Archive for April, 2025

Indien/Pakistan – Droht das Pulverfass zu explodieren?

In den Nachtstunden von Donnerstag auf Freitag dieser Woche kam es im Lipa-Tal, rund 95 km östlich von Muzaffarabad, zu einem Schusswechsel zwischen indischen und pakistanischen Grenz- bzw. Militärposten. Dieser Teil gehört zum pakistanisch-kontrollierten Teil Kaschmirs. Berichte über Tote liegen derzeit noch nicht vor.

Ein weiterer Tropfen Benzin in’s bereits lodernde Feuer gegossen. Der Konflikt der beiden Atommächte (ausserhalb des Atomwaffensperr-vertrages) lodert nun schon seit Jahrzehnten – doch nun droht mög-licherweise eine Eskalation!

Indische Behörden haben inzwischen die Visa für Pakistani aufgehoben – sie müssen sofort ausreisen. Gleiches nun auch in Pakistan bei den Visa der Inder. Diplomatische Mitarbeiter werden gekürzt, die bislang noch funktionierenden Grenzübergänge beider Länder geschlossen, der Luft-raum über Pakistan für indische Luftfahrtgesellschaften gesperrt. Und nun auch der Indus: Indien hat offenbar damit gedroht, den Flusslauf zu unterbrechen. Pakistan bezeichnet dies ganz offiziell als Kriegshandlung, die mit „voller Härte über das gesamte Spektrum“ der pakistanischen Staatsgewalt beantwortet werde. Der „Wasserpakt“ wurde 1960 unter Mithilfe der Weltbank ausgehandelt und ist vor allem für die pakis-tanische Landwirtschaft enorm wichtig.

Dem Ganzen ging ein Anschlag voraus, der offenbar durch pakistanische Terroristen in Indien verübt wurde und nicht weniger als 26 Menschen das Leben kostete. Wie im Terrorismus üblich, hatten es die Mörder vor-nehmlich auf Touristen abgesehen, um damit möglichst viel Medien-präsenz zu erhalten. Verantwortlich dafür erklärte sich die bislang unbe-kannte Gruppe „Kaschmir Widerstand“. Die pakistanische Regierung bestreitet nach wie vor eine Beteiligung an dem Anschlag. In Indien gehen inzwischen die Massen auf die Strasse und fordern Vergeltungs-massnahmen ihrer Regierung. Die hindu-nationalistische Regierung hat bereits angekündigt: „Wir werden sie (Anmerkung des Schreiberlings: Die Terroristen und ihre Handlanger) bis ans Ende der Welt verfolgen.“

Dabei schwelt der Konflikt schon seit langem. Den Beginn nahm das Ganze schon im 10. Jahrhundert, als der Islam nach Indien drängte. 1526 wurde nach der Schlacht bei Panipat ein Mogulreich begründet, das nahezu den kompletten indischen Subkontinent umfasste. 1757 siegte die Britische Ostindien-Kompanie in der Schlacht bei Plassey über das Mogulreich, Dieses zerfiel und wurde 100 Jahre später vollends britische Kronkolonie. Bei der Teilung Indiens 1947 konnten sich die Fürsten-staaten entscheiden, sich entweder Indien oder Pakistan anzuschliessen. Der Maharaja von Jammu und Kashmir zögerte, worauf am 26. Oktober 1947 muslimische Freischärler in den Kaschmir eindrangen. Einen Tag später begann der erste Indisch-Pakistanische Krieg, Weitere drei sollten folgen (1965, 1971 und 1999), 1962 entflammte auch der indisch-chinesische †Grenzkrieg. Nach dem letzten Krieg im Jahre 1999 näherten sich die beiden Länder unter Vermittlung des US-Präsidenten Bill Clinton an.

Unter territorialer Kontrolle:

  • Indien: Jammu, Kashmir, Ladakh
  • Pakistan: Asad Kaschmir, Gilgit-Baltistan
  • China: Aksai Chin und das Shaksgam-Tal

Seither ist es in Jammu und Kaschmir militärisch betrachtet relativ ruhig – abgesehen von den vielen terroristischen Anschlägen: Seit 1988 fielen diesen bis 2018 nicht weniger als 44.954 Menschen zum Opfer. Im Jahr 2019 hob die indische Regierung unter Ministerpräsident Narendra Modi den halbautonomen Status Kaschmirs auf – zwei Jahre später wurde aller-dings das Waffenstillstandsabkommen entlang der Grenze beider Länder erneuert.

Die Region Kaschmir liegt im Himalaya-Gebiet und umfasst rund 220.000 Quadratkilometer, Indien beansprucht sie zur Gänze, Pakistan und China nur Teile davon. Das indische Territorium umfasst die Regionen Jammu, Kaschmir und Ladakh mit 12,5 Mio Einwohnern, das pakistanische die Regionen Gilgit-Baltistan und Asad Kaschmir mit 5 Mio Einwohnern, das chinesische etwa Aksai Chin mit einigen Tausend Bewohnern.

Die Brisanz, die dieser Kaschmir-Konflikt in sich birgt, liegt in der Tat-sache, dass hier drei Atommächte aufeinander treffen. Indien und auch Pakistan haben weder den Nuklearen Nichtverbreitungsvertrag, noch den Nuklearteststopp-Vertrag unterzeichnet. Während China zwar Interesse am Gebiet haben dürfte, mit jahrzehntelanger nuklearen Verseuchung jedoch nichts anfangen kann, drohen die ständig wechselnden Regierungen der beiden anderen Länder dem Gegenüber auch schon mal mit dem nuklearen Erstschlag zur Abschreckung.

