Grippe – nicht auf die leichte Schulter nehmen

Für viele ist der Herbst die schönste Zeit des Jahres. Die Natur zeigt sich in all ihrer farblichen Pracht, es ist nicht mehr zu heiss für Wanderungen, zuhause wird es am heimischen Ofenfeuer wieder kuschelig, …

Doch – mit der kalten Jahreszeit kommt leider wieder die Grippezeit. Durch die beheizten Räume trocknen nämlich die menschlichen Schleim-häute in den oberen Atemwegen wie Nasen- und Nebenhöhlen sowie im Rachen aus. Hier werden eindringende Keime und Erreger aus der Luft normalerweise als erstes bekämpft und unschädlich gemacht. Das Immunsystem des Menschen ist somit geschwächt. Hinzu kommt ausser-dem, dass sich mehr Menschen zugleich in geschlossenen Räumen auf-halten. Deshalb können auch ansonsten sehr gesunde Menschen rascher erkranken. Die Wissenschaft ist sich noch nicht wirklich einig, doch sollte dies tatsächlich der Grund für die vielen Krankenstände sein. Nicht die Annahme, dass sich die Erreger im kalten Milieu rascher vermehren.

Ist es dann geschehen, so gilt es einiges zu beachten, damit die Erkrankung richtig therapiert werden kann. Dabei liegt der grösste Fehler zumeist in der Unterscheidung der wirklichen Grippe („Influenza“) mit dem grippalen Infekt (Erkältung).

.) Die Influenza

Die Inkubation liegt bei 1-2 Tagen – damit bricht diese Erkrankung spontan aus. Die Symptome sind:

– Hohes Fieber

– Hitzewallungen

– Schüttelfrost

– Atemnot

– Schmerzen in Kopf, Hals und den Gliedmaßen

– Abgeschlagenheit

– Appetitlosigkeit

Die wirkliche Grippe sollte nicht unterschätzt werden, da sie den Körper gewaltig beansprucht und somit schwächt. Deshalb ist bei diesen Symp-tomen ein Arztbesuch stets empfehlenswert, damit die richtigen Medika-mente verwendet werden, da beispielsweise Antibiotika in den meisten Fällen von Viruserkrankungen nicht helfen. Die wirkliche Grippe wird durch die Orthomyxoviren ausgelöst, die in die Typen A, B, C und D (um die Wichtigsten zu nennen) unterteilt werden. Die Subgruppen A und B sind hierzulande relevant. Bei Influenza A-Viren richtet sich die Namens-gebung nach den Subtypen – wie etwa A(H1N1) der Spanischen Grippe, A(H2N2) der Asiatischen Grippe, A(H3N2) der Hongkong-Grippe oder A(H7N9) der Vogelgrippe. Der Typus B wird in die Victoria- und die Yamagata-Linie unterteilt. Typ C (FLUC) weist zu wenige Unterschiede auf, sodass es hierbei zu keinen weiteren Unterteilungen kommt. Typ D gleicht Typ C, infiziert aber vornehmlich Schweine und Rinder. Typisch für die meisten dieser Viren ist die spikeartige Oberflächenstruktur. Die Übertragung erfolgt in den häufigsten Fällen durch die Luft (Aerosol – Tröpfcheninfektion) oder durch Körperkontakt, wobei dies jedoch auch über beispielsweise Türgriffe oder Haltegriffe in öffentlichen Verkehrs-mitteln geschehen kann. Ein unmittelbarer Körperkontakt ist also nicht erforderlich. Das hohe Fieber ist der Hinweis darauf, dass das Immun-system des Körpers auf Hochtouren läuft und alle Gegenmassnahmen ergriffen werden, die Eindringlinge zu bekämpfen. Während der Grippe ist Bettruhe unbedingt vonnöten. Damit der Körper wieder mehr Flüssigkeit auch für die Schleimhäute produziert, sind Kräutertees oder verdünnte Fruchtsäfte empfehlenswert. Gegen die Appetitlosigkeit hilft zumeist Oma’s Lieblingsrezept: Die Hühnersuppe – oder auch eine andere kräftige Suppe. Zudem sollte viel geschlafen werden, da der Körper dann mehr Reserven zur Bekämpfung der Erkrankung mobilisieren kann. Von sport-licher Betätigung ist abzuraten – dies kann zu einer Herzmuskel-entzündung (Myokarditis) führen, die durchaus lebensbedrohend ablaufen kann. Die durchschnittliche Dauer der Erkrankung liegt nach dem Ausbruch bei 5-7 Tagen, die wirkliche Grippe kann aber auch mehrere Wochen andauern. Während dieser Zeit sollte zudem keiner Arbeit nachgegangen werden, da einerseits der Erkrankte schon einen Tag vor dem Ausbruch und mehrere nach dem Abklingen der Grippe ansteckend bleibt. Andererseits bedingt Stress die raschere Vermehrung sowie die leichtere Infektion durch die Erreger.

.) Der grippale Infekt

Vieles des bei der wirklichen Grippe bereits geschilderten gilt auch für den grippalen Infekt. Dennoch gibt es einige wichtige Unterschiede: Die Erkältung ist zumeist eine Erkrankung der oberen Atemwege, also der Nasen- und Nebenhöhlen sowie der Rachenschleimhaut. Die Grippe hin-gegen zeigt sich auch in den unteren Atemwegen – der Lunge. Nach der Inkubation (12 Stunden bis drei Tage) kündigt sich der grippale Infekt über mehrere Tage vorher mit seinen Symptomen (Husten, Frösteln, Krankheitsgefühl, rinnende Nase, …) an, bei ihm entfällt zudem in den meisten Fällen das hohe Fieber, obgleich auch hier eine erhöhte Körper-temperatur auf die Arbeit des Immunsystems hinweist. Und schliesslich sind für die Übertragung mehr als 200 unterschiedliche Viren wie etwa die Corona-, Parainfluenza- oder Rhino-Viren verantwortlich. Nur einige wenige schaffen auch den Weg in die Bronchien, wo sie eine Bronchitis auslösen können. Die typische Erkältung dauert über eine Woche bis zehn Tage an. Ein Arztbesuch ist zumeist nur dann notwendig, wenn die Krankheit länger andauert oder ständig wiederaufkeimt.

Während eine Erkältung in den meisten Fällen harmlos vonstatten geht, kann die wirkliche Grippe schwerwiegende Folgen v.a. für Risiko-Patienten aufweisen. So ist bei Kindern das Immunsystem noch nicht voll-ständig ausgebaut, weshalb bereits ein grippaler Infekt zumeist heftiger als bei einem Erwachsenen vonstatten geht. Auch bei Senioren, durch Vorerkrankungen geschwächte Menschen oder Patienten mit einer Immunschwäche wie Aids etwa ist erhöhte Vorsicht geboten. Hier empfehlen Mediziner die jährliche Impfung.

Das Serum wird aufgrund der virologischen Situation des vorange-gangenen australischen Winters zusammengestellt. Für die Produktion gelangen zumeist Hühnereier zur Anwendung, weshalb sich Menschen mit einer entsprechenden Allergie oder Veganer nach Ersatzlösungen erkundigen müssen. Die Erreger werden schliesslich abgetötet oder nur Teile davon gespritzt. Eine Erkrankung an diesen Viren ist somit nach der Impfung nicht möglich.

Die Abgeschlafftheit jedoch ist das richtige Signal dafür, dass der Körper die Eindringlinge bekämpft und Abwehrstoffe aufbaut. Allerdings kann sich das Grippevirus leicht verändern. Die erste Grippewelle findet zumeist im Oktober/November statt. Danach begibt sich das Virus auf Erdumrundung und kehrt gegen Februar wieder zurück (nur in tropischen Gebieten besteht eine Ganzjahres-Saison). Inzwischen nun können sich Subtypen gebildet haben, die durch die Impfung nicht abgedeckt werden. Während solcher Grippewellen werden zwischen 5-20 % der Bevölkerung infiziert. Eine besonders starke Grippewelle trat 2012/13 auf – weltweit gab es 20.000 Todesfälle, alleine in Deutschland 30.000 Krankenhaus-Einweisungen. Gegen eine Erkältung wird grundsätzlich nicht geimpft.

Damit Sie einer möglichen Infektion durch Grippe- oder Erkältungsviren vorbeugen können, sollten Sie mehrere Massnahmen während der kalten Jahreszeit berücksichtigen:

  • Stärken Sie Ihr Immunsystem – †Bewegung im Freien, Sport, vitamin- und mineralstoffreiche Ernährung durch vermehrten Obst- und Gemüse-konsum, Wechselduschen und Verzicht auf Nikotin und Alkohol.
  • Hygiene – Waschen Sie sich öfters am Tag ausgiebig die Hände mit Seife. Vor allem nach Personenkontakten, nach dem Toilettengang und vor dem Essen. Vermeiden Sie Berührungen der Hände mit Mund, Nase und Augen – hier kann es zu Übertragungen kommen. Verwenden Sie Einmal-Taschentücher und entsorgen diese nach Gebrauch auch sofort.
  • Frischluft – Zuhause und auf der Arbeit sollte öfters kurz gelüftet werden – nicht mit gekipptem, sondern mit weit geöffnetem Fenster, da nur auf diese Weise ein wirklicher Luftaustausch erfolgt.
  • Soziale Kontakte – Meiden Sie den Kontakt zu erkrankten Personen, machen Sie einen grossen Bogen um Menschenansammlungen und halten Sie Abstand zu Ihrem Gegenüber. Auch das Schütteln von Händen sollte in Grippezeiten möglichst unterlassen werden.

Daß mit der wirklichen Influenza nicht zu spaßen ist, zeigt die Melde-pflicht: In Deutschland muss die Grippe nach einem Direktnachweis der Influenzaviren durch den Arzt gemeldet werden. In Österreich besteht eine Meldepflicht für „Infektionen mit Influenza A/H5N1 oder anderem Vogelgrippevirus“ („Vogelgrippe“). In der Schweiz nur bei der Entdeckung eines neuen A-Subtypus mit „pandemischen Potenzial“.

Zuletzt noch ein wichtiger Hinweis für alle Arbeitnehmer:

Ist ein arbeitsunfähiger Mitarbeiter durch den Arzt krankgeschrieben, so muss er nach einem Urteilsspruch des deutschen Bundesarbeitsgerichtes (November 2016) auch nicht zu einem Personalgespräch erscheinen. Doch Achtung: Krankmeldung heisst nicht automatisch Arbeitsunfähig-keit – das entscheidet der Arzt. Gilt auch für Österreich! Liegt keine Arbeitsunfähigkeit vor, so kann auch ein krankgemeldeter Arbeitnehmer durchaus zum Erscheinen am Arbeitsplatz verpflichtet werden. In beiden Fällen – arbeitsunfähig oder krankgemeldet – muss der Mitarbeiter erreichbar sein. Allerdings nicht unbedingt zuhause. Hier zählt die Ansage des Arztes: Bettruhe etwa bedeutet Bettruhe! Alle Aktivitäten, die eine Genesung gefährden, können zum Kündigungsgrund werden. Werden Sie beispielsweise während einer Krankschreibung aufgrund eines Bandscheibenvorfalles im Fitnessstudio im Kraft- oder Ausdauerbereich anstelle bei der Physiotherapeutin oder bei Bronchitis in Ihrer Stamm-kneipe beim Rauchen ertappt, so ist dies nicht wirklich von Vorteil. Der Arbeitgeber kann auch jemanden vorbeischicken oder einen Detektiv beauftragen (wie mehrfach in der Schweiz geschehen) – es besteht jedoch keine Einlasspflicht. Die Krankmeldung muss am ersten Krankheitstag erfolgen – das ärztliche Attest muss spätestens am 3. Arbeitstag dem Arbeitgeber vorliegen – hier allerdings kann es dienstvertragliche Aus-nahmen geben. Der Durchschlag des Attestes ist für den Arbeitgeber, das Hauptblatt für die Krankenkasse, damit bei längerem Krankenstand das Krankengeld beantragt werden kann.

Lesetipps:

.) Influenza: Virologie, Epidemiologie, Klinik, Therapie und Prophylaxe; Werner Lange/Georg E. Vogel/Helmut Uphoff; Blackwell Wissenschafts-Verlag 1999

.) Alles über die Grippe, die Influenza und die Impfungen; Stefan Lanka; Wissenschafftplus 2008

.) Keine Chance für Grippe und Erkältung: So wird Ihr Immunsystem unbezwingbar; Dr. Joel Fuhrmann; riva 2018

.) Grippe und Erkältungen natürlich heilen: Vorbeugen – behandeln – auskurieren; Markus Sommer; Freies Geistesleben 2009

.) Grippe und Infekte (Yang Sheng 4): Gesund leben mit Chinesischer Medizin: Rezepte, Übungen und mehr (Yang Sheng / Die Kraft in mir); Johannes Bernot/Andrea Hellwig-Lenzen u.a.; oekom verlag 2019

Links:

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Aspartam – die gefährliche Süsse?

An dieser Stelle wurde bereits das Risiko von zu viel weissem Zucker (Haushaltszucker) für die menschliche Gesundheit erörtert (Übergewicht, Diabetes, …). Doch – was wäre so manches Produkt ohne Süssmacher? Also begaben sich so manche Lebensmittel-Chemiker auf die Suche nach einem Ersatz-Süssstoff. Mit Erfolg! Neben vielen anderen Lösungen entstand u.a. C14H18N2O5 – Aspartam! Allerdings eher unbeabsichtigt. Gefeiert wie eine Revolution, birgt dieser Süssmacher allerdings einige mögliche Risiken in sich! Ob auf ihn oder auf Produkte mit ihm zuge-griffen wird, bleibt natürlich jedem selbst überlassen. Allerdings sollte jeder Konsument informiert sein, welche möglichen Folgewirkungen von ihm ausgehen können – auch wenn Industrie und Politik stets darauf hinweisen: Die Tagesdosis macht’s aus!

Aspartam ist der Metylester des Dipeptids L-Aspartyl-L-phenylalanin – klingt schon mal recht gesund! 1965 versuchte sich der Chemiker James M. Schlatter an der Synthese des Peptidhormons Gastrin. Dabei stiess er aus purem Zufall auf diesen süssen Stoff. Seinem Unternehmen, der G.D. Searle & Company, half dies freilich nicht viel, führten doch Tierversuche an Ratten zu dem Resultat, dass der Stoff möglicherweise karzinogen ist und somit Krebs erregen kann. Die US-Behörde Food an Drug Administration (FDA) liess den Stoff deshalb über Jahre hinweg nicht zu – das Unternehmen wurde 1985 von Monsanto und schliesslich von Pfizer übernommen. Erst 1981 erhielt Aspartam unter dem Namen “NutraSweet” die Zulassung, nachdem im Jahr zuvor eine Gruppe unabhängiger Wissenschafter Aspartam als möglichen Auslöser von Gehirntumoren ausschloss – allerdings nach wie vor auf die Karzinogenität bei Ratten hinwies. Zwei Jahre später wurde Aspartam zuerst in kohlesäurehaltigen Getränken wie Limonaden, zehn Jahre später anderen Getränken sowie Süss- und Backwaren hinzugefügt – später auch ohne Verwendungs-beschränkung. In Deutschland wurde Aspartam durch die Zusatzstoff Zulassungs-Verordnung vom 13. Juni 1990 zugelassen. Das Patent auf Aspartam ist bereits 1992 abgelaufen – jeder kann es seither erzeugen. Deshalb ist Aspartam inzwischen unter den Bezeichnungen “NutraSweet”, “Equal” und “Canderel” erhältlich.

