hörte im Radio den Song, dessen Titel ich vorher nicht kannte: „Chasing Pavement“ von Adele! Wow – mehr als grosse Schuhe, die sich mein Gehirn für mich ausgedacht hat – ob nun bewusst oder unbewusst! Der Traum konnte also gar nicht so lange angedauert haben! Wahrscheinlich nahm ich im Unterbewusstsein den Adele-Titel, der im Radio-Wecker lief, wahr und zimmerte mir etwas daraus zurecht! Damit herzlich will-kommen in einer mehr als interessanten Thematik, die nach wie vor sehr umstritten ist: Der Traumdeutung!

Millionen Menschen aller Kulturen dieser Erde glauben seit Jahrhunderten, dass Träume Hinweise auf Ereignisse der Zukunft und auch Lösungswege für deren Probleme geben können. Alsdann hat die Esoterik nicht wirklich viel mit dem Ursprung der Traumdeutung zu tun. Schon im Alten Testament konnte neben anderen Josef den Traum des Pharaos deuten und die Zukunft vorhersagen. Zudem beschäftigten sich die grossen Philosophen der griechischen Antike wie Aristoteles, Platon oder auch Artemidor von Dalis mit der Traumdeutung. Letzterer brachte hierzu gar ein Buch raus, das bis ins Mittelalter als „Bibel der Traumdeutung“ galt. Weitere grosse Namen wie Thomas von Aquin, Rabanus Maurus und Johannes Hartlieb etc. haben sich in die Traumdeutung verirrt! Oftmals gegen die Kirche, dafür jedoch sehr beliebt im Volk. Sigmund Freud (Richtiger Name: Sigismund Schlomo Freud) schliesslich baute seine Theorien darauf auf, dass Träume nicht die Verarbeitung der Tages-erlebnisse sind, sondern ein Tor zum Unbewussten. Sie zeigen versteckte Wünsche, die aufgrund gesellschaftlicher Zwänge nicht geäussert werden dürfen. Der Grundstein der Psychoanalyse! Durch die Reduzierung der kognitiven Hemmung gelangt ein Teil des Unbewussten als Traum ins Bewusstsein. Dabei kommt den symbolischen Botschaften eine besondere Bedeutung zu. Bei Carl Gustav Jung ist es etwas schwieriger: Er meinte, dass das explizite Traumbild umkreist und die begleitenden Traum-symbole ebenfalls analysiert werden sollen. Der Traum ist die innere Wirklichkeit, deren Symbole durch persönliche Assoziationen analysiert werden sollten. In den 1970er Jahren erhielt die Traumdeutung einen neuen Anschub durch die australische Traumforscherin Ann Faraday einen neuen Anschub. Können die verschiedenen Traumbilder aus dem Unbewussten des Menschen tatsächlich wissenschaftlich relevante Lösungsansätze aufweisen? Eine vollkommen wissenschaftliche Erfor-schung wird es wohl nicht geben!

Nun – ganz so falsch lagen sie alle nicht! Schliesslich ist der Schlaf die Ruhephase des Körpers. Physisch werden die Funktionen auf ein Mini-mum heruntergefahren, damit die ganze Kraft in Schwachstellen fokus-siert werden kann. Deshalb ist auch der aus Doktorserien allseits bekannte Spruch „Wenn er die Nacht durchkommt, hat er’s überstanden!“ gar nicht mal so falsch. Psychisch sieht die Lage schon etwas anders aus. Die Neurobiologie hat durch Studien, u.a. durch Zuhilfenahme der Elektroenzephalografie (EEG), nachgewiesen, dass das Gehirn vornehm-lich in der REM-Phase wahre Feuerwerke abschiesst. Kurz zur Erklärung: Bis 2007 galt die Nomenklatur von Allan Rechtschaffen und Anthony Kales aus dem Jahr 1968, jetzt wird wissenschaftlich (American Academy of Sleep Medicine) unterschieden zwischen:

  • Wachliegen
  • REM-Schlaf
  • Leichtschlaf – Stufe 1
  • Leichtschlaf – Stufe 2
  • Tiefschlaf

Betrachten wir uns das etwas genauer:

Die Phase kurz vor dem Einschlafen wird als „Wachliegen“ bezeichnet. Manche Forscher unterscheiden hier nochmals zwischen der Aufmerk-samkeitsphase mit bewusster Wahrnehmung der Umgebung und der Entspannungsphase, wenn die Augen bereits geschlossen werden.