Hatten Terroristen dieses Mal Glück mit ihrem Versuch, einen Krieg auszulösen? 2019 starben bei einem Selbstmordattentat im indischen Territorium bei Awantipora 44 indische Reservepolizisten. Als Folge für den Anschlag drangen 12 Tage später zwei indische Mirage-Kampf-bomber in den pakistanischen Luftraum ein und beschossen Aus-bildungslager der Terrorgruppe Jaish-e-Mohammed, die sich zuvor zu dem Anschlag bekannt hatte. Zwei Tage später schoss die pakistanische Luftabwehr zwei indische Fluzeuge ab und nahm die beiden Piloten gefangen. Daraufhin hob Indien – wie bereits zuvor kurz angesprochen – den Autonomie-Sonderstatus für Kaschmir auf und schickte zehn-tausende Soldaten in das Gebiet. Gottlob aber geschah nichts weiteres. Doch jetzt fletschen beide Staaten erneut mit den Zähnen.

Zuletzt noch ein durchaus interessantes Detail: Während 2019 den Vermittlern der UNO und der USA die Einreise nach Kaschmir verwehrt wurde, organisierte ein indischer Geschäftsmann eine Rundreise mit Vertretern der rechtsnationalen Parteien des EU-Parlaments. Darunter auch zwei Abgeordnete der AfD und sechs des französischen Rassemblement National. Das EU-Parlament hatte erklärt, dass es sich nicht zum eine offizielle Reise handelte.

Lesetipps:

.) Der Kaschmirkonflikt, seine Ursachen, sein Wesen sowie Rolle und Bemühungen der Vereinten Nationen; Mohammed Soeed Chaudry; Weltforum Verlag 1996

.) Kashmir at the Crossroads: Inside a 21st-Century Conflict; Sumantra Bose; Yale University Press 2021

.) Krisenherd Kaschmir: Der Konflikt der Atommächte Indien und Pakistan; Dietmar Rothermund; C.H. Beck 2002

.) Der Kaschmirkonflikt und das Recht der Völker auf Selbstbestimmung; Patrick Hönig; Duncker & Humblot 2000

Links:

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Die Arktis – das geht uns alle an

Der Arktis kommt im internationalen Klimawandel eine ganz entschei-dende Bedeutung zu. Nicht nur, daß hier Milliarden Hektoliter Wasser als Eis gebunden sind, die bei einem Schmelzen den Meeresspiegel ganz ordentlich ansteigen lassen. Nein – es ist auch der Golfstrom, der vom arktischen Meer abhängt. Dieser befördert das warme Wasser aus den Tropen in Richtung Norden. Dort kühlt es sich ab und wird in tieferen Wasserschichten wieder in südlicher Richtung zurückgeführt. Von diesem Kreislauf hängt das komplette Klima Westeuropas aber auch der östlichen USA und Kanadas ab. Versagt der Strom, so wird dies entscheidende Auswirkungen auf das Leben beiderseits des Atlantiks haben. So gab es beispielsweise im Februar 2018 einige wirklich polarkalte Tage in Europa, während des nächtens im Norden Grönlands gar 6 Grad gemessen wurden – plus 6 Grad Celsius! Ein Szenario, das uns öfters drohen wird.

Die Arktis war zuletzt vor rund 3 Millionen Jahren eisfrei. Immer mehr Studien – wie etwa auch die bereits an dieser Stelle beschriebene Polarstern-Studie – weisen allerdings nach, daß die Temperaturen in der Arktis schneller steigen, als an anderen Orten des Globusses. Dies führt nicht nur zu einem sehr raschen Schmelzen der Gletscher, sondern auch der Polkappen und ihres Schelf- und Packeises,…, also des Eises im Wasser. Dieses jedoch hat das Sonnenlicht bislang wesentlich besser reflektiert als das dunkle Meerwasser. Dort, wo somit kein Eisschild mehr das Wasser schützt, wird auch mehr Infrarotstrahlung und damit Sonnen-energie aufgenommen. Aufgrund der Diffusion steigt damit die Wassertemperatur im Ganzen.

Die Arktis erwärmt sich noch viel schneller als der Rest der Welt. Sie ist sozusagen das Epizentrum der globalen Erwärmung, mit Erwärmungsraten, die mindestens beim Doppelten des globalen Erwärmungswerts liegen.“

(Markus Rex, Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung und Prof. an der Universität Potsdam)

Aber auch die UV-Strahlung spielt eine wichtige Rolle. So hat eine Studie von Lewis et al aufgezeigt, daß zwischen 1998 und 2018 der Phyto-planktongehalt im arktischen Meer um nicht weniger als 57 % zunahm. Ob dies nun positiv oder negativ zu bewerten ist, darüber scheiden sich noch die intellektuellen Geister.

Phytoplankton besteht vornehmlich aus Algen. Es steht am Beginn der Nahrungskette, da es neben Kleintieren auch den Fischen und Riesen der Ozeane, den Walen, als Nahrung dient. Man könnte alsdann davon ausgehen, daß bei einem Anstieg der Phytoplanktonkonzentration dies auch den höheren Tieren zugute käme. Zudem besitzen die meisten Algen Chlorophyll – sie verarbeiten somit im Rahmen der Photosynthese Kohlendioxid zu Sauerstoff. Ein enorm wichtiges Plus, schliesslich taut immer mehr des Permafrost-Bodens auf, wodurch grosse Mengen an Methan und CO2 freigesetzt werden. Messungen in mehr als 10 m Tiefe ergaben alleine in den Jahren von 2007 bis 2016 einen Tempera-turanstieg von durchschnittlich 0,3 Grad (in Sibirien gar um 1 Grad). Auch im Meer! Mehr Algen bedeutet somit ein Gegengewicht zum Treibhaus-effekt – zumindest für das harmlosere CO2. Auf das wesentlich aggres-sivere Methan hat dies leider keine Auswirkungen.