Über das chemische Verfahren zur Herstellung von Aspartam, möchte ich mich heute nicht auslassen – dies kann für alle interessierten Chemiker und Hobby-Chemiker in der Fachliteratur nachgelesen werden. Nur soweit noch zu den Eigenschaften: Süss, farblos, kristallin, in Wasser löslich, Schmelzpunkt 248-250 Grad Celsius. Sein Energiegehalt liegt bei 17 kJ pro Gramm – ähnlich jenem von Zucker. Allerdings mit der 200-fachen Süsskraft von Zucker. Beim Backen kann sich Aspartam in seine Einzelkomponenten zerlegen – L-Asparaginsäure, L-Phenylalanin und Methanol! Dadurch verliert der Stoff seine Eigenschaft als Süssmacher.

Aspartam wird inzwischen in mehr als 2.500 Nahrungsmitteln und Getränken in Europa verwendet (Pudding, Fertiggerichten, Kaugummi, Frühstücksflocken,…). Besonders beliebt in Diät- und Light-Produkten, obgleich die Weltgesundheitsorganisation WHO schon vor geraumer Zeit darauf hingewiesen hat, dass sich Aspartam nicht zum Abnehmen eignet, da aufgrund der enorm starken Süsskraft nur geringe Dosen eingesetzt werden. Zucker sorgt beim Verzehr ab einem gewissen Zeitpunkt für ein Völle-Gefühl – chemisch hergestellte Süssmacher jedoch nicht: Die meisten werden sofort wieder ausgeschieden. Dadurch kann es zu einer Abhängigkeit führen, da das Hungergefühl durch den Verzehr nicht gesenkt wird.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) führte in diesem heurigen Jahr eine Untersuchung zum Süssstoffgehalt bei energie- und zucker-reduzierten Erfrischungsgetränken durch. Dabei kam es zu folgenden Resultaten: In 67 von 92 untersuchten Getränken befand sich Aspartam in unterschiedlichen Konzentrationen – Teekaltgetränke 31,8 mg/l, Limo-naden 0,05-117, Cola- und Colamischgetränke 11-492 und schliesslich Energydrinks 144 mg/l.

Nun zum Problem: Die “Metabolisierung”! Der Aspartat-Phenylalanin-Methylester wird durch eine intestinale Esterase in AsPhe und Methanol gespaltet. Das Methanol wird direkt zu Kohlenstoff-Dioxid bzw. Formaldehyd verstoffwechselt. AsPhe hingegen zu den proteinogenen Aminosäuren Phenylalanin und Asparginsäure. Aspartam wird also im Darm nahezu komplett abgebaut. Nur ein geringer Energieanteil gelangt in den Blutkreislauf. Phenylalanin hemmt jedoch die Produktion eines Enzyms, das im Darmepithel gebildet wird und die sog. “Intestinale Alkalische Phosphatase” (IAP) senkt – die Aufnahme von Endotoxinen und dadurch beispielsweise die Gefahr eines metabolischen Syndroms bei zu fettreicher Nahrung. In Tierversuchen wurde beobachtet, dass die Tiere zu Fettleibigkeit und gestörter Glukosetoleranz neigten. Menschen mit der angeborenen Stoffwechselerkrankung Phenylketonurie müssen deshalb auf Produkte mit Aspargam verzichten. Auf allen Waren mus somit in den Inhaltsstoffen auf Aspargam hingewiesen werden (in Deutschland etwa §5 der Lebensmittelzusatzstoff-Durchführungs-verordnung), beispielsweise durch den Hinweis E951.

Eine weitere Studie aus dem Jahr 2013 befasste sich mit den Auswertungen von zahlreichen Untersuchungen zum Zusammenhang von Aspartam und dem neuro-physiologischen Befinden (Depressionen, Migräne, Kopfschmerzen, …). Hier blieben jedoch viele Fragen offen.

Die durch die EU festgesetzte Erlaubte Tagesdosis (ETD) sollte 40 mg/kg Körpergewicht nicht überschreiten (in den USA 50 mg/kg Körpergewicht). Das Problem: Aus allen Nahrungsmitteln, die Aspartam enthalten, muss die eingenommene Menge addiert werden! Wer kann das und wer macht dies?!

Übrig bleibt letztlich die Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation, dass Aspartam “möglicherweise krebserregend” ist und nicht zur Körpergewichtsreduzierung taugt. Grundsätzlich – so die Gesundheits-experten – kann der Verzehr von Süssstoffen zu Typ2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Problemen führen.

Links:

Lesetipps:

.) Naturstoffchemie – Eine Einführung; Gerhard Habermehl/Peter Hammann/Hans Christoph Krebs; Springer 2008

.) Handbuch Süssungsmittel – Eigenschaften und Anwendung; Hrsg.: Gert-Wolfhard von Rymon-Lipinski; Behr 1991

.) Lehrbuch der Lebensmittelchemie; Werner Grosch/Peter Schieberle; Springer 2008

.) Handbuch Lebensmittel-Zusatzstoffe; Kuhnert/Muermann/Salzer; Behr 1991

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Sahra Wagenknecht – von links aussen zur Überfliegerin???

„Die DDR war das friedfertigste und menschenfreundlichste Gemein-wesen, das sich die Deutschen im Gesamt ihrer bisherigen Geschichte geschaffen haben!“

(Sahra Wagenknecht 1994)

Tatsächlich starker Tobak, was die junge Frau Wagenknecht da vor rund 30 Jahren behauptete! Und dies, obwohl sie einige Jahre zuvor die vor-militärische Ausbildung für Schüler als „extrem belastend“ (eigene Aussage) empfand. Essstörungen – das Regime legte ihr dies als Hunger-streik aus und erteilte ihr ein Studienverbot. Ihr wurde der Posten einer Sekretärin zugewiesen, den sie nach nur drei Monaten kündigte – unvor-stellbar in dem „friedfertigsten und menschenfreundlichsten Gemein-wesen“. 1989 trat sie schliesslich der SED bei und wurde umgepolt. Der Mauerfall war für sie eine Konterrevolution.

Dennoch meinte sie 2008:

„Aber wirkliche Demokratie gibt es im Kapitalismus so wenig wie in der DDR!“

(Sahra Wagenknecht im Interview mit der Süddeutschen Zeitung)

Jetzt mal ohne Sch…: Ich entdeckte mein Interesse für Sahra Wagen-knecht relativ spät! Als sie bei Anne Will von der Reinigungskraft sprach, die nach 20 oder 25 Jahren die Kündigung erhielt und schliesslich einen Job zum Mindestlohn annehmen musste, wie eine Anfängerin ohne ein-schlägiger Berufserfahrung. Zugegeben: Ich kannte ihre Vorgeschichte nicht. Endlich, endlich ist mal jemand da, der meine Meinung teilt und sich getraut, den Mund aufzumachen, dachte ich. Zudem auch durchaus was für die Augen. Etwas schockiert war ich dann später, als sie mit ihren Aussagen so gar nicht mehr dem entsprach, was ich mir unter deutscher Politik vorstelle. Seit der Corona-Krise, v.a. aber dem russischen Angriffskrieg habe ich mich gänzlichst von ihr abgewendet. Das Festhalten an Putin und die Nähe zum russischen Aggressor erscheint mir als viel zu gering – auch wenn sie sich für so manche Aussage ent-schuldigte:

„Allerdings gebe ich zu: Dass Putin tatsächlich so weit gehen würde, wie er es jetzt getan hat, hätte ich nicht für möglich gehalten. In der Einschätzung seiner Person und Berechenbarkeit habe ich mich leider geirrt. Für diesen völkerrechtswidrigen Krieg gebe es keine Recht-fertigung oder Entschuldigung.“

Für all jene nun, die meinen, ich müsse mich objektiv äussern, möchte ich darauf hinweisen, dass dies ein Blog ist. Entspricht in der gedruckten Version wohl einer Kolumne – die ist immer subjektiv! Für all jene also an der Zeit, weiter zu klicken! Sie werden allerdings etwas versäumen!

Die Ankündigung Sahra Wagenknechts, eine eigene Partei gründen zu wollen und der letztwöchige Ausstieg aus der Linkspartei (gemeinsam mit vorerst acht anderen Abgeordneten) lässt die Politikwissenschaftler in der Bundesrepublik jubeln: Endlich tut sich was, nachdem sich die alteingesessenen Parteien in melancholischem Nichtstun aalen: „Schluchz, die Anderen sind dran schuld!“ Schliesslich könnte eine solche neue Partei die grosse Anzahl von Protestwähler auf sich vereinen und damit der populistischen Rechten viele Stimmen kosten, die dadurch auf ihre Stammwählerschaft und alsdann auf unter 10 % zurückfallen würde.

Doch – ist dem wirklich so? Sind die Unterschiede, die es in der heutigen Politik nurmehr marginal gibt, wirklich so gross – zwischen rechts und links?

„Ich bitte Sie: Kommen Sie zu uns.“

(Björn Höcke, Rechtsaussen der AfD, im Februar 2023 auf einer Kund-gebung in Dresden)

Lassen Sie uns gemeinsam etwas intensiver reinschnuppern!

Anlässlich des 40. Jahrestages des Mauerbaus am 13. August 2001 ver-fasste der Bundesparteivorstand der damaligen PDS (heute Linkspartei) einen Beschluss, in dem es heisst, der Mauerbau

„war der in Beton gegossene Nachweis der Unterlegenheit des stalinistisch geprägten Sozialismustyps in der DDR. (…) kein Ideal und kein höherer Zweck kann das mit der Mauer verbundene Unrecht (…) politisch rechtfertigen!“

Diese Erklärung wurde nach heftiger Diskussion mit nur einer Gegen-stimme im Bundesparteivorstand genehmigt – jener von Sahra Wagen-knecht, damals in der „Kommunistischen Plattform“.

Gemeinsam mit Alice Schwarzer veranstaltete Sahra Wagenknecht 2023 in Berlin die Kundgebung „Aufstand für den Frieden“. Dort rief sie zu einem Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine auf und Russland ein Ver-handlungsangebot zu unterbreiten. Das „Manifest für Frieden“ wurde durch viele Linkspolitiker massiv kritisiert – einer der ersten Unter-zeichner allerdings war der Fraktionschef der AfD, Tino Chrupalla. Eine Position also, wie sie auch von rechten Kräften vertreten wird, die nachweislich durch den russischen Präsidenten Putin unterstützt werden. Somit wird der vorhin zitierte Satz von Björn Höcke von „Der Flügel“ der AfD leichter verständlich. Die komplette Verantwortung an diesem russischen Angriffskrieg schob sie „Teilen des politischen Establishments der USA“ zu. Die Ukraine sollte niemals Mitglied der NATO werden.

Schon 2016 gab es Lob von der AfD. Anlass hierfür waren die Übergriffe in Köln in der Silvesternacht, nachden Wagenknecht meinte, dass jener sein Gastrecht verwirkt hat, der dieses missbraucht. Ein Satz, den auch viele andere Politiker damals aussprachen. Doch Alexander Gauland von der AfD jubelte:

„Frau Wagenknecht hat die Situation sehr schön auf den Punkt gebracht!“

Damals stellte sich nahezu die komplette Fraktion der Linkspartei gegen ihre Vorsitzende – nur sechs waren der gleichen Meinung. Wagenknechts neuer Partei allerdings könnte diese Auffassung viele Wählerstimmen bringen – jene von Arbeitslosen und Geringverdienern, die um die staatlichen Zuschüsse, Jobs und die Sozial-Wohnungen fürchten müssen. Stimmen, die bislang die AfD eingesammelt hat, obgleich sie ja so keineswegs eine Sozialpartei ist.

Als am 27. Januar 2010 der damalige israelische Ministerpräsident Shimon Peres im deutschen Bundestag eine Rede hielt, standen alle Abgeordnete auf um zu applaudieren. Nur Frau Wagenknecht und zwei Abgeordnetinnen der Linkspartei blieben sitzen. Sie meinte hierzu:

„Einem Staatsmann, der selbst für Krieg mitverantwortlich ist, kann ich einen solchen Respekt nicht zollen!“

Eigentlich eine durchaus verständliche Meinung. Doch wäre es wohl besser gewesen, der Sitzung fernzubleiben und dies im Vorfeld zu erklären. Damals freute sich die NPD wohlwollend. Es sollte allerdings nicht vergessen werden, dass Peres anno 1994 den Friedensnobelpreis erhielt.

Ganz allgemein hat sich Sahra Wagenknecht bislang sehr wenig über Wladimir Putin und seine andere Seite ausgelassen: Die militärische Aufrüstung, das Bedrohungspotential Russlands an den Grenzen zum Westen, die Annexion der Halbinsel Krim und die geplante Annexion der Ostukraine, die brutalen militärischen Eingriffe in Tschetschenien, Syrien, Aserbeidschan, … Sein Umgang mit Kritikern, die diktatorische Innen-politik gegenüber des eigenen Volks, die Erpressungen des Westens durch Gas- und Öllieferungen, … Kommt Frau Wagenknecht ihrer sowjetischen Ideologiewurzeln nicht aus? Nein – nicht kommunistisch – Putin wehrt sich stets dagegen, als Kommunist abgetan zu werden. Sahra Wagenknecht ist eine stets aufmotzende Oppositionspolitikerin, die sich jedoch bislang vor der Übernahme von Ressort-Verantwortung gedrückt hat, wenn die Möglichkeit bestand. Bei Rechts spricht man hierbei von Populismus! Wieso nicht auch bei Links???

Bei der Gründung ihres neuen Vereins „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) forderte die Links-Abtrünnige die „Rückkehr der Vernunft in der Politik“. Ob es hier die wirkliche Demokratie geben wird, die Wagenknecht stets einforderte, darf alsdann bezweifelt werden. Schliesslich berichten ehemalige Parteikollegen, dass Wagenknecht stets absolute Gefolgschaft einforderte. Insofern rückt auch die Bezeichnung ihres Vereins ins richtige Licht. Nicht die AfD, nein Bündnis 90/Die Grünen bezeichnet Sahra Wagenknecht zudem als „die gefährlichste Partei im Bundestag“. Experten sprechen ganz allgemein von Wagenknechts „Verwischen der Grenzen zwischen Diktatur und Demokratie“!

Apropos BSW: Gemeinsam mit der neuen Vereinsstrippenzieherin traten auch die Co-Vorsitzende der Bundestagsfraktion der Linkspartei, Amira Mohamed Ali, Christian Leye, Lukas Schön, Klaus Ernst, Alexander Ulrich, Sevim Dagdelen und Jessica Tatti aus der Linkspartei aus.

Schade eigentlich, könnte doch mit einem ernst zu nehmenden Angebot aus der politischen Mitte wirklich eine Alternative geschaffen und das degenerierte Volksparteien- und Politiksystem durch einem der Zeit entsprechenden wählbaren Inhalt ersetzt werden.

Wie die neue mögliche Alternative vom Wählervolk angenommen wird, zeigt sich wohl bei den Landtagswahlen von Thüringen, Brandenburg und Sachsen im kommenden Jahr. Drei Bundesländer, in welchen die AfD sehr stark vertreten ist.