Der Leichte Schlaf Stufe 1 folgt auf das Wachliegen. Die Muskeln entspannen sich, das bewusste Wahrnehmen schwindet.

Der Leichte Schlaf Stufe 2 verbraucht etwa 50 % des Schlafes. Immer wieder zwischen den Schlafphasen wird jegliche Wahrnehmung gehindert.

Die „REM-Phase“ oder auch der „REM-Schlaf“ ist der Traumschlaf. Hier spielen sich Dinge ab, die niemand alleine wahrnimmt: Adrenalin-ausschüttung, erhöhter Blutdruck, Magenaktivität und auch das sog. „Rapid-Eye-Movement“, das Rollen der Augäpfel, das dieser Schalfphase den Namen verlieh. Während Neugeborene nahezu ausschliesslich in dieser Phase schlafen, beschränkt sich die bei Erwachsenen auf rund 104 Minuten pro Nacht – alle 90 Minuten gibt es eine REM-Phase!

Der Tiefschlaf tritt ebenso immer wieder zwischen den Phasen ein – er nimmt alsdann auch einen Grossteil des Gesamtschlafes ein. Hier übrigens sprechen manche Menschen, andere schlafwandeln.

Die Dauer bzw. der Übergang zwischen den Phasen ist von Mensch zu Mensch verschieden. Aufgrund dieser unterschiedlichen Abschnitte wird ein solcher Schlaf auch als „Polyphasischer Schlaf“ bezeichnet. Das Powernapping nach dem Mittagessen bzw. der Mittagsschlaf zählen nicht dazu – sie sind zu kurz auch für Träume.

Zurück zur Traumdeutung:

Träume sind grundsätzlich ein Produkt des Unbewussten. Erlebnisse, Geschichten und ja sogar Gefühle werden während des Traumes im Kopf verarbeitet. Das Unbewusste (Unterbewusstsein) kommuniziert mit dem Bewusstsein! Hierüber sind sich die Wissenschafter einig. Bei der Deutung allerdings gehen die Meinungen weit auseinander: So beschäftigt sich die „Oneiromantie“ mit der Analyse der Probleme und den anschliessenden Lösungsmöglichkeiten. Wer sich in dieser Richtung interessieren sollte, kann gerne eines der vielen Traumdeutungs-Lexika online abrufen oder nachblättern. Doch Vorsicht – zwischen 1 bis 16.500 Traumsymbolen ist alles möglich – oneiromantisch, tiefenpsychologisch oder spirituell.

Folgend nur ein paar Beispiele:

.) Feuer bedeutet Licht, Wärme und Schutz, aber auch Zerstörung

.) Zahnausfall – Verluste im Geschäftsleben, weniger Verdienst

.) Die Zahl 2 steht für Zweisamkeit (Paar), aber auch Gegensätze

.) Hinabgehen der Kellerstiege – Geduld und Ausdauer sind in nächster Zeit im Job und Privatleben gefordert

Sie sehen also – eine allgemeine Regel für solche Erscheinungsbilder gibt es nicht. Wichtig ist der persönliche Bezug dazu. So gibt es etwa auch geschlechterspezifische Unterschiede. Träumt eine Frau von einer Geburt, so kann dies als neue Einstellung zum Leben gesehen werden, bei Männern hingegen als das Ergebnis, die Vollendung ihrer Pläne.