Im Rahmen der vorher beschriebenen Studie wurden die Forscher jedoch vornehmlich rund um das Jahr 2009 hellhörig. Es war ein kaltes und damit eigentlich gutes Jahr für das arktische Eis, das weitaus weniger dahinschmolz als in den Jahren zuvor und danach. Lewis jedoch stellte mit seiner Expertengruppe fest, dass das Wachstum des Phytoplankton auch weiterhin anhielt. Deshalb wurde der Schluss gezogen, daß nicht nur die Sonneneinstrahlung verantwortlich für diese Zunahme zeichnet, sondern auch andere Faktoren – etwa die Düngung. Wie auch im Garten ist für das Algenwachstum der im Wasser enthaltene Stickstoff wichtig. Woher nun stammt diese Düngung? Wird vermehrt durch Golfstrom bzw. den Nordpazifikstrom (bestehend aus Kuroshio und Oyashio bzw. dem Alaska- und Kalifornienstrom) Stickstoff in das Gebiet getrieben? Oder stammt dieser gar aus dem Meeresgrund des Arktischen Meeres? Phyto-plankton schwimmt normalerweise an der Wasseroberfläche. Allerdings gibt es bereits Bereiche, die einem Algennebel bzw. einer Algensuppe gleichkommen.

Nun zum negativen Effekt des Ganzen: Diese Algenteppiche absorbieren wesentlich mehr der kurzwelligen Sonnenstrahlung. Diese wird in lang-wellige Wärmestrahlung umgewandelt und an das Umgebungswasser abgegeben. Mehr Algen bedeutet alsdann auch ein wärmeres Wasser, wodurch noch mehr Eis schmilzt. Es ist also ein Teufelskreis.

Was für die Arktis gilt, trifft selbstverständlich auch für die Antarktis zu. In der satellitengestützten Studie von Rignot et al von der University of California (veröffentlicht 2019) wurde aufgezeigt, dass die Antarktis seit 2009 jährlich nahezu 252 Milliarden Tonnen Eis durch schmelzen verliert (in den 1980er Jahren waren es noch rund 40 Milliarden Tonnen pro Jahr). Sollte nun das komplette Eis der Antarktis schmelzen, bedeutet dies nach Berechnungen von Andrew Shepherd von der University of Leeds einen Anstieg des Meeresspiegels um 58 m.

Einige der Veränderungen, mit denen die Antarktis konfrontiert ist, sind bereits irreversibel, wie der Verlust einiger Schelfeisgebiete. Aber es gibt vieles, was wir verhindern oder rückgängig machen können.“

(Martin Siegert, Imperial College London)

Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung führt den Temperaturanstieg in der Arktis auf Wettermuster zurück, die unmittelbar mit dem Klimawandel in Verbindung stehen. Das Institut zeigte auf, dass im März 2024 nur knapp 14,45 Millionen Quadratkilometer Eis in der Arktis bestanden. Dies ist rund eine Million weniger als im langjährigen Mittel. Die Eisausdehnung im Winter lag sogar noch niedriger als der Negativrekord im Jahr 2017. Vergleiche ergaben ein Schrumpfen der Eisdecke im Nordpolarmeer in der Grössenordnung von 2,75 % pro Jahrzehnt. Dies wirkt sich zudem auf den Polarjet aus. Dabei handelt es sich um einen Windkorridor in höheren atmosphärischen Lagen, der mit einigen hundert Stundenkilometern von West nach Ost bläst und gerade deshalb von vielen Fluglinien zum kerosinsparenden Fliegen verwendet wird. Verkleinert sich der Temperaturunterschied zwischen Süden und Norden, so führt dies zu grösseren Schleifen des Polarjets. Diese blasen wärmere Luft nach Norden, aber auch kältere nach Süden. Das erklärt so manchen Polarkälte-Einbruch in Europa, während es im Norden zu warm für die Bildung einer Eisdecke ist. Hat dieser Tauvorgang erstmal begonnen, ist er nurmehr sehr schwer aufzuhalten oder gar rückgängig zu machen.

Da bei all den zurückliegenden Klimakonferenzen keinerlei entscheidende Ergebnisse erzielt werden konnten, werden die Naturgewalten den Planeten wohl immer stärker in den Griff bekommen: Mehr Hurricanes und Taifune, mehr Überschwemmungen, mehr Schlamm- und Fels-lawinen. Der Meeresspiegel wird ansteigen. Auch auf der nördlichen Halbkugel wird es wärmer – das wiederum führt zu einem vermehrten Pflanzenwachstum. Mehr Sonnenlicht und damit Wärme werden absor-biert. Nachdem Golf- und Nordpazifikstrom versiegt sind, kommt es als logische Konsequenz zu einer Eisperiode in Europa, Asien und Nord-amerika, vergleichbar mit einer der Eiszeiten.

Die mehr als zaghaften Forschungen, v.a. aber deren finanzierbare Anwendungen, etwa in der Wasserstofftechnologie bzw. der Kohleaus-stieg Deutschlands erst im Jahr 2038 (in Österreich wurde mit dem Fernheizkraftwerk Mellach bereits 2020 das letzte Kohlekraftwerk vom Netz genommen!) zeigen jedoch auf, daß es den Entscheidungsträgern nur um unsere Generation geht, nicht um die nachfolgenden – ganz nach dem Motto: Hinter uns die Sintflut!