Lesetipps:

.) Zu jung um wahr zu sein? – Gespräche mit Sahra Wagenknecht; Hans-Dieter Schütt; Dietz 1995

.) Kapital, Crash, Krise – Kein Ausweg in Sicht! Frage an Sahra Wagenknecht; Pierre Curieux; Pahl-Rugenstein 1998

.) Von links bis heute: Sahra Wagenknecht; Das neue Berlin 2019

.) Reichtum ohne Gier – Wie wir uns vor dem Kaspiutalismus retten; Sahra Wagenknecht; Campus 2016

.) Die Selbstgerechten – Mein Gegenprogramm; Sahra Wagenknecht; Campus 2021

.) Wagenknecht – Deutsches Volk & nationaler Sozioalöismus; Hrsg.: Klaus Weber/Wolfgang Veiglhuber; Argument Verlag 2022

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Wenn Essen krank macht

Bereits mehrfach habe ich an dieser Stelle über unser Ernährungs-verhalten berichtet. Nahrungsmittel, die zumindest nicht dauerhaft verspeist, solche, die überhaupt gemieden werden sollten und jene, die zwar stets empfohlen werden, aber unter Umständen Inhaltsstoffe ent-halten, die unserem Körper gewaltig zusetzen können: Biologisch (Salmo-nellen, Streptokokken,..) oder chemisch (MOAHs, Pestizide,…). Heute möchte ich (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) einen Überblick verschaffen, was Lebensmittelchemiker tagtäglich in unserer, teils sogar einst sehr gesunden Nahrung entdecken. Wahrlich nichts für empfind-liche Mägen!!!

Gesetze regeln eigentlich, dass Otto Normalverbraucher nichts auf seinem Frühstückstisch vorfindet, das gesundheitsschädlich ist. Eigens dafür wurden in den meisten Fällen Grenzwerte eingeführt, die garan-tieren sollen, dass uns unser Essen nicht krank macht. Rechnet man jedoch die Inhaltsstoffe mit einem solchen Grenzwert pro Produkt zusammen, so wird dieser Tagesgrenzwert meist überschritten, in manchen Fällen gar weit. Hinzu kommt, dass sich so mancher Hersteller nicht wirklich ernsthaft Gedanken darüber macht, was sein Produkt beim Konsumenten anrichten kann. Für ihn stehen betriebswirtschaftlich v.a. zwei Faktoren an erster Stelle:

  1. Einfache und günstige Produktion
  2. Möglichst hohe Gewinnspanne

Zur Erreichung dieser Ziele wird inzwischen häufiger als in früheren Zeiten auf durchaus gefährliche Hilfsmittel zurückgegriffen. Und die haben’s teilweise faustdick hinter den Ohren.

Vorweg – zum besseren Verständnis – noch die Definition von Verun-reinigung und Schadstoffen. Verunreinigt ist ein Nahrungsmittel, wenn es Substanzen enthält, die entweder beim Heranwachsen der Pflanze durch die Umwelt aufgesogen werden (etwa Dioxin) oder während der Pro-duktion in das Lebensmittel gelangen (etwa Benzpyren). Schadstoffe oder Rückstände hingegen werden gezielt von Produzenten eingesetzt – aus welchem Grund auch immer (beispelsweise Hormone oder Unkrautver-nichtungsmittel).

Hier nun zu unserem Schreckensalphabet!

.) Acrylamid

Acrylamid entsteht beim Backen, Braten und Frittieren. Bekannt wurde die Substanz vornehmlich durch Chips, Pommes Frittes und auch Speku-latius-Keksen. Dabei reagiert das Eiweiss Asparagin mit Zucker – das Produkt wird dadurch braun. Acrylamid schädigt Gene und Nerven – im Tierversuch führte es zu Krebs. Politik und Produzenten haben teils darauf bereits reagiert – so dürfen etwa Chips und Pommes nicht mehr zu heiß frittiert werden. Besonders viel Acrylamid entsteht so etwa bei Temperaturen ab 175 Grad. Allerdings hängt dies auch davon ab, wieviel Wasser und wie lange der Grundstoff enthält. Wird nur kurz frittiert, bleibt Wasser im Endprodukt. Andererseits wurden Heissluftfritteusen auf den Markt gebracht. Als Anhänger schöner, kross frittierten, selbst-gemachten Pommes: Ouch!!! Denn: Je heller, umso besser! Übrigens: Verwenden Sie beim Backen kein Hirschhornsalz, da dies die Bildung von Acrylamid forciert. Und nun zur Hiobsbotschaft: Acrylamid ensteht auch beim Rösten. Etwa bei Getreide, Müsli oder auch Kaffeebohnen! Für Acrylamid gibt es keine Grenzwerte, dafür aber Signalwerte, die nicht überschritten werden dürfen. Deshalb sollten entsprechende Produkte nur ab und zu gegessen oder ungeröstet konsumiert werden!

.) Arzneimittel und Hormone

Wenn Tiere krank werden, so gilt natürliches dasselbe wie beim Menschen: Medikamente, bis es wieder gesund ist. Allerdings miss-brauchen viele Landwirte dies. Sie geben Antibiotika, Anabolika und Psychopharmaka präventiv an alle (sogar die wenigen Antibiotika, die in der Humanmedizin noch gegen resistente Erreger eingesetzt werden). Daneben werden Masthilfen und Hormone verabreicht, damit das Tier schneller schlachtreif wird, mehr Milch gibt oder Eier legt. An dieser Stelle habe ich bereits über den Antibiotika- und Hormonmissbrauch berichtet. Deshalb kurz: Alle möglichen Krankheiten beim Menschen bis hin zu tödlichen Infektionen können die Folge dieses Missbrauchs sein. Kaufen Sie deshalb Fleisch und tierische Produkte am besten direkt beim Land-wirt Ihres Vertrauens, da immer wieder auch Metzgereien in Tierimport-Skandale verwickelt sind. Auch in der Gastronomie, die sich vornehmlich in Deutschland stramm gegen die Kennzeichnungspflicht stellt (angeblich aufgrund der Bürokratie – tatsächlich aber geht es v.a. um die Verwendung von ausländischem Billigfleisch, wie Mastkälbern), könnte sehr viel durch eine sorgfältige Auswahl der Konsumenten viel erreicht werden.

.) Benzpyren

Dieser polyzyklisch-aromatische Kohlenwasserstoff entsteht beim unvoll-ständigem Verbrennen organischer Stoffe – etwa durch den Fahrzeug-motor, Heizanlagen oder auch dem Rauchen. Au Backe – auch beim Räuchern und Grillen, wenn etwa der Fleischsaft in die Holzkohle tropft. Benzpyren ist etwa bei Rauchern verantwortlich für die Bildung von Lungenkrebs. Deshalb sollte das Einatmen dieser Rauchinhaltsstoffe gemieden werden. Heizanlagen sollten richtig gefüllt und gut gewartet werden, damit beim Abbrand möglichst wenig Qualm entsteht. Holz-kohlegriller sind schädlicher als ihre Gas- oder Elektro-Kollegen. Ansonsten gilt: Grillgut darf erst dann auf den Rost gelegt werden, wenn die Holzkohle eine weisse Asche-Schicht bildet. Besondere Vorsicht ist bei Smokern geboten! Schwarze Stellen auf Fleisch oder anderem Grillgut sollte stets grosszügig abgeschnitten, Fleisch besser in Alu-Folie gegart werden.

.) Nitrit

Die Äcker werden durch die Landwirte entweder durch Gülle und Mist oder direkt mit Stickstoff gedüngt. Die Pflanzen benötigen diesen zum Wachsen. Sie speichern ihn als Nitrat – beim Verzehr eher harmlos. Nitrat wird bei Sonneneinstrahlung nach und nach abgebaut – Freilandgemüse ist somit gesünder als jenes aus dem Glashaus. Wird aber Gemüse zu lange warmgehalten oder gar aufgewärmt, so wandeln Bakterien das Nitrat in das gefährliche Nitrit um. Die Mähr vom aufgewärmten Spinat oder den Bohnen stimmt also tatsächlich. Nitrit verbindet sich mit Aminen, den Abbauprodukten von Eiweissen – es entstehen Nitrosamine. Sie beeinflussen den Transport des Sauerstoffs im Blut, das besonders für Kleinkinder sehr gefährlich werden kann. In Tierversuchen führten sie zudem zu Krebs.

.) Pestizide

Die heutige, industrialisierte Landwirtschaft kommt leider ohne Pestizide nicht mehr aus – resultierend aus den Monokulturen. Rund 800 Gifte sind bekannt – darunter Insektizide (Fressfeinde), Herbizide (Unkraut) und Fungizide (Pilzbefall). Bespritzt wird nahezu alles, bei Bioanbau ist ebenfalls nicht auszuschliessen, dass die Pflanzen durch benachbarte Felder und Äcker aufgrund von Windverfrachtung einiges abbekommen. †Manche dieser Produkte der Chemischen Industrie werden nur sehr langsam abgebaut. Werden diese Pflanzen an Tiere verfüttert, so gelangen die Gifte indirekt in die Nahrungskette (Fleisch, Milch oder Eier), durch Obst und Gemüse hingegen direkt. Je nachdem bewirken diese Gifte auch unterschiedliche Vorgänge im menschlichen Körper (Krebs, Schäden am Immunsystem, der Leber, Niere, den Augen, Muskeln, dem Blutdruck, …). Im Speziellen darauf einzugehen, würde diesen Rahmen sprengen. Vorsicht geboten ist bei ausländischem Gemüse und Obst bzw. Produkten daraus, da hier nach wie vor beispielsweise Verunreinigungen durch DDT (Dichlor-Diphenyl-Trichlorethan) und Lindan (Gamma-Hexachlor-Cyclohexan) entdeckt werden, die seit langer Zeit bei uns verboten sind. Doch auch in heimischen Produkten sind immer wieder Pestizide zu finden – allen voran das Herbizid Glyphosat, das gar den Weg ins Bier oder dem Trinkwasser gefunden hat. Es soll nach EU-Ansicht für weitere Jahre erlaubt werden – einzelne Staaten jedoch stellen sich dagegen, Österreich etwa. Deutschland hat sich hierbei blamiert, hat es sich doch bei der Abstimmung im Oktober der Stimme enthalten – trotz eines Landwirtschafts-Bundesministers vom Bündnis 90/Die Grünen. Die Auswirkungen von Gly auf den menschlichen Körper sind noch nicht umfassend geklärt – eine objektive Meinung insofern sehr schwer zu fassen. Ganz ausschliessen können Sie hingegen Pestzid-Rückstände auch in heimischen Produkten nicht.

.) Schimmelpilze

Schimmel ist besonders gefährlich, da er nicht immer gesehen oder gerochen wird – etwa wenn er im Inneren des Produktes vorkommt. Schimmelpilze bilden Gifte (Myko-†Toxine), die Leber, Nieren und Nervensystem angreifen und zu Krebs (Gen-Veränderung) führen können. Rund 300 dieser Mykotoxine wie beispielsweise Afla- oder Ochratoxine bzw. Patuline sind inzwischen bekannt. Schimmel hinterlässt einen bitteren Geschmack. Nahezu jedes Lebensmittel kann schimmeln. Vor-aussetzung ist ein relativ hoher Wassergehalt (etwa bei Steinobst), aber auch Fett- oder Kohlenhydratanteil. Die Sporen werden durch die Luft auch auf andere Produkte übertragen. Manche dieser Toxine können gar über die Muttermilch auch an den Embryo und Säugling weitergegeben werden (etwa Ochratoxine). Verschimmelter Käse, Marmelade, Obst etc. gehört in den Müll. Bei Brot besteht auch die Möglichkeit, dass sich der Schimmelpilz im Inneren weitergebildet hat, ohne gesehen oder gerochen zu werden – erst beim Essen kann dies bemerkt werden – sicherheits-halber ebenfalls wegwerfen. Problemprodukte wie gemahlene Nüsse sollten Sie im Gefrierschrank lagern, Gemüse oder Obst wie Beeren halten im Gemüsefach des Kühlschranks zumindest etwas länger (etwa drei Tage!). Für alles andere gilt: Trockene Lagerung!

.) Schwermetalle

Quecksilber, Blei, Kadmium und Arsen sind die gefährlichsten Schwermetalle, die in unserer Nahrung vorkommen können. Sie werden durch die unterschiedlichsten Vorgänge freigesetzt und gelangen vor-nehmlich durch die Luft oder Abwässer in den Boden und damit die Pflanzen. Aber auch in Fischen (besonders belastet sind fettige Arten wie Thunfisch oider Heilbutt), da die Ozeane zunehmend mehr verschmutzt werden. Die Schwermetalle lagern sich im Körper an (Leber, Gehirn und Nieren) und führen meist zu einer schleichenden Vergiftung. Auch bei Tieren – weshalb beim Verzehr v.a. von Innereien erhöhte Vorsicht geboten sein sollte. Quecksilber greift das Nervensystem an, Blei beein-flusst die Blutbildung und schädigt vornehmlich Gehirn, Nerven, Nieren und Muskeln. Kadmium schadet den Nieren und den Knochen, aber auch der Nasenschleimhaut. Das hochgiftige Arsen greift den Herz-Kreislauf, den Magen-Darmtrakt, Nerven- und Atemsystem an und führt zu Krebs (v.a. Haut- und Lungenkrebs). Da sich Arsen in Fisch- und Tierinnereien ablagert, ist in der EU das Verfüttern von Fisch- und Tiermehl verboten. Meiden Sie Gemüse oder Obst von Äckern oder Plantagen an Strassen, in der Nähe von Industrie- oder Verbrennungsanlagen. Lassen Sie alte Bleirohre durch neue Nicht-Blei-Rohre ersetzen, verwenden Sie niemals Klärschlamm als Dünger Ihres Gemüsebeetes. Waschen Sie immer Obst und Gemüse gut, entfernen Sie bei letzterem stets die äusseren Blätter. Essen Sie nie mehr als 250 g Wildpilze pro Woche. Verwenden Sie niemals ausländisches Geschirr mit Glasuren (auch hier werden Schwermetalle verwendet).

Nur eine kleine Auswahl – tatsächlich ist die Liste der Gifte in Lebens-mitteln ellenlang. Dseshalb zuletzt eine enorm wichtige Empfehlung:

Kaufen Sie saisonale, regionale und Produkte aus korntrolliert biologischen Anbau möglichst direkt beim Abhof-Verkauf jenes Bauern, dem Sie ihr Vertrauen schenken!

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Hamas – Das Pulverfass Naher Osten ist explodiert

„ Das ist der Tag der größten Schlacht!“

(Mohammed Deif, Kommandeur der Kassam-Brigaden)

Es ist der bislang heftigste Angriff, den die militante, islamistisch-radikale Terrororganisation Hamas am 07. Oktober gegen Israel begann: Die „Operation al-Aqsa-Flut“ als vermeintliche Antwort auf die „Schän-dung der al-Aqsa-Moschee“. Der Kommandeur der Kassam-Brigaden, Mohammed Deiff betonte gegen 06.30 Uhr im Radio, dass innerhalb von nur 20 Minuten über 5000 Raketen aus dem Gazastreifen in Richtung Israel abgefeuert wurden (nach Angaben aus Israel waren es mehr als 2000). Die Raketen schlugen im ganzen Land ein – am Abend des Angriffstages sprachen medizinische Quellen von 300 Toten und rund 1.590 verletzten Menschen in Israel.

Zeitgleich drangen Militante aus der Luft, über das Meer und auch durch mögliche Tunnels zu Lande aus der Sperrzone nach Israel ein und richte-ten dort ein Blutbad an bzw. entführten Menschen, etwa von einem Rave-Festivalgelände – völlig gleichgültig ob Israeli oder ausländische Besucher (darunter auch Deutsche und Österreicher). Die Kassam-Brigaden ver-öffentlichten Bilder über gefangene israelische Soldaten. Deif rief gleich-zeitig alle Muslime zu den Waffen auf – konkret dann für Freitag, den 13. Oktober „Massenmobilisierung“. Die Hisbollah gratulierte zum Schlag, beschoss ebenfalls israelische Stellungen auf den Golanhöhen (Scheeba-Farmen), doch in weitaus geringerer Intensität. DER Erzfeind Israels im Nahen Osten, der Iran, begrüsste zwar den Angriff, weist aber die direkte Involvierung in den Konflikt von sich.