Die psychologische Traumdeutung (empirische Traumdeutung) hingegen ist zumeist die Grundlage für eine Therapie zur Traumabewältigung. In nahezu allen Fällen eines Traumas (Unfall, Krieg, Verlust von Angehörigen, Gewalt in der Familie, …) leiden die Betroffenen unter Albträumen. Die richtige Analyse dieser Träume kann einen wesentlichen Beitrag zur Besserung liefern. Dazu aber müssen die Betroffenen ihre Träume auch noch nachvollziehen können, was am kommenden Morgen sehr schwer ist. Deshalb wird grundsätzlich empfohlen, dass man Träume notiert. Gerade bei Alpträumen wacht man zumeist schweissgebadet auf. Dann ist es wichtig, einen Notizblock zur Hand zu haben, da meist nur der letzte Traum am kommenden Morgen noch in Erinnerung ist.

Diese Art der Traumdeutung muss Experten überlassen werden, da ansonsten alles nur noch mehr verschlimmert werden kann.

Welche Träume werden nun in der Nomenklatur unterschieden?

– REM-Traum

Hierbei handelt es sich um einen intensiven und zumeist langen Traum, der emotional durchlebt wird

– Non-REM-Traum

Diese Träume treten in den beiden Phasen Leichter Schlaf 1 und 2 auf und sind zumeist kurz

– Einschlaftraum

Sehr kurze Träume in der Einschlafphase

– Albtraum

Ein emotional höchst aufreibender REM-Traum, der meist zu einem durch Angst oder Panik verursachten Aufwachen führt.

– Pavor nocturnus

Dieser Traumtypus tritt vornehmlich bei Kindern bis zum siebten Lebens-jahr auf. Es ist ein panikartiges Aufwachen aus dem Tiefschlaf und wird gerne als „Nachtangst“ bezeichnet.

Traumdeutungs-Experten scheinen weitestgehend bei folgenden Traum-typen überfordert zu sein:

.) Posttraumatische Träume

Wie zuvor angedeutet, liegen die Ursachen dieser Träume in schlimmen Wacherlebnissen des Betroffenen, die er im Traum immer wieder erlebt. Deshalb können sie mit der klassischen Traumdeutung auch nicht analy-siert werden.

.) Klarträume (auch luzide Träume)

Auch dieser Traumtypus kann nur schwer gedeutet werden, da der Träumende seinen Traum bewusst erlebt und ihn stets selbst verändern bzw. umgestalten kann. Diese bewusst hinzugefügten Traumbilder können nicht gedeutet werden, wenn das bewusste Umfeld des Betroffenen nicht bekannt ist.

.) Wahrträume

Hierbei bewegen wir uns unter Umständen im Esoterikbereich, da dieser Traumtypus einer Vorhersehung gleich kommt. Dem Träumenden ist voll bewusst, dass dieser Traum, dieses unbeschreibliche Gefühl gerade irgendwo in der realen Welt geschieht bzw. zeitnah geschehen wird. Derartige Träume bedürfen keiner Deutung. Obgleich die Wissenschaft für solche Vorhersehungen keine Erklärung hat, gibt es sie dennoch. Allerdings nur bei einer sehr kleinen Anzahl der Menschheit!

.) Warnträume

Warnträume unterscheiden sich nur sehr gering von normalen Träumen, wirken jedoch zumeist wie Wahrträume. Befragt man Menschen nach einem solchen Warntraum nach ihrem Gefühlszustand, so können sie diesen meist nicht definieren.

.) Wunschträume

Bestimmt eine Vorstellung meinen Alltag (etwa ein Urlaub auf Tahiti) so sehr, dass ich intensiv daran denke, so wird dieser Wunsch auch mein Traumleben beeinflussen. In diesen Träumen kommen Traumbilder vor, die nicht gedeutet werden können, da sie zur Traumkulisse zählen.