Filmtipps:

– Expedition in die Arktis – Dem Klimawandel auf der Spur; Planet Wissen; SWR Fernsehen 2019

Literatur:

.) Changes in Arctic sea ice result in increasing light transmittance and absorption; Nicolaus, M., C. Katlein, J. Maslanik, and S. Hendricks (2012); Geophysical Research Letters, 39(24), L24501, doi:10.1029/2012†GL053738.

.) Warnsignale aus den Polarregionen. Wissenschaftliche Auswertungen, Hrsg.: José Lozan et al; Hamburg 2006 (Auszug)

.) Das Meer – Wasser, Eis und Klima; Petra Demmler; Ulmer 2011

Links:

– www.awi.de

– www.meereisportal.de

– psl.noaa.gov/

– earthobservatory.nasa.gov/

– www.arctic.noaa.gov

– environment.leeds.ac.uk

– uci.edu

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Mit dem Essen intelligent werden?

Eines mal gleich vorweg:

Wo zuvor nichts war, da kann auch das gesündeste Essen nichts mehr richten!

Als ich einst meine Lehrer in der Hauptschule traktierte, lernte ich mit zwei Schulkolleginnen aus der Parallelklasse für eine Mathe-Schularbeit! Ausgerechnet ich als Zahlenspezialist in Gottes Gnaden gab Mathe-Nachhilfe!!! Als sich nach einiger Zeit der intensivsten Konzentration plötzlich ein intellektuelles Loch auftat, legten wir eine Pause ein. Dabei vernichteten wir den gesamten Karotten-Vorrat des Haushaltes! Und siehe da: Danach lief’s wieder ausgezeichnet! Lag dies nun an der Pause oder den Karotten? Übrigens: Die beiden Mädchen schrieben zwar keine Einser, kamen als Fünfer-Kandidatinnen aber durch die Schularbeit!

Tatsächlich kann eine gute Ernährung unsere Hirnleistung beeinflussen! Wer sich ständig von Pommes und Chips, aber auch Zucker ernährt, tut nicht nur seinem Bauchumfang etwas gutes, sondern auch seinem intelligenten Defizit! Erstere beiden enthalten gehärtete Pflanzenfette (Transfette), die nach dem Ergebnis vieler Studien das Gehirnvolumen verringern – es altert! Zucker sorgt zwar für eine kurzfristige Energiezu-fuhr, bei längerfristigem Konsum jedoch leidet das Erinnerungsvermögen darunter. Es gibt wesentlich bessere Alternativen hierfür!

Bevor ich nun einige dieser „Brainfoods“ auflisten werde, möchte ich – wie bereits früher an dieser Stelle – nochmals darauf hinweisen, wie wichtig unser Gehirn ist: Es ist die Schaltzentrale der Organe, der Muskeln, des Kreislaufs, … Deshalb sollte es auch gehegt und gepflegt werden. Ohne Hirn geht gar nichts im menschlichen Körper, auch wenn sich manche Menschen so gebärden, als ob sie nichts dergleich in ihrem Schädel haben!

.) Wasser

Wenn Sie ständig müde sind und Kopfschnerzen verspüren, so könnte dies etwa am Wassermangel liegen, Das Gehirn besteht zu rund 80 % aus Wasser. Ist dieses nicht in ausreichendem Maße vorhanden, so dehydriert unsere Schaltzentrale, die Durchblutung im Kopf klappt nicht so, wie sie sollte, da das Blut dickflüssig wird. Dies führt dazu, dass die Zellen zu wenig Sauerstoff erhalten, die Denkfabrik muss die Produktion drosseln! Empfohlene Tagesmenge: Rund 1,5 Liter Wasser oder ungesüsster Tee.

,) Ballaststoffe

Ballaststoffe führen zu einer gut funktionierenden Verdauung! Enorm wichtig für den ganzen Körper! Unser Magen-Darm-System kann sie nicht so schnell verdauen. Damit wird auch die Energiezufuhr nicht wie beim Zucker unmittelbar und nur für kurze Zeit in Form des Blutzuckers weitergegeben sondern nach und nach. Über den Glykämischen Index habe ich an dieser Stelle bereits berichtet! Damit erhalten die Hirnzellen über einen längeren Zeitraum hinweg jene Energie, die sie für ihre Arbeit benötigen. Übermaß oder Defizit werden dadurch ausgeschlossen. Sinkt der Blutzuckerspiegel zu sehr, lässt auch die Konzentrationsfähigkeit nach. Deshalb sind die drei Mahlzeiten pro Tag zielführend – mög-licherweise mit kleineren Zwischenmahlzeiten in Form von Nüssen, Obst oder Naturjoghurts, damit dieser Blutzuckerspiegel konstant gehalten wird. Sie sind in grossem Maße im Gemüse und einigen Obstsorten enthalten. Besonders viel davon etwa im Brokkoli, Karotten, Rote Beete! Brokkoli übrigens ist auch reich an Vitamin K, das entscheidend für die Bildung von Sphingolipiden ist, einer für das Gehirn besonders wichtigen Fettart.