„Die heutige Operation der Widerstandsbewegung in Palästina ist ein Wendepunkt in der Fortsetzung des bewaffneten Widerstands des palästinensischen Volkes gegen die Zionisten!”

(Nasser Kanaani, Aussenamtssprecher des Irans)

Sein Chef allerdings giesst noch weiter Benzin ins Feuer:

„Dieses Krebsgeschwür wird, so Gott will, durch das palästinensische Volk und die Widerstandskräfte in der gesamten Region endgültig ausgerottet werden!“

(Ajatollah Ali Khamenei, geistliches und politisches Oberhaupt des Iran)

Keine Frage: Da wurde der erste Domino-Stein angestossen, der noch viel Blutzoll einfordern wird. Schon jetzt sind weit über 2.000 Menschen auf beiden Seiten ums Leben gekommen. Inzwischen hat die EU den Geldfluss für die Palästinenser gestoppt, die USA stehen ihrem Waffen-bruder auch mit ihrer Mittelmeerflotte bei, immer mehr Städte, Länder und Staaten (wie auch Indien) erklären sich solidarisch mit Israel, wenn auch nicht mit dessen Regierung. Auch ins Stocken geriet die humanitäre Hilfe – Experten warnen vor einem Kollaps im Gazastreifen.

Der Angriff dürfte gut vorbereitet worden sein. Er fand am israelischen Feiertag „Simchat Tora“, einen Tag nach dem 50. Jahrestag des Jom-Kippur-Krieges, statt. Auch damals wurde Israel überrascht – an dieser Stelle wurde bereits hierüber berichtet. Die israelische Armee war auch heuer nahezu unvorbereitet – sie musste eingestehen, dass die Hamas Ortschaften rund um den Gaza-Streifen eingenommen hatte. Die israelische Regierung reagierte prombt und startete die „Operation Eiserne Schwerter“ – den Krieg gegen die Hamas. Reservisten wurden einberufen, während die Aktivkräfte Luftangriffe im Gazastreifen flogen und nach wie vor fliegen, wobei auch ein Hamas-Anführer getötet wurde. Erste Erfolgsmeldungen gab es bereits am Abend – so konnten mehrere Menschen befreit werden, die durch die Hamas im Kibbuz Be’eri als Geiseln genommen worden waren. Schwere Kämpfe wurden auch von anderen Kibuzzen gemeldet. Wie konnte es so weit kommen???

Während des ersten Palästinenseraufstands („Intifada“) 1987 wurde als defacto einer Abspaltung der ägyptischen Muslimbruderschaft die Hamas unter der Führung des später durch Israel getöteten Scheichs Ahmed Yassin gegründet. „Hamas“ ist die Abkürzung von „Harakat al-Muqawama al-Islamiyya“ (Bewegung des islamischen Widerstands). Im Gründungs-manifest von 1988 wird die Existenz des Staates Israel abgelehnt und als Ziel die Errichtung eines eigenen islamischen Staates auf dem Gebiet Palästinas (vom Mittelmeer bis zum Jordan) angeführt. Als legitimes Mittel wird dabei der bewaffnete Kampf gegen Israel genannt. Übrigens bezog sich die Hamas damals auf die „Protokolle der Weisen von Zion“, einer antisemitischen Verschwörungstheorie, die allerdings bereits im Jahr 1921 als Fälschung entlarvt wurde (auch bei europäischen Rechts-radikalen nach wie vor Bettlektüre). Israel wurde offiziell 1948 gegründet.

Die Hamas teilt sich in einen militärischen („Ezzedin al-Kassam-Brigaden“) und einen politischen Arm. Zweiterer gewann im Jahre 2006 die Parlamentswahlen in den palästinensischen Gebieten mit absoluter Mehrheit. Die vielen Protestwähler warfen der bis dahin regierenden Fatah Korruption vor. Es folgten blutige Auseinandersetzungen des militärischen Arms mit den Anhängern der unterlegenen Fatah-Partei. 2007 übernahm die Hamas die Kontrolle über den Gazastreifen. Die Fatah mit ihren Anhängern wurde in das Westjordanland vertrieben. Die Fatah („Bewegung für die nationale Befreiung Palästinas“) kämpft bereits seit 1964 für einen eigenen Palästinenserstaat. Prominentester Vertreter der Fatah war Jassir Arafat, der 1993 durch die Anerkennung des Existenz-rechtes Israels einen Friedensprozess begann und gleichzeitig dem Terrorismus als „politischem Mittel“ abschwor („Osloer Friedensprozess“). Die Hamas hingegen wird durch die EU, die USA, Kanada, Japan und Israel – aber auch von Ägypten und vielen Historikern, Politologen und Juristen anderer Staaten als Terrororganisation eingestuft. Nicht zuletzt, da sie die Bevölkerung stets als menschlichen Schutzschild verwendet. Raketen werden aus Wohngebieten abgefeuert, die Kommandozentralen befinden sich in Wohnhäusern. Nur die Schweiz und Norwegen bzw. Russland unterhielten bislang Kontakte zur Hamas – der türkische Staatschef Erdogan bezeichnet die Hamas als Freiheitskämpfer. Der eidgenössische Bundesrat lehnte ein Postulat zum Verbot der Hamas und die Klassi-fizierung als „terroristische Organisation im August 2017 ab. Der politische Arm der Hamas errichtete mit Hilfe europäischer Gelder im Gazastreifen Schulen, Kindergärten, Arbeitsvermittlungen (die Arbeits-losigkeit lag 2017 bei 42%!) etc. und genoss dadurch hohes Ansehen in der sehr armen Bevölkerung. Im August 2017 stand allerdings ein Mit-arbeiter der christlichen, humanitären Organisation World Vision in Israel vor Gericht, nicht weniger als 60 % seines Jahresbudgets (bis zu 45 Mio Euro) veruntreut zu haben. Die Gelder waren gedacht für Essenspakete an die Zivilbevölkerung des Gazastreifens und die Errichtung von Glas-häusern für den Anbau von Gemüse und Obst. Tatsächlich – so der israelische Inlands-Geheimdienst Shin Bet – sollen damit die Kampf-einheiten der Hamas versorgt und die Glashäuser als Tarnung für Tunnelgrabungen unterstützt worden sein. Das israelische Gericht bekannte den Büroleiter 2022 für schuldig. Auch ein Mitarbeiter der Organisation „Save the children“ geriet unter Verdacht.

Dennoch dachte die Hamas 2017 an die Abgabe der Verwaltung an den Palästinenser-Präsidenten Mahmoud Abbas (Fatah) aus dem Westjordan-land, da der Gazastreifen unterzugehen drohte. Gemeinsam mit der Fatah sollten Wahlen abgehalten werden – allerdings wurde der militärische Arm der Hamas, die Kassam-Brigaden davon ausgenommen.

Den finanziellen Background hat die Hamas im schiitischen Iran, der Türkei, aber auch bei dessen Gegnern: Den konservativen sunnitischen Scheichtümern wie Katar. Trotzdem riefen Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate zu einem sofortigen Stop der Eskalation auf (ebenso wie China und auch Russland). Der Grossteil der durch die Hamas abgefeuerten Raketen stammt übrigens aus dem Iran, die über den Sudan und Ägypten in den Gaza-Streifen eingeschmuggelt wurden. Aber auch mit ausländischer Hilfe im Eigenbau hergestellte ergänzen das Arsenal.

Nachdem die Hamas immer wieder Granaten und Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgefeuert hatte, reagierte Israel im Dezember 2008 und Januar 2009 auf das dortige Geschehen mit einer dreiwöchigen Offensive („Gegossenes Blei“), bei der weit mehr als 1.400 Palästinenser starben, über 5.000 weitere wurden verletzt. Seither gab es immer wieder bewaffnete Zwischenfälle.

Im aktuellen Konflikt wird es wohl nurmehr einen Sieger geben. Beide Seiten lassen keine Zweifel darüber aufkommen, dass sie einer militärischen Lösung gegenüber einer diplomatischen den Vorzug einräumen. Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu legte der Zivilbevölkerung des Gazastreifens nahe, diesen über den bislang dauerhaft geöffneten wichtigsten Grenzübergang Rafah nach Ägypten zu verlassen. Der wurde nun allerdings nach mehrfachem Beschuss durch Israel von Ägypten wieder geschlossen. Oder befürchtet Ägypten, dass auch viele Hamas-Kämpfer ins Land kommen würden? Damit sind rund 2,3 Mio Menschen der Auseinandersetzung auf Gedeih‘ und Verderben ausgesetzt. Inzwischen herrscht v.a. in Gaza-Stadt das Chaos und die blanke Angst. Auf ägyptischer Seite stehen humanitäre Hilfskonvois der unterschiedlichsten Organisationen bereit.

Die „Schändung der al-Aqsa-Moschee“ bezieht sich auf den für Muslime und Juden gleichermassen heiligen Tempelberg in Jerusalem. Israel erlangte nach dem Sechs-Tage-Krieg die Herrschaft über diesen Berg. Die Verwaltung wurde der Jerusalemer Waqf-Behörde übergeben. 1984 entzog Israel die zu diesem Gebiet gehörende Klagemauer der Waqf-Behörde und erklärte sie zum staatlichen Eigentum. Muslime hatten über acht Tore Zutritt auf den Tempelberg, der von israelischen Polizisten und der Waqf-Behörde kontrolliert wurde. Immer wieder gab es unzählige Abmachungen, wonach etwa Muslime zum Beten auf den Berg durften, nicht jedoch Juden. Ein Dorn im Auge v.a. der orthodoxen Juden. 2017 wurden zwei israelische Grenzpolizisten von Attentätern erschossen. Sie hatten unter ihrer Bekleidung Waffen und Messer versteckt. Als sie vom Tempelberg zurückkamen, eröffneten sie das Feuer. Pikantes Detail am Rand: Attentäter und Opfer hatten zwar die israelische Staatsbürger-schaft, sie gehörten aber der arabischen Minderheit an. Offenbar bestärkt durch den Wahlerfolg Netanjahus und der Bildung der rechts-nationalen Regierung mit der Ausweitung des Siedlungsbaus auf die Gebiete der Palästinenser, fühlten sich zuletzt immer mehr ultra-orthodoxe Siedler dazu berufen, den Tempelberg wieder in das Staatsgebiet zurückzuholen! So gab es bereits im April schwere Zusammenstösse zwischen moslemischen Gläubigen und der israelischen Polizei. Videos zeigen prügelnde Polizisten, die mit Stöcken auf Menschen einschlagen. Was genau der Hintergrund des Ganzen ist: Hierzu gibt es zwei unter-schiedliche Versionen. Fakt ist, dass die Beschüsse aus dem Libanon und die israelische Antwort hierzu zunahmen. Anfang Oktober drangen offenbar israelische Siedler unter dem Schutz der Polizei in die Innenhöfe der al-Aqsa-Moschee vor und hinterliessen ein verwüstetes Schlachtfeld (so die arabische Version). Das Problem: Welcher der beiden unter-schiedlichen Versionen Glauben geschenkt werden kann – das ist nicht zuletzt einer der wichtigsten Gründe, weshalb die Friedensbemühungen im Nahen Osten seit Jahrzehnten zum Scheitern verurteilt sind. Nun folgt wohl dort die militärische Lösung.

„Bürger Israels, wir sind im Krieg. Und wir werden gewinnen. […] Unser Feind wird einen Preis bezahlen, wie er ihn noch niemals kennengelernt hat.“

(Benjamin Netanjahu, israelischer Premierminister)

Israel wird derzeit von einer Notstandsregierung geführt. Premier Netanjahu lud hierzu auch den Oppositionsführer Jair Lapid ein, der jedoch ablehnte. Er warf der gewählten Regierung völliges Versagen vor und betonte, dass in der Notstandsregierung Extremisten vertreten sind. Viele Staaten haben inzwischen mit der Evakuierung ihrer Bürger aus Israel begonnen. Einige mit Hilfe des Militärs, andere wie Österreich, mit zivilen Airlines! Im Alpenstaat war die dafür vorgesehene C-130 „Hercules“ nicht flugtauglich!

Das Problem in den westlichen Staaten: Nach dem zunehmenden Anti-semitismus durch die stärker werdenden Rechtspopulisten kommt nun auch der kriegsbedingte Antisemitismus durch islamistische Moslems hinzu. Wut und gar Übergriffe auf Menschen wie Du und Ich, die hier in Europa überhaupt nichts mit den Konflikten im Nahen Osten zu tun haben. Nur, weil sie einer anderen Religionsgemeinschaft zugehören. Deshalb meine grundlegende Einstellung hierzu: Konflikte gehören nicht übertragen! Sie sollen dort ausgetragen werden, wo sie entstanden sind. Ob dies nun Türken und Kurden, Russen und Ukrainer, Inder und Pakistani oder nun Palästinenser und Israeli betrifft. Viele kamen nach Mitteleuropa um mit ihren Familien GEMEINSAM im Frieden zu leben. Soll damit nun auch hier Schluss sein, nachdem die dortigen Konflikte teils schon Millionen Tote gefordert haben und deren Heimat dem Erdboden gleich gemacht wurden???

Lesetipps:

.) Hamas. Der politische Islam in Palästina; Helga Baumgarten; Diederichs 2006

.) Hamas – Der islamische Kampf um Palästina; Joseph Croitoru; C.H. Beck 2007

.) Der politische Islam – Zwischen Muslimbrüdern, Hamas und Hizbollah; Imad Mustafa; Promedia 2013

.) Zwischen Ölzweig und Kalaschnikow – Geschichte und Politik der palästinensischen Linken; Gerrit Hoekmann; Unrast 1999

.) The Palestinian Hamas – Vision, Violence and Coexistence; Shaul Mishal/Avraham Sela; Columbia University Press 2006

.) Hamas and Civil Society in Gaua: Engaging the Islamist Social Sector; Sara Roy; Pronceton 2011

,) Islamic Politics in Palestine; Beverley Milton.Edwards; I.B. Tauris 1996

.) Al-Aqsa oder Tempelberg – Der ewige Kampf um Jerusalems heilige Stätten; Joseph Croitoru; C.H. Beck 2021

.) Die Protokolle der Weisen von Zion – Die Legende von der jüdischen Weltverschwörung; Wolfgang Benz; C.H. Beck 2007

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Rote Haare – Zauberkräfte???

Für Glückspiele jeglicher Art gilt: Überlege Dir Deinen Spieleinsatz ganz genau!

Es geschah einst in lustiger Runde beim Kartenspiel. Nachdem ich die Partie verloren hatte, forderten meine Bekannten als Spieleinsatz: Haare blond färben!!! Spielschulden sind Ehrenschulden, weshalb ich mich am Wochenende an die Arbeit machte. Kein leichtes Unterfangen, schliesslich hatte ich zuvor noch nie meine Haare gefärbt. Und glatt ging es daneben: Heraus kam eine undefinierbare Mischung aus rot, rosa, orange und gelb! Der erste Blick in den Spiegel: Einem lauten Schrei folgte ein Stossgebet gen Himmel: „Herr, lass‘ das nicht wahr sein!“ Mein erster Gedanke: Mir blickt der missglückte Klon von Pumuckl entgegen! Sch…! So konnte ich nicht auf die Menschheit losgelassen werden! Also ran an den Kleider-schrank und eine Mütze gesucht. Gottlob änderte sich die Farbe nach rund einer Woche ins dunkelblonde!