Auch bei Kindern ist eine Traumdeutung eher als problematisch anzu-sehen, da sie einen komplett anderen Bezug zu Traumsymbolen haben bzw. ihnen die vollständigen Assoziationen zu den Traumbildern fehlen.

Übrigens können Sie schlechten Träumen vorauswirken:

  • Konsumieren Sie keinen Alkohol oder Drogen bzw. starke Medikamente vor dem Schlafengehen
  • Extreme Müdigkeit führt sehr häufig zu schlechten Träumen
  • Gehen Sie niemals hungrig oder durstig zu Bett
  • Toilettengang vor dem zu Bett-Gehen ist Pflicht
  • Besprechen Sie Tageserlebnisse zuvor mit einer Person ihres Vertrauens
  • Keine emotional aufputschenden Bücher oder Filme am Abend
  • Ein Schlafzimmer an einer stark befahrenen Strasse ist keine wirklich gute Lösung
  • Eine zu kleine Bettdecke führt zum Verrutschen und somit zum Auskühlen des Körpers

Jeder Mensch träumt, doch können sich viele nicht mehr daran erinnern. Pro Nacht sind es zirka vier bis sechs lange Träume und mehrere Kurzträume bzw. Sequenzen. Eine Möglichkeit für ein schlechtes Erinnerungsvermögens ist, dass der Betroffene zu wenig Schlaf, eine andere etwa dass er zu viel Stress im Alltag hat, Alkohol, Essen, …! Dem Erinnerungsvermögen kann allerdings auf die Sprünge geholfen werden: Meditative oder Entspannungsübungen vor dem Schlafengehen, nehmen Sie sich dabei fest vor, sich an die Träume erinnern zu können. Sollte es nicht gleich von Anfang an funktionieren, verlieren Sie nicht den Mut. Wenn es dann aber klappt, schreiben sie alle Traumerlebnisse in ein Traumtagebuch und nehmen Sie sich die Zeit, diese Symbole auszu-werten.

Ich wünsche Ihnen süsse Träume!

Links:

Lesetipps:

.) Träume: Die Wissenschaft enträtselt unser nächtliches Kopfkino; Michael Schredl/Georg Rüschemeyer; Ullstein Buchverlage 2007

.) Deine Träume – Schlüssel zur Selbsterkenntnis; Ann Faraday; FISCHER Taschenbuch 1980

.) Schlaf und Traum; Hans Winterstein; Springer Berlin 1932

.) Schlaftagebuch; Lutz Graumann/Utz Niklas Walter/Fabian Krapf; riva 2019

.) Der Schlaf – Neurophysiologische Aspekte; Hrsg.: U.J. Jovanovic; Springer Berlin 2012

.) Schlafcoaching – Wer wach sein will, muss schlafen; Gerhard Klösch/Brigitte Holzinger; Goldegg Verlag 2013

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Eiszeit – oder doch vielleicht Heisszeit???

Themen, die gegenwärtig die Gemüter erhitzen, gibt es beinahe wie Sand am Meer. Sei es der Angriffskrieg von Russland, mit seinen Auswirkungen auf die Eurozone, sei es der Angriff der Terrorgruppe Hamas auf Israel mit der anschliessenden menschlichen Tragödie im Gaza-Streifen oder sind es die vielen Streiks von Angestellten aller Branchen, die auch etwas vom Kuchen der Investoren abbekommen möchten, wenn Millionen- oder gar Milliardengewinne eingefahren werden.

Doch sind wir uns ehrlich: Jeder zitiert den guten, alten Rudi Carrell mit seinem Song: „Wann wird’s mal richtig wieder Sommer!?“ Also, lassen Sie mich doch etwas über das Wetter plaudern.