.) Ungesättigte Fettsäuren

Die Signalübertragung der Nervenzellen erfolgt durch die sog. „Lipide“ – Fette, die die Synapsen in gesundem Zustand halten! Rund 50 % davon sind mehrfach ungesättigte Fettsäuren. Diese, wie sie beispielsweise in den Omega-3-Fettsäuren enthalten sind, fördern die Durchblutung. Auch im menschlichen Gehirn. Neben solchen ungestättigten Fettsäuren besitzen Walnüsse zudem viele Vitamine und Antioxidantien – sie sind also auch eine Wohltat für den ganzen Körper. Die gewünschte Tages-menge liegt bei einer Handvoll. Abgesehen vom CO2-Fussabdruck ist ferner die Avocado zu empfehlen. Auch Meeresfrüchte, Lachs, Forellen, Sardinen, Lein- und Rapsöl sind reich an Omega-3-Säuren. Studien zeigten auf, dass diese fettigen Fischarten beispielsweise gegen Alz-heimer und Depressionen vorbeugen. Andere Untersuchungen ergaben, dass Menschen mit hohem Konsum an gebackenem oder gebratenem Fisch wesentlich mehr graue Substanz im Gehirn aufwiesen. Diese bein-haltet besonders viele Nervenzellen.

.) Vitamine

Vitamin C ist nicht nur für unser Immunsystem notwendig – es wird auch in den Nervenzellen des Gehirns dringend benötigt. Fehlt das so wichtige Vitamin, so kann dies zu Schäden führen! Und Sie wissen ja: Unser Gehirn vergisst nichts! Eine richtiggehende Vitamin C-Bombe ist die Kiwi. Daneben sind die Vitamine B6, B9 (Folsäure) und B12 wichtig. Diese sind (wie auch das Cholin) vornehmlich in Eier enthalten. Cholin ist ein Mikronährstoff, der vom Körper zur Herstellung von Acetylcholin, einem Neurotransmitter, verwendet wird.

.) Koffein

Kaum zu glauben: Der einst als ungesund verschrieene Kaffee ist wertvoll für unsere Hirnleistuing. Das Koffein sorgt für Wachsamkeit, bessere Stimmung und Konzentration. Langfristig zudem zu einem verringerten Risiko, an neurologischen Erkrankungen, wie Parkinson oder Alzheimer zu erkranken.

.) Antioxidantien

Heidelbeeren beinhalten sehr viele dieser Stoffe. Sie bekämpfen den oxidativen Stress. Jegliche Form von Stress führt zu einer Alterung des Gehirns. Einige dieser Antioxidantien verbessern sogar die Kommu-nikation zwischen den Nervenzellen. Tierversuche zeigten eine Verbes-serung des Gedächtnisses (v.a. des Kurzzeitgedächtnisses) bei Heidel-beer-Essern. Ein weiteres Antioxidans ist Curcumin, der Wirkstoff des Kurkumas. Es verbessert das Gedächtnis und kurbelt die Produktion der Glückshormone Serotonin und Dopamin an. Und schliesslich stärkt es den neurotrophen Faktor, der für die Neubildung von Hirnzellen verantwort-lich zeichnet. Alsdann lohnt es sich schon mal, hin und wieder zur Zartbitterschokolade zu greifen. Auch sie enthält eine ganze Palette von Antioxidantien, wie auch die Flavinoiden, antioxidative Pflanzenstoffe, die dem Gedächtnis gut tun.

.) Eisen

Das für die Bildung von Nervenzellen so wichtige Spurenelement ist vor allem in der Kleie, Soja und der Entenleber enthalten.

.) Jod

„Kretinismus“ ist der Fachausdruck für Menschen mit Jodmangel. Dies führt zu unumkehrbaren Schäden im Gehirn. Besonders viel Jod enthalten Kombu-Algen. Doch reichen durchaus auch Champignons oder Kabeljau für einen Mitteleuropäer aus.

Die richtige Ernährung ist somit nicht nur für Kinder und Erwachsene wichtig – sondern noch viel mehr für Schwangere. Schon in der dritten Schwangerschaftswoche beginnt im kleinen Fötus die Entwicklung des Gehirns. Bis zur achten Schwangerschaftswoche sind alle Grundlagen für verschiedene Hirnareale und das Rückenmark vorhanden. Nun beginnt die Zellteilung der Nervenzellen. Gerade in dieser Zeit ist Brainfood für die schwangere Frau immens wichtig, da sie all diese positiven Eigenschaften an das Ungeborene unmittelbar weitergibt. Allerdings auch die schlechten! Eine mediterrane Ernährung wäre alsdann nicht nur für werdende Mütter sehr zu empfehlen! Dies weisen wissenschaftliche Studien immer wieder nach. Die Experten sprechen von der „Darm-Hirn-Achse“!

Bleiben Sie gesund und intelligent!

Lesetipps:

.) Was das Gehirn essen will. Mentale Power durch gesunde Ernährung; Aileen Burford-Mason; Klett Cotta 2018

.) Gesunde Ernährung für ein leistungsfähiges Gehirn. Eine Herausforderung für die Schule; Julia Wögerbauer; GRIN 2015

.) Ernährung für die Psyche: Das Kochbuch; Sabrina Mörkl/Attila Várnagy; Riva 2023

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Hey Ihr Nesthocker, Warmduscher und Haltbarmilch-Trinker – warm anziehen!!!

Bedingungsloser Einsatz zu Wohl der Gäste, damit der steigende Anspruch zufrieden gestellt werden kann. Alter Schwede – wenn das die Gewerkschaft wüsste!

Heute möchte ich über ein Thema reflektieren, das mich aufgrund der Zustände in einer befreundeten Familie selbst einst sehr emotional traf. Eine Studie des deutschen Bundesamtes für Statistik zeigt auf, dass bis 2020 mehr als ein Viertel der 25-jährigen noch jeden Tag zuhause bei Muttern den Frühstückstisch bebröselte. Nach Geschlechtern getrennt: 35 % der Männer und 21 % der Frauen! Auch im Alter von 30: 13 % bei den „Herren der Schöpfung“ und 6 % der Damen!