Als ich vergangene Woche einen Artikel über die mögliche „Zauberkraft“ von Rothaarigen las, kamen mir diese damaligen Bilder sofort wieder ins Gedächtnis. Doch – was haben die Mythen über Rothaarige wirklich auf sich? Sie werden überrascht sein!

Eines vorweg: Niemand sollte aufgrund seiner natürlichen Haarfarbe diskriminiert werden! Wie hiess es einst in dem Lied: „Ob blond, ob braun, …!“ Niemand ist für diese Laune der Natur verantwortlich – ausser man legt selbst Hand an. Dann verrät die Haarfarbe einiges über den Charakter eines Menschen. Dies nur zum besseren Verständnis, schliess-lich galten im Mittelalter Frauen mit roten Haaren als gefährlich, als „Hexen“, da sie in engem Kontakt mit dem Teufel stehen sollten! Deshalb landeten viele Rothaarige auf den Scheiterhaufen der Inquisition. Auch galt rot lange Zeit als ein typisches jüdisches Merkmal. Alles Mumpitz – erstunken und erlogen. Dennoch sind Rothaarige etwas anders als schwarz-, braun- oder blondbehaarte Mitmenschen.

Rote Haare werden verursacht durch eine Mutation der Chromosoms 16, dem sog. „Ginger-Chromosom“. Bei mehr als 90 % der Rothaarigen ist dieses Chromosom verändert. Das Protein Melanocortin-1-Rezeptor (MC1R) zeichnet verantwortlich für die Produktion der Farbstoffe, beim Menschen der Pigmente. Die Färbung der Haare bestimmt vornehmlich das Pigment Melanin, das in den Melanozyten spezialisierter Hautzellen hergestellt wird. Im menschlichen Körper kommt es als Eumelanin und als Phäomelanin vor. Wie nun beide gemischt werden – das ergibt die Haarfarbe. Viel Eumelanin braunes oder schwarzes Haar, viel Phäomelanin hingegen blondes und rotes Haar. Rothaarige verfügen alsdann über nur wenig Eumelanin, dagegen viel Phäomelanin („Rutilismus“). Das wiederum hat auch Auswirkungen auf die Augen- und Hautfarbe: Rothaarige haben zumeist eine empfindlichere, hellere Haut als die anderen – und Sommer-sprossen. Dieses Pigment hält zudem länger an als das Eumelanin, wodurch rothaarige Menschen wesentlich später ergrauen. Genetiker kamen zu dem Ergebnis, dass rote Haare meist nur dann vererbt werden, wenn Mutter UND Vater rothaarig oder zumindest blond sind. Doch können vereinzelt auch dunkelhaarige Eltern durchaus ein rothaariges Kind bekommen, wenn etwa in der Familie ein Vorfahre rote Haare hatte („rezessive Vererbung“). Auch Mischlinge sind bekannt: So kann ein Mann zwar einen roten Bart, aber eine komplett andere Haarfarbe besitzen. Der wohl prominenteste Vertreter war Kaiser Friedrich I. „Barbarossa“!

Apropos Haut! Eumelanin absorbiert rund 50-75 % der UV-Strahlung. Nachdem dieses jedoch bei Rothaarigen nur wenig bzw. gar nicht vor-handen ist, muss zu starkem Sonnenschutz gegriffen werden, damit keine Hautreizung oder gar Sonnenbrand entsteht. Nachgewiesen ist inzwischen, dass vermehrte Sonnenbrände zu Hautkrebs führen. Deshalb sollten Rotschöpfe im Umgang mit der Sonne sehr vorsichtig sein. Zudem deaktiviert Eumelanin auch viele reaktive Radikale, die zu Zellschäden und damit Krebszellen mutieren.

Die meisten Rothaarigen gibt es mit etwa 13 % in Schottland, gefolgt mit 10 % von Irland und Wales. Hier rühren auch die Begriffe „Ginger Heads“ oder „Redheads“ her. Ansonsten ist Rot als Haarfarbe sehr selten: Nur etwa 1-2 % aller Menschen weltweit besitzen diese Genmutation. Wie aus den Studien von Svante Pääbo et al vom Max-Planck-Institut für evo-lutionäre Anthropologie aus Leipzig vom Oktober 2007 zu erfahren ist, hatten mindestens 1 % der Neandertaler bereits rote Haare. Dies konnte aufgrund der DNA von fossilen Überresten festgestellt werden: Gefunden wurde das Forkhead-Box-Protein P2 (FOXP2), ein Transkriptionsfaktor, der mutiert und dadurch etwa Sprachstörungen auslöst. Diese Studien wurden durch die Erkenntnisse von Carles Lalueza-Fox von der Uni-versität Barcelona bekräftigt. Weshalb nun im Norden mehr Rothaarige als im Süden leben, ist leicht zu erklären: Die Pigmentierung der Haut wird dominant vererbt, damit der Körper besser gegen die Sonneneinstrahlung geschützt ist. Als diese stark pigmentierten Urmenschen nach Norden wanderten, wurde dieser Schutz zum Nachteil, da die intensive Filterung der UV-Strahlen die körpereigene Produktion des Vitamins-D senkt. Das aber hat wichtige Aufgaben im Körper wie beispielsweise für die Stärke der Knochen. Also begann die Chromosomen-Mutation. Die britischen Inseln waren sehr lange isoliert – das erklärt die hohe Prozentzahl an Ginger Heads unter den Kelten , Pikten und Caledonier. Redheads sind alsdann in südlicheren Gefilden sehr selten – in Papua-Neuguinea etwa liegt ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung bei rund 0,03 %.

Rotes Haar war im alten Rom heiß begehrt. So sollen gefangenen Frauen aus Gallien und Germanien die Haare abgeschnitten worden sein um den edlen Damen als Perücke herzuhalten. Solche Trends sind auch heute noch in der Modewelt stets wiederkehrend. Nachdem der Film „Lola rennt“ v.a. in Grossbritannien zum Blockbuster wurde, reagierten die Friseure und Coiffeure und boten diese Haarfarbe der Darstellerin Franka Potente (gefärbt, nicht natur) als „Lola Red“ an. Potente übrigens durfte sich über Wochen hinweg während der Dreharbeiten nicht die Haare waschen, damit die Farbe konstant blieb. Apropos rot – die Palette ist recht weit gegriffen: Sie reicht von Rotblond, über Rot-Goldtönen, Orange bis hin zu dunklem Mahagoniebraun.

Rothaarige besitzen weniger Haare als all die anderen: Etwa 90.000 stehen 100.000 (schwarz oder braun) und bis zu 150.000 (blond) gegen-über. Dafür sind die roten jedoch dicker.

Das Schmerzempfinden bei Redheads ist anders. Sie benötigen etwa bei Operationen rund 20 % mehr an Narkosemitteln, da sie schmerz-empfindlicher sind. Soweit das Resultat einer Studie von Edwin Liem et al. von der University of Louisville. Ferner sind v.a. rothaarige Frauen empfindlicher gegenüber Kälte und Hitze (Jeffrey Mogil et al. McGill-University Montreal).

Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde von Martin Rinck an der Universität von Saarbrücken im Jahr 2002 eine Studie zur Wirkunf von roten Haaren beim Betracher angestellt. Darin bewerteten 2.000 Probanden in einer Online-Befragung rothaarige Frauen als emotional stabil, risikobereit und extravertiert. Im Umgang mit anderen (soziale Verträglichkeit) allerdings als relativ unverträglich.

Rund um den roten Haarschopf wurde auch einiges ins Leben gerufen. So gibt es mit „mc1r“ ein eigenes Magazin für rothaarige Leser bzw. mit dem „Tag der Rothaarigen“ in der niederländischen Stadt Breda ein alljähr-liches Treffen, in Mailand am letzten Sonntag im Mai das „Rossitalia“. In England wird am 19. Mai der „Redhead Day“ gefeiert. In der Haupstadt Libyens, Tripolis, färbten sich vor dem Bürgerkrieg viele Einwohner die Haare mit Hilfe von Zinnober rötlich, da im gesamten arabischen Raum rote Haare sehr begehrt sind.

Übrigens besitzen Rothaarige auch in der Literatur eine Sonderstellung. So mussten im Roman „Das Parfum“ von Patrick Süsskind das erste und das letzte Opfer Frauen mit roten Haaren sein. Immer wieder werden von Schriftstellern schurkische Juden mit roten Haaren beschrieben – so etwa auch in „Oliver Twist“ (Dickens) die Figur des Fagins oder in „Der Kaufmann von Venedig“ (Shakespeare) die Person des Shylocks. Zudem wird der Verräter Jesus‘ (Judas) immer wieder mit roten Haaren dargestellt. Unvergessen natürlich die Kinderheldin „Pippi Langstrumpf“ oder auch „Max und Moritz“.

Bekannte Rothaarige waren bzw. sind:

  • Erik der Rote (norwegisch-isländischer Seefahrer)
  • Elisabeth I. (Königin von England)
  • Antonio Vivaldi (italienischer Geiger und Komponist)
  • Mick Hucknall (Sänger der Pop-Band Simply Red)
  • Boris Becker (Ex-Tennisstar)
  • Harry (zweiter Sohn von Prinz Charles und Prinzessin Diana) …

Zuletzt noch eine witzige Herleitung: Im Kölschen Dialekt werden Rothaarige als „Fussköppe“ (Fuchsköpfe) bezeichnet.

Lesetipps:

.) Rotschöpfe; Uwe Ditz; Edition Stemmle 2000

.) Untersuchungen über Zusammenhänge zwischen Rothaarigkeit und Charakter; Fritz Maroske; Universität Greifswald 1937

.) Rotes Haar – Böser Blick. Unser alltäglicher Aberglaube; Axel Stellmann; Agentur des rauhen Hauses 2002

.) The Redhead Encyclopedia; Stephen Douglas; Stonecastle Literary Group 1996

.) Roots of desire: The Myth, Meaning and Sexual Power of Red Hair; Marion Roach; Bloomsbury 2006

.) Red – A history of the redhead; Jackie Colliss Harvey; Black Dog & Leventhal 2015

.) Never let a Ginger SNAP!: Life as a Redhead; Claudia Hagen; Independently Published 2020

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Currywurst, Burger, Pizza – macht Fast Food doof???

“Wisst’s, was die billigste warme Mahlzeit in Österreich ist? Ist nicht gesund, aber sie ist billig: ein Hamburger bei McDonald’s!“

(Karl Nehammer, österreichischer Bundeskanzler)

Seit nahezu Jahrzehnten versuchen Ernährungswissenschafter und Gesundheitspolitiker die Eltern von der Bedeutung der gesunden Jause für die heranwachsenden Kleinen zu überzeugen. Fast ebenso lange weisen Sozial- und Armutsforscher darauf hin, dass die Armut allerorts ansteigt. Und schliesslich kämpfen Vegetarier und Veganer für einen besseren Umgang mit Tieren etwa auch durch einen wesentlichen Preisanstieg von Fleisch- und Wurstwaren! Da kommt urplötzlich der österreichische Bundeskanzler Karl Nehammer daher und betont in einer Diskussions-runde zu den Themen warme Mahlzeiten für Kinder, DDR und Sozial-partnerschaft in Österreich, dass sich auch die sozial unterste Schicht, die Klein- und Kleinstverdiener, eine warme Mahlzeit pro Tag leisten können! Ein klatschende Ohrfeige (österr.: “a Watsch’n”) ins Gesicht der Forscher und Umwelt- bzw. Ernährungsaktivisten, aber auch eine mehr als populistische Wortmeldung eines Gutverdieners auf Kosten jener, die unbescholten durch eine Krankheit, einen Unfall, eine Trennung oder eine Kündigung wegen Insolvenz des Unternehmens, Produktionsauslagerung oder einfach aufgrund ihres Alters nicht mehr wissen, wie es morgen weitergehen soll! Na – zumindest hat er darauf hingewiesen, dass diese “Billigernährung” nicht ganz gesund ist und damit indirekt wieder bestätigt, dass sich die finanziell Schwachen nicht richtig ernähren und zudem nicht beim Produzenten von nebenan einkaufen können. Übrigens hat die Österreichische Volkspartei (ÖVP) diese Aussage Nehammers inzwischen bestärkt, obgleich dies mit “Volk” wenig zu tun hat! Zudem hat der Herr Bundeskanzler kostenlose Werbung für etwas gemacht, das nicht wirklich einer ausgewogenen Ernährung entspricht. Wie einst die deutsche Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit Nestlé.

Doch – wie ist das wirklich mit den Burgern bzw. dem Fastfood???

Es war einmal eine kluge Frau aus Hamburg, die wusste nicht so recht, was sie ihren Lieben zu Mittag servieren sollte. Da kam sie auf die Idee, eine plattgedrückte Frikadelle in ein Brötchen zu legen und diese mit Mostrich und Ketchup zu würzen und mit einem Blatt Kopfsalat sowie einem Tomatenring zu verzieren! Das war die deutsche Version – die österreichische geht in etwa so: A gonz a wiffe Frau (der Begriff “Oide” ist diskriminierend und mir zu negativ behaftet – sorry!), irgendwo aus Deitschlond, hot net wirklich g’wusst, was sie zu Mittag auf’n Tisch bringen sollt. Do hot sie da Geistesblitz troff’n und sie hot a Flaaschlaberl g’nummen und flachdruckt in a Semmerl einigeb’n. Zum Würz’n an Senf und Ketchup, garniert mit am grünen Salot und aner Scheib’n von am Paradeiser!!!

Das war die Geburtsstunde des Hamburgers (kurz: Burger)! Schöne Geschichte – oder? Ob dies wirklich so gelaufen ist, kann heute niemand mehr nachvollziehen. Im Englischen versteht man unter “hamburger” jegliche Art von zubereitetem mageren Rinderhackfleisch, während im deutschen Sprachgebrauch das Gesamtgebilde als solches so bezeichnet wird. Ob nun diese Zusammenstellung aus der deutschen Stadt Hamburg oder der amerikanischen Stadt Hamburg bei Buffalo (US-Bundesstaat New York) benannt worden oder vielleicht doch aus „ham“ und „burg“ entstanden ist – wen interessiert’s! Hauptsache es schmeckt! Und dass es offenbar schmeckt, zeigen die nahezu konstant bleibenden Umsatzzahlen der beiden Platzhirsche am Markt. Dafür sind aber auch die unterschiedlichsten Marketing-Massnahmen verantwortlich, wie etwa der Veggie- oder vegane Burger. McD ist ohnedies immer wieder sehr kreativ, um auf sich aufmerksam zu machen. So etwa am 19. April 2011, dem “National Hiring Day” in den Vereinigten Staaten! Ronald M… stellte an diesem einen Tag nicht weniger als 50.000 neue Mitarbeiter ein. Eine Massnahme, die erforderlich wurde, da immer mehr seiner Filialen auch in der Nacht geöffnet haben! Ein durchaus gut gewählter PR-Gag, schliesslich beteiligen sich alle 14.000 Standorte an der Aktion und es werden nicht nur Vollzeit-Arbeitskräfte sondern auch Aushilfen einge-stellt, die nur stundenweise zur Verfügung stehen. Somit also als “relativ” anzusehen! Dadurch versuche die Fast-Food-Kette ihren Ruf als schlechter Arbeitgeber (wie vor 25 Jahren durch Günter Wallraff an’s Licht gebracht) loszuwerden, meinten Marketing-Profis. Seither habe sich nicht wirklich viel geändert: Schlechte Bezahlung, Schufterei in der Küche, rüder Umgangston, Aushilfsjob für Studenten – dies prangerte der Auf-deckungsjournalist damals an. Die Konzernzentrale in München wies dies 2011 zurück: 45 % der in Deutschland tätigen Arbeitskräfte waren Vollzeitangestellte (Gesamt-Zahlen für heute: Deutschland 65.000 Ange-stellte, Österreich 9.600, Schweiz 7.900 – Zahlen: McDonalds)!