Wetterkapriolen sind auch hier in Mitteleuropa leider nichts Neues mehr!!! Doch dieses Jahr 2024 wird wohl alle bisherigen Rekorde purzeln lassen: Neben dem Rekord-Winter von 2006/07 wärmster Winter seit Beginn der Aufzeichnungen, der März lag in vielen Bereichen 3,4 Grad über dem Mittel (wärmster März ever!) und mit 30 Grad am ersten April-Wochen-ende verschiebt sich der Sommer schon weit in den Frühling hinein. Später hingegen sorgen sicherlich wieder schwere Unwetter für ordent-liches Tohuwabohu. Teils muss auch in den Sommermonaten erneut die Heizung angestellt werden. Nicht wenige Menschen werden nun den Vulkanen oder der Feuerrodung der Urwälder die Schuld in die Schuhe schieben – doch ich muss Sie enttäuschen: Beides trägt zwar auch dazu bei – allerdings liegt die Ursache für das Pullover- und Kuschelwetter mitten im Hochsommer bzw. Bikini-Temperaturen zu Ostern weit tiefer! Deshalb werden wir heute mal einen Abstecher in die Klimatologie machen. Unter dieser verstehen wir jene interdisziplinäre Wissenschaft, welche die Fachbereiche Meteorologie, Geographie, Geologie, Ozeano-graphie und Physik vereint. Nur unter Einbindung jeglicher Phänomene aus diesen Teilbereichen kann das Wetter auch verstanden werden. An sehr nassem Wetter sind zumeist Tiefdruckgebiete aus dem Mittelmeer verantwortlich, die Ihre zigtausend Tonnen schwere Last meist über Süd-ost-Europa, manches Mal aber auch über Mitteleuropa loswerden. Kaltes, nasses Wetter hingegen kommt vornehmlich aus dem Nordsee-Bereich mit Einflüssen aus dem Atlantik.

Und schon sind wir beim Golfstrom gelandet. Die Meeresheizung für Nordwest-Europa verliert nämlich langsam an Kraft. Und dies ist das Horrorszenario, das die Klimaforscher aufgrund der Erderwärmung befürchten: “Dann wird’s hier kalt!” (Detlef Quadfasel von der Universität Hamburg in einem Vortrag 2005). Tatsächlich hat sich die Zirkulation des Stromes zwischen 1957 und 2004 um rund 30 % verlangsamt (Harry Bryden vom National Oceanography Centre in Southampton). Diese Meinung untermauert auch eine aktuelle Studie von drei Forschern der Universität Utrecht: Die tief reichende Zirkulation des Atlantiks (der Golf-strom) könnte in den kommenden Jahrzehnten kollabieren! Verantwort-lich dafür, so die drei Forscher aus Utrecht und auch Jahre zuvor Bryden, ist starker Süsswasserzufluss in die nördlichen Meere!

Der Golfstrom entsteht in den Tropen. Er bringt uns warmes, salzhaltiges Wasser aus dem Süden. Dieses kühlt sich auf seinem weiten Weg in Richtung Norden ab, bis die Küste Grönlands und Nordamerikas erreicht ist. Dort sinkt das nunmehr kalte, salzige und somit schwere Wasser ab und fliesst wieder (am Meeresgrund entlang) in Richtung Süden. Hier-durch entsteht im Norden ein Sog, der kontinuierlich immer wieder warmes Wasser aus den Tropen ansaugt. Das ist das Prinzip des Golf-stromes.