Vieles deutet darauf hin, dass die jungen Männer eher in einer traditionellen Männerrolle gefangen sind, die sie ein bisschen träge macht – vor allem, wenn sie sehr lange im Elternhaus bleiben!“

(Klaus Hurrelmann, Professor of Public Health and Education an der Hertie School in Berlin)

Übrigens – auf dem Land sind die Zahlen weitaus höher als in den Städten. Weshalb flügge werden, wenn “Hotel Mama“ ohnedies jederzeit da ist und man wie der Kaiser von China umsorgt wird.

Die Familie ist die kleinste Einheit unserer Gesellschaft. Nur wenn diese funktioniert, kann an etwas Grösserem gearbeitet werden. Sinn und Zweck dieses kleinsten sozialen Konstrukts ist es allerdings, dem Nach-wuchs Starthilfe für das spätere Leben zu geben. In dieser Zeit werden die Grundlagen gelegt, die jeder (Geschlecht spielt dabei keine Rolle) selbst in weiterer Folge verwenden wird und darauf aufbaut. Nur auf diese Art ist der Bestand der Menschheit auch gesichert. Jedoch gelingt dies in immer mehr Fällen nicht so einfach, wie es uns beispielsweise die Vögel vorzeigen, die schon sehr bald nach ihren ersten Flugstunden das heimische Nest verlassen. Zeit ist Geld und das Leben zu kurz, um sich irgendwo aufzuhalten. Doch – jeder Vierte! Das ist krass!

Was geschieht eigentlich mit jemandem, der aus der wohlbehüteten Familie, in der Vaddern das Geld verdient und Muddern die Probleme aus der Welt schafft, in die rauhe Wirklichkeit entlassen wird? Lernt er im kalten Wasser selbst das Schwimmen? Oder kommen die Rettungs-schwimmer zum Einsatz, da er droht unterzugehen?! In zweiterem Falle kehrt der Betroffene wohl nach Hause zurück – hier spricht man vom sog. “Nesthocker-Phänomen“. Mir persönlich gefällt allerdings der südlän-dische Ausdruck „Mammismo“ wesentlich besser. In Italien sollen IStat-Studien zufolge nicht weniger als 61,2 % der 35-Jährigen noch bei der geliebten “Mamma“ wohnen – Tendenz auch weiterhin steigend!

Die Studie „Generations and Gender Survey 2008/09“ zeigt ähnliches auch in anderen Staaten auf. So sei ein Ost-West-Gefälle zu bemerken: Viele Nesthocker in Georgien, weniger in Deutschland, Frankreich und den Niederlanden. Österreich belegt einen Platz im Mittelfeld. 71 % der bundesdeutschen Männer zwischen 18 und 24 Jahren wohnten 2010 noch bei den Eltern, weiss das Bundesamt für Statistik; bei den Frauen im Vergleich hierzu sind es 57 %. Sozialforscher sprechen in diesem Zusammenhang von einer Renaissance, lagen doch die Zahlen in anderen Jahren noch um einige Prozentpunkte darunter. Entsprechende Untersuchungen können bei Buba, Früchtel & Pickel, 1995; Cherlin, Scabini & Rossi, 1997; Nave-Herz, 1997; Weick, 1993; Zinnecker, Strozda & Georg, 1996 nachgelesen werden. Doch – haben nicht auch die Eltern ein Recht auf Privatsphäre? Was sind die Gründe dafür, dass junge Frauen und Männer dermassen lange zuhause bleiben und sich nicht auf eigene Füsse stellen können oder wollen?

Viel zu diesen Zahlen tragen sicherlich die Studenten bei. Die meisten wohnen am Studienort, haben sich also faktisch bereits von den Eltern abgenabelt – sind aber nicht zuletzt auch aus fiskalischen Gründen noch dort gemeldet. Somit zieht sich ein Auszug über einen längeren Zeitraum hinweg („Zweckwohnen“). Selbstverständlich mit dem einen oder anderen Rückfallversuch versehen. Erst mit der Gründung eines eigenen Haus-standes ist meist Schluss damit. Nach den Untersuchungen von Walter Bien vom Deutschen Jugendinstitut in München ziehen im Schnitt Frauen in den westlichen Bundesländern Deutschlands mit 24, Männer hingegen erst mit 26 Jahren von zuhause aus. Finanzielle Ursachen können es nicht sein, schliesslich verfügen nach dieser Studie 87 % über ein eigenes Einkommen – im Vergleich zu den Nestflüchtern mit 95 %.

Tja – dann gibt es da auch noch die sog. “Shell-Studie“ aus dem Jahr 2010. Ihr zufolge gaben 90 % der Jugendlichen an, ein gutes Verhältnis zu ihren Eltern zu haben und zeigten sich zudem mit deren Erziehungs-methoden zufrieden – ja dreiviertel der Jugendlichen würden ihre Kinder ebenso erziehen.