Auch wenn Fastfood zumeist auf diese Burger beschränkt wird, so hat alsdann so mancher glühender Verehrer der Slow Food schon mal zu dem einen oder anderen Produkt aus dem “schnellen Bereich” gegriffen, ohne dies zu registrieren. Tatsächlich nämlich versteht man unter “Fast Food” all jenes, das möglichst rasch zubereitet oder als bereits fertige Speise über den Tresen (österr.: “Die Budel!”) gereicht und sofort verzehrt wird. Somit gehört die Berliner Currywurst oder die Wiener Eitrige hier ebenso hinzu wie das französische Baguette, die italienische Pizza oder der türkische Döner. Fast Food gibt es also in jedem kulinarischen Kultur-kreis. Ja – ich möchte sogar behaupten, dass auch der fix und fertige Salat aus dem Supermarkt die Voraussetzung erfüllt, in diesen immer wieder als ungesund abwertend bezeichneten Wortbereich des Fast Food aufgenommen zu werden! Doch diese meine Meinung wird die Ernährungsexperten auf die Barrikaden treiben, da hierdurch ein Feindbild aufgeweicht wird. Apropos Feindbild – für alle Gegner des Neu-Deutschen werde ich auch von “Schnellimbiss” reden – das trifft meines Erachtens ohnedies den Nagel besser auf den Kopf.

Bereits unsere Grossväter haben auf diese Form der Nahrungsaufnahme zurückgegriffen, wenn mal keine Zeit war, um ausgiebig zu dinieren. Trotzdem sind die meisten Eltern dagegen, dass sich ihre Kinder auf diese Art ernähren. Dies hat zwei Meinungen zum Hintergrund: Solche Schnellimbisse sind arm an Nährstoffen dafür aber reich an Salz und Fett – somit auch nicht gesund, da etwa Ballaststoffe oder Vitamine fehlen! Dies mag für so manches dieser Produkte stimmen, doch wird die Fleischscheibe eines solchen Burgers im Deutschen Lebensmittelbuch definiert als “grob entsehntes Rindfleisch mit gegebenenfalls Salz und Gewürzen” – ansonsten nichts mehr. Hinzu kommen dann die unter-schiedlichsten Beilagen – so etwa auch Salat oder Tomaten. Auch sehr viele Tomatenhasser wurden bereits im einen oder anderen Burger-Restaurant beim leidenschaftlichen Verzehr dieser Weichbrötchen ertappt. Ich möchte damit nicht behaupten, dass ebensolche gesund sind! Dies etwa wurde durch den Selbsttest “Super Size me” des US-Amerikaners Morgan Spurlock aufgezeigt. Er hat sich 30 Tage lang nur über die Speisekarte des grössten Burger-Verkäufers ernährt. Bereits nach kurzer Zeit zeigte die Ernährungsstudie erste Auswirkungen – nicht unbedingt die positivsten. Spurlock wollte damit auf den miserablen Zustand der Schulkantinen und dem mangelnden Verantwortungs-bewusstsein der Konzerne aufmerksam machen. Die Dokumentation wurde mehrfach ausgezeichnet.

Tja – auch ich muss zugeben, dass ich einmal pro Jahr diesen für die meisten Jugendlichen “anbetungswürdigen Ort der kulinarischen Einkehr” aufsuche – danach wird mir stets bewusst, weshalb ich dies nur einmal im Jahr mache. Zudem naht der Hunger nach dem ersten Burger sehr rasch erneut wie zuvor! Lassen Sie uns doch mal in medias res gehen und einen Vergleich anstellen:

1g Eiweiß = 4 kcal

1g Kohlenhydrate = 4 kcal

1g Fett = 9 kcal

1g Alkohol = 7 kcal

100 g Apfel haben 50 kcal, 11,0 g Kohlenhydrate, 0,4 g Fett und 0,3 g Protein

100 g Bambussprossen haben 17 kcal, 0,9 g Kohlenhydrate, 0,3 g Fett und 2,6 g Protein

100 ml Bier haben 41 kcal, 3,1 g Kohlenhydrate, 0,0 g Fett und 0,5 g Protein

100 g Bratwurst haben 286 kcal, 0,3 g Kohlenhydrate, 24,9 g Fett und 13,1 g Protein

100 g Eisbergsalat haben 13 kcal, 1,7 g Kohlenhydrate, 0,2 g Fett und 1,0 g Protein

100 g Rindfleisch haben 219 kcal, 0,0 g Kohlenhydrate, 11,3 g Fett und 27,8 g Protein

100 g Schweinefleisch haben 216 kcal, 0,0 g Kohlenhydrate, 11,5 g Fett und 26,8 g Protein

Sicherlich sollte dies nicht einzeln betrachtet werden. Hinzu kommen die Zutaten wie Senf, Ketchup, Pommes, Cola,… Begeisterte Kopfrechner werden ihre hellste Freude bei der Kalorienberechnung eines solchen Besuches bei Ronald oder beim King haben!!! Gleiches gilt selbst-verständlich auch für die Würstelbude von nebenan oder dem Pizzamann um die Ecke, der gerne nach Hause liefert! Eine 2005 durch US-amerikanische Wissenschaftler veröffentliche Langzeitstudie (Beo-bachtungszeitraum: 15 Jahre) zeigt auf, dass der ständige Konsum solcher Produkte einerseits für Übergewicht sorgt, andererseits auch Diabetes Typ-2 begünstigt. Es kann sogar zu einer Art Heisshunger nach kalorienreichem Essen kommen – möglicherweise durch das Hormon Ghrelin ausgelöst!

Parallel dazu allerdings macht Fast Food alsdann ungeduldig. Ich gehe zu all diesen Restaurants und Ständen, da ich weiss, dass das Essen binnen Sekunden vor mir steht. Dieser Meinung ist auch der kanadische Psycho-loge Sanford DeVoe von der University of Toronto, der gemeinsam mit Chen-Bo Zhong (Rotman School of Management) die Studie “You are how you eat: Fast Food and Impatience” in dem Fachmagazin “Psychological Science” veröffentlichte. Ergebnis: Durch den ständigen Besuch solcher Schnellimbisse werden wir ungeduldiger, da wir ständig an die Einsparmöglichkeiten in Sachen Zeit erinnert werden (Zeiteffizienz). Die Fast-Food-Probanden-Gruppe in dieser Untersuchung hatte zwar schneller gelesen, war allerdings wesentlich ungeduldiger als ihre Kollegen von der Kontrollgruppe und hatte einen grösseren Belohnungs-bedarf!

Ob nun der schnelle Imbiss Auswirkungen auf die Intelligenz hat oder nicht, das möchte ich hier und heute unbeantwortet lassen. Doch zeigten andere Studien, dass Fast Food und Softdrinks Kinder glücklicher machen. Somit lässt sich auch der Andrang der Kinder und Jugendlichen bei diesen Burger-Farmen erklären – sie sind hip, cool und gehören dazu. Eltern, die versuchen, ihren Nachwuchs auf andere Art und Weise glücklich zu machen, brauchen verflucht viel Fantasie und Möglichkeiten, betonen etwa Rodolfo Nayga (University of Arkansas) und Hung-Hao Chang (Universität von Taiwan) unisono (Journal of Happiness Studies).

Und übrigens macht dieser Schnellimbiss auch reich! So hat beispiels-weise der grösste Burger-Anbieter mit dem Mc in seinem Namen im Jahr 2022 alleine in Deutschland 4,2 Mrd. Euro Umsatz erzielt (im Corona-Jahr 2021 waren es 3,5 Mrd.). Fast Food ist somit nahezu krisensicher! (Gesamtumsatz Fastfood 2022 in Deutschland nach Angaben des Bundesverbands für Systemgastronomie: 28 Mrd. Euro). In Österreich erwirtschaftete der Mc-Tempel 225 Mio netto, in der Schweiz werden de Umsatzzahlen seit 2019 nicht mehr bekanntgegeben – damals waren es 761 Mio CHF.

Dass den Kreativen die Ideen ausgehen, kann insofern keineswegs behauptet werden. Neben Kindergeburtstagen mit Betreuung werden inzwischen auch Hochzeiten angeboten!!!

Nette Anekdote zum Schluss: US-Bürger gehen gerne auch in Europa in die Filialen von US-amerikanischen Fastfood-Ketten. Nicht nur, da sie es von zuhause gewohnt sind, sondern auch deshalb, da die Burger weniger fett und die Restaurants hierzulande wesentlich sauberer als jenseits des grossen Teiches sind. Die hiesigen Hygiene-Skandale haben sie zumeist nicht mitbekommen!

Damit nicht auch ich dem Nehammer’schen Fehler verfalle und unbe-zahlterweise Werbung für den einen oder anderen Anbieter mache bzw. diesen Blog als Werbung kennzeichnen muss, verzichte ich an dieser Stelle auf Links und Buchtipps!!!

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Nipah-Virus – leicht übertragbar und zumeist tödlich

Viele von uns haben Corona noch gar nicht richtig verdaut, da kommt bereits das nächste Damokles-Schwert: Der Nipah-Virus! Im indischen Bundesstaat Kerala brach er bereits zum vierten Mal innerhalb von nur fünf Jahren aus. Grösste Sorge herrscht deshalb im bevölkerungs-reichsten Land der Erde – neun Gemeinden im Süden des indischen Sub-kontinents wurden abgesondert, rund 980 Personen (viele davon aus dem Gesundheitswesen) wurden unter Qarantäne gesetzt, wo sie auch innerhalb der nächsten drei Wochen bleiben müssen. Reisende aus den benachbarten Bundesstaaten mussten sich bei ihrer Rückkehr testen lassen. Schon wieder wurde von „Lockdowns“ gesprochen. Inzwischen sind die Sperrzonen wieder aufgelassen worden, seit sechs Tagen gab es keine Neuinfektion.

Nipah-Ausbrüche sind eigentlich selten. Dennoch sollten sie niemals auf die leichte Schulter genommen werden, da der Virus wesentlich gefähr-licher ist als sein CoVID-19-Kollege: Die Letalrate liegt bei 40-75 %. Forscher vergleichen ihn deshalb nicht zu Unrecht mit dem Ebola-, dem Zika- oder eben auch dem CoVID-19-Virus – es ist ein möglicher Pan-demie-Virus!

Der Nipah-Virus befällt eigentlich Flughunde der Gattung Pteropus, aber auch Fledermäuse, Schweine, Hunde und Katzen. Die Flughunde, die hauptsächlich in dem Streifen von Südostasien bis Nord- und Ost-Aus-tralien, aber auch auf einigen Inseln des Westpazifiks und auf Madagaskar vorkommen, zeigen nur sehr selten Symptome. Vor allem über die Schweine kann er auf den Menschen übertragen werden (Zoonose). Zudem infiziert er mögliche menschliche Wirte auch durch den Genuss kontaminierter Pflanzen, Obst und Baumfruchtsäfte (etwa Palmen- und Dattelsäfte), Lebensmittel oder durch die Atemwege von Mensch zu Mensch. Deshalb schrillen bei der Weltgesundheits-organisation WHO die Alarmglocken.

Oftmals verläuft die Infektion symptomlos, kann aber auch zu akuten Atemwegserkrankungen oder Entzündungen des KIeinhirns (Enzephalitis) †führen. Die Inkubationszeit beläuft sich auf vier bis 14 Tage, in Extrem-fällen gar auf sechs Wochen. Manche Infizierte zeigen gar keinen Krank-heitsverlauf, erkranken wesentlich später jedoch an der Enzephalitis. Erste Symptome sind Muskelzucken, Zittern, weiters hohes Fieber und Erbrechen. Innerhalb von zwei Tagen kann es zum Koma kommen. Wirk-same Arzneimittel oder Impfungen gibt es derzeit noch nicht. Soll heissen, dass die Krankheitsursache nicht direkt bekämpft werden kann – allerdings die Symptome bzw. Folgeerkrankungen. So konnten etwa durch den antiviralen Wirkstoff Ribavirin Erfolge gegen die Sterblich-keitsrate bemerkt werden.

1999 wurde der Virus erstmals bei einem Krankheitsausbruch entdeckt. In Nipah/Malaysia hatte er Schweine und Züchter infiziert – daher auch sein Name. Damals starben 100 Menschen – 1 Million Schweine wurden gekeult. In Singapur infizierten sich Schlachthof-Mitarbeiter durch das Fleisch der von Malaysia importierten Schweine – einer davon starb. Alsdann ging es weiter in Bangladesch und Indien – dort überlebte nahezu jeder Zweite die Infektion nicht. In Bangladesch 100, in Indien 50 Menschen. Auf dem Subkontinent brachte man den Ausbruch durch restriktive Massnahmen unter Kontrolle.

Der Nipah-Virus zählt zur Familie der Paramyxoviridae und der Gattung der Henipaviren, zu der auch der Hendravirus gehört. Auch er zeigt ähnliche Krankheitsverläufe. Hendraviren wurden bereits 1994 in Queensland und New South Wales (Australien) bei schweren Pferde-erkrankungen nachgewiesen. Mehr als 80 Pferde verstarben oder mussten getötet werden. Dort wurden auch die bislang bekannten sieben Fälle der Übertragung auf den Menschen festgestellt (Trainer und Tierärzte), wovon vier verstarben. Der Hendravirus ist bei Pferden zumeist tödlich. Seit 2012 allerdings gibt es für sie einen Impfstoff gegen den Eindringling. Entwickelt wurde dieser an der Uniformed Services Uni-versity of the Health Sciences in Bethesda/Maryland durch Katharine Bossart, da das US-Militär eine potentielle Gefahr der Viren als möglicher Biokampfstoff sah. Die geimpften Pferde überlebten allesamt eine Infektion. Das Serum wurde auch neun Grünen Meerkatzen (eine Affenart aus Afrika) gespritzt, die sechs Wochen später mit dem Nipah-Virus infiziert wurden. Auch sie überlebten die Krankheit. Dennoch ist das Serum für die Humanmedizin noch nicht freigegeben.

Eine Infektion mit dem Nipah-, aber auch mit dem Hendra-Virus beim Menschen ist in Deutschland nach dem Infektionsschutzgesetz melde-pflichtig, in der Schweiz und Österreich noch nicht, obgleich der Virus auf der Blueprintliste der priorisierten und besonders gefährlichen Krank-heitserreger der WHO enthalten ist.

Derartige Zoonosen nehmen seit rund zwei bis drei Jahrzehnten konstant zu, da der natürliche Lebensraum der tierischen Wirte (zumeist der Urwald) zerstört und an dieser Stelle industrielle Landwirtschaft (Palmöl, Soja, Rinder, …) betrieben wird. Virologen veröffentlichten im Jahr 2018 eine Studie, wonach zwischen 540-850.000 bislang unbekannte Viren ohne weiteres von Säugetieren und Vögeln auf den Menschen übertragen werden können! Aufgrund der globalen Reisetätigkeit des Menschen brechen die Krankheiten auch in Regionen aus, in welchen die eigent-lichen Wirte gar nicht beheimatet sind. Sie können sich vielleicht noch an den ersten Corona-Fall in Deutschland erinnern – eine chinesische Geschäftsreisende, die einen Mitarbeiter des bayerischen Autozulieferers Webasto ansteckte. 16 Menschen wurden infiziert, die weiteren 241 Kontaktpersonen mussten in Quarantäne. Alles weitere ist Teil der näheren Geschichte. Auch sog. „Neozonen“ (invasive Tierarten), wie bei-spielsweise die Tigermücke, können exotische bzw. tropische Krank-heiten nach Mitteleuropa bringen.