Durch die Klima-Erwärmung bringt vermehrter Regen die Flüsse zum Anschwellen und das ewige Eis in der Arktis schmilzt weg. Dadurch kommt kaltes, nicht salzhaltiges Wasser ins Meer. Dieses ist nicht so schwer (da nicht so dicht), sinkt deshalb nicht so leicht ab und bringt den Sog des Stroms gehörig ins Wanken. Soweit die Untersuchungen der Ozeanographen. Hierdurch allerdings versagt auch die Heizung für die britischen Inseln. Kollabiert der Golfstrom, würde dies einen Temperatur-abfall von plötzlich rund vier Grad bedeuten – für ganz Europa. Mutter Natur wirkt somit – so paradox es auch klingen mag – der Erderwärmung entgegen. Klimatologen empfehlen deshalb, SOFORT alle Massnahmen gegen die Erderwärmung zu ergreifen. Und da sind wir beim kleinen Herrn Müller, der kleinen Frau Maier angelangt: Je weniger CO2 (Kohlen-dioxid) erzeugt wird, desto weniger erwärmt sich auch die Erdatmosphäre. Dieses Gas trägt nämlich massgeblich zur Erderwärmung bei. Die Luft wird aufgewärmt (durch etwa die Infrarot-Strahlung der Sonne), die Wärme kann aber nicht mehr abgegeben werden – sie wird gespeichert – es wird wärmer. Um wieviel Grad bis zum Jahr 2100 ist abhängig von der Emission der Treibhausgase – manche Wissenschaftler gehen von 4,7, andere von gar 6,4 Grad aus. Bestes Beispiel ist das Ansteigen des Vegetationsgürtels bzw. der Baumgrenze. Waren gewisse Höhen bisher nur sog. Krüppelhölzern vorbehalten, so siedeln sich vermehrt auch heimische Baumarten rund um diese magische Zone an (in den Alpen liegt die Vegetationsgrenze zwischen 2.400 bis 2.500). Forstwissenschaftler erfassten beispielsweise im Jahr 1986 in einer Studie erstmals alle Pflanzenarten im Wetterstein, einer Gebirgskette der Nördlichen Kalkalpen mit dem höchsten Berg Zugspitze, die im Süden Deutschlands und Westen Österreichs liegt. 2022 fanden sie sich an denselben Stellen erneut ein und kamen zu erstaunlichen Resultaten: Innerhalb dieser 36 Jahre etwa kletterte die Buche von damals 1.390 Höhenmetern auf 1.480! Aber auch Gefässpflanzen und Moose vermehren sich. 1986 zählten die Forscher noch 45 Gefässpflanzen und 18 Moose – 2022 waren es bereits 65 bzw. 25! Ganz oben, direkt an der Felsgrenze anliegend befindet sich der grösste Zirbenwald Deutschlands. Hier wachsen insgesamt 90 Pflanzenarten. Sollte die Baumgrenze weiter ansteigen, könnte die Zirbe durchaus verdrängt werden.

CO2 entsteht vornehmlich bei der vollständigen Verbrennung von kohlenstoffhaltigen Materialien unter ausreichender Sauerstoffzufuhr (unvollständige Verbrennung mit zu wenig Sauerstoff führt zu Kohlenmonoxid CO), der Verfaulung oder durch die Atmung von Organismen. Kohlenstoffdioxid (wie es eigentlich chemisch richtig heisst) kommt in der Luft in einer mittleren Konzentration von 0,038 % vor. Federführend für die CO2-Messung sind die Angaben des Mauna Loa-Observatoriums auf Hawaii. Im laufenden Jahr hat das Observatorium stark gestiegene Daten gemeldet, die v.a. eine durch Menschen hervor-gerufene Ursache haben: Der errechnete Jahresdurchschnitt wird bei etwa 423.6 ± 0.5 Teilen pro Million (ppm) liegen, das entspricht einem Anstieg von etwa 2.84 ppm gegenüber des Vorjahres.