Hallo? Ich bin vor kurzem im Format „Die strengsten Eltern der Welt“ (2009 – 2014 auf SAT1 bzw. Kabel Eins) gelandet. Jugendliche, die sich nicht am familiären Leben beteiligen wollen, wurden meist zu Bauern-familien nach Chile, Somalia etc. geschickt, wo sie richtig mit anpacken mussten. Weit weg von der schützenden Hand der Mutter, weit weg von der Zivilisation. Die gezeigten Beispiele waren sehr tränenreich, doch kamen die Revoluzzer offenbar geläutert wieder auf den Boden zurück. Und, dass dies keine Einzelfälle sind, zeigt auch die vorhin ange-sprochene Familie. Mutter spart die Unterhaltszahlungen des Vaters für ihren alles geliebten Sohn auf. Viel Geld wird zudem in Marken-Artikel für den Jugendlichen gesteckt. Daneben zählt die Familie zur Wegwerf-Generation! Klar, dass die Frau mit ihrem Verdienten nicht mehr aus-kommt. Sie geht zusätzlich arbeiten. Betritt sie nach einem 10 bis 11-Stunden-Tag die heimischen vier Wände, so muss all das, was der Kleine so liegen liess, weggeräumt und saubergemacht werden. Denn hier kann ihm kein anderer das Wasser reichen. Zudem weigert sich dieser, den Staubsauger in die Hand zu nehmen oder beispielsweise sein Bett zu überziehen – lieber schläft er wochenlang auf der Matratze mit der Bettdecke ohne Überzug, obwohl auf dem Tisch in greifbarer Nähe gewaschenes Bettzeug läge. Seine Mutter erbarmt sich schliesslich seiner. Die Liebe dieser Frau zu ihrem Kind geht sogar soweit, dass sie ihm Zigaretten besorgt, da er diese aufgrund seines Alters in der Trafik noch nicht erhält. Als Beweis für dieses ausgezeichnete Verhältnis mit seiner Mutter wird sie als „Arschloch“ oder „Blöde Kuh“ bezeichnet und mit Prügel bedacht.

Kein Einzelfall! Zudem kein Beispiel für die soziale Unterschicht, wie gerade auch das Fernsehen beweist – ebenso für die Oberschicht, jene Reichen, die solchen Problemen nur mit erhöhtem Geldaufwand begegnen (Internat etwa). Apropos TV: Der Jugendliche aus dieser erwähnten Familie erhielt bereits in der Volksschule einen eigenen Fernseher für sein Zimmer! Soweit also zum “Hotel Mama“!

Soziologen und Pädagogen hingegen sehen die Ursachen naturgemäss in einem anderen Licht. Wir leben in einer Zeit, in welcher die Kindheit immer kürzer und die Toleranz der Eltern immer grösser wird. Aufgrund der Einflüsse aus der unmittelbaren Umgebung des Kindes beginnt die Pubertät bereits mit zehn oder elf Lebensjahren. Jugendliche würden in Bildungseinrichtungen geparkt, der Berufseinstieg verzögere sich dadurch. Auch eine Heirat bzw. Familiengründung des Kükens verschiebt sich nach hinten. Soweit beispielsweise die Ausführungen Klaus Hurrelmanns. Andere Sozial- und Erziehungswissenschaftler orten gar das Problem der “Entwicklungsverzögerungen“: Das autonome Selbst-wertgefühl leidet stark, spätere Selbständigkeit, späterer sexueller Kontakt. Solche Nesthocker ziehen erst dann aus dem elternlichen Hause aus, wenn sie in eine neue Familiensituation wechseln können (Entwick-lungspsychologin Christiane Papastefanou). Für diese Brut gilt also: Zuhause ist es am Schönsten! Denn hier gibt es den perfekten Service, den eine Vollpension so mit sich bringt – und das meist zum Nulltarif. Papastefanou hatte übrigens immense Probleme bei ihrer Langzeitstudie „Die Situation von Spätausziehern aus entwicklungspsychologischer Perspektive“, die sie im Auftrag der Universität Mannheim durchführte. Manche der jungen Vögel zeigten sich gar dermassen flügellahm, dass sie diese aus der Untersuchung herausnehmen musste, da sie es nicht lassen konnten, zuhause bei Muttern die Füsse auf den Tisch zu legen. Mal ehrlich: Kann Ihr Sohn die Waschmaschine betätigen oder ohne Bedie-nungsanleitung Nudeln zubereiten? Die meisten wissen es nicht, da der Rockzipfel Mamas dermassen weit reicht und allumfassend wirkt.

Ich betrachte es keineswegs als Fehler, dass ich aufgrund meines Studiums mit 18 faktisch das Haus verliess und mich nur alle 2-3 Monate blicken liess. Bis zu diesem Zeitpunkt wohlbehütet, tat sich mir eine neue Welt auf. Mit An- aber auch Unannehmlichkeiten: Parties ohne Ende – Wäsche waschen, kochen, Geld im Monat einteilen bzw. etwas dazu-verdienen. Ein ganz entscheidender Faktor um später überleben zu können: Lernen, nicht über den eigenen Möglichkeiten zu leben! Erst wenn man solche Arbeiten selbst erledigen muss, wenn man erkennt, dass das Geld, das ausgegeben wird, verdient werden muss, erst dann ist man reif für die Gesellschaft. Die selbstverschuldeten Privatkonkurse, das Leben auf Pump – viele gehen in die falsche Richtung, haben den Umgang mit Geld nie gelernt, da immer, wenn in der Geldtasche Ebbe war, Vater ausgeholfen hat! Das Elternhaus soll nicht zum Lebensparkplatz werden! Die Kinder wurden in die Welt gesetzt um Verantwortung zu übernehmen!

Tja und auch die Eltern haben etwas davon: Bei meist zwei Kindern haben sie die letzten 20 Jahre den Rücken für ihren Nachwuchs krumm gemacht – jetzt wird es Zeit, sich auch mal etwas zu gönnen, etwas Zeit für sich selbst zu finden. V.a. Mama wird erfreut sein, wenn sie nach acht-stündiger Arbeit †nach Hause kommt und nicht die Essensreste von Sohnemann 1 wegräumen oder die Wäsche von Tochter 2 richten muss. Doch ist Vorsicht geboten: Die von den Eltern bezahlte Eigentums-wohnung für die Küken ist kein Beitrag zur Selbständigkeit der Kinder – die monatliche Miete gehört zum Leben dazu!