Sollten Sie in die angesprochenen Regionen reisen, so vermeiden sie den Genuss von Obst und kochen Ihre Speisen mehrere Minuten mit min-destens 70 Grad Celsius ab!

Links:

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Erdbeben – Gewalt von Mutter Erde

„Die einzige Möglichkeit, Menschen vor Erdbeben zu schützen, ist durch erdbebensicheres Bauen!“

(Fabrice Cotton, Professor für Seismologie, Geoforschungszentrum Potsdam)

Es war ein verheerendes Erdbeben, das kürzlich Marokko heimsuchte: †6,8 auf der Richterskala, 2.901 Tote, 5.530 Verletzte! Doch musste in dieser Region mit einem solchen Ereignis gerechnet werden – das Atlasgebirge zählt zu den Erdbebenregionen dieser Erde!

Ich erlebte bislang zwei Beben: Als Kind in Vorarlberg und in meiner Zeit im Tiroler Stubaital. Beide Male ist uns gottlob nichts geschehen – bei letzterem erlitt jedoch ein Gast eines benachbarten Hotels einen Herz-infarkt! Ein mehr als mulmiges Gefühl, wie machtlos man dieser Natur-gewalt ausgeliefert ist. Dennoch sind Erdbeben auch in Mitteleuropa gar nicht mal so selten: Alleine am gestrigen Tag zählte die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik vier Beben, das stärkste davon im italienischen Ponte di Legno mit einer Magnitude von 2,3 auf der nach oben hin offenen Richterskala. Zumeist jedoch sind sie so klein, dass sie nahezu nicht bemerkt werden: Jenes in Ehrwald/Ausserfern beispiels-weise hatte eine Magnitude von 0,3.

Wie aber entsteht ein solches Erdbeben? Die drei bekanntesten Ursachen habe ich an dieser Stelle in unterschiedlichsten Texten bereits geschildert – Tiefenbohrungen für die Geothermie und Vulkanausbrüche möchte ich deshalb heute aussen vor lassen. In diesem Blog geht es ausschliesslich um die Plattentektonik.

Vor 230 Millionen Jahren gab es nur einen Urkontinent, die „Pangäa“! In den folgenden 50 Millionen Jahren teilte sich dieser Riesenkontinent in zwei kleinere: „Laurasia“ auf der Nordhalbkugel und „Gondwana“ auf der Südhalbkugel. Zu „Gondwana“ zählen heute etwa Südamerika, Afrika, die Antarktis, Indien, Australien, Neuguinea, Madagaskar und Arabien. Beide Grosskontinente „schwimmen“ sozusagen auf dem extrem heissen Magma-Kern des Planeten und driften auch heute noch entlang des Mittelatlantischen Rückens auseinander †(„Kontinentaldrift“ nach Alfred Wegener 1915). Dabei werden rund 40 mm/Jahr zurückgelegt.

Diese Grosskontinente teilten und teilen sich nach wie vor in weitere Bruchstücke. So sind heute sieben grosse und mehrere kleinere Platten bekannt – die grössten davon sind die Pazifische, die Antarktische, die Nord- und Südamerikanische Platte, die Afrikanische, die Eurasische und die Australische Platte. Die schweren Platten liegen unter Wasser (Ozeanische), die leichteren über Wasser (Kontinentalplatten).

Entlang der Plattengrenzen kommt es immer wieder zu Erdbeben, da sich die Platten über- oder untereinander schieben bzw. beim Aneinander-reiben verhaken. Die Gesteinsmassen der oberen, festen Erdkruste sind damit immenser Spannung ausgesetzt. Werden diese Spannungen zu gross, so lösen sie sich ruckartig – ein Erdbeben („Epizentrum“)! Entlang dieser Plattengrenzen entsteht ein Becken, in dem sich die Sedimente Schicht auf Schicht übereinander ansammeln. Auf der anderen Seite jedoch driften die Platten aufeinander zu – es bildet sich ein Gebirge.

Eine der grössten Erdbebenzonen ist die San-Andreas-Verwerfung in Kalifornien, bei der sich die Pazifische und die Nordamerikanische Platte aufeinanderschieben. Das verursacht im gesamten pazifischen Raum Erdbeben und Vulkanausbrüche. Dies ist bekannt als der „Pazifische Feuerring“!

Das Atlasgebirge ist eine weitere dieser Zonen. Hier schieben sich auf einer Strecke von 2.300 km (Marokko, Algerien und Tunesien) die Afri-kanische und die Eurasische Platte aufeinander – es entstand im Laufe von Jahrmillionen das Faltgebirge „Atlas“. An Bruchstellen der Platten tritt Magma aus – ein Vulkan wie beispielsweise der Kilimandscharo entsteht.

Im Jahr 2012 veröffentlichten Experten rund um Gottfried Grünthal vom Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) anhand unzähliger Daten einen Atlas für Erdbebenzonen in Europa. Demnach muss jederzeit im östlichen Mittelmeer (Türkei, Griechenland, den Balkanstaaten und auch Italien) mit schweren Erschütterungen gerechnet werden, da sich hier die Afri-kanische unter die Eurasische Platte schiebt. An dieser Schnittstelle ist die Eurasische Platte in tausende Bruchstücke zersprungen. Der italienische Stiefel etwa wird wie ein Nagel nach Mitteleuropa hineingetrieben. Die Folge: Die Alpen bildeten sich heraus. Doch kann das Gebirge die enorme Wucht nicht komplett schlucken. Entlang des Oberrheingrabens bricht Europa langsam auf. Auch an der tschechischen Grenze kommt es immer wieder zu Erschütterungen.

Seismologen bezeichnen Erdbeben mit einer Stärke von 5,0 als „schwere“ Beben, da ab hier sichtbare Schäden an Gebäuden auftreten können. Die Richterskala wurde in den 1930er-Jahren von dem US-amerikanischen Seismologen Charles Francis Richter entwickelt. Dabei verstärken sich die Werte um den Faktor 10. Soll heissen, dass ein Beben mit der Magnitude von 7 zehnmal so schwer ist als eines mit 6! Diese „Richterskala“ wäre eigentlich begrenzt mit dem Wert 9 – wird heute jedoch als „nach oben offen“ geführt.

Unter Wasser lösen Beben zumeist Tsunamis aus, mehrere Meter hohe Wellen, die – wenn sie auf Land treffen – grosse Überflutungen anrichten, wie etwa jener am 26. Dezember 2004 in West-Indonesien und Thailand, der rund 230.000 Menschenleben forderte. Dem voraus ging ein „Megathrust“, ein Erdbeben mit einer Magnitude von 9,1 nach Richter mit dem unterseeischen Epizentrum rund 85 km von der Nordwestküste von Sumatra entfernt.

Nach einem stärkeren Erdbeben treten zumeist kleinere Nachbeben auf, da sich die Platten noch weiterbewegen und erst langsam wieder zum Stillstand kommen. Derartige Nachbeben sind nicht zu unterschätzen, da durch das Hauptbeben bereits beschädigte Gebäude komplett zerstört werden.

Erdbeben können nie unter Kontrolle gebracht werden. Also muss mit anderen Mitteln gegen hohe Opferzahlen gekämpft werden: Mit erdbebensicherer Bauweise, wie sie in Japan bei mehrstöckigen Gebäuden ein Muss darstellt. Doch – wie die Türkei (etwa in der ostanatolischen Verwerfung) oder zuletzt auch Marokko erwiesen haben, ist dies durch Pfusch oder zu wenig Geld nicht machbar. Wenn nun – wie etwa am Rheingraben – zusätzliche geothermische Tiefenbohrung durchgeführt oder gar Kernkraftwerke bzw. Endlagerstätten für Atommüll errichtet werden, so kann dies eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes nach sich ziehen.

Lesetipps:

.) Naturkatastrophen, Tsunamis, Hurrikane, Erdbeben, Vulkanausbrüche; Claire Watts; Gerstenberg Verlag 2008

.) Erdbeben – Gefahr aus der Tiefe; Gerd Höhler; Hoffmann & Campe 1984

.) Plattentektonik – Vulkane, Erdbeben & Co.; Friedhelm Heitmann; Kohl-Verlag 2015

.) Bauwerke und Erdbeben; Hrsg.: Konstanin Meskouris/Klaus-G. Hinzen/Christoph Butenwang/Michael Mistler; Vieweg und Teubner 2011

†

Links:

††www.gfz-potsdam.de

www.zamg.ac.at/cms/de/geophysik/erdbeben

www.seismo.ethz.ch/de/home/

www.geo.uni-hamburg.de

www.seismo.uni-koeln.de/

††

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Simbabwe – einst hoffnungsvoll, jetzt bettelarm

„… Karikatur eines afrikanischen Diktators!“

†(Der südafrikanische Erzbischof Desmond Tutu über Robert Mugabe)

In der Serie der Armenhäuser auf unserem Planeten, möchte ich heute ein weiteres Beispiel vorstellen. Ein Land, aus dem sehr viel hätte gemacht werden können, schliesslich erlangte es erst im Jahr 1980 seine Unab-hängigkeit von Grossbritannien und verfügt über große Goldvorkommen: Simbabwe.

Am 23. August fanden die letzten Wahlen statt. Schon im Vorfeld der Bekanntgabe des Ergebnisses am Abend des 26. August sprachen die 1.500 internationalen Wahlbeobachter von unzähligen Ungereimtheiten („Klima der Angst“), Widersacher Nelson Chamisa kündigte an, das Ergeb-nis anzufechten („Ein offensichtlicher und gigantischer Betrug!“).

„…entsprachen die Wahlen nicht den regionalen und internationalen Standards, einschließlich Gleichheit, Universalität und Transparenz!“

(Der österreichische Leiter der Wahlmission des EU-Parlamentes Andreas Schieder)

Der Leiter der Beobachter der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrika (SADC) soll gar persönlich angegriffen worden sein.

Bereits 2018 – bei den letzten Wahlen gingen tausende Menschen auf die Strassen und demonstrierten gegen das angeblich wiedergewählte „Krokodil“! Damals kamen Polizei und Militär zum Einsatz, konnten der Lage aber nicht mehr Herr werden – es fielen Schüsse. Demonstrierende Regierungsgegner sackten getroffen in sich zusammen, viele anderen schrieen verletzt um Hilfe. Auch heuer gab es zahlreiche Demons-trationen.

Nach offiziellem Ergebnis erhielt der bisherige Amtsinhaber Emmerson Mnangagwa (genannt „Das Krokodil“) heuer 53 % der Stimmen, Heraus-forderer Nelson Chamisa 44 %.

Inzwischen haben sowohl das deutsche Auswärtige Amt als auch das österreichische Außenministerium Sicherheitshinweise (Sicherheitsrisiko 2) ausgesprochen, wonach v.a. in der Hauptstadt Harare Menschenan-sammlungen gemieden und vor der Einreise unbedingt eine Reiseregis-trierung in der Krisenvorsorgeliste im Auswärtigen Amt bzw. dem Außen-ministerium veranlasst werden soll. Das Land droht zu kippen und im Bürgerkrieg unterzugehen, sollte sich die Lage nicht beruhigen. Wie aber kam es nun dazu?

Der heute 80-jährige Mnangagwa hatte im Jahr 2017 die Präsidentschaft von Diktator Robert Mugabe übernommen. Bei den 2018 folgenden Wahlen ging „Das Krokodil“ von der Partei Zanu PF als Sieger hervor – mit knappem Vorsprung auf den auch heuer wieder angetretenen Kontra-henten Nelson Chamisa von der Oppositionspartei CCC. Beide Male erhielt der Amtsinhaber über 50 %, sodass es zu keinen Stichwahlen kommen musste. Ebenso heuer wie auch 2018 wird Chamisa wohl mit seinem gerichtlichen Einspruch gegen die Wahl keinen Erfolg haben.

Simbabwe ist etwa so gross wie Deutschland und Belgien zusammen, bewohnt wird es von 2021 geschätzten 15,1 Millionen Menschen. Es grenzt an Südafrika, Botswana, Sambia und Mosambik. Der Name leitet sich vom Great Zimbabwe, einer vorkolonialen Ruinenstätte aus Stein-häusern ab, die etwa zur Zeit des europäischen Mittelalters erschaffen wurde. Am 02. März 1970 rief das bisherige Gouvernement Südrhodesien die Republik aus, gehörte aber bis zum 18. April 1980 weiterhin als Kronkolonie zum Vereinigten Königreich. Harare ist mit 1,49 Mio Ein-wohnern die mit Abstand grösste Stadt des Landes. Das Klima ist sub-tropisch/tropisch – die Regenzeit dauert von November bis März. Mit rund 1.000 mm/qm fallen in diesen Monaten rund 90 % der Jahres-regenmenge.

Die Bevölkerung setzt sich vornehmlich aus den Shona (70 %), den Ndebele (13 %) und den Chewa (6 %) zusammen. Während der Kolonial-zeit kamen sehr viele weiße Farmer und Händler in’s Land (rund 5 % der Bevölkerung). Diese bewirtschafteten die fruchtbarsten Regionen des Landes, der einheimischen Bevölkerung blieb nur der zumeist dürre Rest. Mit der Unabhängigkeit allerdings begann die Abwanderung dieser Bevöl-kerungsschicht, die sowohl das wirtschaftliche, als auch soziale und politische Leben im Land ganz massgeblich geprägt hatte.

Die Kolonialherren bereiteten das Land eigentlich recht gut auf seine Unabhängigkeit vor. So trat am 21. Dezember 1979 das „Lancaster House Agreement“ als Übergangsmassnahme in Kraft. Die parlamentarische Republik wurde alsdann geführt vom Präsidenten Canaan Banana, die Regierung von Robert Mugabe, einem Lehrer und späteren Widerstands-kämpfer gegen die Kolonialherrschaft, der in der Bevölkerung einen ausgezeichneten Ruf genoss. Er war es auch, der federführend an den Verhandlungen zur Unabhängigkeit des Landes in London beigetragen hatte. Das House of Assembly stellte die Abgeordnetenkammer dar, die alsdann die Mitglieder des Senates wählten, dem zudem die Stammes-häuptlinge angehörten. Simbabwe galt lange Zeit als Vorzeigebeispiel für eine gut gelungene, junge afrikanische Republik. Allerdings dürfte einer der Fehler der Kolonialherren ausschlaggebend für die Zukunft des Landes gewesen sein: Die einheimische Bevölkerung durfte sich erst ab 1978 aktiv politisch beteiligen. zuvor war sie quasi stimmlos. Das nutzte der christlich-maoistische Regierungschef Mugabe skrupellos aus. Sehr rasch kehrte er dem sozialistisch geprägten Stil den Rücken, er regierte zunehmend autokratischer und wandelte das Land in einen Einparteien-staat und schliesslich eine Präsidialrepublik um. Nachdem Staatspräsident Canaan Banana wegen angeblicher Homosexualität verurteilt wurde und nach Südafrika flüchten musste, schaffte Mugabe den Posten des Premierministers ab – er war nun zugleich Staatsoberhaupt und Regierungschef.

Hinzu kam in den 80ern eine AIDS-Epidemie mit der weltweit höchsten HIV-Ansteckungsquote. Seit Mitte der 90er-Jahre allerdings sinkt gottlob die Zahl wieder. Nicht zuletzt aufgrund eines im vergangenen Jahr aufgehobenen Gesetzes (Abschnitt 79 des simbabwischen Strafgesetz-buchs), wonach die wissentliche, aber auch unwissentliche Übertragung des Viruses strafbar war.