Werden biogene Stoffe verbrannt, so haben diese während des Wachs-tums sehr viel CO2 verarbeitet, sie produzieren beim Verfaulen ebenso viel Gas wie bei deren Verbrennung. Gelangen aber nun auch mineralische Stoffe (wie Erdöl oder Kohle) zur Verbrennung, so hat die Natur keine Kapazitäten in ihrem Kreislauf mehr frei. Damit sollten alle Vorgänge, die auf diese Weise Kohlendioxid freisetzen, vermieden werden. Flugreisen oder Autofahrten etwa! Das kleine österreichische Bundesland Vorarlberg zeigt den Grossen auf, wie es richtig gemacht werden sollte. Der Verkauf von Fortbewegungsmitteln, die durch alter-native Energien gespeist werden (v.a. Strom) nimmt kontinuierlich zu (das Land ist seit 2008 Vorzeigeregion für die Elektromobilität – auch wenn die Zahlen zuletzt eingebrochen sind). Daneben legen Herr und Frau Vorarlberger jedes Jahr hunderte Kilometer auf dem Fahrrad zurück. Das Radwegenetz durchzieht das Land auf rund 1.000 km – das ist ebenso viel wie die “Tour Brandenburg”, Deutschlands längster Radweg. Im letzten Jahr nahmen 10.000 Menschen an der Aktion “Vorarlberg radelt” teil, sie kamen auf 9,6 Mio Kilometer, dadurch konnten 1.692 Tonnen CO2 eingespart werden. In der Aktion WinterRadius erreichten die 2.763 Teilnehmer aus dem Ländle in der kalten Jahreszeit zwischen November und Februar im Durchschnitt noch immerhin 360 Kilometer. Hut ab! Der meiste verbrauchte Strom wird hier durch Wasserkraft oder andere alternative Energieträger (wie etwa der Sonnenkraft über die Photovoltaik) gewonnen. Auch in der Ernährung sollte stets darauf geachtet werden, dass heimische Produkte mit kurzen Anfahrtswegen bevorzugt werden. In früheren Zeiten gab es im Winter auch keine Mangos oder Granatäpfel (doch hierüber habe ich ohnedies schon mal geschrieben!).

Wie sehr das Thema Umwelt- und Klimaschutz zum Verkaufsschlager wird, beweisen auch die Buchveröffentlichungen und Filmpremieren der letzten Jahre, wie etwa “Geostorm”, “The day after tomorrow”, “Don’t look up”, … So brachte auch die österreichische Hellseherin und Sterne-deuterin Rosalinde Haller das Buch “Aufwachen” auf den Markt. Sie sagt neben der Zerstörung der französischen Hauptstadt Paris alsdann einen Tsunami für New York voraus. Die Folge hiervon hat etwa Regisseur Roland Emmerich mit seinem Kassenschlager “2012” in die Kinos gebracht (obwohl hier eine Sonneneruption dahintersteckte).

Mit grosser Freude habe nicht nur ich die Betroffenheit der Politiker zur Kenntnis genommen, als die UNO den Klimabericht 2010 veröffentlichte. V.a. Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel preschte damals lautstark vor und hat sich vorort ein Bild etwa in Grönland gemacht. Umso bedauerlicher allerdings ist es, erkennen zu müssen, dass – wie auch alle Weltklimakonferenzen seither stets aufzeigen – global nichts dabei rauskommt. Ralf Bütikofer von den deutschen Grünen formulierte es einmal recht treffend in einem Interview:

“Wir haben nur 10 bis 15 Jahre Zeit – und keine zweite Chance!”

Also: Packen wir’s endlich an!!!



Film-Tipps:

  • The Day after tomorrow
  • Eine unbequeme Wahrheit
  • Before the flood
  • Jane’s Journey – Die Lebensreise der Jane Goodall
  • 11th Hour – 5 vor 12
  • Geostorm

Lesetipps:

.) So retten wir das Klima; Michael Sterner; Komplett-Media GmbH 2022

.) Erste Hilfe für die Erde: Mark Maslin; Franckh-Kosmos 2022

.) 3 Grad mehr; Klaus Wiegandt; Oekom Verlag 2022

.) Denkfehler und Klimakrise – Was helfen kann, die Welt zu retten; Michells Stern; BoD 2024

.) Das Klimabuch von Greta Thunberg; Greta Thunberg; S. Fischer-Verlag 2022

.) Unsere Bäume dewr Hoffnung; Tony Rinaudo; SCM Hänssler 2022

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