Begonnen in den USA, kommt auch hierzulande – sozusagen als Gegen-bewegung – immer mehr das “Downsizing“ in Mode. Das Elternhaus wird verkauft – eine kleinere Wohnung angeschafft, sodass der Nachwuchs ausziehen muss – ob er nun will oder nicht. Eine mehr als bedenk-liche, wenn nicht sogar skurrile Methode. Sollte das Haus – selbstverständlich nach meinem Nachwuchs – mein Lebenswerk darstellen, so werde ich mich davor hüten es zu verkaufen. Anstatt dessen gestalte ich lieber das eine Kinderzimmer zum Wellness-Sportraum für Muttern und das andere zum Poolbillard-Zimmer oder als Raum für die elektrische Eisenbahn für Vattern um. Das Downsizing zeigt meines Erachtens vielmehr auf, dass man die Kinder nicht zu verständnisvollen Menschen erzogen hat. Ansonsten würden sie ja wohl verstehen, dass es zwar sehr schön war, jedoch auch mal ein Ende haben muss und Vater und Mutter neben ihrem Brotjob nicht zum abendfüllenden Servieren geeignet sind.

Grundbedingung für eine solche Abnabelung jedoch ist die Kooperation der Eltern: Das Klammern der Küken sollte tunlichst vermieden werden. Die Angst von Frau und Mann vor einem leeren Haus (das sog. “Empty Nest Syndrom“) kann nach und nach abgebaut werden. Etwa durch die Erweiterung der Hobbies. Verbringen Sie die plötzlich freiwerdende Zeit mit sinnvoller Beschäftigung. Intensivieren Sie ihre sozialen Kontakte, die Sie ansonsten aufgrund der Hausarbeit oftmals haben brach liegen lassen. Zeigen Sie Ihrem Nachwuchs, dass er jederzeit willkommen ist. Nach einiger Zeit kann dann auch das Kinderzimmer umgestellt und andersweitig genutzt werden. Ich muss eingestehen, dass auch ich etwas überrascht war, als ich eines Tages in die elternliche Wohnung kam und mein ehemaliges Zimmer nicht mehr wiedererkannte. Doch war es verständlich, schliesslich stand das Zimmer ewig leer – die Wohnung aber war ansonsten sehr beengt.

Es ist ein interessanter Aspekt, auf welchen die Wissenschaftler immer wieder stossen: Nesthocker sind immer mehr ein Erscheinungsbild des Mittelstandes! Platz im elternlichen Haus ist genug da, diese sind es auch gewohnt, für das tägliche Brot zu sorgen und einzukaufen,… Manchen gefiel es zuhause sogar dermassen gut, dass sie wieder zurückkommen (“Boomerang-Generation“). Prominente Beispiele: Jennifer Lawrence, Kim Kardashian, Demi Lovato oder auch das Reality TV-Paar Heidi Montag und Spencer Pratt, das zuvor ein Millionen-Vermögen verprasst hat.

Früher war die Grossfamilie v.a. in der Bauernschaft angesiedelt. Jede Hand war am Hof nötig und wenn Vater und Mutter nicht mehr konnten, übernahmen die beiden Söhne die Landwirtschaft und die Tochter den Haushalt. Doch: Tempora mutantur – die Zeiten ändern sich! Nicht zuletzt auch aufgrund der Maschinisierung. Papastefanou formuliert es gar sehr krass: Eltern und Kinder bleiben immer Eltern und Kinder! In jeder Familie muss es einen Generationenkonflikt geben, damit die Ablösung der Kinder besser funktioniert und diese jene Autonomie kennenlernen, mit der sie es für den Rest ihres Lebens zu tun haben werden. Tolerant gleichgültige Eltern können zu Problemen führen. Kinder, die ausgezogen sind, werden automatisch von ihren Eltern mit mehr Respekt bedacht!

Ah – da fällt mir noch eine Geschichte ein: Kennen Sie eigentlich den wahren Fall einer italienischen Mutter, die das Türschloss auswechseln liess, damit ihr Sohn endlich von zuhause ausziehen sollte? Dieser nahm sich allerdings einen Anwalt und klagte das Wohnrecht bei seiner Mutter ein!

Zuletzt einige Promis, die noch im Elternhaus wohnen oder lange Zeit hinweg wohnten: Bradley Cooper, Rafael Nadal, Selena Gomez, Basket-baller Jeff Teague…

Lesetipps:

.) Singles im mittleren und höheren Erwachsenenalter. Sozialwissen-schaftliche und psychologische Befunde; Stefan Baas/Martina Schmitt/Hans-Werner Wahl; Verlag W. Kohlhammer 2008

.) Familiale Beziehungen, Familienalltag und soziale Netzwerke. Ergebnisse der drei Wellen des Familiensurvey; Walter Bien/Jan H. Marbach (Hrsg.); VS Verlag für Sozialwissenschaften 2008

.) Singles: zum Selbstverständnis und zum Selbsterleben von 30- bis 40jährigen partnerlos alleinlebenden Männern und Frauen (Dissertation); Bachmann, Ronald; Verlag Peter Lang GmbH 1992

.) Das Individuum und seine Familie. Lebensformen, Familienbeziehungen und Lebensereignisse im Erwachsenenalter; Hans Bertram (Hrsg.); Leske + Budrich 1994

.) Das Single. Gesellschaftliche Folgen eines Trends; Gerd Grözinger (Hrsg.); Leske + Budrich 1994

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