Ausserdem wanderten mehr als 3 Millionen Menschen illegal nach Süd-afrika aus, wo sie v.a. als Arbeitskräfte einst gern gesehen, zuletzt jedoch nicht mehr willkommen waren. Das Land bewegte sich immer mehr zum Abgrund hin. Die Arbeitslosigkeit avanzierte zunehmend zum Problem, es tobte der Hunger, Energie wurde knapp. Mugabe regierte bis 2017 diktatorisch mit Hilfe des Militärs, der Polizei und seines Geheimdienstes. In den Jahren 2006 und 2009 belegte das Land in der Zufriedenheitsliste, dem „Happy Planet Index“ der New Economics Foundation, von 188 Staaten der Erde jeweils nur den letzten, anno 2016 den 155. Platz.

Mugabe erstellte zu Beginn einige recht sinnvolle Regierungsprogramme: So förderte er die Kleinbauern, baute ein Gesundheitssystem auf und stärkte die Bildung. Die Kindersterblichkeit aufgrund von Unterernährung ging zurück, die allgemeine Lebenserwartung stieg. Mit dem 1991 eingeführten „Strukturanpassungsprogramm“ allerdings wurde der Karren immer mehr in den Schlamm gefahren. Mugabe erwartete sich dadurch mehr ausländische Investoren. Die kamen auch – allerdings hatte die Bevölkerung nichts davon – sie konnte sich dem neuen Markt nicht anpassen. Die öffentlichen Zuwendungen aus den Regierungs-programmen gingen zudem zurück. Die Folge: Die Wirtschaft stagnierte – die Arbeitslosigkeit nahm erneut zu. Im Jahr 2000 lehnte das Volk eine von Mugabe geforderte Verfassungsreform ab. Er und seine Partei-schergen von der ZANU-PF sahen ihre Felle davonschwimmen – Militär und Polizei wurden zusehends mehr gegen die eigene Bevölkerung ein-gesetzt, vor allem jedoch gegen die Opposition, Organisationen und Gruppierungen, die der Regierungspartei gefährlich werden konnten. Im Jahr 2000 enteignete die Regierung durch die Landreform die weißen Farmer grossteils gewaltsam. Deren Ländereien sollten offiziell an Klein-bauern gehen – inoffiziell wurden die rund 11 Millionen Hektar unter Parteimitgliedern und Freunden Mugabes aufgeteilt, die in den meisten Fällen gar keine Ahnung von Landwirtschaft hatten. Da die meisten Farmer zuvor ihre Höfe, die Gerätschaften, Bewässerungsanlagen und die Ernte vernichtet hatten, war das Land plötzlich auf Lebensmittelimporte angewiesen. Ein Land, das zuvor als die „Kornkammer Afrikas“ bezeichnet wurde. Die EU belegte aufgrund dessen den Staatspräsidenten mit einem Einreiseverbot – er durfte nurmehr an Veranstaltungen der Vereinten Nationen und des Vatikans teilnehmen. Im Jahre 2002 wurde die Mitgliedschaft des Landes im Commonwealth suspendiert – im Jahr danach folgte der Ausschluss. Mugabe bezeichnete unterdessen die Mit-glieder der britischen Labour-Party als „Gay Gangsters“! Viele der enteig-neten Farmer übrigens flüchteten in das ehemalige Nord-Rhodesien (Sambia) und bauten dort erneut erfolgreiche Farmen auf.

Im Mai/Juni 2005 ging die Regierung im Rahmen der „Operation Murambatsvina“ („Müllbeseitigung“) gegen den Schwarzmarkt vor. Die Massnahmen betrafen nicht weniger als 750.000 Menschen – ihre Behausungen wurden komplett zerstört. Beobachter sprechen allerdings in diesem Zusammenhang von einem gezielten Vorgehen gegen Oppo-sitionelle.

Politisch regierte Mugabe inzwischen ganz offiziell als Diktator – Kritiker liess er ermorden. Von einem Rechtsstaat konnte keine Rede mehr sein. Zwar gab es auch weiterhin Wahlen, allerdings monierten die wenigen zugelassenen Wahlbeobachter grossflächige Beeinflussung und Manipu-lation. Mugabe stellte sich auch im Jahre 2008 inzwischen als 84-jähriger erneut dem Wahlvolk. Allerdings hatte er erheblichen Gegenwind. So kandidierten sein ehemaliger Finanzminister Simba Makoni mit der Unterstützung einiger anderer wichtiger Mitglieder der ZANU-PF, aber auch Morgan Tsvangirai von der Oppositionspartei MDC gegen ihn. Erste Hochrechnungen vom 2. April sprachen vom Sieg und der absoluten Mehrheit des Oppositionskandidaten Tsvangirai – offiziell schliesslich waren es 47,9 %, Mugabe kam auf 43,2 %. Eine Stichwahl war notwendig. Tsvangirai aber zog seine Kandidatur nach offenbar massiver Gewalt gegen MDC-Parteimitglieder zurück. Er selbst flüchtete aus Angst vor Repressalien der Regierungstruppen in die niederländische Botschaft. Nach der Vermittlung des südafrikanischen Staatspräsidenten Thabo Mbeki wurde zwischen den beiden verfeindeten Fronten eine Macht-teilung vereinbart.

2008 suchte die Cholera Simbabwe heim – sie forderte mehrere tausend Todesopfer. Der Ausnahmezustand wurde ausgerufen. Das nutzten offenbar die Sicherheitskräfte, Kriegsveteranen und Angehörige der Afrikanischen Nationalunion aus – sie wüteten blutigst in der Bevöl-kerung. Inzwischen bot Mugabe seine Kooperaton an, sofern die inter-nationalen Sanktionen gegen das Land aufgehoben würden. Am 11. Februar 2009 wurde Tsvangirai als Ministerpräsident vereidigt. Wenn auch die Wirtschaft nicht sofort darauf reagierte, so nahm doch zumindest die Gewalt im Lande ab. Im März 2013 stimmte das Wahlvolk für einen gemeinsam ausgearbeiteten Verfassungsentwurf. Bei der darauffolgenden Wahl am 31. Juli 2013 – erneut überschattet von vielen Vorwürfen über Unregelmässigkeiten – rief sich Mugabe mit angeblich 61 % der Stimmen als Sieger aus. Und weiter ging’s mit der Korruption. Das konnte am ehesten an der Goldförderung bemerkt werden. Wurden im Jahr 2004 noch offiziell 17 Tonnen gefördert, so waren es 2013 nurmehr offizielle 900 kg. Auch im Diamantenhandel verdienten Mugabe, seine Familie und Regierungsfreunde Millionen.

Während sein Volk hungerte, feierte der Diktator rauschende Feste. So soll zum 86. Geburtstag des Diktators Champagner geflossen und Kaviar in rauhen Mengen aufgetischt worden sein. Kosten: Rund 500.000 Dollar! Seinen 93. Geburtstag feierte Mugabe ebenfalls in ganz kleinem Rahmen. Kosten: Rund 1,9 Mio Euro!!!

Dem Diktator wurden alle jemals verliehenen Ehrentitel aberkannt, am 25. Juni 2008 entzog ihm Königin Elisabeth II. auch die Ritterwürde – 1994 hatte sie ihn zum „Knight Grand Cross des Order of the Bath“ geschlagen.

„Der einzige weiße Mann, dem man trauen kann, ist ein toter weißer Mann!“

(Robert Mugabe)

Am 15 November 2017 schliesslich putschte das Militär unblutig – Mugabe trat sechs Tage später zurück um dadurch einem Amtsent-hebungsverfahren vorauszueilen, das bereits in beiden Kammern des Parlaments gestartet worden war. Als neuer Präsident wurde Mugabes ehemaliger persönlicher und Parteifreund, der 74-jährige Emmerson Mnangagwa eingesetzt. Mit ihm teilte sich der Diktator während seiner Haft in den 60ern/70ern eine Zelle. Seit 1980 war Mnangagwa bis 2013 Minister in den unterschiedlichsten Ressorts, von 2014 bis zum Sturz Mugabes Vizepräsident. Er genoss also durchaus das Wohlwollen des Diktators und hat sicherlich vieles zu dessen Selbstverwirklichung beige-tragen. Etwa als Staatssicherheitsminister und somit Geheimdienstchef in den 80er-Jahren. Die Spitznamen, „Garwe“ bzw. „Ngwena“ (beides bedeutet „Krokodil“), die er sich im Guerillakrieg in Rhodesien wegen seiner Skrupellosigkeit erworben hatte, trägt er sicherlich zu recht. Im Jahre 1998 war er u.a. an der „Operation Sovereign Legitimacy“ (Osleg) beteiligt. Dabei räumten seine Schergen während des 2. Kongokrieges, in dem Simbabwe offiziell die Regierung der Demokratischen Republik Kongo unterstützte, Diamantenminen in der Provinz Kasa im Kongo leer. Schon 2002 empfahl eine Untersuchungskommission der Vereinten Nationen Sanktionen gegen Mnangagwa. Am 6. November, also neun Tage vor dem Militärputsch, wurde er durch Mugabe entlassen und musste gar wegen Landesverrates das Land verlassen, da er sich mit der Frau Mugabes überworfen hatte. Nachdem er aus dem Exil viele Arbeitsplätze und eine „neue Demokratie“ versprochen hatte, holte ihn das Militär zurück und machte ihn am 22. November zum neuen Macht-haber. In all den Jahren soll er sich ein recht erquickliches Vermögen angehäuft haben – dem armen Volk versprach er hingegen den Kampf gegen die Korruption.

Vieles hat sich seit dem Sturz des Diktators nicht gebessert. Beobachter sprechen nach wie vor von einem nur „teilweise freien politischen System“. Schon im Jahr 2000 hatte der heutige Machthaber in seinem Wahlkreis Kwekwe Central gegen den Oppositionsführer verloren, Mugabe erklärte ihn aber trotzdem zum Abgeordneten. Auch bei den Wahlen 2018 wurden seinem Mitbewerber, dem Pastor, Rechtsanwalt und Oppositionsführer Nelson Chamisa, durchaus gute Chancen voraus-gesagt. Dennoch sprach die Wahlkommission ZEC von einem Wahlerfolg des bisherigen Präsidenten mit 50,8 % der abgegebenen Stimmen, sein Kontrahent erhielt 44,3 %. Dasselbe Bild damals auch im Abgeordneten-haus: 140 von 210 Sitzen gingen an die Regierungspartei – dubioserweise genau eine Zweidrittelmehrheit. Erstmals waren wieder neutrale Wahlbeobachter zugelassen. Die Vertreter der EU betonten, es gäbe „positive Merkmale“ aber auch „ernsthafte Bedenken“, jene der Afrikanischen Union und des südafrikanischen Staatenbundes SADC bezeichneten die Wahlen als „friedlich“ und „ordentlich“. Die oppo-sitionelle MDC sprach wie auch heuer von massivem Wahlbetrug. Dies veranlasste tausende Menschen zu Protestkundgebungen. Armee und Polizei gingen mit aller Härte vor – man dulde keine weiteren Proteste, hiess es vonseiten der Regierung. Nach offizieller Meldung gab es sechs Tote. Der Leiter der EU-Wahlbeobachter, Elmar Brok, meinte, dass absichtlich eskalierend eingegriffen wurde um den Widerstand zu unter-drücken. Die Parteizentrale der Opposition wurde durch die Polizei gestürmt.

Nun – fünf Jahre später – scheint das Land erneut dort angelangt zu sein, wo es einst war. Der Westen lehnt aufgrund der instabilen Lage wirt-schaftliche Beziehungen ab – nur Südafrika ist als Nachbarland und aufgrund der vielen Millionen an Flüchtlingen an einer friedlichen Lösung interessiert.

1997 zählte Simbabwe zu den wirtschaftlich stärksten Staaten des Konti-nents – seit 2015 weist es eine schwächere Wirtschaftsleistung als viele seiner Nachbarländer auf (1.203,23 € pro Kopf – Platz 107 von 132 Teilnahmestaaten). Einige Wirtschaftsbereiche liegen komplett brach. Noch 2015 waren 44,7 % der Bevölkerung unterernährt, 2022 sprach die Welthungerhilfe von 2,9 Mio Kinder unter 5 Jahren als „ausgezehrt“. Auf-grund einer Hyperinflation anno 2008 (90 Trilliarden Prozent) wurde ein Multiwährungssystem (US-Dollar, südafrikanischer Rand, britisches Pfund und chinesischer Yuan) eingeführt.

Nach wie vor gehört die Korruption zur Tagesordnung. Selbstverständlich geht es auch weiter mit dem Kampf der Stämme. Im Jahr 1837 wurden viele bislang von den Shona regierte Staaten von den Ndebele unter-worfen, die von Südafrika aus kommend nach Norden wanderten. Heute stellen die Shona den Grossteil der Bevölkerung. Sowohl Mugabe als auch sein Nachfolger gehören diesem Volksstamm an. Unter Mnangagwa wurde in den 80ern die Gukurahundi-Operation durchgeführt, in deren Rahmen rund 20.000 Oppositionelle zu Tode kamen – ein Grossteil davon waren Ndebele. Die Religion übrigens spielt keine grosse politische Rolle, sind doch rund 95 % Christen und weniger als ein Prozent Muslime.

Der diesjährige Gegenkandiat Nelson Chamisa engagierte sich schon während seiner Studentenzeit politisch. Im Jahr 2007 wurde er auf dem Weg zu einer Konferenz in Europa von zwei Staatssicherheitsagenten brutalst am Flughafen zusammengeschlagen. Er erlitt dabei einen Schädelbruch. Zwei Jahre später holte ihn Morgan Tsvangirai in die bis 2013 parteiübergreifende Regierung mit Mugabe. Der Reformer ist v.a. in der jungen und arbeitslosen Bevölkerung sehr beliebt.

Nur rund der 15 Millionen Einwohnern des Landes haben einen Job – der Rest lebt in extremster Armut. Die Inflation schwankte zuletzt zwischen 70 und 175 %. Bleibt zu hoffen, dass das Land endlich zur Ruhe kommt, sodass gemneinsam an einer besseren Zukunft gearbeitet werden kann!!!

Lesetipps:

.) Mugabe: Ein afrikanischer Tyrann; Christoph Marx; Beck 2017

.) A Predictable Tragedy. Robert Mugabe and the Collapse of Zimbabwe, Daniel Compagnon; University of Pennsylvania Press 2010

.) Robert Mugabe: A Life of Power and Violence; Stephen Chan; London 2003

.) Zimbabwe at the Crossroads; Jacob Wilson Chikuhwa; AuthorHouse 2006

.) Zimbabwe. The Political Economy of Decline; Suzanne Dansereau/Mario Zamponi/Henning Melber; Nordiska Afrikainstitutet 2005

.) A Crisis of Governance. Zimbabwe; Jacob Chikuhwa; Algora Publishing 2004

.) Zimbabwe. The Past is the Future. Rethinking Land, State and Nation in the Context of Crisis; David Harold-Barry; Weaver Press 2004

.) Mugabe. Power, plunder, and the struggle for Zimbabwe; Martin Meredith; Public Affairs 2007

.) Zimbabwe. The Rise to Nationhood; Jacob W. Chikuhwa; AuthorHouse 2006

Links:

– www.parlzim.gov.zw

– www.zim.gov.zw

– www.zimfa.gov.zw

– www.zanupf.org.zw

– www.mdc.co.zw

– www.wfp.org

– www.unicef.org

– hdr.undp.org

– www.auswaertiges-amt.de

– www.bmeia.gv.at

– www.helpline-eda.ch

– www.misa.org

– www.eisa.org.za

– www.newzimbabwe.com

– www.chronicle.co.zw

– zimnews.net

– theafricareport.com

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